Freeze 2021

2021 war das Jahr des Stillstands. Obwohl die Pandemie die Welt so stark verändert wie zuvor kein anderes Ereignis in den letzten 10 bis 20 Jahren scheint in unserem Alltag nichts zu passieren. Kontaktbeschränkungen und Einschränkungen der Reisemöglichkeiten bewirken das. Immerhin sind alle meine Lieben wohlauf, niemand ist überraschend gestorben und das ist auch was.

Raureif auf einer Bierzeltgarnitur in Berlin-Lichtenrade, 12/2021

Impfzeugnis

Impfzeugnis 1867 (Pocken) – Privat

Früher war natürlich alles schöner, auch die Impfzeugnisse. Nachdem wir heute diese Dokumente auf dem Handy haben, ist diese Bescheinigung aus dem Jahr 1867 (Insbruck) über die erfolgreiche Impfung gegen „Schutzpocken“ geradezu künstlerisch. Kleines Kind, Kuh, kleiner Pieks in den Oberarm – auch die Pocken haben mal richtig Menschenleben gefordert und wenn diese absurden Diskussionen über das Ob einer Impfung nicht bald mal aufhören, dann ….

Aber Geduld: Möglicherweise haben wir (ob mit oder ohne Impfgegner) auch so oder so noch mehrere Jahre Corona vor uns.

Nie wieder Twitter #lasttweet

Screenshot: @azche24 zuletzt bei Twitter

Unter dem Pseudonym @azche24 habe ich etwa 10 Jahre lang selten geschrieben, aber oft und gern gelesen. Und dann kam der unsägliche, der Realtiy-TV Präsident der USA. Und es kam eine von diesen Influencerinnen aus dem Hause Kardashian – “my ass will blow the internet”. Und dann kamen auch immer wieder ehemalige ParteifreundInnen der Grünen, die (ebenso wie ihre Kolleginnen und Kollegen von der SPD und wohl auch anderer Parteien) offenbar meinen, der faktenfreie Einzeiler, das stumpfe Gesudel, das Herumpusten von halbgaren Ansichten (und seltener Einsichten) aller Art wäre Politik oder wichtig. Da wird nach Herzenslust herumgekaspert, werden Halbwahrheiten und zum Teil aberwitzige Statements abgesetzt – es liest sich oft, als würden minderbegabte Mittelstüfler versuchen, ihren Anzeigenplatz in der Tageszeitung oder die leeren Seiten ihrer lokalen Schülerzeitung zu füllen. Um jeden Preis.

Was als Informationsmedium – sozusagen als Pressespiegel begann, wo ich mich schnell informieren und Informationen aus vielen unterschiedlichen Quellen aggregieren konnte – es verkam zum Meinungsmedium, zur Plattform für selbsterenannte Auskenner, Trolle, Reality-TV Operettenkasper und für Hater aller Art. Möchtegern-Models, Frauen von Fußballspielern und natürlich Johnny Kaschulke aus der Eckkneipe – alle wollen sie etwas loswerden, Glaubenssätze, Ansichten und oft einfach nur Hass. Dazu kommen Möchtegern- und richtige Politiker bis hinunter auf Kreis- und Abteilungsebene der Parteien. Jede/r hat Ansichten, Meinungen – es ist so öde! Und leider (bis auf die offensichtliche Freude an der Selbstdarstellung) auch nicht relevant.

Und alle füttern sie damit eine Firma, deren größte Umsatzbringer genau solche Suppenkasper sind wie die eingangs genannten. Es wurde für mich zunehmend schwer erträglich. Zumal das Medium (ursprünglich noch mit 180 Zeichen) sich nicht für differenzierte Analyse eignet, wohl aber für One-Liner und Krawall aller Art.

Und dann war da noch der berühmte “Rotwein-Tweet” des Robert Habeck, der am späten Abend Mist twitterte, nur um am nächsten Morgen zu merken, dass dies Mist war. Und sich (das muss man ihm wirklich hoch anrechnen) sofort von Twitter verabschiedete.

Denn es gibt keine andere Konsequenz als diese – es ist niemandem verwehrt, durch Talkshows zu tingeln, Fotos vom eigenen Hintern ins Internet zu stellen oder in jeder Form herumzutrollen. Aber wer da mitmacht, füttert das Biest. Sorry, aber bleibt dran – es geht auch ohne Twitter!

Brunnen und Populismus am Breslauer Platz

Eine der seltsamsten Bürgerversammlungen aller Zeiten erlebte ich vor etwa einem Jahr im Rathaus Schöneberg zum Thema Brunnen am Breslauer Platz. Erschienen waren etwa 30 Anwohner überwiegend älteren Semesters, die sich zu einer Bürgerinitiative Breslauer Platz zusammengefunden haben, der technische Leiter der Berliner Wasserbetriebe, seine für Trinkwasserbrunnen zuständige technische Mitarbeiterin, die fachliche zuständige Bezirksstadträtin für Bürgerdienste, Ordnungsaufgaben und Grün Christiane Heiß (Grüne), weitere Mitarbeiter des Bezirksamts und die Bezirksverordnete und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD in der BVV Tempelhof-Schöneberg, Frau Marijke Höppner (SPD).

Die Empörung der anwesenden Bürger, vorgetragen in zumeist entrüstetem Ton und teilweise in breitem Schwäbisch war groß. Dem Bezirksamt wurde Versagen vorgeworfen, den anwesenden Fachleuten der Berliner Wasserbetriebe Inkompetenz und unzureichende Kenntnisse im Bereich Trinkwasserbrunnen. Mehrere rüstige Rentner erklärten im Brustton der eigenen Kompetenz, sie hätten durch telefonische Erkundigungen insbesondere bei den Wasserbetrieben der Stadt Wien längst herausgefunden, wozu Bezirksamt und Berliner Wasserbetriebe offensichtlich nicht in der Lage seien, nämlich dass es Brunnen gäbe, die ganzjährig in Betrieb bleiben können und natürlich wesentlich besser aussehen als die Trinkwasserbrunnen der Berliner Wasserbetriebe. Ein anderer Teilnehmer erklärte, er sei ja schon in Rom und Paris gewesen. Da seien die Brunnen sowieso schöner. Warum so etwas nicht in Berlin möglich sei.

Worum es bei dieser von der örtlichen SPD Friedenau angestoßenen Versammlung eigentlich ging, ist heute wohl nur noch für eingeweihte Kenner der lokalen Politik nachvollziehbar. Der Breslauer Platz wurde aufwändig umgestaltet und dabei unter anderem die an der westlichen Weiterlesen

Freie Fahrt durch Fahrradständer

Manchmal bin ich so stolz auf meine Frau, die mittlerweile kampferprobte Stadträtin für Bürgerdienste, Ordnungsaufgaben, Natur und Grün und viele sonstige arbeitsintensive Aufgaben beim Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, Christiane Heiß (Grüne). Im Jahr 2012 (damals noch eifrige Bezirksverordnete ihrer Partei) bemerkte sie, dass der Eingang zum so genannten Cheruskerpark an dieser Stelle ständig durch Autos zugeparkt wird. Trotz Bordsteinabsenkung und teilweise so extrem, dass die Fahrradfahrer zwischen den geparkten Autos überhaupt nicht mehr durch kamen. Und stellte einen Antrag, das Bezirksamt möge hier tätig werden.

Nun, mehr als 5 Jahre später, sind die Bauarbeiten endlich abgeschlossen. Mit deutscher Gründlichkeit hat die Behörde (mittlerweile der ehemaligen Bezirksverordneten unterstellt) eine „Bürgersteigvorstreckung“ anfertigen lassen und viele viele Fahrradständer. Jetzt kommt man immerhin wieder mit dem Fahrrad von der Straße in den Park. Etwas weniger Fahrradständer hätten wohl auch gereicht. Mission completed.

Jeanne Moreau ist nicht mehr „Viva Maria!“

Jeanne Moreau (Quelle: imdb.com)

Ich bin traurig. Die resolute Dame aus Frankreich, die mir immer wieder filmisch über den Weg lief und mein Bild der selbstbewussten, etwas distanzierten und trotzdem empathischen Französin im Film prägte, lange bevor ihr dann andere Damen wie Catherine Deneuve, Fanny Ardant oder Isabelle Huppert folgten. Für mich als Schauspielerin und Frau der Gegenentwurf zu ihrer bekannteren Zeitgenossin Brigitte Bardot, die mit Schmollmündchen und unsäglichen Filmen wie „Und ewig lockt das Weib“ nicht lange brauchte, um erst bekannt und danach vergessen zu werden.

