Interessante Geschichte, ganz knapp erzählt, stilistisch brilliant

[amtap amazon:ASIN=3865550401]

Ein Buch wie ein Italo-Western. Einsamkeit, gestörte Beziehungen, eklige Bürgersöhnchen, welche die Hauptperson -eine an der Supermarktkasse gestrandete Frau von Anfang Zwanzig- mit einer Hafendirne verwechseln. Kaum ein Nebensatz, ganz kurze Sätze, präzise Aufzählungen der Supermarkteinkäufe an der Kasse der Hauptperson, praktisch keine Dialoge (und wenn, dann wird es richtig wichtig und kommt meist in wörtlicher Rede daher).

Schon stilistisch eine Meisterleistung, hat mich auch die Geschichte fasziniert. Sie lässt sehr viel Raum für eigene Gedanken des Lesers. Und wie der Autor beschreibt, was um seine Figuren herum vorgeht – daraus entsteht im Kopf des Lesers eine eigene Geschichte aus Andeutungen und Fakten. Tolles kleines Buch.

Dirty Dozen Brass Band – Funeral For A Friend (2004)

Wenn katholische Franzosen und Afroamerikaner Musik machen ,

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[Rating:5]
… kommt so ein wunderbares Album heraus. Die Dirty Dozen Brass Band aus New Orleans spielt hier 2004 mit wechselnden Sousaphonisten ein Album nur mit Standards, Kirchenmusik und Gospel ein. Das wohl interessanteste und schönste Album dieser außergewöhnlichen Band.

Das Album verzaubert, es reißt den Hörer mit und rührt zu Tränen.

Das klingt, als wäre der katholische Kirchenchor mit Afro-Beats infiziert. Synkopisch, oft traurig, immer mitreißend und mit dem fantastischen Sound von 6 – 8 Blechbläsern geht es hier durch die amerikanische Musik „New-Orleans Style“. Da zuckt der Bass, da tremolieren die Bläser, da bleibt kein Auge trocken. Und dank einer hervorragenden Produktion testen pumpende Bässe des Sousaphons und messerscharfe Bläser auch jedes Gehör und jede Stereoanlage bis zum Anschlag. Ein wunderbares Album! Rezension bei Amazon.

Olivier Adam – Keine Sorge, mir geht es gut

Interessante Geschichte, ganz knapp erzählt, 23. Mai 2007
[amtap book:isbn=3865550401]
[rating:4]

Ein Buch wie ein Italo-Western. Einsamkeit, gestörte Beziehungen, eklige Bürgersöhnchen, welche die Hauptperson -eine an der Supermarktkasse gestrandete Frau von Anfang Zwanzig- mit einer Hafendirne verwechseln. Kaum ein Nebensatz, ganz kurze Sätze, präzise Aufzählungen der Supermarkteinkäufe an der Kasse der Hauptperson, praktisch keine Dialoge (und wenn, dann wird es richtig wichtig und kommt meist in wörtlicher Rede daher).

Schon stilistisch eine Meisterleistung, hat mich auch die Geschichte fasziniert. Sie lässt sehr viel Raum für eigene Gedanken des Lesers. Und wie der Autor beschreibt, was um seine Figuren herum vorgeht – daraus entsteht im Kopf des Lesers eine eigene Geschichte aus Andeutungen und Fakten. Tolles kleines Buch.

Joan Armatrading – What's Inside (1995)

Joan Armatrading und die Top-Studiomucker – ein exzellentes Album ohne Risiko, 17. Mai 2007
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[rating:3]

Wenn Tony Levin (dessen Bass wie ein sanftes Donnergrollen klingt) und Darryl Jones (ja, der von Miles Davis und den Stones) zum Bass greifen, Greg Phillinganes (u.a. Donald Fagen, Michael Jackson) die Tasten drückt und die Meisterin selbst sich auf Gesang und athmosphärische Gitarren beschränkt, dann wird das ein gutes Album.

Wenn Terry Evans, Willie Greene und Co. die wirklich schwärzesten schwarzen Stimmen geschmackvolle Background-Stimmen bringen, hat das Klasse.

