Bazaar Cassandra in der Neuköllner Oper

Nur noch kurze Zeit auf dem Spielplan: Bazaar Cassandra in der Neuköllner Oper – und es war eine grandiose Inszenierung.

Vom geschickt einfachen und doch allumfassend vielseitig genutzten Bühnenbild über die abwechslungsreiche und in der Tat sinnliche Musik, die von dem Ensemble trotz der durchaus nicht immer eingängigen Arrangements so präzise und im aufmerksamen Miteinander umgesetzt wurde. Von der eindrucksvollsten szenischen Darstellung einer Vergewaltigung, die ich je gesehen habe über den Gesang Linard Vrielinks, der sich eindrucksvoll auch um die leisen und lyrischen Töne seiner Rolle kümmerte bis zum anspruchsvollen Libretto, das die Probleme der Riskoeinschätzung und Prognostik (meine Frau befasst sich beruflich mit diesen Dingen und war sehr beeindruckt) ebenso gekonnt wie beiläufig problematisierte wie die Unfähigkeit der Kommunikation allgemein und mit Politikern und Vätern im Besonderen.

Aber das Sahnehäubchen auf meinem Opernabend war die durch aufwändige, quasi Weiterlesen

Albert Lee rocks the nursing home

Albert Lee & Hogan’s Heroes yesterday played a full two hour set at Berlin Club Quasimodo – what a joy. Attended by an audience mainly older than me (i’m 55 now) and partly as old as 70 year-old Lee himself (that grandma in the blue shirt was really rocking and dancing). Lee and his bandmates started some fast country-rockers, moved over to rockabilly (which seems to be the biggest musical influence to all band-members) and never let down. Some softer ballads in between, where Lee played a wonderful sounding Yamaha CP-70 and his keyboarder Gavin Povey showed his skills in singing.

Lee has the unique gift of playing his licks incredibly fast without ever letting us feel this. Even at the highest tempo (and this is a really really fast band) it always sounds, as if every note has to be that way – no tricks, no showmanship and no doodling. The most amazing moments of this gig were the parts, when the musicians took over in the middle of the verse, the piano continuing the ultra-fast lick Lee started with pedal-steel closing the Weiterlesen

Jeff Beck again – Musik ohne Worte

Na klar bin ich ein Fan von Jeff Beck. Ein Gitarrist, der in einem Konzert drei Sätze Saiten verschleißt, um diese vielen wunderbaren Modulationen aus seiner Gitarre herauszukitzeln. Der praktisch keine Effektgeräte verwendet. Der so ausdrucksvoll spielt, dass es die reine Musik wird. – Und sicherlich auch dem klassisch geschulten Hörer gefällt. Schaut nur selbst, was dieser Ausnahmemusiker mit dem wunderbaren „Goodbye Pork Pie Hat“ von Charlie Mingus und seinem eigenen „Brush The Blues“ anstellt. Und achtet mal auf das Gesicht der Bassistin, als der Tempowechsel kommt – so schön kann Musik sein. Ohne Worte.

Jeff Beck Band (2007): Jeff Beck (g), Vinnie Colaiuta (dr), Tal Wilkenfeld (b). Zu sehen auf der großartigen DVD

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Brian Wilson – Live (Tempodrom)

Brian Wilson tritt vor einem nur zu 1/4 gefüllten Tempodrom auf. Eine riesige Band – 10 Musiker, drei bis vier Gitarren, alle bis auf den Drummer und den Bassisten müssen singen. Musiker und der Mann am Mischpult haben sofort meinen Respekt: Sechstimmiger Gesang, zwei Stunden lang und ohne Noten. Wir reden hier nicht von Tralllala – Brian Wilson schreibt richtig schwierige, eng geführte, himmlisch schöne Gesangssätze. So schwer, dass seine Musik lange Zeit als live unspielbar galt.The Brian Wilson Band (Taylor Mills) Und so verwirrend schön, weil jede Stimme „stark“ geführt ist.  Der Sänger und der Hörer möchten ständig von einer einer Stimme auf die andere – springen, weil jede Stimme harmonisch und melodisch stark klingt und trägt.

Mit schwierigen Satzgesängen oder mit zwei 12-seitigen Gretsch-Gitarren (die natürlich pausenlos verstimmt sind) hat diese Band kein Problem. Nicht umsonst bezeichnet Paul McCartney diese- als die derzeit beste Tour-Band der Welt. Jeff Foskett bringt vom rechten Bühnenrand mit einer sehr straighten Gitarre und einer strahlend schönen Tenorstimme die Band immer wieder unter Kontrolle. Daneben singt mit Taylor Mills eine Frau, die (wie wir bei einer minimalen Solopassage hören können) mit einer wunderbar druckvollen, glatten Stimme „Sex in the voice“ singt wie sonst vielleicht nur Sheryl Crow. Links am Bühnenrand ackern zwei Heldentenöre um die Wette (Darian Sahanaja und Scott Bennett), während der Meister selbst zufrieden in der Mitte thront und seinen leisen, fast britischen Humor bei den Ansagen aufblitzen lässt. Bei mehreren Titeln (und den ganz hohen Solostimmen) lässt er Foskett und Sahanaja die erste Stimme, schließt die Augen und hört manchmal nur zu. Das dies eine überragend gute Band sein würde, war mir schon nach dem wunderbaren Album Live At The Roxy (2002) von Wilson klar.

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