Meine früheste (und lebhafteste-) Erinnerung ist ihre Rolle der weiblichen Che Guevara aus Irland in „Viva Maria!“ von Louis Malle, einer wirklich derben Revolutionskomödie. Heute undenkbar: Mit strahlendem Lächeln, Brust und Bein und wehendem Langhaar zerstört und bombt Moreau hier gegen die Diktatur und ist dabei ganz Dame. Mitte der 60er Weiterlesen

Kat Edmonson – Way Down Low (2013)

Kat Edmonson, die Sängerin mit der kratzigen, extrem modulationsreichen Stimme, ist meine große Hoffnung im Grenzbereich von Pop und Jazz.

Auf diesem ihrem zweiten Album trägt Sie eigenes Songmaterial vor, dessen ironische, nachdenkliche und doch immer heitere Machart mich immer wieder zu kleinen Lachern zwingt. Wenn Sie beispielsweise in ihrem Song „Champagne“ über das gleichnamige Getränk sinniert und dessen Auswirkungen auf ihren eigenen Umgang mit dem anderen Geschlecht – ganz leicht, immer etwas distanziert und dazu mit den drolligsten sängerischen „Tricks“ – schon mal ein angetrunkenes Mädel singen hören? Sie deutet das nur ganz kurz an und gut ist. Es ist zum Kugeln (den Song gibt es übrigens auch bei YouTube). Nie wird es platt, nie sentimental und wenn die junge Texanerin mit breit rollenden Vokalen raunzt, dass sie irgendwie nicht für „diese Zeiten“ gemacht sei (I Just Wasn’t Made for These Times), dann glaubt man ihr das sofort. Zwar nicht ohne Mikrofon, aber als Jazz-Pop Sängerin hätte sie auch in den 50er oder 60er Jahren große Karriere gemacht.

Ihre Gesangstechnik ist ebenso originell wie songdienlich: Sie raunzt, gurrt, dehnt Vokale wie früher vielleicht Amy Winehouse, variiert geschickt das Tempo und wechselt

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Zyxel NSA 325v2 as rsync backup target

Almost by incident i learned, that the Zyxel NSA 325v2 is a pretty cool rsync target for normal backup jobs. And this is done without any hacks or special configuration on the Zyxel NAS, which makes this very convenient for backup and desaster recovery.

ScreenshotThe Zyxel NSA 325v2 is a pretty nice low-budget NAS, but has some drawbacks: The firmware is rarely updated and the offical support lacks consistency. And you can not easily extend the features, but have to use hacks every time, which are lost after each reconfiguration. So i decided to tear my hevily modified Zyxel NAS down and use a Synology DS 215+ as the main NAS – a pretty smart decision so far. But what about the rsync backups. I never ever again wanted to hack around with the FFP (FonzFonPlug) and do lots of manual reconfiguration, which normally is lost in case of harddrive crash or firmware upgrade.

This was very easy:

  1. Install the original Zyxel backup planner (just install, no need to configure anything) and enable SSH access (don’t know, if this is needed, but did it anyway). This tool is included in every standard-firmware (4.80 in my case) and just has to be installed and activated.
  2. Create the same admin user on both NAS with same password.
  3. Create a normal rsync backupt task in the GUI of the Synology NAS – choose IP of NSA325, admin and regular admin password for credentials, name this job somehow and let the rsync-client on the Synology NAS do the rest.

Works like a charm. The necessary directories are created automagically and files are backed up via the DSM gui on the Synology NAS. The first backup is pretty slow, but who cares.

Another fine side-effect: The backup-files are not visible via Windows in the network neighborhood – there is no windows share so no user can mix it up or ocasionally delete them. And you do not have to be concerned about the write-permissions, which is very annoying to me in „normal“ rsync usage. A simple way to get secure and stable backups. Restore is also done via the Synology GUI and just a few mouseclicks away.

And if you follow the advice by german computer magazine ct not to use RAID configurations as a backup target (which makes very much sense if you consider this closely), you just set up a bunch of disks JBOD and get lots of capacity from your old harddrives. Backups without the hassle and the cost.

Gesichter vo(r)m Gasometer Schöneberg

Wolfgang Leonhardt von der Volks-Galerie hat wieder zugeschlagen und eine Fotoserie von Nachbarinnen und Nachbarn präsentiert, die hier im Cafe Peppe zu sehen ist.

Was die porträtierten Menschen eint, ist der kleine schwarze Gasometer im Hintergrund, dessen Vorlage ebenfalls ausgestellt ist. Und das Statement:

Hier, am Gasometer, ist für mich Heimat.

Gelungen. Anrührend.

Xiaomi Piston In-Ear Headset Fake

2014-11-11 FakePistonsProduktpiraterie ist in China ein Kavaliersdelikt, jedoch in Deutschland strafbar. Und besonders gern kopiert werden gute Produkte chinesischer Hersteller wie das In-Ear Headset Piston des chinesischen Herstellers Xiaomi. Das Xiaomi Piston Headset (Gold) ist eines der musikalisch besten und preiswürdigsten In-Ear Headsets für Android Handys, die nicht dem von Apple propagierten CTIA „Standard“ für Kopfhörerbuchsen folgen, sondern den originalen OMTP-Standard verwenden. Es klingt hervorragend und vor allem funktionieren Mikrofon, Lautstärkeregelung und die Stop/Vor/Zurück Taste am Bedienteil auch an Android Handys.

Umso mehr ärgerte ich mich, als ich mein direkt bei Xiaomi bestelltes Headset verbummelte und danach über Amazon von einem chinesischen Anbieter versehentlich ein Plagiat kaufte. Wie der Zufall so will: Am selben Tag kam das vermeintliche Original-Ersatzteil aus China und ich fand das verbummelte Original wieder. Und brauchte keine 30 Sekunden, um die Fälschung als solche zu erkennen. Und wem diverse Videos bei Youtube zu lang sind, kann hier ganz klar die Unterschiede sehen:
Links Fälschung, rechts OriginalDie Fälschung links hat eine kleinere (und glänzende-) Öffnung. Die Öffnung des Originals rechts ist matt und hat 5 mm Durchmesser. Die Fälschung hat (mit dem Lineal gemessen) nur 4 mm Öffnung. Links die Fälschung ist am Knickschutz unbeschriftet. Beim  Original rechts steht L / R und das Original hat einen kleinen Wulst kurz vor dem Übergang zum Kabel.

Auch in der Verpackung erkennt man die Fälschung:

Plastikbox des Fake ohne Kabelclip

Plastikbox des Fake ohne Kabelclip

Die Originalverpackung hat einen kleinen Metallclip zur Befestigung des Kabels an der Kleidung über den Gummistöpseln. Beim Fake fehlt das komplett. Es gibt noch weitere äußere Merkmale, die aber zum Teil sehr schwer zu finden sind. Rein äußerlich handelt es sich um sehr gekonnte Fälschungen, die ohne genaue Infos praktisch nicht als solche zu erkennen sind.

Und nicht zuletzt: Der Klang! Das originale Headset Piston von Xiaomi hat einen wirklich guten Klang, bei dem man (gute Musikdatei und ordentliche Aufnahme vorausgesetzt) auch am Handy viel Spaß mit einer guten Aufnahme hat und zugleich wirklich jedes Detail hört. Es stellt sich sofort der „Musik ist zum Grinsen schön Effekt“ ein und man will überhaupt nicht mehr aufhören mit dem Hören (ein Review folgt). Der Fake klingt wesentlich lauter, gröber, mittig, verzerrt und wird einem schon nach wenigen Sekunden beim Hören lästig.

Der Besitz von Produktfälschungen ist (was viele nicht wissen) in Deutschland strafbar. Wer versehentlich einen Fake kauft, sollte den Lieferanten oder die Verkaufsplattform oder den Zoll informieren, die Beweise sichern (Fotos) und danach das Produkt sofort vernichten.

Bazaar Cassandra in der Neuköllner Oper

Nur noch kurze Zeit auf dem Spielplan: Bazaar Cassandra in der Neuköllner Oper – und es war eine grandiose Inszenierung.