Und wenn das Kronos Quartett in einem aberwitzigen Streicherarrangement einen wirklich guten Song „Shapes And Sizes“ durch den Wolf dreht, dann wird das richtig interessant. Ein richtiges Album für Musiker – perfekt gemacht, sehr geschmackvoll, bis auf die matschigen Drums ein toller Sound.

Allein was fehlt, das ist ein energischer Move. Ein ungewöhnlicher Song, ein wenig Direktheit. So wirkt das Ganze wie eine teure Produktion einer guten Künstlerin bei Ihrer neuen Plattenfirma. So war es wohl auch. Risikolos. Etwas flach. Gediegen.

Ein Album für Dauerjugendliche – sinnfrei, textarm, computerlastig

[amtap amazon:ASIN=B0001VJ75C]
[Rating:1,5]

1 1/2 Seiten Danksagungen auf einem CD-Cover lassen mich Schlimmes ahnen (etwa wie „Schwester, Du bist meine Bester“ und „Mama, toll dass Du mich auf die Erde gebracht hast“). Und leider werden alle schlimmen Erwartungen erfüllt:

Ein dünnes Stimmchen, mit Tonnen elektronischer Effekte aufgemotzt singt zu extrem monotonen Computerbeats absolut sinnfreie Texte, die sich anhören wie aus dem Poesiealbum einer 14jährigen. Da ist selbst Yvonne Catterfeld interessanter und besser produziert. Dagegen ist die auf ein vergleichbares Publikum schielende Produktion von Annett Louisan „Boheme“ professionell, interessant und gut gesungen.

Als Pop zu fad, als Musik zu langweilig, als Gesang zu dünn und als Text – na lassen wir das. Gut, dass die Lyrics absolut unlesbar in Mikroschrift beige auf verwaschen weinrotem Untergrund angebracht sind.

Regy Clasen – So Nah (2000)

Ein Album für Dauerjugendliche – sinnfrei, textarm, computerlastig, 16. Mai 2007
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[rating:2]

1 1/2 Seiten Danksagungen auf einem CD-Cover lassen mich Schlimmes ahnen (etwa wie „Schwester, Du bist meine Bester“ und „Mama, toll dass Du mich auf die Erde gebracht hast“). Und leider werden alle schlimmen Erwartungen erfüllt:

Ein dünnes Stimmchen, mit Tonnen elektronischer Effekte aufgemotzt singt zu extrem monotonen Computerbeats absolut sinnfreie Texte, die sich anhören wie aus dem Poesiealbum einer 14jährigen. Da ist selbst Yvonne Catterfeld interessanter und besser produziert. Dagegen ist die auf ein vergleichbares Publikum schielende Produktion von Annett Louisan „Boheme“ professionell, interessant und gut gesungen.

Als Pop zu fad, als Musik zu langweilig, als Gesang zu dünn und als Text – na lassen wir das. Gut, dass die Lyrics absolut unlesbar in Mikroschrift beige auf verwaschen weinrotem Untergrund angebracht sind.

Emmylou Harris – Elite Hotel (1972)

Eine unglaubliche Sängerin mit einem unglaublichen Album, 14.05.2007
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[Rating:5]

Emmylou Harris nahm sich mit diesem Album Großes vor: Songs der Beatles (das absolut ergreifende und in Zeitlupe gesungene „Here, There“) ebenso wie Country Standards und -kracher („Amarillo“, „Together Again“ und „Jambalaya“).

Die Gratwanderung ging auf: Zeitlos gültige Interpretationen von bekannten Songs. Mit einer Stimme, die alle Register zieht. Glockenhell, verrucht, lasziv, verträumt oder romantisch. „The Voice of Country“ könnte Telefonbücher singen und hat hier sogar noch gutes Material. Und eine musikalisch traumhaft gelungene Einspielung außerdem, mit einem kleinen Trick: Jeder Song hat das falsche Tempo. Die Kracher einen Tick zu schnell, die Schnulzen einen Tick zu langsam. Das erhöht die Eindringlichkeit und macht diese Einspielungen traum- und vorbildhaft.

