The Persuasions – Street Corner Symphony (1972)

Ein sagenhaftes, ein klassisches Acappella-Album:

Die Persuasions zelebrieren auf diesem 40 Jahre alten Album Acappella und wahren dabei ihren an Gospel und klassischem Soul orientierten Gesangsstil. Nicht der rasante stimmliche Overkill nach Art von Take 6 ist hier Maßstab, sondern die atmende, schlüssige Interpretation. Die ergreifende Interpretation des „Buffalo Soldier“, das humorvoll-erdige „The Man In Me“ und auch das abschließende Medley strahlen viel Ruhe und Souveränität aus. Und (die zum Teil heute noch singenden Bandmitglieder waren damals auf der Höhe ihrer stimmlichen Möglichkeiten) es klingt einfach wunderbar – hervorragende Interpretationen von wunderbaren Sängern, die sich und dem Zuhörer nichts beweisen Weiterlesen

Season of the witch

…. ist eigentlich vom Folk-Barden Donovan, dessen Version mich nie überzeugt hat. Aber so richtig beißend wird es erst hier. Brian Auger, Julie Driscoll und die Band 1968 auf ihrem wundervollen Album „Streetnoise“.

Heute ist eigentlich Halloween und ich hoffe, dass keine verkleideten Kinder in Begleitung ihrer protektiven Eltern klingeln und „Süßes oder Saures“ rufen. Stattdessen: Adult Entertainment, etwas böse und bissig bitte!

Little Feat Dixie Chicken (1977)

Live-Magic and a nice stage-dress: Sometimes it comes all together. A top-band with this tight drumer (RIP Richie Hayward), a hell of a frontman, kicking guitars, an excellent song, these charming ladies and the funniest stage-dress ever (to speak of Sam Clayton). I wish i could hug them all.

Pretending to Care

Todd Rundgren hat auf seinem famosen Album Acapella nicht nur die volle Palette des Pop in alle Richtungen erkundet. Sondern auch mit diesem bitteren und ergreifenden Song auch ein Lied komponiert, das ich durchaus in eine Reihe mit „Yesterday“ oder „God Only Knows“ stellen würde.

Kommt gut mit kleinem Orchester, aber die reine Acapella-Version auf seinem Album klingt noch künstlicher, poppiger. Das wäre mal ein Song für George Michael.

Willie Nelson – Rothaarig und 80

Willie Nelson – Red Headed Stranger (1975)

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Willie Nelson wird am 30. April 80 Jahre alt. Und ist mit seiner querköpfigen Art, seinem seit Jahren kultivierten Hippietum über alle Moden hinweg ein Unikat geblieben. Und dies ist eines der zentralen Alben in der langen Reihe von Willie Nelson Alben. Der Mann, der immer sofort eine Platte aufnimmt, wenn man ihm ein Mikro vor die Nase hält. Er hat hier mit einer ungehobelten, manchmal wie Homerecording wirkenden Produktion, unglaublich eindringlichem Songwriting, seinem völlig unorthodoxen (und doch immer sehr anrührenden-) Gesang und wenig, dafür aber immer sehr markanter Begleitung 1975 ein Ausnahmealbum eingespielt. Eine Kette kleiner, sehr sorgsam vertonter Gedichte, die klingt, als seien sie von einer Gruppe Cowboys am Lagerfeuer eingespielt. So ursprünglich wie (1966 und auf andere Weise) Bob Dylans „Blonde On Blonde“. Ein völlig zeitloses Album, das durch seine rohe Weiterlesen

Ry Cooder lebt ohne Auto

Ry Cooder (from: http://www.rycooderstuff.co.uk/)

Ry Cooder ist vielleicht -abgesehen von Eddie van Halen- der einflussreichste amerikanische Gitarrist der letzten 40 Jahre. Einflussreich, weil er das Blues-Revival mit seinen zahllosen Versionen uralter Titel des amerikanischen Songbooks einleitete. Einflussreich, weil er als Sessiongitarrist viele großartige Produktionen (unter anderem der Rolling Stones) prägte. Weil er im Film „Crossroads“ für einen glaubwürdigen Soundtrack sorgte, der direkt aus dem Delta zu kommen schien. Weil er mit „Little Village“ die beste „Supergroup“ der 80er formte. Und mit „Buena Vista Social Club“ die Welt wieder mal darauf aufmerksam machte, dass es außerhalb der internationalen Hitparaden auch noch andere Musikstile und Musiker gibt, welche die Seele zum Schwingen bringen. Weiterlesen

David Lindley & El Rayo X – Win This Record (1982)

Talk To The Lawyer – Afghanistan, CIA und all der Rest.

