Michael Ruff macht Lullabies

Michael Ruff – Lovesongs & Lullabies (1999)

Michael Ruff ist vor allem als Arrangeur und Songwriter bekannt. Von Lionel Richie über Rickie Lee Jones bis hin zu Bonnie Raitt haben sich unzählige Stars seiner gekonnten Arrangements bedient und ihn als vielseitigen Keyboarder, Sänger und Gitarristen verpflichtet. Hier bindet Ruff -dem Titel des Albums entsprechend- einen bunten Strauß von Balladen und Liebesliedern, die mit einer Ausnahme (das zauberhaft und zart interpretierte „Marie“ von Randy Newman) von ihm selbst geschrieben sind.

Das Songwriting und die Arrangements sind sehr ausgefeilt: Raffinierte Modulationen, geschickt eingesetzte Tempowechsel, teilweise sehr dezent und gekonnt arrangierte Streicher. Wie clever und detailfreudig Ruff hier zu Werke geht, erschloss sich mir erst beim mehrfachen Hören. Denn zuerst fallen der ungewöhnliche Gesang (Ruff singt sehr soulful und oft mit Kopfstimme) und das durchweg langsame Tempo auf. Wenn man sich etwas Zeit nimmt für dieses Album, wird es zum Klassiker: Verblüffende Variationen zum Thema „Lovesongs & Lullabies“ und niemals wird es banal oder gar kitschig. Der langsame Schmusesoul von „Leave The Lights On“ kommt ebenso geschmackssicher rüber wie die klassische Klavierballade „I’ll Always Believe In You“. Oder das sauber mit raffinierten Akkordwechseln und Oboen arrangierte „Only Thoughts Of You“ – sofort sieht man mit geschlossenen Augen eine große Bühne, einen großen Interpreten und freut sich an einem kleinen Klassiker. Wer sich an der etwas schmusigen Art des Albums nicht stört und ein Ohr für gute Arrangements hat, wird dieses Album lieben und immer wieder hören. Und von Michael Ruff würde ich mir mal einen ganzen Soundtrack oder ein Themenalbum wünschen.

[rating:4]