1975 im Lastwagen vor dem eigenen Haus entstanden ist dies (auch mit dem soundtechnisch gelungenen Remastering) ein Album fürs Leben.

Amy Winehouse – Frank (2004)

Interessante Sängerin poppig gemacht mit grauenhaftem Sound,

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[Rating:3]

Amy Winehouse klingt nach Booze und mag wohl auch harte Getränke. Eine interessante Stimme von geringem Umfang (die Sängerin wechselt bei fast jeder Phrase in die Kopfstimme, um die hohen Töne zu „kriegen“). Ein sehr abwechslungsreiche Mixtur aus Lounge-Jazz und R&B mit knalligen Bässen, verschobenen Akzenten und viel Gezappel aus der Percussion-Ecke. Nette, zum Teil akustische Gitarren. Interessant auch die sehr egozentrischen Texte und die jazzigen Licks der Begleitmusiker.

Warum ist das keine überragende Platte in meinen Augen? Zwei Gründe:

1. Vielleicht auf Grund der fehlenden körperlichen Fitness der Sängerin ist der Gesang unelastisch, die Phrasen bewegen immer in denselben dynamischen Abstufungen und verlaufen (wenn wir uns einmal die Töne wegdenken) fast immer völlig identisch – „schubidubi dibidi haaaah“. Das in Verbindung mit dem geringen Stimmumfang der Sängerin führt im Vergleich zur lässigen und elastischen Phrasierung von Madeleine Peroux, zur entspannten Zwerchfellakrobatik von Holly Cole oder zum athletischen Gesang von Malia zu einer schnellen Ermüdung des Zuhörers. Klingt zum Schluss alles gleich.

2. Soundtechnisch eine absolut gehörzerstörende, grauenhafte Produktion: Wie man auf einer etwas besseren Stereoanlage hört, werden hier aufgeblasene Synthiebässe verwendet, um Fülle auf schlechten Anlagen vorzutäuschen. Die Obertöne sind stark mit Harmonizer angereichert und klingen dadurch unnatürlich und schmerzhaft schrill. Das schneidet und zischt ohne Ende. Das alles nur, damit die Sache auch im Autoradio „kommt“. Das dies auch besser geht, kann auf jedem Album der genannten Künstlerinnen erhört werden. Der Produzent und der Tonmeister bekommen 0 Sterne für so einen grauenhaften Schrott.

Ein leider nur durchschnittliches Album mit wenig Langzeitwert, das soundtechnisch nur im Autoradio (vielleicht) ohne Gehörschaden zu genießen ist.

Dixie Chicks – Fly (1999)

Raffiniertes Nachfolgealbum der cleveren Chicks, 12. Mai 2007
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[rating:4.5]

Mit ihrem Vorgängeralbum „Wide Open Spaces“ räumten die Dixie Chicks auf dem Gebiet des traditionellen Country ab. Und produzierten hier nur ein Jahr danach ein fantastisches Folgewerk, mit dem Popfreunde und Anhänger des Alternative Country ebenso Freude haben. Die Zutaten (solide und filigrane Saiteninstrumente, viel Satzgesang, tolle Leadsängerin) blieben gleich.

Aber bei der Songauswahl haben wir mit dem zutiefst ironischen „Cowboy Take Me Away“ von Bandmitglied Martie Seidel einen echten Megahit. In „Goodbye Earl“ wird grimmig witzig der prügelnde Ehemann verabschiedet (Frauenpower lässt grüßen). In dieselbe Kerbe schlägt das witzige „Let Him Fly“ am Ende. Und mit „Some Days You Gotta Dance“ enthält das Album einen der schärfsten Gitarrenkracher (etwa 10 verschiedene Gitarren bauen ganz filigran einen unglaublichen Groove auf) aller Zeiten. Dass dieses Lied auch noch einen witzigen (leicht männerfeinlichen-) Text hat, vergrößert nur den Spaß. Ein rundum gelungenes Album für alle Alters- und Gesellschaftsschichten. Und musikalisch überaus spannend und interessant, obwohl (wie man beim Mitspielen merkt) das gesamte Album in ganzen drei Tonarten gehalten ist.