Vom geschickt einfachen und doch allumfassend vielseitig genutzten Bühnenbild über die abwechslungsreiche und in der Tat sinnliche Musik, die von dem Ensemble trotz der durchaus nicht immer eingängigen Arrangements so präzise und im aufmerksamen Miteinander umgesetzt wurde. Von der eindrucksvollsten szenischen Darstellung einer Vergewaltigung, die ich je gesehen habe über den Gesang Linard Vrielinks, der sich eindrucksvoll auch um die leisen und lyrischen Töne seiner Rolle kümmerte bis zum anspruchsvollen Libretto, das die Probleme der Riskoeinschätzung und Prognostik (meine Frau befasst sich beruflich mit diesen Dingen und war sehr beeindruckt) ebenso gekonnt wie beiläufig problematisierte wie die Unfähigkeit der Kommunikation allgemein und mit Politikern und Vätern im Besonderen.

Aber das Sahnehäubchen auf meinem Opernabend war die durch aufwändige, quasi Weiterlesen

Vor 70 Jahren verhaftet

Am 5. Juli 1944 wurde Julius Leber kurz vor dem missglückten Attentat auf Hitler vom 20.07.1944 verhaftet. Er hatte an einer konspirativen Sitzung mit Vertretern der SPD und der kommunistischen Partei teilgenommen – zusammen mit einem von den Kommunisten mitgebrachten Spitzel, der die Teilnehmer der Sitzung an die Gestapo verriet. 70 Jahre danach informiert die Initiative für eine Gedenkstätte Leber im Spenerhaus über die damaligen Abläufe. Und die für die mehrheitlich beschlossene Gedenkstätte in der Torgauer Straße zuständigen Stadträte Kaddatz und Krüger (CDU) finden das offenbar ganz schrecklich. Und es wird das haltlose Gerücht verbreitet, die Initiative würde die Fertigstellung des Grünzuges in diesem Bereich verhindern. Hoffen wir, dass es nicht wieder 70 Jahre dauert, bis eine der wichtigsten Figuren der Nazizeit auf der Roten Insel und in der Torgauer Straße angemessen sichtbar wird!

Reboot Schleife beim Zyxel NSA 325 NAS

Der ZyXEL NSA325v2 NAS-Server (egal ob Version 1 oder 2) wird von mir gern verwendet. Es ist schnell, preiswert und kann mit dem FFP (FonzFonPlug) leicht „aufgebohrt“ werden, so dass es auch Rsync, BT-Sync und ähnliche Programme verwenden kann. Ein Review zu diesem Gerät habe ich bereits hier geschrieben. Extrem lästig ist aber eine Firmware-Macke, die auch in der neuesten Version der Firmware nicht behoben wurde. Sie hat mit dem zeitgesteuerten Ein- und Ausschalten (von Zyxel als „Energieplan“ bezeichnet) zu tun.

Symptom: Meist nach einer Änderung der Timer-Einstellungen („Energieplan“) startet das NAS und geht unmittelbar darauf (nach 20-30 Sekunden) wieder schlafen. Manche Benutzer berichten auch von einer Dauer-Boot-Schleife („Reboot AN oder Reboot AUS“).

Der Trick ist das vom NAS-Experten Mijzelf entwickelte usb_key_func.sh. Diese Sammlung von Skripten muss auf einen FAT-formatierten und ausreichend schnellen Weiterlesen

Albert Lee rocks the nursing home

Albert Lee & Hogan’s Heroes yesterday played a full two hour set at Berlin Club Quasimodo – what a joy. Attended by an audience mainly older than me (i’m 55 now) and partly as old as 70 year-old Lee himself (that grandma in the blue shirt was really rocking and dancing). Lee and his bandmates started some fast country-rockers, moved over to rockabilly (which seems to be the biggest musical influence to all band-members) and never let down. Some softer ballads in between, where Lee played a wonderful sounding Yamaha CP-70 and his keyboarder Gavin Povey showed his skills in singing.

Lee has the unique gift of playing his licks incredibly fast without ever letting us feel this. Even at the highest tempo (and this is a really really fast band) it always sounds, as if every note has to be that way – no tricks, no showmanship and no doodling. The most amazing moments of this gig were the parts, when the musicians took over in the middle of the verse, the piano continuing the ultra-fast lick Lee started with pedal-steel closing the Weiterlesen

Willie Nelson und das Wüstenalbum – Teatro (1998)

Überwiegend eigene Songs aus der langen Karriere von Willie Nelson werden durch die stimmige Produktion von Daniel Lanois zu einem sehr homogenen und überzeugenden Album.

Lanois hat schon Bob Dylan (Oh Mercy) und Emmylou Harris  (Wrecking Ball) zu besonderen, die Karriere der Künstler zierenden Alben verholfen. Das gelingt auch hier. Die von scheinbar zufällig dahin groovenden Drums und einem dezent treibenden Bass zusammen gehaltenen Songs mit ihren halligen, verspielten Gitarrenbegleitungen kommen ohne Ausnahme im Tex-Mex Sound daher: Rumba, Salsa, hier klingt es stark nach Mexico und Texas. Emmylou Harris begleitet auf fast allen Titeln den knorrigen Schräg-Gesang Nelsons. Sie kann das wunderbar, wie man schon etwa 25 Jahre früher auf Bob Dylans famosen Album „Desire“ bewundern konnte.

Durch die einfühlsame und stimmige Produktion, das gute Songmaterial und die begnadeten Backing-Vocals von Emmylou Harris eines der besten Alben von Willie Nelson.

Zyxel NSA325_V2 – preiswertes, energiesparendes NAS mit kleinen Macken

Ich habe zwei ZyXEL NSA325v2 NAS-Server (2-Bay, SATA II, 1x Ethernet, USB 3.0), die V1 zu Hause und die V2 im Büro, jeweils mit der aktuellen FW 4.70. Für einige Einsatzzwecke ist dies (die Hardware-Unterschiede V1 und V2 sind minimal) ein sehr gutes Gerät. Preiswert ist es sowieso. Im Einzelnen:

Die Lautstärke: Ja, auch meine im Januar 2014 gekaufte NSA325V2 hat einen Lüfter, den man nach zwei bis 3 Betriebstagen (zuerst war sie ganz leise) in einem ruhigen Zimmer deutlich hört (es ist ein an- und abschwellendes Geräusch, das deutlich über dem Geräuschpegel eines normalen Rechners liegt). Das Gerät ist allerdings auch mit diesem billigen Lüfter deutlich leiser als meine V1 zu Hause (die steht in der Abstellkammer, wo Weiterlesen

Willie Nelson kann Cover – Across The Borderline (1993)

Willie Nelson macht auch hier sein eigenes Ding. Und puhlt dabei oft den Kern der Musik meisterhaft heraus. Bestes Beispiel bei der dieser von Anfang bis Ende lohnenden Zusammenstellung von Coverversionen bekannter Songs aus den 80ern und einigen eigenen Liedern ist bereits der Opener „American Tune“ von Paul Simon, der auch die Gitarrenbegleitung mit ihren vertrackten Modulationen spielt. Wie Nelson aus diesem exzellenten, aber im Original leider etwas sehr glatten Song ein nachdenkliches, bitteres Stück Musik macht mit Untertönen von Ärger und Zorn – das ist einmalig. Nur durch einige abrupte Temposchwankungen und etwas mehr „Feel“ im Gesang bekommt die gute Vorlage eine neue Dimension und eine interessante Note.

So ähnlich geht das auch bei vielen anderen Titeln. Die intergalaktische Ballade „Don’t Give Up“ von Peter Gabriel wird durch die verhaltene sparsame Begleitung ohne Weiterlesen

The Persuasions – Street Corner Symphony (1972)

Ein sagenhaftes, ein klassisches Acappella-Album:

Die Persuasions zelebrieren auf diesem 40 Jahre alten Album Acappella und wahren dabei ihren an Gospel und klassischem Soul orientierten Gesangsstil. Nicht der rasante stimmliche Overkill nach Art von Take 6 ist hier Maßstab, sondern die atmende, schlüssige Interpretation. Die ergreifende Interpretation des „Buffalo Soldier“, das humorvoll-erdige „The Man In Me“ und auch das abschließende Medley strahlen viel Ruhe und Souveränität aus. Und (die zum Teil heute noch singenden Bandmitglieder waren damals auf der Höhe ihrer stimmlichen Möglichkeiten) es klingt einfach wunderbar – hervorragende Interpretationen von wunderbaren Sängern, die sich und dem Zuhörer nichts beweisen Weiterlesen

Vergessene Perlen – Patty Griffin Silver Bell (2013)

Wenn so ein Album nach mehr als 10 Jahren aus den Archiven einer Plattenfirma auftaucht, ist irgend etwas falsch gelaufen:

Patty Griffin, Silver Bell (2013) – buy at your local dealer

Geplant war dieses Album als Nachfolger des rockigen und ziemlich sperrigen Albums „Flaming Red“ – es wurde bereits ca. 2000 aufgenommen. Durch den Wechsel des Labels blieben die im Studio von Daniel Lanois aufgenommenen Stücke über 10 Jahre im Archiv der Plattenfirma liegen – es ist der Wahnsinn.

