Little Feat Dixie Chicken (1977)

Live-Magic and a nice stage-dress: Sometimes it comes all together. A top-band with this tight drumer (RIP Richie Hayward), a hell of a frontman, kicking guitars, an excellent song, these charming ladies and the funniest stage-dress ever (to speak of Sam Clayton). I wish i could hug them all.

Ry Cooder lebt ohne Auto

Ry Cooder (from: http://www.rycooderstuff.co.uk/)

Ry Cooder ist vielleicht -abgesehen von Eddie van Halen- der einflussreichste amerikanische Gitarrist der letzten 40 Jahre. Einflussreich, weil er das Blues-Revival mit seinen zahllosen Versionen uralter Titel des amerikanischen Songbooks einleitete. Einflussreich, weil er als Sessiongitarrist viele großartige Produktionen (unter anderem der Rolling Stones) prägte. Weil er im Film „Crossroads“ für einen glaubwürdigen Soundtrack sorgte, der direkt aus dem Delta zu kommen schien. Weil er mit „Little Village“ die beste „Supergroup“ der 80er formte. Und mit „Buena Vista Social Club“ die Welt wieder mal darauf aufmerksam machte, dass es außerhalb der internationalen Hitparaden auch noch andere Musikstile und Musiker gibt, welche die Seele zum Schwingen bringen. Weiterlesen

Norah Jones & Bonnie Raitt – Tennessee Waltz

Norah Jones ist eigen: Multiple Grammy-Gewinnerin, Millionen verkaufte Platten und <hmmm….> ihre eigenen Alben für mich immer etwas sehr kommerziell. Aber ich habe Jones noch nie schlecht auf der Bühne oder in einem Duett gehört. Ob mit der Dirty Dozen Brass Band (Medicated Magic – Ruler Of My Heart), mit Bonnie Raitt auf deren Live-Album (I Don’t Want Anything Change) oder nur mit ihrer eigenen Band: Jones ist immer bei sich, ziemlich sexy und sehr eigen.

Weiß nicht, warum: Die Stimme? Dieses gemütlich schunkelnde Wurlitzer-Piano? Oder einfach nur der fehlende Schmusefaktor der eigenen Alben. Selbst mit Dolly Parton und dem Titel „Creepin‘ In“ wurde es toll. Genug geredet, mit Bonnie Rait (in Atlantic City) war es ganz gut:

Man könnte auch sagen: Jones lohnt live immer.

Hodja Partytime

Es passt: Dieses Wochenende dreht es sich auf der Hochzeit eines Freundes und auch sonst. Todd Rundgren machte Anfang der 80er diesen Gospel-Pop auf seinem Album Acapella. Und sang (auf der Platte im ersten Durchgang, live im zweiten-) buchstäblich an seine eigene Grenze. Hodja!

Sentiment und Slide

Sommer, Sonne, Slide – da ist der Ry Cooder nicht weit. Und diesen wunderbaren Endlos-Rumba habe ich bei Youtube gefunden. Wenn Willie Green & Co. singen und der Meister die Slide schwingt – da kommt die Gänsehaut geschlichen. Es ist eine Sünde, dass diese Aufnahmen aus den 80ern nicht komplett erhältlich sind. Es waren (ich habe Cooder & Co. selbst live gehört) Sternstunden der Live-Musik. Die Setlist und Besetzung habe ich angehängt.

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Jeff Beck & Jan Hammer Group – Live (1977)

Komponist trifft Gitarrist – Live ist besser
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Dieses Album ist ein Glücksfall im improvisierten Jazzrock. Spontan, treibend, musikalisch einfallsreich und für die Freunde des Gitarrenkünstlers Jeff Beck eine Demonstration dessen, was ein guter ausdrucksvoller Gitarrist einer technisch anspruchsvollen aber etwas glatten Band mitgeben kann.