Dixie Chicks – Wide Open Spaces (1998)

Bahnbrechendes Country-Pop Album – Frauentrio mit viel Power, 12. Mai 2007
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[rating:5]
Die Dixie Chicks musizierten schon 10 Jahre zusammen, als sie mit diesem Album 1998 zum Weltruhm kamen. Was war geschehen? Leadsängerin Natalie Maines mit ihrer unglaublich glatten, metallischen und druckvollen Stimme war zur Band gestoßen und veredelte die Interpretationen der Schwestern Martie Seidel und Emily Erwin (tolle Instrumentalistinnen an Fidel, Banjo und allen Saiteninstrumenten) zu echten Perlen.

Und weil die Songauswahl und die Bandchemie passten, erleben wir hier großartige Interpretationen guter (fremder-) Songs. Filigrane Gitarrenarbeit, toller Satzgesang, eingängige Hooklines und eine großartige Leadsängerin – so wird eine Band auch mit fremdem Material berühmt. Denn das Album enthält nicht einen eigenen Song der cleveren Chicks!

Ein absolut zeitloses Album, das mit Songs wie „There’s Your Trouble“ auch Pop und selbst Jazzfreunde begeistert.

Carmel – Lektionen in Groove mit Sängerin

[amtap amazon:ASIN=B000046QAG]
[Rating:3.5]

Carmel, das Bandprojekt um die gleichnamige Sängerin mit der extrem metallischen Stimme ist seit 1982 zusammen. Und fällt damals wie heute völlig aus dem Zeitgeist. Nur fetter Bass, verspielte Trommeln und Gesang mit wechselnden Begleitmusikern. Kaum Synthesizer und jedes Stück ist eine Lektion in Groove, weil Trommler und Bassist die meisten Stücke mit geschrieben oder adaptiert haben.

Das verspielt südamerikanische „It’s All In The Game“, der krachende Tanzbodenknaller „More More“ und auch eine nett gemachte Adaption eines Grooves von Herbie Hancock klingen interessant und und sind (weil die Grooves der Band absolut lehrbuchmäßig aufgebaut sind, teilweise sogar verkappte Standardtänze wie Rumba, Cha Cha) angenehm zu hören und gut tanzbar.

Die Compilation gibt einen guten Überblick über die Schaffenszeit von 1982 – 1989 und glänzt durch illustre Mitmusiker (Johnny Hallyday in dem wunderbaren Franko-Pop „Je Oublierai..“ oder Stevie Nieve mit toller Orgel ), die auch gebührenden Raum bekommen.

Da stört es kaum, dass die sehr helle Stimme von Carmel, die so gut zu dem basslastigen Sound der Band passt, auf die Dauer manchmal nervt.

Grace Jones kann singen

[amtap amazon:ASIN=B000001FT2]
[Rating:4.5]

Grace Jones ist leider als Sängerin nicht so populär wie sonst. Auf diesem Album zeigt sie zum Beispiel mit einer exzellenten Coverversion von „Demolition Man“ von Sting oder auch mit dem rasanten „Pull Up To The Bumper“, was ein singendes Model so auf die Beine stellen kann, wenn die Begleitung und die Produktion stimmen. Shakespeare und Dunbar sorgen für tolle Grooves und der Gesang dieser Autodidaktin ist immer markant, entspannt und sehr kraftvoll. Was man bei modernen Pop-Produktionen von Starlets wie Katie Melua oder Amy Winehouse leider meistens nicht behaupten kann.

Es gibt viele unbrauchbare Compilations von Grace Jones. Dieses und das noch ausgefeiltere und unterkühltere Album „Island Life“ decken aber alles ab. Mehr Grace Jones braucht es nicht. Und mit weniger hätte man eine wirklich interessante Sängerin und gute Produktionen der 80er versäumt.