Denn dies ist ein wirklich gutes Album. Es enthält mit „Truth #2“ einen der stärksten Songs Weiterlesen

Jam Odysee 2013

There was some pretty fine music this year as you can hear here. I discovered Shelby Lynne, Doris Day (her Jazz and Swing works) and Al Green, suddenly liked Willie Nelson, felt sad for the death of JJ Cale, Lou Reed and others, heard tons of #acapella and Little Feat & some #swing, #rockabilly – in the end i realized, that only a few musicians were much younger than me (and many a lot older).

Dive into my jams 2013

 

Zyxel NSA 325 V2 Flame

Ich kann es manchmal nicht verstehen. Da bringt der Hersteller von Netzwerkgeräten Zyxel nach seiner gelungenden NAS mit dem seltsamen Namen Zyxel NSA325 NAS-Server (2-Bay, SATA III, 1x RJ-45, USB 3.0) unter großem Zeitdruck (offenbar das bevorstehende Weihnachtsgeschäft) einen Nachfolger heraus, der etwas anders aussieht, einen größeren Lüfter hat und laut Hersteller auch eine leicht erweiterte Firmware bekommen soll. Dann stürzen sich die Käufer auf dieses Gerät

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und zerverreißen es in der Luft: Der Lüfter ist zu laut! Oh Schreck. Der Hersteller gibt sich alle Mühe, diesen blöden Fehler zu korrigieren, verschickt Gratis-Lüfter per Post, entschuldigt sich im eigenen Forum, bei Amazon, demnächst in Ihrem Heimkino – ein Art Hersteller-Kotau.

Natürlich muss sich Zyxel (wie jeder Hersteller in solchen Fällen) fragen lassen, was dieser Blödsinn soll. Ein 80mm Lüfter ist im Einkauf vermutlich ein Teil für 2-3 EUR; mit Weiterlesen

Season of the witch

…. ist eigentlich vom Folk-Barden Donovan, dessen Version mich nie überzeugt hat. Aber so richtig beißend wird es erst hier. Brian Auger, Julie Driscoll und die Band 1968 auf ihrem wundervollen Album „Streetnoise“.

Heute ist eigentlich Halloween und ich hoffe, dass keine verkleideten Kinder in Begleitung ihrer protektiven Eltern klingeln und „Süßes oder Saures“ rufen. Stattdessen: Adult Entertainment, etwas böse und bissig bitte!

Sündenfälle der Stadträtin?

In einem offenen Brief Sündenfälle der Dr. Klotz kritisiert der Verfasser die derzeit amtierende Stadträtin für (u.a.) Stadtentwicklung und Bauen, Dr. Sibyll Klotz (Grüne) und meint am Beispiel des umstrittenen Bauvorhabens Crellestraße 22a, die Stadträtin müsse sich stärker gegen Nachverdichtung engagieren. Er bezieht sich dabei auf einige auch in meinen Augen übertrieben defensive Äußerungen der Stadträtin in einem Artikel der TAZ, wo Frau Dr. Klotz u.a. zitiert wird:

 „Die Baumaßnahme … finde ich heftig, aber
das darf ich nicht entscheiden.“

Das ist so schlicht sicherlich nicht richtig – eine unglückliche Äußerung oder ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat. Dennoch ist es falsch, die erst seit 2012 amtierende Baustadträtin für die Probleme und Planungsfehler zum Beispiel in der Crellestraße zum Sündenbock zu stempeln. Denn das ist ein älteres Problem und nicht zuletzt eine Frage des Geldes. Ich habe dem engagierten Briefschreiber geantwortet und darauf hingewiesen, dass die jetzt zu beobachtende „Vorfahrt für Grundstücksaufkäufer“ Folge älterer Weiterlesen

Memphis Underground (1969)

The title-track of the album Memphis Underground (1969) by flutist Herbie Mann and many stellar artists (Larry Coryell, Ron Ayers, Tommy Cogbill, Sonny Sharrock an Reggie Young – to name a few) blew away the dust from some music-material. Rocking, steady and the ideal backing track for a summer party:

And Herbie Mann stays my favourite jazz and rock flutist, just to mention this 🙂

Lowell George @34

A short intermission for one of the greatest songwriters and crooners in rockmusic – Lowell George, who died on june 29th 1979 from heart-attack at the age of 34 shortly after finishing his only solo album „Thanks, I’ll Eat It Here“. This song „20.000.000 things to do“ is taken from this album, which remains some kind of a legacy (and is on my „Top 10 Albums for the Island“ list forever).

RIP, George.

Kater von der NSA

Unverständnis: Wie ist die Kennung?

Als der Kater Stevie noch dabei war, hatte er erfolglos eine Fortbildung bei der NSA hinter sich gebracht. Weiter als auf die Tastatur und vor den Bildschirm kam er meines Wissens nie.

Sitzungshorror Stadtplanung

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Interessierte BürgerInnen ohne Platz

Es gibt Ausschussvorsitzende, die haben ihre Sitzungen im Griff. Leider gehört der derzeitige Vorsitzende des Ausschusses für Stadtplanung Tempelhof-Schöneberg Reinhard Jahnke (SPD) nicht dazu. Zur heutigen Sitzung setzte Jahnke zwei heftig umstrittene Bebauungspläne auf die Tagesordnung (BautzenerBrache und Viktoriakiez) und lud dann noch den Architekten des aktuell hoch umstrittenen Vorhabens Crellestraße 22a/23 zur Präsentation ein. Der reguläre Sitzungssaal war dafür natürlich zu klein, schätzungsweise 100 Zuhörer drängelten sich ohne  ausreichende Sitzgelegenheiten auf dem Fußboden und entlang der Wände. Anstatt den für solche Teilnehmerzahlen gerade noch ausreichenden Luise-Schröder Saal zu bestellen, programmierte Jahnke so grund- und sinnlos das Chaos. Als anderthalb Stunden nach Sitzungsbeginn die bei bereits bestehendem Baurecht völlig sinnlose Projektvorstellung immer noch nicht abgeschlossen war, passierte das Übliche:

Piraten-Bezirksverordneter Ickes brüllt herum, feinsinnige Architekten aus der Crellestraße möchten Detailfragen geklärt wissen und Herr Olschewski von der CDU säuselt mit Blick auf die zahlreich anwesenden BürgerInnen substanzlose Bedenken (zu einem Projekt mit Baurecht!) vor sich hin und verschweigt dabei, dass sein ehemaliger Baustadtrat Bernd Krömer (CDU) bereits 2006 unter dubiosen Umständen das heute bestehende  Baurecht geschaffen hatte.

Wer so tagt, schafft sich die Politikverdrossenheit ohne Probleme.

