John Hiatt und sein Traumalbum

John Hiatt hatte mit seinem Album Bring the family (1987)

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eine außergewöhnliche Basis. Gerade vom Alkohol weg wurde er von einem A&R Manager gefragt, was seine Traumband für ein Soloalbum wäre. Nick Lowe (b), Ry Cooder (g) und Jim Keltner (dr) war seine Antwort und diese Drei waren (bei einem so guten Songwriter wie Hiatt nicht verwunderlich) sofort bereit, mit ihm in’s Studio zu gehen. Und heraus kam (nach nur vier Tagen Studioarbeit) dieses Ausnahmealbum, mit welchem Hiatt für die nächsten dreißig Jahre seinen Ruf als erwachsenster aller Song-Writer im Rock festigte.

Hier passte Alles: Faszinierende Rocker und Balladen über die auch ernsten Themen des Lebens. Hiatt wird nie kitschig (allenfalls bei der ironischen Ballade Weiterlesen

Richie Hayward is gone

Richie Hayward (2008), Quelle: WikipediaRichard „Richie“ Hayward, der langjährige Drummer von Little Feat und gefragte Session-Drummer, starb Mitte August an den Folgen von Leberkrebs. Hayward verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in Canada, wo er kurz vor seinem Tod geheiratet hatte. Er wurde 64 Jahre alt und hatte keine Krankenversicherung.

Richard war und bleibt in meiner Erinnerung als der beste, der markanteste Rock-Drummer bis heute (der beste- nur deshalb, weil Jim Keltner auch sehr engagiert ist im Jazz und Country). Sein unverwechselbares und dynamisches Spiel mit einem felsenfesten, sehr „laid back“ wirkenden Grundrhythmus und einem enorm treibenden, vorwärts drängenden, machmal fast nervös wirkenden Groove und Feeling ist unverwechselbar, einmalig und wurde von einem Rezensenten mal beschrieben:

Animating these visions was Richie Hayward’s inventively propulsive, behind-the-beat drumming, thrusting the music forward while leaning slightly backward – the rhythmic representation of an R. Crumb chararcter in motion.
Bud Scoppa in liner notes for the album
Waiting For Columbus (reissue 2002)

Richard spielte, wie man diesem bewegenden Artikel einer kanadischen Zeitung entnehmen kann, noch kurz vor seinem Tod.

Sein enorm kraftvolles, dynamisches Spiel wird erkennbar in den diversen Videos auf Youtube, die sein Solospiel demonstrieren.

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Miles Davis + Band: Die Philharmonie kochte

Als Miles Davis und seine neu formierte Band (mit Herbie Hancock, Tony Williams, Ron Carter und Wayne Shorter) 1964 in der Philharmonie auftraten, dampfte wahrscheinlich die Luft. So hitzig, so funky und gleichzeitig so unterkühlt wie auf [amazonjs asin=B0007RO4YE] hörte ich zuvor von keinem anderen Musiker und keiner anderen Band Jazz.

Tony Williams sorgt für einen so drückenden Groove auf dem felsenfesten Fundament des monströs fetten Kontrabass von Ron Carter. Herbie Hancock spielt links funky und rechts komplex – so eine Mischung aus Hot und Cool hat es vor 1964 nicht gegeben. Wenn es eine musikalische Überleitung vom klassischen Cool-Jazz zur modernen Musik und dem Jazzrock gibt, hier ist sie. Und die Philharmonie sorgt für einen wirklich angenehmen, „holzigen“ Sound, bei dem wir jedes Instrument an der richtigen Stelle hören – ein Meilenstein der modernen Musik.

[rating:5]

Levon Helm groovt zwei Mal auf einem australischen Doppelpack

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Dies ist eine CD mit zwei (!) Alben von Levon Helm. Levon Helm, das ist der Drummer von „The Band“. Der Mann mit der schönen Stimme und der fetten Bassdrum. Der in 2008 mit „Dirt Farmer“ eines der schönsten Americana-Alben heraus brachte, nachdem er an Kehlkopfkrebs fast gestorben wäre.

In den 80ern war Levon Helm ein Superstar. Und konnte die besten Musiker (Dr. John, Paul Butterfield, Donald „Duck“ Dunn) für sein erstes Soloalbum „..& the RCO Allstars“ in’s Studio holen. Das groovt wie die Sau (kein Wunder bei DER Besetzung) und schiebt mit wilden Triolen durch die Südstaaten-Ecke der amerikanischen Musik – Dr. John sorgt für Gesang und wildes Klavier und Paul Butterfield spielt so schön seine Harmonika, dass es zum Heulen ist. Ein gutes, ein fast perfektes Album, aber Helm kommt darin nicht so vor. Und es fehlt etwas die Seele.

Ganz anders dagegen im 2. Album „American Son“ von 1980: Eingespielt mit einer Truppe erlesener Country-Mucker aus Nashville kommt zum (entspannteren-) Groove hier die Seele dazu. Großartige Harmoniegesänge, Levon Helm singt wie der junge Gott (er hat keine wirklich schöne Stimme, zieht aber jeden Zuhörer durch seinen Ausdruck in den Bann). Zwei Mal Georgia („Watermelon Time“ und „Sweet Peach..“) markieren den unglaublich entspannten Groove. Dazwischen mördermäßiger Gesang („Violet Eyes“ und „China Girl“) und kein einziger Füller. Der Groove dieses Albums und der beseelte Gesang lassen einen keine Sekunde los. Wohl das beste Album von Levon Helm neben seinen vielen Studio- und Bandjobs.

Diesen „Doppelpack“ (zwei Alben auf einer CD) gibt es nur in Australien und nur von wenigen Anbietern. Ein absolutes Muss für Freunde entspannter Rock- und Countrymusik mit gutem Gesang. Der Anbieter lieferte bei mir übrigens in weniger als einer Woche, was ich genauso unglaublich finde wie diese beiden Alben.