Jeff Beck wollte touren, um sein neues Album „Wired“ vorzustellen. Er suchte sich dafür Jan Hammer und seine Band aus. Die waren bereits damals (bevor Hammer mit dem Miami Vice Titelsong berühmt und reich wurde) bekannt und kommerziell recht erfolgreich. Hammer hat als Keyboarder einen sehr kompromisslosen Stil und Sound. Sehr gutes Timing, präzise Pattern und dazu einen interessanten, manchmal richtig brutalen, fiesen „Keyboard über Gitarrenverstärker gespielt“ Sound. Gut zu hören ist das auf dem Opener „Freeway Jam“ des Albums, wo Beck und Hammer sich gegenseitig mit ihren Instrumenten ausgiebig anhupen, bevor es dann abgeht über die Autobahn. Wäre da nicht die exakte Stereoverteilung dieses Albums – Gitarre und Keyboard wären weder zu unterscheiden, noch als solche zu erkennen.

Jan Hammers Alben dieser Zeit leiden oft an einer für Jazzrock manchmal typischen Glätte – technisch perfekt und anspruchsvoll, aber leider musikalisch eher uninteressant. Dieses manchmal etwas eintönige Jazz-Rock Einerlei bricht Jeff Beck hier mit seinen verspielten, virtuosen und die Band oft sehr fordernden Einwürfen und Improvisationen komplett auf. Er zieht das Tempo an um sofort wieder in lyrische Passagen abzugleiten. Die gesamte Band stoppt auf den Schlag, wenn Beck einen seiner unnachahmlichen Kreischtöne aus der Gitarre holt. Und die fantastisch strukturierte Rhytmusarbeit vor allem auch des brillianten Bassisten Fernando Saunders, der sich oft gemeinsam mit Beck zu längeren Unisono-Passagen aufschwingt, fängt diesen wilden Improvisator immer wieder ein und erdet dessen geräuschhafte Feedback-Spielereien und seine wilden Melodiebögen. Die Songs sind mit einer Ausnahme von Hammer, was jedoch nicht schadet. Beck war damals auf diese Art von Musik abonniert und konnte das einfach. Und Hammer ist wirklich kein schlechter Komponist: „She’s A Woman“ oder der rasende, wilde „Full Moon Boogie“, wo die Band vor lauter Lust an der schnellen Improvisation zuletzt unisono den Refrain mitsingt – diese Stücke sind nicht nur abwechslungsreich und anspruchsvoll, sondern eben auch die perfekte Grundlage für Improvisationen guter Musiker. Darum macht dieses Album auch so viel Spaß.

Vorsicht: Bei der originalen CD ist der Sound dieser Aufnahme etwas höhenarm und wenig hifidel. Was aber zum mittigen Sound von Hammer und Beck ganz gut passt. Nur Bass und Schlagzeug würde man sich etwas deutlicher und detailreicher wünschen. Diesen Wunsch erfüllt eine Neuauflage der CD, die 2008 erschienen ist und remastered wurde. Die swingenden Becken des Drummers, die pulsierenden Bässe von Fernando Saunders – hier hört man, wie jazzig diese Band auch klingen konnte. Unbedingt darauf achten – die Neuauflage der CD lohnt sich wirklich. Eines der wirklich guten Live-Alben im (Jazz-)Rock ist dies aber auch so.

Meine Bewertung: [rating:4]

Brian Wilson – Live (Tempodrom)

Brian Wilson tritt vor einem nur zu 1/4 gefüllten Tempodrom auf. Eine riesige Band – 10 Musiker, drei bis vier Gitarren, alle bis auf den Drummer und den Bassisten müssen singen. Musiker und der Mann am Mischpult haben sofort meinen Respekt: Sechstimmiger Gesang, zwei Stunden lang und ohne Noten. Wir reden hier nicht von Tralllala – Brian Wilson schreibt richtig schwierige, eng geführte, himmlisch schöne Gesangssätze. So schwer, dass seine Musik lange Zeit als live unspielbar galt.The Brian Wilson Band (Taylor Mills) Und so verwirrend schön, weil jede Stimme „stark“ geführt ist.  Der Sänger und der Hörer möchten ständig von einer einer Stimme auf die andere – springen, weil jede Stimme harmonisch und melodisch stark klingt und trägt.