Crellestraße – 3 Linden und zwei Planungsfehler

Manchmal müssen Anwohner für die absichtlichen Sünden der Verwaltung (in diesem Fall von Ex-Baustadtrat Bernd Krömer (CDU) büßen. Manchmal ist Verwaltung aber einfach auch nur vertrottelt und verpeilt. Wenn jetzt in der Crellestraße an der Langenscheidt-Brücke ein ebenso gesichtsloser wie massiver Block mit Eigentumswohnungen entsteht, dann ist das so ein Fall und die Folge von Beidem:

Die neu gegründete Bürgerinitiative kritisiert zu recht, dass an dieser Ecke massiv gebaut wird und dafür drei große Straßenbäume fallen sollen. Ein weiterer Artikel mit diesem Tenor findet sich auf dem rote-insel.blog. Den Betroffenen scheint es so, als hätte sich die Bezirkspolitik gegen sie verbündet und das würde momentan die aktuell zuständige Stadträtin Sibyll Klotz (Grüne) treffen. Dem ist aber nicht so. Eingetütet hat diese (das muss einmal so deutlich gesagt werden) Planungssünde der immer wieder durch überraschende und nicht kontrollierbare Winkelzüge aufgefallene Ex-Stadtrat Bernd Krömer (CDU) – er und nur er erteilte an den Gremien vorbei einen positiven Bauvorbescheid, auf den sich der Bauherr jetzt stützen kann. Und die bezirkliche Verwaltung verpeilte es schon vor Jahren (hier wie noch viel gravierender im Bahngraben entlang der Eylauer Straße). Obwohl bekannt war, dass die Entlassung großer Flächen aus dem Herrschaftsbereich der Bahn bevorsteht, verzichtete die Bezirksverwaltung letztlich (gegen die Beschlüsse der BVV) auf eine geordnete Bauplanung für diese Flächen. Und das führt letztlich dazu, dass am „Viktoriakiez“ überwiegend im unbeplanten Außenbereich gebaut wird und an der Crellestraße ein außerordentlich bauherrenfreundlicher Bauvorbescheid herausgereicht werden konnte, ohne gegen aktuelles Planungsrecht zu verstoßen. Denn es gab dort kein Planungsrecht, als Krömer selbstherrlich die Bauherren beschenkte.

Der in solchen Fragen überhaupt nicht zuständige, aber immer gern kommentierende Wahlkreisabgeordnete Lars Oberg (SPD) hat dies auf der SPD-Homepage ausführlich und zutreffend dargestellt. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Wahrscheinlich werden jetzt auch die Anwohner der Crellestraße hoffen, dass Krömer möglichst bald seinen Job als Staatssekretär bei CDU-Chef Frank Henkel verliert. Linden wachsen schneller als solche „Kommunalpolitiker“ verschwinden.

Kriegerin von der SPD

Gestern zeigte die lokale SPD-Abteilung im Xenon den Film „Kriegerin (2011)“ des jungen Regisseurs David Wnendt. Der noch vor Bekanntwerden der NSU-Morde abgedrehte Film lief am 19.01.2012 an und zeigt atmosphärisch dicht die Entwicklung zweier Frauen auf, die sich als „Nazibräute“ im Umfeld einer ostdeutschen Naziclique bewegen.

Mich faszinierten viele Details, etwa die beeindruckende Hauptdarstellerin Alina Levshin  mit ihrer Bockigkeit und Gewalttätigkeit oder auch die Locations von den Ruinen in Prora über den Elbstrand bei Dessau-Roßlau, einen unglaublich piefig-provinziellen Supermarkt und aufgelassene ehemalige Russenkasernen. Selbst der uralte rote VW-Golf II, der erst als Werkzeug eines Mordversuchs und danach als immer wieder nicht anspringendes Fluchtfahrzeug dient wirkt wie unmittelbar aus der deutschen Provinz herbei geholt. Sicherlich ist der Film „bunter als das Leben“, die Nazis sind bis zur Folklore tätowiert, amateurhaft, grell und trinkfreudig. Das wird dem Film oft vorgeworfen – wie ich meine zu Unrecht. Ein Spielfilm ist keine Wirklichkeit und soll auch keine Wirklichkeit sein. Und der Film über die stille, organisierte und subversive Mordserie des NSU-Trios muss erst noch gemacht werden.

Schön und unbedingt wiederholungsbedürftig – Kiezkino im Xenon sollte zur Regel werden!

[rating: 4]

Little Feat Dixie Chicken (1977)

Live-Magic and a nice stage-dress: Sometimes it comes all together. A top-band with this tight drumer (RIP Richie Hayward), a hell of a frontman, kicking guitars, an excellent song, these charming ladies and the funniest stage-dress ever (to speak of Sam Clayton). I wish i could hug them all.

Arbeitsweg bei Hochwasser

Wer in diesen Tagen in Dessau (bei Mulde und Elbe) arbeiten muss wie Christel, der/die/das hat einen gefährlichen Arbeitsweg.

... unter einer Fußgängerbrücke bei Roßlau, Sachsen-Anhalt

… unter einer Fußgängerbrücke bei Roßlau, Sachsen-Anhalt

Und warum muss das Umweltbundesamt unbedingt in den tiefsten Osten neben die Hochwasser-Elbe? Damit die blöden Umweltschützer/innen möglichst weit ab sind vom Schuss!

Countrysong rückwärts

Gestern im Admiralspalast lieferte Emmylou Harris mit Rodney Crowell und ihrer Band einen soliden Gig vor einem begeisterten Publikum ab. Gespielt wurden nach der Pause überwiegend Titel vom neuen Album [amazonjs asin=“B00AKV1K9O“ locale=“DE“ title=“Old Yellow Moon“] der beiden, die sich seit 40 Jahren kennen.

Und doch musste ich hinterher immer an den Witz von Richard Belzer denken, der den Detective John Munch in der Fernsehserie Homicide spielte; frei übersetzt geht das so:

Weißt Du was passiert, wenn man einen Countrysong rückwärts abspielt?

Zuerst kommt der Hund zurück, dann kommt der Job zurück und zuletzt kommt die Frau zurück.

Es ist das Problem mit diesem doch sehr konservativen Genre. Die Themen sind beschränkt und es läuft vielfach genau so ab, wie der charismatische und obercoole Texaner Rodney Crowell nach mehreren solcher Songs lakonisch meinte:

And now another heartache-song. Emmy, i think we are doing entertainment by heartache here, right?

Eine großartige Band begleitet ein extrem professionelles Konzert (das übrigens auf die Minute pünktlich beginnt und ebenso exakt nach einer Stunde in die Pause geht), bei dessen Songmaterial allerdings der gemeine Witz von Richard Belzer durchaus zutreffend ist. Und als Harris unmittelbar nach der Pause solo zur eigenen Gitarre ein eigenes Lied singt, mit dem der Tod ihrer Freundin Kate McGarrigle beklagt wird, hätte allerdings auch der Zyniker John Munch die Luft angehalten. Harris ist eine der beeindruckendsten Sängerinnen der Gegenwart und braucht vielleicht nur noch Songmaterial, wo der Hund fortläuft, die Kinder rebellieren, der Sekt zu gut schmeckt und die Krankenversicherung nicht zahlt. Einfach wegen der Abwechslung.

Pretending to Care

Todd Rundgren hat auf seinem famosen Album Acapella nicht nur die volle Palette des Pop in alle Richtungen erkundet. Sondern auch mit diesem bitteren und ergreifenden Song auch ein Lied komponiert, das ich durchaus in eine Reihe mit „Yesterday“ oder „God Only Knows“ stellen würde.

Kommt gut mit kleinem Orchester, aber die reine Acapella-Version auf seinem Album klingt noch künstlicher, poppiger. Das wäre mal ein Song für George Michael.

John Fogerty

… hat ein Stimme, die mich immer wieder fasziniert. Direkt, ausdrucksvoll und anrührend. Natürlich erkennt man die Stimme sofort. Aber das ist es nicht allein. Egal, wie Levon Helm eine meiner männlichen Lieblingsstimmen. Hören?

Und ein großartiger Songwriter ist er auch. Da reicht schon „Lodi“ allein.

Growing up

Kaum zu glauben, dass diese junge Dame heute mit gefühlten 180 cm Körperhöhe und endlos langen Beinen durch die Welt stiefelt:

Walking in the rain

Walking in the rain

Larry Flynt & Miloš Forman

Larry Flynt  – die nackte Wahrheit (1996)

Gestern kramte ich im Heimkino mehr zufällig diesen Film heraus
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und war sehr überrascht:

Was als leicht zotige Porn-Parody mit der zuverlässig sich selbst spielenden Courtney Love als Ehefrau Flynts beginnt, steigert sich unter der gekonnten Regie von Miloš Forman zu einer packenden Charakterstudie. Und wird am Ende (in einer wirklich genialen Gerichtsszene) zum besten „Court-Film“, den ich seit Jahren gesehen habe.

