Joni Mitchell – Blue

Sehr persönliche Songs einer ganz großen Künstlerin am Anfang ihrer Karriere, 26. November 2006
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[rating:5]
Dieses Album beschäftigt und polarisiert. Es ist mit seinen sehr persönlichen Songs, stillen, teilweise schmerzvollen Texten, viel Klavier und der zugegeben gewöhnungsbedürftigen (damals noch-) drei Oktaven umfassenden Stimme von Joni Mitchell viel näher am Chanson als wohl jedes andere Album dieser Zeit. Und wesentlich sperriger zu hören als die späteren Alben, welche mehr im Jazzrock verhaftet und stilistisch einheitlicher waren.

Und doch beeindruckt diese Bandbreite an Stimmungen und Stilen auch heute noch. Das Songwriting ist über jeden Zweifel erhaben. Wer die nur zum Klavier vorgetragenen Chansons wie das bitterböse „California“ nicht mag, sollte sich einfach das zarte „Little Green“ oder die Folk-Kracher „All I Want“, „Carey“ und „Flight Tonight“ anhören. Das sind echte Hit-Songs mit faszinierendem Rhythmus und Allem, was dazu gehört. Nur die Texte spielen da eine Liga höher.

Toller Sound übrigens: Ganz transparent aufgenommen, die Saiteninstrumente flirren förmlich, die akustischen Drums in Carey reißen einen vom Hocker und beim Gesang ist jedes Stückchen Stimmband der Sängerin körperlich zu spüren.

Und wem dieses Album gefällt, der versucht danach vielleicht das zauberhaft zarte „Ladies Of The Canyon“ und danach dann „Hejira“ als Einstieg in die moderneren Produktionen dieser enorm wandlungsfähigen Künstlerin. Ohne die vielen unterschiedlichen Songs von Joni wäre jedenfalls meine musikalische Welt wesentlich ärmer.

Little Feat – Waiting For Columbus (Deluxe Edition) – 1978

Lust auf das beste Live-Album einer Rockband in Top Edition?, 24. November 2006
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[rating:5]

Auch als nicht neutraler Fan dieser Band: Es ist schon immer das anspruchsvollste, musikalisch abwechslungsreichste, vielseitigste, packendste und schönste Live-Album einer Rockband gewesen. Der Abschluss einer Entwicklung, die 1971 mit Der Allman Brothers Band (Live At The Fillmore East) begann. Und auf diesem Nivau wird es das nie wieder geben. Weil keine Band der Welt heutzutage genug Speed und ähnliche Drogen nimmt, um wochenlang zu üben und zu jammen, bis 6 Musiker „laufen“ wie eine gut geölte Nähmaschine.

Diese Edition ist jeden Euro wert: Schon das Booklet verrät interessante Details zur Entstehung des Albums. Zum Beispiel wurden zwar einige Gesangsspuren ausgetauscht wegen Tuningproblemen. Aber Drums (der Trommler Richard Heyward wird endlich einmal angemessen gewürdigt) und Keyboards (der Tastenzauberer Bill Payne) sind Original und ohne Overdubs. Und das bei diesem Niveau und Schwierigkeitsgrad…

Ich erfahre Neues über die Entstehung dieses Ausnahmealbums (Proben, Abmischung, die verwendeten Instrumente). Und freue mich an der überarbeiteten Abmischung und dem fetten, durchsichtigen Sound (mehr Details, feinere Bässe und wirklich schneidende Höhen von Lowell George’s Slidegitarre).

Und dann die zusätzlichen Songs. Wunderbar. „One Love Stand“ oder „A Day At The Dog Races“, den wohl experimentellsten und schnellsten Rocksong aller Zeiten in einer Live-Version – großartig. Und als Zugabe für alle Zweifler dann noch „Red streamliner“ vom Studioalbum Hoy Hoy.

Das ist wie 10 Pakete zu Weihnachten. Das Album sollte in keiner Sammlung fehlen. Und Du wirst es in zwanzig Jahren noch mit Freude hören.

Lust auf das beste Live-Album einer Rockband in Top Edition?