Mit schwierigen Satzgesängen oder mit zwei 12-seitigen Gretsch-Gitarren (die natürlich pausenlos verstimmt sind) hat diese Band kein Problem. Nicht umsonst bezeichnet Paul McCartney diese- als die derzeit beste Tour-Band der Welt. Jeff Foskett bringt vom rechten Bühnenrand mit einer sehr straighten Gitarre und einer strahlend schönen Tenorstimme die Band immer wieder unter Kontrolle. Daneben singt mit Taylor Mills eine Frau, die (wie wir bei einer minimalen Solopassage hören können) mit einer wunderbar druckvollen, glatten Stimme „Sex in the voice“ singt wie sonst vielleicht nur Sheryl Crow. Links am Bühnenrand ackern zwei Heldentenöre um die Wette (Darian Sahanaja und Scott Bennett), während der Meister selbst zufrieden in der Mitte thront und seinen leisen, fast britischen Humor bei den Ansagen aufblitzen lässt. Bei mehreren Titeln (und den ganz hohen Solostimmen) lässt er Foskett und Sahanaja die erste Stimme, schließt die Augen und hört manchmal nur zu. Das dies eine überragend gute Band sein würde, war mir schon nach dem wunderbaren Album Live At The Roxy (2002) von Wilson klar.

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The last acoustic Waltz – Emmylou und die Nashville Rambler nehmen Abschied

Momentan höre ich fast nur Live-Musik und da ist der Live-Mitschnitt auf DVD dieses Konzerts der großen Emmylou Harris und ihrer damaligen Band aus dem Jahr 1995

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gerade richtig. Nach ihrem großartigen Live-Album [amazonjs asin=B000002LQF] ging Harris mit ihrer Live-Band vier Jahre lang ständig auf Tournee und erarbeitete sich in dieser Zeit ein riesiges Repertoire; die Set-List für dieses Konzert umfasst mehr als 40 Titel und dies ist -wie Harris mehrfach grinsend und glaubhaft versichert- nur ein kleiner Ausschnitt aus dem wechselnden Programm der Band. Nie zuvor hatte ich Gelegenheit, ein so langes Live-Konzert als Mitschnitt zu sehen. Und selten sah ich so gute Musiker:

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Men in Black mit guter Musik – Lyle Lovett & Band und Russ Kunkel

Lyle LovettAls Lyle Lovett im schwarzen Anzug mit Cowboystiefeln die Bühne betritt, wird es sofort still. Der Mann mit dem schiefen Gesicht singt eine seiner lakonischen Balladen, bevor vier weitere Männer in schwarzen Anzügen die Bühne betreten. „Here I Am“, ein ausgefallen arrangierter Wechsel von gesprochenen Strophen und wuchtigem Swing im Refrain eröffnet das Konzert mit der Band.

Natürlich geht Lovett nicht mit seiner Large Band auf Tournee, die fast zwanzig Musiker hätten auch nicht in den Tourbus gepasst. Aber er bringt mit Russ Kunkel (dr) einen der sparsamsten und geschmackvollsten Drummer der amerikanischen Musikszene mit. Und mit Victor Krauss am elektrischen Upright-Bass einen ebenso druckvollen wie unauffälligen Bassisten. Kunkel hat in den bisherigen 40 Jahren seiner Laufbahn für Jackson Browne, Joni Mitchell und die gesamte Folk-Rock Szene Amerikas den Besen bedient, meist zusammen mit dem Bassisten Leland Sklar. Er bringt ein gigantisches Drumset auf die Bühne und ein riesiges Buch mit Leadsheets, in dem er während des gesamten Konzerts ständig liest. Er muss bereits über 60 Jahre alt sein, ein großer schwerer Mann, der seine Sticks und Besen bedient, wie ein Chirurg sein Besteck. Und doch: Kunkels typische Akzente auf den Toms, seine knochentrockenen Patscher auf die Snare – das hat richtig Kraft und lässt alles weg, was von den anderen Musikern zu füllen ist. Einen so guten Sound (und solche diskrete Präzision) habe ich von einem Drummer live noch nie gehört zuvor. Nicht umsonst ist der Mann eine Legende.