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Dieses 1982 erschienene zweite Soloalbum von David Lindley mit seiner eigenen Band „El-Rayo-X“ ist insgesamt schneller, härter und kommerzieller angelegt als das musikalisch alles überragende Erstwerk „El-Rayo-X“. Die Band hatte nach dem relativ großen Erfolg des Erstlings ausgedehnte Touren absolviert. Dadurch wurde das Zusammenspiel dichter und komplexer.

Der Satzgesang der Band ist komplex und soundfüllend wie selten auf einer Rockplatte. Drummer Ian Wallace knallt eine Rythmusarbeit hin, dass sich die Drumcomputer der 80er anhören wie Spielzeugboxen. Und so spielt sich eine grandios aufgelegte Band durch ein buntes Programm aus Klassikern wie Etta James „Something Got A Hold On Me“, dem heftig groovenden „Brother John“ der Neville Brothers. Man besingt mit „Talk To The Lawyer“ (meinem Lieblingssong des Albums und eine Eigenkomposition) die zweifelhaften Freuden eines Staates mit CIA, Einberufungsbefehlen nach Afghanistan und ohne Anwalt. „Twist And Shout“ – bekannt von Jerry Lee Lewis bis zu den Beatles wird mit peitschendem Rhythmus und aufgedrehtem Gesang so lange durch den Wolf gedreht, bis hier der Partykracher so richtig raus kommt.

Nicht eine Sekunde schlechte Laune; aufgedreht, fröhlich und auf überragend hohem musikalischen Niveau geht es durch die Hinterhöfe der Rockmusik. Die Slide-Gitarre von Lindley singt und jubiliert besser denn je. Und warum dieses Album ebenso wenig wie der Erstling der Band nie in die Charts kam? Weil damals leider die ganze Welt David Bowie, Tina Turner, Queen und ähnliche Stadionrocker hören wollte. – Schade! Ein auch heute noch absolut zeitgemäßes Album. Am Strand, im Auto, beim Joggen – mit dieser Band macht das Leben Spaß und die Musik wird keine Sekunde langweilig oder altbacken.

Starproduzent Greg Landanyi sorgte für einen dichten, angenehmen und durchhörbaren Sound. Bei den Stimmen hört man mit einer guten Anlage oder Kopfhörer buchtstäblich jede der bis zu 6 singenden Lippen. Ein Top-Album und im Wahlkampf 2009 in Deutschland ist meine persönliche Hymne „Better Talk To The Lawyer“ aktueller denn je.

[rating:5]

Jeff Beck Group – Truth (1968)

Kunst mit Können – Rau, laut und zart
Das großartige Erstlingsalbum von Jeff Beck, Truth (1968) ist mit einem Remastering wieder als CD im Handel. Als Vinyl ist dies einer der Schätze meiner Plattensammlung und darf jetzt also noch einmal gekauft werden.
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Jeff Beck macht schon sein musikalisches Leben lang (und auch noch heute mit über 60 Jahren) Experimente im Grenzbereich von Hard-Rock, Metal, Jazz, Elektronik und Blues. Dieses Debütalbum aus dem Jahre 1968 ist zwar heute manchmal anstrengend zu hören, weil recht experimentell. Nimmt aber Heavy Metal und Hard Rock (was es damals eigentlich ja noch nicht gab) souverän vorweg. Und bleibt dadurch spannend für immer.