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[Rating:5]

Ich rede hier im Wesentlichen von der gut remasterten Neuausgabe dieses Live-Albums aus dem Jahre 1979. Warner Brothers hat über 20 Jahre gebraucht, um das musikalisch und technisch beste Live-Album einer Rockband in einer angemessenen, ungekürzten Ausgabe auf CD heraus zu bringen. So ist sind hier nicht die faszinierend abwechslungsreichen Songs, die packende Live-Athmosphäre und die technisch anspruchvolle musikalische Präsentation zu würdigen. Sondern wirklich nur der Umstand, dass dieser Schatz der Rockgeschichte endlich in einer brauchbaren Form zugänglich gemacht wird. Weiterlesen

Faszinierender Beatles-Remix mit Hängern

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[rating=3]

Es beginnt mit einer schon lange fälligen ACapella-Version von Because. Und setzt sich dann fort quer durch das komplette Werk dieser komplettesten Pop-Band aller Zeiten. Von den Masterbändern genommen, alles Unwichtige und Störende weggelassen, die starke Substanz der Songs herausgebuddelt, moderne Klangqualität eingestellt – absolut faszinierendes Klangerlebnis.

„I Am The Walrus“ endlich mal nur mit Samples und Gesang – eine Wonne. Den Twist der frühen Jahre nur mit Schlagzeug und Teenykreischen als Begleitung, so war es damals wohl. „Baby You Can Drive My Car“ ohne die etwas altbackenen Gitarren mit eingemixten anderen Songs. Und so geht das immer weiter. Eine klang- und mixtechnische Überraschung folgt auf die nächste-. Und es wird nie langweilig. Endlich bekommt das vielfach unterschätzte Schlagzeug von Ringo Starr kommt im Klangbild nach vorn.

Ob man das tolle Intro von „Blackbird“ in eine 1:1 Version von „Yesterday“ überblenden muss – eher nicht! Einige der Zusammenschnitte erscheinen auch überflüssig: „Strawberry Fields“ als Annex verliert gegenüber dem Original .

Ansonsten bekommt den Songs der Remix ganz gut: Die große Substanz lässt viele Entdeckungen zu. Und der Sound ist einfach viel moderner als auf einigen der alten Scheiben. Obwohl: Die rauen knalligen Sounds von Rubber Soul wird auch George Martin nie wieder erreichen.

Trotzdem bekommt ein Sampler bei mir nie 5 Punkte und richtig spannend wird dieses Album nur für diejenigen, welche die Originale kennen.

Aztec Camera – High Land, Hard Rain

Rasanter Gitarrenpop mit viel Melancholie, 13. November 2006
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[rating:5]

Roddy Frame, der Mastermind und Singer Songwriter präsentiert hier mit seiner Band melancholischen Folk-Pop mit teilweise sehr extravaganten Gitarrenparts.

Schon der rasante Opener „Oblivious“ zeigt, wo es langgeht: Vertrackte Rhythmen und Harmonieren zu sehr eingängigen und poppigen Melodien, die mit fast traurigem Gesang kombiniert werden.

Roddy Frame ist ein ganz origineller Gitarrist. Ohne große Soundspielereien, dafür aber mit viel Druck und reich an Abwechslungen spielt er wie eine Mischung aus Joe Pass und Stevie Ray Vaughan. Und die Songs haben wirklich große Klasse: „Walk Out To Winter“ überzeugt mit einer bestechenden Hookline und rasantem Zusammenspiel der Band. Ähnlich kommt das melancholische „We Could Send Letters“ daher. In „Release“ driftet Frame sehr gekonnt in feinste Melancholie zur gepflegten Gitarrenbegleitung ab, um bald danach mit dem hymnischen „Back On Board“ das Album drei Songs vor Ende abzuschließen.

Ein Album mit sehr viel Langzeitwert durch die rauen und vertrackten Songs, welche leider nicht alle das ganz hohe Niveau der genannten- haben.

JJ Cale & Eric Clapton – Road To Escondido (2006)

Ups and Downs, sehr Mainstream und zu wenig JJ Cale – langweilig,

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[Rating:2.5]

Kann eine solche Kombination von Coolness und Routine gut gehen? Nur selten, leider. Zwar hat JJ die meisten Songs beisteuert, einige wichtige Gesangsparts übernommen und die Auswahl der Musiker seinem eigenen Musikstil perfekt angepasst. Solide Handwerker mit Gespür für den federnden Backbeat wie Albert Lee sorgen für einen lockeren und präzisen Background, vor dem sich die beiden Gitarreros austoben dürfen. Das Album leidet aber unter deplazierten Gitarrensoli von Clapton, die dem gesamten Sound nicht angemessen sind und viel Gesang von Clapton, der zum Stil von JJ Cale ebenfalls nicht recht passen will.

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Kammermusik und Jazz mit tollem Gesang,

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[Rating:4]

Julia Hülsmann komponiert unglaublich raffiniert und spielt so überlegt und zurückhaltend Klavier, dass es manchmal an Klassik erinnert. Die linke Hand fast nicht zu hören, die Rechte arbeitet sich durch faszinierende Variationen und Auflösungen der musikalischen Themen. Nur das entspannte und konzentrierte Spiel ihrer langjährigen Begleiter an b und dr sorgen dafür, dass diese zum Teil musikalisch sehr anspruchsvollen Stücke nicht in reine Kammermusik abgleiten.