Und er hält die Band zusammen. Was man besonders deutlich hört, als er im letzten Teil der Zugabe mal einen „Aussetzer“ hat – sofort gerät für Bruchteile einer Sekunde alles aus dem Ruder. Ein fragender Blick von Lovett, eine demonstrativ gesenkte Schulter von Kunkel – nachts um 22.00 Uhr darf man mit 60 + auch mal müde sein. Das harmonische Fundament liefert der Bass; Victor Krauss (der Bruder der bekannten Sängerin und Geigerin Alison Krauss) hat damit überhaupt kein Problem. Mit seinem wuchtigen Upright-Bass gibt er den Orgelpunkt ebenso locker wie den superschnellen Lauf an seinem Instrument. Durch das lange Sustain und den fetten Sound ist damit das Thema „Begleitung“ in dieser Band eigentlich schon erledigt – Bass und Drums können das fast schon allein.

Müssen sie aber nicht: John Hagen am elektrisch abgenommenen Cello spielt in dieser Band (wie soll man das beschreiben?) die elektrische Gitarre: Rau mit krachenden Doppelgriffen und wilden Obertönen füllt er die Mitten im Sound, denn Lovett selbst bevorzugt einen sparsamen und sehr höhenreichen Sound mit seiner akustischen Gitarre.  Lovett lässt auch nie eine Sekunde Zweifel aufkommen, wer hier der Bandleader ist. Seine sparsame, doch sehr ausdrucksvolle Gitarrenarbeit gibt das Tempo vor und begleitet oft über längere Strecken auch solo den Gesang; da hat der zweite Gitarrist wenig zu tun und beschränkt sich auf einige genretypisch sehr flinkfingrige Soli. Schwer verständlich allerdings die sehr ausführlichen Monologe Lovetts zwischen den Titeln – einen Texaner mit seinem nuscheligen Akzent zu verstehen, der von Tourerlebnissen plaudert und sich (offenbar nach dem Besuch eines Bäckers in Stuttgart) als „Brotschen-Fan“, nämlich Freund gebackener Weißbrote bezeichnet – das ist eine echte Herausforderung für mein Englisch.

So konzentriert und gut aufgelegt habe ich lange keine Band mehr erlebt: Trotz der sehr abwechslungsreichen und zum Teil richtig schwierigen Songs spielen sich Lovett und seine Musiker durch fast zwei Stunden Programm und schließen das Konzert mit dem gospelhaften „Church“ und der programmatischen Zeile

it’s time for dinner now let’s go eat

Guten Appetit und kommt mal wieder, Jungs!

Soulsyndicate am 05.10.2007

Bassist Oliver OstendorfWie der Website von Soulsyndicate zu entnehmen ist, spielen die Jungs ihren tanzbaren Soul im

Zosch, Fr. 05.10, 22:Uhr

und ich tanze um diese Zeit noch ganz ernsthaft Cha-Cha. Wo das Zosch ist? Keine Ahnung.

Eigentlich wollte ich der Welt nur mal zeigen, wie ein stoischer Bassist (hier: Oliver Ostendorf) im letzten Drittel eines anstrengenden Live-Gigs guckt.

Jeff Beck – die Nachtigall mit dem Marshall Turm

Jeff Beck - die Nachtigall mit dem Marshall Turm

Eben war ich in der Zitadelle Spandau und habe Jeff Beck mit seiner kleinen Band gesehen und gehört. Im Vorprogramm spielte der Blues-Man Buddy Guy mit seiner Band.