Mit (wie immer bei Forman, mit dem ich gern einmal seine Plattensammlung durchgehen würde) fantastischer Musik, die auf höchstem Niveau unauffällig filmdienlich eingesetzt wird. Wie beispielsweise bei der baptistischen Taufe Flynts, die von einem geradezu Weiterlesen

Willie Nelson – Rothaarig und 80

Willie Nelson – Red Headed Stranger (1975)

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Willie Nelson wird am 30. April 80 Jahre alt. Und ist mit seiner querköpfigen Art, seinem seit Jahren kultivierten Hippietum über alle Moden hinweg ein Unikat geblieben. Und dies ist eines der zentralen Alben in der langen Reihe von Willie Nelson Alben. Der Mann, der immer sofort eine Platte aufnimmt, wenn man ihm ein Mikro vor die Nase hält. Er hat hier mit einer ungehobelten, manchmal wie Homerecording wirkenden Produktion, unglaublich eindringlichem Songwriting, seinem völlig unorthodoxen (und doch immer sehr anrührenden-) Gesang und wenig, dafür aber immer sehr markanter Begleitung 1975 ein Ausnahmealbum eingespielt. Eine Kette kleiner, sehr sorgsam vertonter Gedichte, die klingt, als seien sie von einer Gruppe Cowboys am Lagerfeuer eingespielt. So ursprünglich wie (1966 und auf andere Weise) Bob Dylans „Blonde On Blonde“. Ein völlig zeitloses Album, das durch seine rohe Weiterlesen

PayPal macht Ärger zu Geld

Der mit dem Konzern Ebay verbundene Bezahldienst PayPal hat ein mehr als seltsames Geschäftsgebaren. Er bedarf dringend der Kontrolle durch die deutsche Bankenaufsicht und sollte seine Geschäfte in Deutschland nur noch dann ausüben dürfen, wenn diese bankähnlichen Geschäfte nach den Standards der Europäischen Gemeinschaft und dem deutschen Verbraucherrecht entsprechend abgewickelt werden. Seit mehr als 5 Jahren bin ich dort Kunde, und dann passiert dieses:

Ich habe seit Jahren einen PayPal-Account und mehr als 600 positive Ebay-Bewertungen. Meine Guthaben aus Ebay-Verkäufen lagen (selbstverständlich unverzinst) oft monatelang auf dem Konto von PayPal herum. Beim meinen letzten beiden Ebay-Transaktionen wurde dann überraschend und ohne erkennbaren Grund die Kaufpreiszahlung der Käufer einbehalten. Zum Zeitpunkt des Einbehalts wies mein Konto bei PayPal (seit Monaten) ein Guthaben auf. Der Einbehalt diene (so die Email von PayPal) dazu,

„eine sichere Geschäftsbeziehung zwischen Ihnen und den Käufern aufbauen“.

Das ist nicht richtig. PayPal behält vielmehr vertragswidrig Gelder des Kunden ein, um das Risiko von Rückabwicklungen im Zusammenhang mit dem viel beworbenen „Käuferschutz“ auf den Verkäufer abzuwälzen. Oder aus anderen Gründen. Solche letztlich willkürlichen Einbehalte sind zwar durch die AGB des Bezahldienstes erlaubt. Diese AGB jedoch dürften (und dies bestätigen mir zahlreiche Kundenberichte im Internet) regelmäßig einer gerichtlichen Überprüfung durch deutsche Gerichte nicht standhalten. Denn der allein von Ansichten, Meinungen und nicht näher dargelegten Unternehmensgrundsätzen des Finanzdienstleisters abhängige Einbehalt von Kundengeldern verstößt meines Erachtens offensichtlich gegen § 307 Abs. 2 BGB. Denn der Finanzdienstleister stellt sich auf die Seite der Handelsplattform Ebay und behält ein, ohne dies in irgendeiner Weise begründen zu wollen/müssen. Damit verstößt PayPal nicht nur gegen den Grundsatz des Bankgeschäfts, das Geschäft des Kunden (Kunde ist eigentlich Ebay, mit den Einlagenguthaben der Teilnehmer verdient PayPal nur zusätzliches Geld) nicht zum eigenen- zu machen. Vielmehr stellt meines Erachtens dieses Verhalten möglicherweise sogar eine strafbare Veruntreuung oder Unterschlagung dar. Die Bank, welche (ohne selbst offene Forderungen gegen den Kunden zu haben) mal eben so die Auszahlung von Guthaben verweigern darf, die möchte ich sehen.

PayPal hat mich längste Zeit als Kunden gehabt. Und das EU-Mitglied Luxemburg, das mit Ebay und PayPal beide Dienste beherbergt und mit seinen absurd niedrigen Umsatzsteuersätzen in meinen Augen so eine Art „Finanzdienstleistungsparadies“ im EU-Raum darstellt, sollte zumindest ansatzweise die europäischen Richtlinien über Verbraucherschutz beachten. Eine Verbandsklage oder einen Verbraucherschutzverein scheint es in Luxemburg jedenfalls nicht zu geben. Und noch absurder wird diese Posse, wenn man weiß, dass PayPal Deutschland mit seiner EDV im Europarc Dreilinden sitzt, unmittelbar vor den Toren Berlins.

Eine Petition gegen das Geschäftsgebaren von PayPal kann man bei avaaz.org zeichnen.

Samba Windows 7 Share Problem

Mein SME-Server 8.0 (eine Linux Distro auf Basis von CentOS 5) machte Probleme bei der Sicherung von gepackten Dateien auf eine Windows 7 Share. Gesichert werden etwa 40 GB Daten gepackt im DAR-Format in Chunks zu jeweils 1,48 GB. Die Sicherung brach nach jeweils ca. 3 – 5 Chunks bzw. 5 – 8 GB ab mit der Meldung

Cannot allocate memory

Die Lösung ist nicht leicht zu finden. Es ist ein einfacher Registry-Patch auf der betreffenden Windows 7 Station, der von Alan Lamielle beschrieben wurde:

HKLM\SYSTEM\CurrentControlSet\Control\Session Manager\Memory Management\LargeSystemCache = 1

und

HKLM\SYSTEM\CurrentControlSet\Services\LanmanServer\Parameters\Size = 3

Das Thema wurde auch im Forum von contribs.org diskutiert. Es handelt sich um den windows-7-nonpaged-pool-srv-error-2017.

Julius Leber – die offenen Fragen

Am 18.03.2013 wäre Annedore Leber, die Ehefrau und Witwe des Widerstandskämpfers Julius Leber (SPD) 99 Jahre alt geworden. Sie betrieb an der Einmündung der Leberstraße auf die Torgauer Straße eine Kohlenhandlung, deren letzte Betriebsstätte noch heute in Form einer kleinen weißen Baracke sichtbar ist. In dem durch Bombeneinschläge zerstörten vorherigen Gebäude der Kohlenhandlung war der Anschlag auf Hitler organisiert worden. Im Hinterzimmer sozusagen. Dies wollten die Initiatoren einer Demonstration in Erinnerung rufen, die an dem lausekalten 18. März von der Julius Leber Brücke über die Leberstraße zur Torgauer Straße zog.

Demo "Gedenken Leber"

Demo „Gedenken Leber“

Die bei dem Umzug im Verhältnis zur Teilnehmerzahl reichlich vorgezeigten roten Fahnen konnten nicht darüber hinweg täuschen, dass der eigentliche Grund der Demo ernster war als rote Romantik: Die Baracke mit dem letzten sichtbaren baulichen Zeichen Lebers auf der Roten Insel soll nach dem Willen der zuständigen Stadträte Krüger und Kaddatz (CDU) so schnell wie möglich abgerissen werden. Und einer Steckdosenleiste mit Park weichen, so jedenfalls die bewusst Geschichte und Ort verleugnende Version der konservativen Bezirkspolitiker. Die nach einem total vermurksten „Kunstwettbewerb“ für das Gedenken an Julius Leber zuletzt sogar mit Schadensersatzansprüchen drohten für den Fall, dass jetzt nicht schnell gehandelt und abgerissen werde. Zeit also, diese unübersichtliche Gemengelage aufzuklären und die wichtigsten Fragen zu beantworten:

Warum Gedenken an Julius Leber?

Julius Leber vor dem Volksgerichtshof
Quelle: Wikipedia

Julius Leber ist einer der wichtigsten Widerstandskämpfer gegen Hitler. Er steht mit seinem Leben und Lebenswerk dafür, dass Widerstand gegen das dritte Reich keine Angelegenheit von romantischen Studenten und adligen Wehrmachtsoffizieren, sondern vor allem auch der SPD und der organisierten linken Politik war.