Rod Steward, der später auf belanglose Schlager umschwenkte, gibt hier die energische Rock-Röhre. Eine ganz harte, präzise Rhythmusgruppe (Ron Wood bass, Micky Waller drums) prügelt die Songs zusammen, als ob sie die Band Living Colour vorweg nehmen wollen. Und das zarte Greensleeves (Folk) kommt ebenso anrührend rüber wie der von einer ultra-tiefen Orgel effektvoll in Szene gesetzte Standard „O’l Man River“ wo Rod Steward eindrucksvoll zeigt, was er singen kann, wenn man ihm sagt, was er singen soll. Jeff Beck hatte vor 40 Jahren vielleicht noch nicht die Virtuosität und den tonnenschweren Ausdruck wie heute mit 60 Lebensjahren etwa auf seinem großartigen Live-Set Jeff Beck – Performing This Week…: Live At Ronnie Scoots. Aber die Härte und Zartheit dieses Album, die Ernsthaftigkeit und der schöne Gesang von Rod Steward sorgen für Gänsehaut.

Ein beeindruckendes Album. Ein Meilenstein, wo keiner der Songs nach fast 40 Jahren langweilig oder überholt wirkt. Man muss allerdings den Klang eines voll aufgedrehten Gitarrenverstärkers vertragen.

[rating:5]

Und wer dadurch auf den Geschmack gekommen ist, hört sich in das spätere Werk von Jeff Beck ein. Ich sage nur: Es lohnt sich. (Fast) ohne Ausnahme.

Brian Wilson – Live (Tempodrom)

Brian Wilson tritt vor einem nur zu 1/4 gefüllten Tempodrom auf. Eine riesige Band – 10 Musiker, drei bis vier Gitarren, alle bis auf den Drummer und den Bassisten müssen singen. Musiker und der Mann am Mischpult haben sofort meinen Respekt: Sechstimmiger Gesang, zwei Stunden lang und ohne Noten. Wir reden hier nicht von Tralllala – Brian Wilson schreibt richtig schwierige, eng geführte, himmlisch schöne Gesangssätze. So schwer, dass seine Musik lange Zeit als live unspielbar galt.The Brian Wilson Band (Taylor Mills) Und so verwirrend schön, weil jede Stimme „stark“ geführt ist.  Der Sänger und der Hörer möchten ständig von einer einer Stimme auf die andere – springen, weil jede Stimme harmonisch und melodisch stark klingt und trägt.

Mit schwierigen Satzgesängen oder mit zwei 12-seitigen Gretsch-Gitarren (die natürlich pausenlos verstimmt sind) hat diese Band kein Problem. Nicht umsonst bezeichnet Paul McCartney diese- als die derzeit beste Tour-Band der Welt. Jeff Foskett bringt vom rechten Bühnenrand mit einer sehr straighten Gitarre und einer strahlend schönen Tenorstimme die Band immer wieder unter Kontrolle. Daneben singt mit Taylor Mills eine Frau, die (wie wir bei einer minimalen Solopassage hören können) mit einer wunderbar druckvollen, glatten Stimme „Sex in the voice“ singt wie sonst vielleicht nur Sheryl Crow. Links am Bühnenrand ackern zwei Heldentenöre um die Wette (Darian Sahanaja und Scott Bennett), während der Meister selbst zufrieden in der Mitte thront und seinen leisen, fast britischen Humor bei den Ansagen aufblitzen lässt. Bei mehreren Titeln (und den ganz hohen Solostimmen) lässt er Foskett und Sahanaja die erste Stimme, schließt die Augen und hört manchmal nur zu. Das dies eine überragend gute Band sein würde, war mir schon nach dem wunderbaren Album Live At The Roxy (2002) von Wilson klar.

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Culture Club – Feinster, naiver Pop

Heute hatte Allmusic das wunderbare Album Kissing to be clever der britischen Band Culture Club als Album of The Day. Als 1983 der wunderbare Konzermitschnitt aus dem Hammersmith Odeon „A Kiss Across The Ocean“ heraus kam, von dem heute nur noch über Youtube einzelne Ausschnitte erhältlich sind

da war ich fasziniert:
Ein ausgelassenes, heiteres und pausenlos kreischendes Publikum und eine recht farbenfrohe Band feiern die Pop-Weihnacht. So elegante,geschmeidige Popsongs. Ein Frontman, der so weiblich und androgyn erscheint wie sein großes Vorbild David Bowie (aber wesentlich besser singen kann). Das war nicht meine Welt damals, aber diese heiteren, verspielten Fans und eine richtig gute Pop-Band berühren mich auch heute noch. Und allein die Kompositionen auch: Der federnde Bass und die fröhlich pfeifende Harmonika in „Karma Chameleon“, der superelegant auf Pop getrimmte R&B von „I’ll Tumble 4 Ya“ – das hat mehr Stil als viele hundert andere Pop-Songs dieser Zeit.