Jeff Beck ist unglaublich. Es war das musikalisch beeindruckendste Konzert für mich seit vielleicht einem Jahr und Alexander Schlippenbach.

Und der eher hausbackene Routinier Eric Clapton, den ich vor einigen Jahren in der Waldbühne hören durfte, ist im Vergleich dazu der gute Mucker von der Tanzband im Gasthaus Zenner.

Rickie Lee Jones – Naked Songs (1995)

Eindringlich, akustisch, direkt unter die Haut, 25. April 2007
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[rating:4]

Wie großartig die Songs von Rickie Lee Jones sind, zeigt sich so richtig erst bei diesen ungeschminkten, meist nur mit einer Ovation-Gitarre begleiteten, scheinbar locker dahin gesungenen Live-Songs. Was im Studio von Spitzenmusikern und einer tollen Produktion manchmal verdeckt wird: Die Songs haben Stimmung, Stil und sind jeder auf seine Art unverwechselbar.

RLJ singt so ausdrucksvoll, flüsternd und abgezockt wie immer. Was manchmal fragmentarisch, fast amateurhaft klingt, ist in Wirklichkeit genaues Kalkül einer sehr ausdrucksvollen Musikerin. Weinerlich, schreiend, rotzig, locker – da wird die volle Bandbreite stilistischer Möglichkeiten ausgeschöpft und in Verbindung mit dieser Ansammlung guter Songs entsteht eine „Best Of“ der anderen Art. – Einfach beeindruckend!

The Nylons – 4 On The Floor (1991)

Wilder Acapella-Ritt in Live – gelungen und livehaftig, 20. April 2007
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[rating:3.5]

Bei dem hier mitgeschnittenen Live-Konzert Anfang der 90er hatten die vier Gesangswunder aus Canada ihre ersten Erfolge schon hinter sich. Und waren als Gruppe nach 10 Jahren (!) so weit eingesungen, dass sich auch für das Publikum ein solcher Auftritt lohnt. Die Audienz ist hörbar begeistert und geht gut mit – ein richtiges Live-Konzert.
Ganz entspannt, mit recht witzigen Moderationen („itŽs so lonely at the top“) und einem sehr breit gefächerten Repertoire zeigen die 4 Alles. In Good Old Acapella und dem rasanten Heavenly Bodies , den beiden markantesten Uptempo Nummern, bekommen wir die gesamte technische und sängerische Bandbreite dieser außergewöhnlichen Band serviert. In dem bekannt Sam Cooke Klassiker Chain Gang steigert sich die Band in eine wahre Rhythmus-Orgie hinein. Klassische 1 Bass – 3 Voices Stimmführung, wobei der Bass (!) den Ton angibt – perfekter und mitreißender hat noch niemand diesen oft gecoverten Song gebracht.
Diese Aufnahmen reißen jung und alt mit und werden mit großer Perfektion vorgetragen. Rasante rhythmische Uptempo Nummern wie das großartige Good Old Acapella wechseln ab mit für diese Band eher ungewohnten Balladen.
Die sehr klassisch gehaltene Version des bekannten Dream der Everly-Brothers etwa ist hier gut gelungen. Dieses Stück ist ja unendlich oft gesungen worden und trotz seiner harmonischen Schlichtheit eine ganz große Herausforderung an jede Acapella Group. Ganz auffällig bei diesem Stück: Die enormen technischen Möglichkeiten der Bandmitglieder werden nur sehr dezent ausgeschöpft und ordnen sich voll dem künstlerischen Ziel unter. Und doch ist die fast unauffällige, aber atemberaubend livehaftige und perfekt gesungene harmonische Wendung am Ende des Stückes mit einem wilden Glissando des Basses der perfekte Abschluss für diesen Song. Die ganze Banalität des Originals verschwindet und weicht einem fast mystischen Hoffnungsschimmer. Der Sänger träumt hier nicht nur mal so beiläufig zwischen Eisdiele und Autotrip vor sich hin wie im Original der EVERLY BROTHERS. Hier wird der Song -wie bei den Persuasions, die Ähnliches mit anderen Mitteln erreichen- ernsthaft und bekommt eine hymnische Qualität.
Gut gefällt mir auch das oft gecoverte One Fine Day – es wird meist als superlangsame Ballade angegangen. Die vier reizenden Herren hier nehmen das Stück in rasendem Tempo und geben der Sache mit dem hoffentlich zurückkehrenden Liebhaber damit eine ganz neue, drangvoll optimistische Seite.
Die Scheibe ist auch für Neulinge im Acapella gut geeignet wegen der großen stilistischen Vielfalt und der perfekten gesanglichen Darbietung.