So aber wird es spannender Jazz, teilweise sogar richtig groovy. Vor allem am E-Piano verliert das Spiel von Julia Hülsmann die fast körperlose Leichtigkeit und Zurückhaltung und wird kraftvoll und dynamisch. Da bekommt das kleine Trio dann die Wucht und den Drive einer „großen“ Band.

Cicero mit seiner geschulten und glatten Stimme gibt den Crooner überhaupt. Was ihm hier an technischen und musikalischen Schwierigkeiten zugemutet wird, ist schon fast mörderisch. Jedoch bleibt seine Interpretation immer entspannt und bringt die sehr vertrackten Melodien locker zur Geltung – ein ideales Zusammenspiel.

Ein Album mit hohem Langzeitwert für Liebhaber anspruchsvoller Jazzmusik. Und hört sich einfach schön an.

The Nylons – One Size Fit's All

Rasender Acapella-Pop auf höchstem Niveau, 2. November 2006
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Dies ist mit Verlaub das vermutlich beste A-Capella Pop-Album aller Zeiten.

Die vier singenden Kanadier singen sich nur mit Begleitung einer Drumbox durch eine Auswahl überwiegend eigener Songs in einer Perfektion, mit einem Tempo und so viel Sangeslust – bisher unerreicht auch in den zahlreichen späteren Alben dieser heute noch aktiven Band.

Wo andere Gruppen dieser Art mit 5, 6 und neuerdings bis zu 10 Stimmen antreten, macht es diese Band mit 4 – ein Gewinn für die Arrangements. Jede Stimme bleibt klar erkennbar, keine schwammigen Akkorde und äußerste rhythmische Präzision. Die Songs überwiegend up-tempo: Heavenly Bodies und Up The Ladder mit rasanten Tempowechseln, wilden Falsettstimmen und viel Schwung. Prince Of Darkness überzeugt mit einer sehr schnellen und intim wirkenden Stimmführung in höchstem Tempo. Aber auch ganz klassisch mit „Romance“ und dem rasend schnellen, witzigen „Bumble Boogie“ zeigen die vier Herren, was mit Acapella alles geht. Und bleiben dabei immer musikalisch – hier wird niemals stimmliche Effekthascherei betrieben, wie dies leider bei vielen Alben dieser Art der Fall ist.

Wer Acaplla mag, muss dieses Album besitzen.

Rasanter Acapella Pop mit Stil und Perfektion

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[rating:5]

Dies ist mit Verlaub das vermutlich beste A-Capella Pop-Album aller Zeiten.  Die vier singenden Kanadier singen sich nur mit Begleitung einer Drumbox durch eine Auswahl überwiegend eigener Songs in einer Perfektion, mit einem Tempo und so viel Sangeslust – bisher unerreicht auch in den zahlreichen späteren Alben dieser heute noch aktiven Band.

Wo andere Gruppen dieser Art mit 5, 6 und neuerdings bis zu 10 Stimmen antreten, macht es diese Band mit 4 – ein Gewinn für die Arrangements. Jede Stimme bleibt klar erkennbar, keine schwammigen Akkorde und äußerste rhythmische Präzision. Die Songs sind überwiegend up-tempo: Heavenly Bodies und Up The Ladder mit rasanten Tempowechseln, wilden Falsettstimmen und viel Schwung. Prince Of Darkness überzeugt mit einer sehr schnellen und intim wirkenden Stimmführung in höchstem Tempo. Aber auch ganz klassisch mit „Romance“ und dem rasend schnellen, witzigen „Bumble Boogie“ zeigen die vier Herren, was mit Acapella alles geht. Und bleiben dabei immer musikalisch – hier wird niemals stimmliche Effekthascherei betrieben, wie dies leider bei vielen Alben dieser Art der Fall ist.

Wer Acaplla mag, muss dieses Album besitzen.

Julia Jentsch als pubertäre Widerständlerin

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[rating:4]

Julia Jentsch zittert, albert und pubertiert schon in der ersten Szene in einem Maße, dass es beängstigend echt und präsent wirkt. Und geht genau so unter.

Die Geschwister Scholl waren für mich schon in der Schule tragische Figuren – pubertärer, letztlich unprofessioneller Widerstand, heldenhaft bewegt, bewegend und letztlich nutzlos.

Diese Spannung und Gegensätze fängt der Film wunderbar ein. Eine bessere Darstellung der Sophie Scholl ist einfach nicht denkbar.