Lyle Lovett – Pontiac (1987)

Meisterwerk zwischen den Stühlen

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Lyle Lovett veröffentlichte mit Pontiac 1987 erst sein zweites Album und bestätigte damit endgültig, dass er zu den ganz großen Songwritern gehört. Der bissige Witz (M-O-N-E-Y), die zarte Romantik ohne jede Sentimentalität (If I Had A Boat), auch einmal harte Worte über die Frau zu ganz schwerem Swing (She’s No Lady) – jedes Lied findet sofort seine Stimmung, ist unverwechselbar und musikalisch feinste Arbeit.

Verblüffend auch die musikalische Vielfalt. Es beginnt mit klassischem Modern-Country und wandert danach durch Gospel und Swing: Große Ballade (der Opener und I Loved You Yesterday), vertrackter Gospel (Money), schwerstmöglicher, geradezu waffenscheinpflichtiger Swing mit wunderbaren Bläsern (She’s No Lady, She’s Hot To Go). Kein einziger Füller, kein schwacher Song dabei.

Das Album sitzt entspannt zwischen den Stühlen. Fast unnötig zu erwähnen die sehr hochwertige Produktion mit einem feinen Sound – Lovett macht das immer so. Viele halten dieses für das beste Album von Lovett. Das ist nicht ganz falsch, tut jedoch den übrigen Werken Unrecht – von den ersten 6 Alben Lovetts ist jedes unbedingt hörenswert und gelungen.

Tracy Chapman – Lakonische Aufnahmen mit großem Sound

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[rating:5]

Ein überragendes Debütalbum: Lakonische Songs, deren Texte ganz beiläufig über häusliche Gewalt („Behind The Walls“) und Armut erzählen, dabei aber niemals platt werden. Erzählt von einer warmen, brüchigen Stimme, die für mich so afroamerikanisch klingt wie sonst vielleicht nur Joan Armatrading, deren Alben Tracy Chapman mit Sicherheit gehört hat.

Und eine faszinierend durchsichtige, dynamisch ausgewogene und klanglich überragende Produktion von David Kershenbaum, bei der man jedes Flüstern hört, obwohl es teilweise mit Drums und Gitarren „richtig zur Sache“ geht. Ein zeitloses Album, dessen Texte und Songs wohl auch in 20 Jahren noch interessant und dessen Musik und Produktion über jeden Zweifel erhaben sind.

Emmylou Harris – (Live) At The Ryman

Magisch – das wohl beste Live-Album im female Country,
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[rating:5]
Bis die Dixie Chicks das ultimative Live-Album einspielen, trägt diese Aufnahme bei mir die Krone in der Sparte „Female Country – Live“. At The Ryman – das ist der „echte“ Titel dieses Ausnahmealbums. Benannt nach dem Ort des Geschehens, 1991 in einer kleinen, holzgetäfelten Halle, in der früher die legendäre „Grand Ole Opry“ untergebracht war. Ein rein akustisches Set mit einer sorgfältig zusammen gestellten Band aus Musikern, die wegen der sehr schwierigen mehrstimmigen Vocals vor allem auch gut singen können müssen. Mit einem fachkundigen, begeisterten Publikum und einer glänzend aufgelegten, heiteren Emmylou Harris.

Es beginnt mit dem fetzigen „Guitar Town“, einem Country Hit von Steve Earle. Es folgt „Cattle Call“, ein zutiefst traditioneller Cowboy Song, der durch gekonnten Satzgesang geadelt wird. Mit „Guess Things Happen That Way“ begibt sich die Band auf moderne Country Gleise, rührt Acapella mit „Hard Times“ auch Steine zu Tränen. Und gleitet dann mühelos und mit perfektem Swing und Satzgesang durch eine breite Auswahl überwiegend traditioneller Country-Songs, aus denen vor allem „Lodi“ von John Fogerty heraus sticht – lakonischer, trauriger und schmissiger haben das auch CCR nicht gespielt.