Pat Metheny haut live seine eigene "Best-Of" raus

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[rating:4]

Pat Metheny haut hier mit zwei famosen jungen Musikern als Live-Trio ein Art Retrospektive seines eigenen Werkes raus und wagt sich auch an anspruchsvolle Fremdkompositionen. Energetisch, experimentierfreudig und wirklich livehaftig kommen Stücke aus seinen tollen Frühwerken „Bright Size Life“ und „American Garage“ ebenso wie spätere Stücke.

Und Alles klingt wie neu: Durch das grollende, abwechslungsreiche Spiel von Grenadier am akustischen Bass und spannende, fiese kleine Rhythmusattacken des Drummers bekommen die Stücke Form und Farbe. Ein wunderbares Beispiel für konzertanten Jazz im Trio. Und auch für Pop-Freunde gut hörbar.

Anspieltipp: „James“ – wie dieser schlagerhaft schöne Standard durch die Live-Mangel gedreht wird, das hat Klasse.

Emmylou Harris – (Live) At The Ryman

Magisch – das wohl beste Live-Album im female Country,
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[rating:5]
Bis die Dixie Chicks das ultimative Live-Album einspielen, trägt diese Aufnahme bei mir die Krone in der Sparte „Female Country – Live“. At The Ryman – das ist der „echte“ Titel dieses Ausnahmealbums. Benannt nach dem Ort des Geschehens, 1991 in einer kleinen, holzgetäfelten Halle, in der früher die legendäre „Grand Ole Opry“ untergebracht war. Ein rein akustisches Set mit einer sorgfältig zusammen gestellten Band aus Musikern, die wegen der sehr schwierigen mehrstimmigen Vocals vor allem auch gut singen können müssen. Mit einem fachkundigen, begeisterten Publikum und einer glänzend aufgelegten, heiteren Emmylou Harris.

Es beginnt mit dem fetzigen „Guitar Town“, einem Country Hit von Steve Earle. Es folgt „Cattle Call“, ein zutiefst traditioneller Cowboy Song, der durch gekonnten Satzgesang geadelt wird. Mit „Guess Things Happen That Way“ begibt sich die Band auf moderne Country Gleise, rührt Acapella mit „Hard Times“ auch Steine zu Tränen. Und gleitet dann mühelos und mit perfektem Swing und Satzgesang durch eine breite Auswahl überwiegend traditioneller Country-Songs, aus denen vor allem „Lodi“ von John Fogerty heraus sticht – lakonischer, trauriger und schmissiger haben das auch CCR nicht gespielt.

Großartige Live-Atmosphäre, gekonnte Interpretation, abwechslungsreiche Songauswahl, ein aufmerksames Publikum und ein toller, durchsichtiger Sound machen dieses Album zeitlos und gut.

Little Feat – Waiting For Columbus (Deluxe Edition) – 1978

Lust auf das beste Live-Album einer Rockband in Top Edition?, 24. November 2006
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[rating:5]

Auch als nicht neutraler Fan dieser Band: Es ist schon immer das anspruchsvollste, musikalisch abwechslungsreichste, vielseitigste, packendste und schönste Live-Album einer Rockband gewesen. Der Abschluss einer Entwicklung, die 1971 mit Der Allman Brothers Band (Live At The Fillmore East) begann. Und auf diesem Nivau wird es das nie wieder geben. Weil keine Band der Welt heutzutage genug Speed und ähnliche Drogen nimmt, um wochenlang zu üben und zu jammen, bis 6 Musiker „laufen“ wie eine gut geölte Nähmaschine.