Julius Leber ist sozusagen der historische und politische Gegenentwurf zu Graf von Stauffenberg. Julius Leber ist Politik statt Tom Cruise, Partei statt Adel.

Julius Leber ist mehr als ein Name für einen S-Bahnhof oder eine Brücke. Er ist der historisch wichtigste Einwohner der Roten Insel, bedeutender als Marlene Dietrich, Alfred Lion und Friedrich Naumann.

Wer hat etwas dagegen?

Die CDU. Die konservativen Provinzpolitiker Jutta Kaddatz (CDU), Bezirksstadträtin für Bildung, Kultur und Sport und Daniel Krüger (CDU), zuständig für die Neugestaltung des Grünzuges entlang der Torgauer Straße, sind offenbar fest gewillt, Julius Leber und dem sozialdemokratischen Widerstand gegen Hitler keine Chance zu geben. Vielleicht nur deshalb, weil Leber in der aus ihrer Richtung falschen Partei war. Frau Kaddatz führte trotz der eindeutigen Beschlusslage der BVV Tempelhof-Schöneberg, nämlich „Julius Leber ein würdiges Gedenken zu geben“ einen Kunstwettbewerb durch. Kunst schließt zwar Gedenken und Nachdenken nicht aus, die eingeschränkte Fragestellung (Kunst statt Denken) und der lächerlich geringe finanzielle Rahmen des Wettbewerbs (ganze 20.000 € waren ausgelobt – davon bleibt nach Umsetzung der Maßnahme praktisch nichts für den Wettbewerbssieger) sorgten für eine Steckdosenleiste als Wettbewerbsergebnis. Julius Leber und Geschichte wurden ausgeblendet. Provinziell peinlich, aber zweifellos gewollt.

Was will die SPD?

Julius Leber ist einer der wichtigsten Politiker der SPD in den 30er bis 40er Jahren. Mittlerweile will die SPD auch mehr als eine Gedenktafel. Nachdem man dort zunächst offenbar meinte, mit einem BVV-Beschluss zum „würdigen Gedenken“ sei die Sache sozusagen automatisch gelaufen, wurden auch die bezirklichen SPDler zuletzt wach. Und schwenkten auf der Demonstration rote Fahnen. Jetzt müssen sie nur noch das Gedenken und Nachdenken durchsetzen. Gegen CDU und angebliche Sachzwänge.

Was braucht Julius Leber?

Zunächst einmal Geld. Wesentlich mehr als die 20.000 €, die aus Mitteln des Stadtumbau West für ein Betonquadrat nebst Steckdosenleiste abgezweigt werden sollten. Ein Ort des Gedenkens und Nachdenkens über den deutschen Widerstand und Julius Leber als historische Person braucht nach Auffassung der Fachleute vor allem zwei Dinge:

Wettbewerbsbeitrag „Kohlenhandlung“

Sichtbarkeit und inhaltliche Gestaltung.

Ob eine entsprechende Gestaltung der Baracke der richtige Weg ist, wie in einem anderen (nicht prämierten-) Wettbewerbsbeitrag. Oder ob es sogar ein kleines Museum braucht oder eine ausführlich und sachkundig gestaltete Gedenkstätte: In jedem Fall ist der Ort, wo der Widerstand gegen Hitler geplant wurde, sichtbar zu machen und fachkundig zu gestalten. So dass dies zum Erinnern und Nachdenken anregt. Es muss ja nicht gleich ein Projekt wie das jüdische Museum sein. Nur historisch korrekt und sichtbar.

Wer kann Julius Leber?

Bleibt die Frage, wer das organisieren und finanzieren soll. Das in diesem Fall CDU-geführte Bezirksamt jedenfalls nicht, das haben die bisherigen Erfahrungen gezeigt. Das Bezirksverwaltungsgesetz erlaubt es leider nur in seltenen Fällen, den zuständigen Stadträten vorzuschreiben, was sie tun sollen. Und diese beiden Perlen der Provinzpolitik werden sich wohl bis zuletzt verweigern. Daher muss wohl das Land Berlin ran.

Es wird Zeit für die SPD, den Worten und Bekenntnissen auch Taten folgen zu lassen und über die Parteischiene Geld und Kompetenz auf Landesebene einzuwerben. Nicht nur hat der deutsche Widerstand überregionale, sozusagen hauptstädtische Bedeutung. Ob die Gedenkstätte deutscher Widerstand auch außerhalb des Bendlerblocks (heute sitzt dort das Bundesministerium für Verteidigung) tätig wird und sozusagen eine Zweigstelle betreut. Oder ob mit einer Mischfinanzierung aus Landes-, Bezirksmitteln und Mittel aus dem Stadtumbau West – es gibt genügend Institutionen und Personen, die zur inhaltlichen Konzeption bereit und in der Lage wären. Es fehlen nur noch Organisation und Mittel. Wer BBI-Desaster kann, für den sollte das ein überschaubares Projekt sein.

Was kann ich tun?

Es ist sicherlich nicht falsch, sich bei den beiden zuständigen Bezirkspolitikern zu beschweren. Und sie daran zu erinnern, dass Beschlüsse der Bezirksverordnetenversammlung beachtet werden sollten. Und dass Steckdosenleisten nichts mit Geschichte zu tun haben.

Ansonsten sind die für das Thema engagierten AktivistInnen unter dem Dach des Stadteilvereins Schöneberg zu erreichen. Da lohnt es sich, mitzumachen. Für Geschichte statt Vermeidung.

Michael Ruff macht Lullabies

Michael Ruff – Lovesongs & Lullabies (1999)

Michael Ruff ist vor allem als Arrangeur und Songwriter bekannt. Von Lionel Richie über Rickie Lee Jones bis hin zu Bonnie Raitt haben sich unzählige Stars seiner gekonnten Arrangements bedient und ihn als vielseitigen Keyboarder, Sänger und Gitarristen verpflichtet. Hier bindet Ruff -dem Titel des Albums entsprechend- einen bunten Strauß von Balladen und Liebesliedern, die mit einer Ausnahme (das zauberhaft und zart interpretierte „Marie“ von Randy Newman) von ihm selbst geschrieben sind.

Das Songwriting und die Arrangements sind sehr ausgefeilt: Raffinierte Modulationen, geschickt eingesetzte Tempowechsel, teilweise sehr dezent und gekonnt arrangierte Streicher. Wie clever und detailfreudig Ruff hier zu Werke geht, erschloss sich mir erst Weiterlesen

Songs nur für Erwachsene

Patty Griffin – Children Running Through (2007)

Wer ein Album von Patty Griffin hört, kann sich auf was gefasst machen. Das klingt durchaus mal schneidend und scheppernd, da wird mal ein ganzes Lied die Begleitung auf der Gitarre geschrummelt („Getting Ready“), dass es klingt wie angesäuselte Jugendgruppe am Lagerfeuer. Und doch beeindruckt mich diese Sängerin immer wieder Weiterlesen

Weltlicher Gospel ohne Kirchenschmus

Patty Griffin – Downtown Church (2010)

Eindrucksvoll: Patty Griffin versucht sich an (neben zwei eigenen Kompositionen) Gospel – man könnte auch sagen, dies ist ein Album mit spiritueller Musik ohne Kirche. Bereits im Opener „House Of Gold“ (Hank Williams) beeindruckt Griffin mit schwerem und atmenden Gesang zu einem tiefen, aber nicht unbedingt kirchlichen Text:

„People steal, they cheat and lie
For wealth and what it will buy
Don’t they know on the judgement day
That their gold and silver will melt away“

Wahre Worte, eindrucksvoll gesungen. Selbst ein Traditional wie „Wade in the water“ gelingt – es klingt immer intensiv und einmalig originell. Patty Griffins Stimme ist dunkler geworden über die Jahre, weniger schneidend und es fehlen meist die grellen Töne, welche auf ihren frühen Alben Gänsehaut und manchmal auch Entsetzen hervorriefen. „I smell a rat“ von Leiber/Stoller rockt Griffin so rotzig und gnadenlos, wie sie anschließend in „Waiting for my child“ nur zu einer leisen Orgel wie die Soul-Croonerin persönlich schmachtet. Viele Höhepunkte, eindrucksvolle Interpretationen und ein großartiger Sound. Das Album erinnert mich mit den enormen stimmlichen Möglichkeiten der Sängerin und der introspektiven Songauswahl an das großartige Album [amazonjs asin=“B000O75HHA“ locale=“DE“ tmpl=“Small“ title=“We’ll Never Turn Back“] der großen Mavis Staples.