Großartige Live-Atmosphäre, gekonnte Interpretation, abwechslungsreiche Songauswahl, ein aufmerksames Publikum und ein toller, durchsichtiger Sound machen dieses Album zeitlos und gut.

Violent Femmes – Violent Femmes (1983)

schnell, frech akustisch, PUNK
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Drei Musiker, eine auf Wanderklampfe getrimmte E-Gitarre und eine Musik, die ich als „High-Speed-Folk-Punk“ beschreiben möchte. Unglaublich direkt, rotzig, schöne Melodien, harsche Texte und die Musik geht richtig ab. Im Zeitalter der Design-Alben, die für eine bestimmte Zielgruppe („Akademikerhausfrau“) oder Stimmung („Rotwein am Kamin“) gefertigt werden, ist diese kleine Perle aus den 80ern richtig erfrischend.

Wer sich an „Low-Fi“ und dem punkigen Ansatz nicht stört, findet hier ein Album aus einem Guss, welches auch in einem Zug gehört werden möchte.

Verwirrend vielfältig aus dem Schweizer Kursaal

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[rating:4.5]

Bei diesem Album stimmt Alles: Songmaterial, Sound, Musiker und Produktion. Wie bei einem guten Live-Album eine der Sternstunden, die es in einem Musikerleben nicht oft gibt.

Stephan Eicher singt in vielen Sprachen, verarbeitet viele musikalische Eindrücke und lässt in seine Songs die gesamte Bandbreite der Rockmusik und viele europäische Musikstile einfließen. Wahrscheinlich ist er der einzige wirklich europäische Rockmusiker. Er hat das aus seinem späteren Werk „Taxi Europa“ auch lang und breit betont.

Die vielfältigen Songs machen dieses Album bereits hörenswert. Aber mich beeindruckt am meisten das fantastische Zusammenspiel der Musiker, die live in einem Kursaal mit viel Raum aufgenommen wurden. Daraus ergibt sich ein weiter, warmer Sound, der perfekt durchhörbar bleibt und den romantischen Songs erst das Sahnehäubchen aufsetzt.

Es gibt für meinen Geschmack zu wenige Alben, die „live+onetake“ eingespielt sind (Joe Jacksons „Body And Soul“, Lou Reed’s „New York“ sind andere Beispiele). Und für diese Musik ist der Sound einfach perfekt.

Lust auf das beste Live-Album einer Rockband in Top Edition?

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[Rating:5]

Ich rede hier im Wesentlichen von der gut remasterten Neuausgabe dieses Live-Albums aus dem Jahre 1979. Warner Brothers hat über 20 Jahre gebraucht, um das musikalisch und technisch beste Live-Album einer Rockband in einer angemessenen, ungekürzten Ausgabe auf CD heraus zu bringen. So ist sind hier nicht die faszinierend abwechslungsreichen Songs, die packende Live-Athmosphäre und die technisch anspruchvolle musikalische Präsentation zu würdigen. Sondern wirklich nur der Umstand, dass dieser Schatz der Rockgeschichte endlich in einer brauchbaren Form zugänglich gemacht wird. Weiterlesen

Aztec Camera – High Land, Hard Rain

Rasanter Gitarrenpop mit viel Melancholie, 13. November 2006
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[rating:5]

Roddy Frame, der Mastermind und Singer Songwriter präsentiert hier mit seiner Band melancholischen Folk-Pop mit teilweise sehr extravaganten Gitarrenparts.

Schon der rasante Opener „Oblivious“ zeigt, wo es langgeht: Vertrackte Rhythmen und Harmonieren zu sehr eingängigen und poppigen Melodien, die mit fast traurigem Gesang kombiniert werden.

