Gestern im Admiralspalast lieferte Emmylou Harris mit Rodney Crowell und ihrer Band einen soliden Gig vor einem begeisterten Publikum ab. Gespielt wurden nach der Pause überwiegend Titel vom neuen Album [amazonjs asin=“B00AKV1K9O“ locale=“DE“ title=“Old Yellow Moon“] der beiden, die sich seit 40 Jahren kennen.
Und doch musste ich hinterher immer an den Witz von Richard Belzer denken, der den Detective John Munch in der Fernsehserie Homicide spielte; frei übersetzt geht das so:
Weißt Du was passiert, wenn man einen Countrysong rückwärts abspielt?
Zuerst kommt der Hund zurück, dann kommt der Job zurück und zuletzt kommt die Frau zurück.
Es ist das Problem mit diesem doch sehr konservativen Genre. Die Themen sind beschränkt und es läuft vielfach genau so ab, wie der charismatische und obercoole Texaner Rodney Crowell nach mehreren solcher Songs lakonisch meinte:
And now another heartache-song. Emmy, i think we are doing entertainment by heartache here, right?
Eine großartige Band begleitet ein extrem professionelles Konzert (das übrigens auf die Minute pünktlich beginnt und ebenso exakt nach einer Stunde in die Pause geht), bei dessen Songmaterial allerdings der gemeine Witz von Richard Belzer durchaus zutreffend ist. Und als Harris unmittelbar nach der Pause solo zur eigenen Gitarre ein eigenes Lied singt, mit dem der Tod ihrer Freundin Kate McGarrigle beklagt wird, hätte allerdings auch der Zyniker John Munch die Luft angehalten. Harris ist eine der beeindruckendsten Sängerinnen der Gegenwart und braucht vielleicht nur noch Songmaterial, wo der Hund fortläuft, die Kinder rebellieren, der Sekt zu gut schmeckt und die Krankenversicherung nicht zahlt. Einfach wegen der Abwechslung.