Gestern zeigte die lokale SPD-Abteilung im Xenon den Film „Kriegerin (2011)“ des jungen Regisseurs David Wnendt. Der noch vor Bekanntwerden der NSU-Morde abgedrehte Film lief am 19.01.2012 an und zeigt atmosphärisch dicht die Entwicklung zweier Frauen auf, die sich als „Nazibräute“ im Umfeld einer ostdeutschen Naziclique bewegen.
Mich faszinierten viele Details, etwa die beeindruckende Hauptdarstellerin Alina Levshin mit ihrer Bockigkeit und Gewalttätigkeit oder auch die Locations von den Ruinen in Prora über den Elbstrand bei Dessau-Roßlau, einen unglaublich piefig-provinziellen Supermarkt und aufgelassene ehemalige Russenkasernen. Selbst der uralte rote VW-Golf II, der erst als Werkzeug eines Mordversuchs und danach als immer wieder nicht anspringendes Fluchtfahrzeug dient wirkt wie unmittelbar aus der deutschen Provinz herbei geholt. Sicherlich ist der Film „bunter als das Leben“, die Nazis sind bis zur Folklore tätowiert, amateurhaft, grell und trinkfreudig. Das wird dem Film oft vorgeworfen – wie ich meine zu Unrecht. Ein Spielfilm ist keine Wirklichkeit und soll auch keine Wirklichkeit sein. Und der Film über die stille, organisierte und subversive Mordserie des NSU-Trios muss erst noch gemacht werden.
Schön und unbedingt wiederholungsbedürftig – Kiezkino im Xenon sollte zur Regel werden!
[rating: 4]