Roddy Frame ist ein ganz origineller Gitarrist. Ohne große Soundspielereien, dafür aber mit viel Druck und reich an Abwechslungen spielt er wie eine Mischung aus Joe Pass und Stevie Ray Vaughan. Und die Songs haben wirklich große Klasse: „Walk Out To Winter“ überzeugt mit einer bestechenden Hookline und rasantem Zusammenspiel der Band. Ähnlich kommt das melancholische „We Could Send Letters“ daher. In „Release“ driftet Frame sehr gekonnt in feinste Melancholie zur gepflegten Gitarrenbegleitung ab, um bald danach mit dem hymnischen „Back On Board“ das Album drei Songs vor Ende abzuschließen.

Ein Album mit sehr viel Langzeitwert durch die rauen und vertrackten Songs, welche leider nicht alle das ganz hohe Niveau der genannten- haben.

Rasanter Acapella Pop mit Stil und Perfektion

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[rating:5]

Dies ist mit Verlaub das vermutlich beste A-Capella Pop-Album aller Zeiten.  Die vier singenden Kanadier singen sich nur mit Begleitung einer Drumbox durch eine Auswahl überwiegend eigener Songs in einer Perfektion, mit einem Tempo und so viel Sangeslust – bisher unerreicht auch in den zahlreichen späteren Alben dieser heute noch aktiven Band.

Wo andere Gruppen dieser Art mit 5, 6 und neuerdings bis zu 10 Stimmen antreten, macht es diese Band mit 4 – ein Gewinn für die Arrangements. Jede Stimme bleibt klar erkennbar, keine schwammigen Akkorde und äußerste rhythmische Präzision. Die Songs sind überwiegend up-tempo: Heavenly Bodies und Up The Ladder mit rasanten Tempowechseln, wilden Falsettstimmen und viel Schwung. Prince Of Darkness überzeugt mit einer sehr schnellen und intim wirkenden Stimmführung in höchstem Tempo. Aber auch ganz klassisch mit „Romance“ und dem rasend schnellen, witzigen „Bumble Boogie“ zeigen die vier Herren, was mit Acapella alles geht. Und bleiben dabei immer musikalisch – hier wird niemals stimmliche Effekthascherei betrieben, wie dies leider bei vielen Alben dieser Art der Fall ist.

Wer Acaplla mag, muss dieses Album besitzen.

Spliff – 85555, Sagenhaft gewitzter Deutschrock und Top-Produktion

Kaum eine CD einer deutschen Band umfasst so eine Bandbreite an interessanten, witzigen und spannenden Songs. Auch jenseits von Zeitgeist (davon hat dieses Album reichlich): Die Songs haben Hit-Qualitäten ohne Ende. Die Texte sind schlicht genial („ich kenne ein Land, wo alte Männer regiern, da kann man nicht bleiben, weil da darf nichts passiern“) und niemals gleiten die Songs in dumme Gefühligkeit a’la Grönemeyer oder platten Schlager ab.

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[rating:5]

Allein für das Songwriting gibt es bei mir schon 5 Punkte.  Aber: Die Band hat einen unverwechselbaren, auch heute noch modernen Sound. Tolle Keyboards (Georg Heil) mit unverwechselbaren Sounds, Bernd Potschka spielt eine unglaublich kühle und schwere Rockgitarre, Manne Präker sorgt für kleine Verschiebungen im Bass und Herwig Mitteregger, der wohl die meisten Texte zu verantworten hat, hält mit knalligen Drums das Ganze zusammen.  Und dann noch: Eine Sahne-Produktion. Toller Sound. Dichte Hallräume, erlesene Studioeffekte, da merkt man die 15 Jahre Band- und Produzentenerfahrung, welche die Musiker später mit großem Erfolg auch anderen Interpreten angedeihen ließen. Für mich eines der besten deutschen Rock-Alben (mit Hang zum Poop) – auch heute noch.

Michael Jackson, Bad – Top Produktion, Meilenstein, hörenswert

Nach Thriller kam BAD und dann? Nun ja: Auch dieses Album setzt (wie das noch ungleich innovativere Album Thriller) Maßstäbe, aber in anderen Bereichen.