Das Album wurde in einer (Holz-?)kirche in Nashville aufgenommen und klingt mit seiner spärlichen Instrumentierung und seiner machtvollen Frontfrau eindrucksvoll gut. Wer Soul, Country, Gospel und guten Gesang mag, ist hier allemal richtig. Eines der reifsten Alben der begabten Frau Griffin. Durch die konsequente Songauswahl und die entschlossenen Interpretationen merkt man kaum, dass es ein Coveralbum ist.

Dominik Graf schreibt über Homicide

Ein renommierter deutscher Fernsehregisseur schreibt über eine amerikanische Krimiserie

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Die Serie Homicide – The Complete Series [DVD]  ist für einen Serienführer von nicht viel mehr als 100 Seiten Umfang ein hartes Thema.  Die  zwischen 1993 und 1998 im Auftrag des amerikanischen Senders NBC  in sieben Staffeln abgedrehte Serie hatte immerhin mehr als 120 Episoden und  stand mehrfach vor dem Aus. Der deutsche Regisseur und Cineast Dominik Graf hatte daher genug damit zu tun, den Gang  der Serie und deren wesentliche Inhalte knapp zu beschreiben. Er listet die in späteren Staffeln häufiger wechselnden Darsteller auf, beschränkt sich ansonsten auf die abrissartige Darstellung der einzelnen Staffeln und beschreibt stichpunktartig diejenigen Episoden, welche ihm (und mir) bemerkenswert erscheinen. Immerhin haben bei einzelnen  Episoden so renommierte Regisseure wie Steve Buscemi und Kathryn Bigelow (beides Oscar-Preisträger) Regie geführt. Und die Darsteller überbieten sich immer wieder in grandiosen Schauspielerleistungen (die Serie hat viele Emmys – den amerikanischen Fernseh-Oscar) gewonnen. Weiterlesen

Jon Randall – Walk Among The Living (2005)

Qualitätsballaden vom sanften Countryman

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Es gibt Alben, die nicht wirklich spektakulär sind, aber immer wieder und bei jeder Gelegenheit überzeugen. Dieses 2005 vom amerikanischen Musiker Jon Randall veröffentlichte Album mit dem düster-zweideutigen Titel ist so eines. Jon Randall, der seine Karriere in Emmylou Harris Band Nashville Ramblers begann und mit dieser das grandiose Live-Album Live at the Ryman einspielte, legt hier einen sorgfältig produzierten und sehr gefühlvoll eingesungenen Strauß von Balladen vor. Mit seiner wunderschönen und sehr weichen Stimme klingt er dabei ebenso authentisch wie sein vielseitiges, immer originelles Gitarrenspiel. Ob klassische Liebesballade wie im Opener „Baby Won’t You Come On Home“, ob finsteres Trennungsdrama wie das Weiterlesen

Daniel Eschkötter – The Wire

[amazonjs asin=“3037342102″ locale=“DE“ title=“The Wire“] The Wire gilt meiner Meinung nach zu Recht als eine der komplexesten Fernsehserien aller Zeiten. Und 5 Staffeln sind kein Pappenstiel. Daniel Eschkötter geht damit geschickt um und sortiert seine 82 Seiten kurze Analyse nach Kontext und Entstehung der Serie einerseits, was ein guter Einstieg ist. Danach sucht und beschreibt er filmische, szenische und drehbuchtechnische Besonderheiten oder Grundthemen der Serie unter Zwischentiteln wie „Zusammenhänge“, „Police Work“, „Orte, Namen, Ökonomien“ und „Fälle enden“. Er geht dabei ausschließlich analytisch vor, wenn er etwa die ebenso spannende wie vielfältige Variation des Zusammenhangs in der szenischen Darstellung beschreibt. Beispielhaft am Ablauf der wirklich atemberaubend konstruierten Inszenierung der Folgen 1.4 bis 1.6 analysiert er beispielsweise, wie die Autoren und Regie das Grundmotiv „Alles hat mit Allem zu tun“ in Serienepisoden übersetzen und dadurch eine gänzlich neuartige, in dieser Form wohl nur in einer Fernsehserie erlebbare Erfahrungswelt beim Zuschauer entstehen lassen.

Er lässt die vielfältigen Handlungsstränge im Detail ebenso links liegen wie den Plot als solchen (was gut ist, denn sonst wäre das Buch unlesbar und langweilig). Dafür extrahiert Weiterlesen

Moondance – Van Morrison erobert Swing, Soul und den Rest

Van Morrison hat im Laufe seiner jetzt über 40 Jahre andauernden Karriere mehr als 40 offizielle Alben veröffentlicht, doch dies ist eines der überragenden und stilbildenden Alben von den vielen Guten. Mit großer Band (Bläser, Klavier, Gitarren und Frauenchor) gleitet Morrison entspannt und immer sehr eigenwillig durch sein eigenes Musikuniversum, das irgendwo zwischen Soul, keltischem Folk, Blues, Jazz und Swing angesiedelt. Bereits der Opener „And It Stoned Me“ – so eindringlich und gleichzeitig entspannt arrangiert, komponiert und singt niemand außer Van. Wie er den Überschwang der Gefühle beschreibt, ohne sentimental zu werden, das ist einmalig. Der Titelsong „Moondance“ mit seiner unnachahmlichen, sich endlos nach oben windenden Strophe zu einem verqueren Swing-Rhythmus – dieser Titel ist so eingängig, so verspielt und so sexy, wie das eben nur geht. Und das kesse Gemecker von Morrison, wenn er wie eine Ziege scattet – einfach nur originell und musikalisch.

Danach klagt Morrison über die „Crazy Love“ – ein klassischer Titel von Paul Anka, aber so sanft gesungen, mit so zart-schmelzenden Frauenstimmen im Chor. Und so geht das weiter über immerhin 10 Eigenkompositionen (mit Ausnahme der „Crazy Love“) – abwechslungsreiche Bläser, wunderbare Arrangements, phantasievolle Chöre. Dieses Album ist auch eine große Fundgrube in Sachen Arrangement und Komposition. Und wenn der Sänger „Into The Mystic“ anstimmt, mit einem wunderbar schaukelnden Rhythmus, zarten Gitarrenlinien zur Begleitung und einem zutiefst emotionalen, ausdrucksvollen Gesang – da muss man sich die Ohren zuhalten, um nicht bezaubert zu sein. Ein Album, wie es das nur selten gibt. Und jetzt wünsche ich mir noch ein gelungenes Remastering – die analoge Mehrspuraufnahme von 1970 hat leider nicht viel Räumlichkeit und nicht die Weite, welche es für diese großartigen Arrangements bräuchte. Aber das hat der unerbittliche Bandleader und Soundtüftler Morrison auf seinen späteren Alben und bei seinen Live-Aufnahmen nachgeholt.

[rating:5]

Manuel Galbán – Blue Cha Cha (2011)

Vermächtnis einen ganz großen Gitarristen

Der Gitarrist Manuel Galban spielte kurz vor seinem Tod 2011 mit diesem Album eine Art Vermächtnis ein. Es beginnt mit zwei klassischen Titeln aus der südamerikanischen Unterhaltungsmusik. Mit dem Titelsong klingen Galban und seine Musiker unfassbar modern und funky. Ein tiefes Bariton-Sax markiert den Groove, Galban steuert wenige funkige Verse bei und der Cha Cha klingt plötzlich ganz modern. Gleich danach „Duele“ – großes Drama einer tiefen Frauenstimme zu Streichern und Gitarre. Wie Sängerin Omara Portuando hier kurz und molto expressivo klagt, das versteht man auch ohne große Spanischkenntnisse. „Bossa Cubana“ bringt uns flotte Unterhaltungsmusik im Bossa Nova Stil. Galban klingt hier nach Mambo, Salsa und selbst Rock’n Roll lässt sich heraushören. Wir hören mit „Batuca“ sehr funky Fusion mit interessanter Instrumentierung. „Alma Mía“, der andere beeindruckende Gesangstitel, schöpft tief aus Jazz (und ist sehr gut gesungen).

Das völlig vibratolose, originelle Spiel von Galbans Gitarre, seine enorme stilistische Weiterlesen

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