Diese Edition ist jeden Euro wert: Schon das Booklet verrät interessante Details zur Entstehung des Albums. Zum Beispiel wurden zwar einige Gesangsspuren ausgetauscht wegen Tuningproblemen. Aber Drums (der Trommler Richard Heyward wird endlich einmal angemessen gewürdigt) und Keyboards (der Tastenzauberer Bill Payne) sind Original und ohne Overdubs. Und das bei diesem Niveau und Schwierigkeitsgrad…

Ich erfahre Neues über die Entstehung dieses Ausnahmealbums (Proben, Abmischung, die verwendeten Instrumente). Und freue mich an der überarbeiteten Abmischung und dem fetten, durchsichtigen Sound (mehr Details, feinere Bässe und wirklich schneidende Höhen von Lowell George’s Slidegitarre).

Und dann die zusätzlichen Songs. Wunderbar. „One Love Stand“ oder „A Day At The Dog Races“, den wohl experimentellsten und schnellsten Rocksong aller Zeiten in einer Live-Version – großartig. Und als Zugabe für alle Zweifler dann noch „Red streamliner“ vom Studioalbum Hoy Hoy.

Das ist wie 10 Pakete zu Weihnachten. Das Album sollte in keiner Sammlung fehlen. Und Du wirst es in zwanzig Jahren noch mit Freude hören.

Lust auf das beste Live-Album einer Rockband in Top Edition?

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[Rating:5]

Ich rede hier im Wesentlichen von der gut remasterten Neuausgabe dieses Live-Albums aus dem Jahre 1979. Warner Brothers hat über 20 Jahre gebraucht, um das musikalisch und technisch beste Live-Album einer Rockband in einer angemessenen, ungekürzten Ausgabe auf CD heraus zu bringen. So ist sind hier nicht die faszinierend abwechslungsreichen Songs, die packende Live-Athmosphäre und die technisch anspruchvolle musikalische Präsentation zu würdigen. Sondern wirklich nur der Umstand, dass dieser Schatz der Rockgeschichte endlich in einer brauchbaren Form zugänglich gemacht wird. Weiterlesen

Brian Wilson – Live At The Roxy (2002)

Mehr Pop, Stimmung und Handwerk geht einfach nicht, 24. August 2006
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[rating:5]

Brian Wilson live nach langer Krankheit und tiefer Depression mit einer ausgebufften Live-Band. Diese beiden Live-CDs sind mit das beste Stück LIVE, was es in der Popmusik überhaupt gibt.

Brian Wilson ist der Mozart des Pop. Und diese extrem komplex arrangierten Songs überhaupt live zu singen, grenzt handwerklich gesehen schon an an einen Husarenritt. 5stimmiger Gesang, einfach brilliante Arrangements, da stören einige schräge Töne vom Meister und seinen Freunden nicht. Und die schrägen Ansagen „.. oh, eight cigarette lighters tonight..“ sind ein schnuckeliges Extra.

Was bei den Studio-Produktionen der Beach-Boys unter Tonnen von zeitgeistigem Band-Müll teilweise verschwindet. Und was bei den Studioplatten an Spontanität, an zartem Gefühl für Musik fehlt – hier ist es. Glanz, Emotion, Hitqualität, Perfektion – alles, was Pop ausmacht in einem Livealbum. Für mich ist Little Feat „Waiting for Columbus“ die handwerklich perfekteste Live Doppel-CD im Rock. Und dies die schönste Live-Pop-Platte. Geeignet für jeden von 6 bis 60 und selbst Klassikfans werden daran ihre Freude haben.