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[rating:5]

Mit „Man In The Mirror“ wird hier ein Song-Genre geschaffen, das ich mal als PowerBalladenHymne bezeichnen möchte und seither zigfach ohne große Veränderung kopiert wurde: Leises Schnipsen, raffinierte Bassdrum, bedächtiger Gesang (mit einem tollen Text übrigens, der von Selbstzweifeln, Überwindung und Triumph erzählt) und dann von Strophe zu Strophe mit knalligem, dichten Sound eine gospelartige Hymne, bei der allein schon die mächtigen Chöre vorher in dieser Form nicht gehört wurden.

Auch ansonsten zeigt die dichte und raffinierte Produktion, dass seit dem Erstling Thriller die Samplertechnik weiter gekommen ist. Manchmal sind die Soundeffekte fast schon zu aufdringlich, ordnen sich aber immer dem Song unter. Und „Leave Me Alone“ sowie das rohe, rotzige „Another Part Of Me“ nehmen mit ihrem erdigen, rauen Sound die späteren Funk-Orgien von Prince und Anderen vorweg.

Schon wegen der Produktion lohnt sich diese Scheibe für jeden, der Pop hört.

Little Feat, Sailin' Shoes – Meilenstein im Songwriting einer guten Band

Little Feat war (und ist teilweise auch ohne den bereits 1979 verstorbenen Lowell George) eine Band, die außergewöhnlich gehaltvolle Songs schuf. Auf ihrem zweiten Album zeigt die Band hier bereits, in welcher Liga ihr Songwriting spielt; die Qualität der Songs ist grandios – es fehlt teilweise nur noch an der auf späteren Alben zu bewundernden perfekten Umsetzung des Materials als Band.

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[rating:4]
Hervorzuheben sind
– Easy To Slip, eine gleißende, schnelle Southern-Rock Nummer
– Cold, Cold, ein schwerer Rocksong mit vertrackten Synkopen und tollem Text
– Willin‘, der ultimative und tollste aller Fernfahrer-Songs, unerreicht und wahrscheinlich eine der 10 besten Country Hymnen überhaupt
– Apolitical Blues, ein SlowBlues mit witzigem, satirischem Text, genau richtig für Freunde des frühen Frank Zappa

Und dies ist nur die Spitze des Eisbergs – ein Song ist besser als der andere. Little Feat decken hier praktisch die gesamte Bandbreite der amerikanischen Rockmusik ab und schaffen ein Rockalbum, das auch nach 30 Jahren noch interessant und hörenswert ist. Und die Songs sind zu Recht von zahllosen Bands gecovert worden.

Einen Punkt Abzug gibt es nur für die (historische) Aufnahme mit starkem Bandrauschen und das manchmal etwas unausgewogene, leicht holprige Zusammenspiel der Band. Auf späteren Alben und Live erreichte die Band allerdings bald darauf ein Niveau auch im Zusammenspiel, von dem fast alle anderen Bands heute noch träumen.

Brian Wilson – Live At The Roxy (2002)

Mehr Pop, Stimmung und Handwerk geht einfach nicht, 24. August 2006
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[rating:5]

Brian Wilson live nach langer Krankheit und tiefer Depression mit einer ausgebufften Live-Band. Diese beiden Live-CDs sind mit das beste Stück LIVE, was es in der Popmusik überhaupt gibt.

Brian Wilson ist der Mozart des Pop. Und diese extrem komplex arrangierten Songs überhaupt live zu singen, grenzt handwerklich gesehen schon an an einen Husarenritt. 5stimmiger Gesang, einfach brilliante Arrangements, da stören einige schräge Töne vom Meister und seinen Freunden nicht. Und die schrägen Ansagen „.. oh, eight cigarette lighters tonight..“ sind ein schnuckeliges Extra.

Was bei den Studio-Produktionen der Beach-Boys unter Tonnen von zeitgeistigem Band-Müll teilweise verschwindet. Und was bei den Studioplatten an Spontanität, an zartem Gefühl für Musik fehlt – hier ist es. Glanz, Emotion, Hitqualität, Perfektion – alles, was Pop ausmacht in einem Livealbum. Für mich ist Little Feat „Waiting for Columbus“ die handwerklich perfekteste Live Doppel-CD im Rock. Und dies die schönste Live-Pop-Platte. Geeignet für jeden von 6 bis 60 und selbst Klassikfans werden daran ihre Freude haben.