Zappa konnte Live am besten

… denn der genialische Tüftler stand sich bei seinen Studiowerken häufiger selbst im Weg. Erst mit seinen sorgfältig zusammen gestellten Bands konnte der Maestro zeigen, was in seinen Songs für Substanz steckt auch jenseits der provokanten Experimente.

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Hier hatte er gerade eine neue Band zusammen gestellt, mit zwei gnadenlos guten Sängern richtige „Rampensäue“ dabei und die Mothers grooven wie Hölle. Für mich die beste Live-Band der frühen Siebziger, völlig abgedrehte (aber lustige) Texte und eine auf den Punkt reagierende, homogene Band. Rasante Tempowechsel, irrwitzige Gesangseinlagen („Happy Together“ gefolgt von „Tears began to fall“) und vor allem die unfasslich konzentrierte Live-Atmosphäre sind einfach Klasse.

Eines meiner 10 Rock-Livealben für die Insel.

Anderer Anspieltipp aus dieser Zeit ist „Just Another Band From LA“.

The Nylons – Live!

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Bei dem hier mitgeschnittenen Live-Konzert Anfang der 90er hatten die vier Gesangswunder aus Canada ihre ersten Erfolge schon hinter sich. Und waren als Gruppe nach 10 Jahren (!) so weit eingesungen, dass sich auch für das Publikum ein solcher Auftritt lohnt. Die Audienz ist hörbar begeistert und geht gut mit – ein richtiges Live-Konzert.
Ganz entspannt, mit recht witzigen Moderationen („itŽs so lonely at the top“) und einem sehr breit gefächerten Repertoire zeigen die 4 Alles. In Good Old Acapella und dem rasanten Heavenly Bodies , den beiden markantesten Uptempo Nummern, bekommen wir die gesamte technische und sängerische Bandbreite dieser außergewöhnlichen Band serviert. In dem bekannt Sam Cooke Klassiker Chain Gang steigert sich die Band in eine wahre Rhythmus-Orgie hinein. Klassische 1 Bass – 3 Voices Stimmführung, wobei der Bass (!) den Ton angibt – perfekter und mitreißender hat noch niemand diesen oft gecoverten Song gebracht.
Diese Aufnahmen reißen jung und alt mit und werden mit großer Perfektion vorgetragen. Rasante rhythmische Uptempo Nummern wie das großartige Good Old Acapella wechseln ab mit für diese Band eher ungewohnten Balladen.
Die sehr klassisch gehaltene Version des bekannten Dream der Everly-Brothers etwa ist hier gut gelungen. Dieses Stück ist ja unendlich oft gesungen worden und trotz seiner harmonischen Schlichtheit eine ganz große Herausforderung an jede Acapella Group. Ganz auffällig bei diesem Stück: Die enormen technischen Möglichkeiten der Bandmitglieder werden nur sehr dezent ausgeschöpft und ordnen sich voll dem künstlerischen Ziel unter. Und doch ist die fast unauffällige, aber atemberaubend livehaftige und perfekt gesungene harmonische Wendung am Ende des Stückes mit einem wilden Glissando des Basses der perfekte Abschluss für diesen Song. Die ganze Banalität des Originals verschwindet und weicht einem fast mystischen Hoffnungsschimmer. Der Sänger träumt hier nicht nur mal so beiläufig zwischen Eisdiele und Autotrip vor sich hin wie im Original der EVERLY BROTHERS. Hier wird der Song -wie bei den Persuasions, die Ähnliches mit anderen Mitteln erreichen- ernsthaft und bekommt eine hymnische Qualität.
Gut gefällt mir auch das oft gecoverte One Fine Day – es wird meist als superlangsame Ballade angegangen. Die vier reizenden Herren hier nehmen das Stück in rasendem Tempo und geben der Sache mit dem hoffentlich zurückkehrenden Liebhaber damit eine ganz neue, drangvoll optimistische Seite.
Die Scheibe ist auch für Neulinge im Acapella gut geeignet wegen der großen stilistischen Vielfalt und der perfekten gesanglichen Darbietung.