Chucho's Steps – Jazz the Cuban Way

Durch Zufall bin ich auf das großartige Album

Chucho Valdez, Chucho’s Steps

gestoßen. Der 70jährige Valdes hat wie viele berühmte Musiker seines Landes Jazz gelernt, als Kuba das amerikanische Vergnügungsviertel war und es viel Arbeit für Musiker gab. Seine technische Brillianz wird mit Oscar Peterson verglichen. Aber anders als jener lässt Chucho Luft und Platz zwischen den Noten – der späte Miles Davis lässt zum Beispiel in „Julian“ grüßen.

Sein Spiel ist funky, komplex und originell. Er integriert die vielfältigen Rhythmen Kubas in modernen Jazz. Er spielt überragend funky etwa in seiner Hommage an die Marsalis Family „New Orleans“ und zerhackt/rekonstruiert Joe Zawinul’s Hit „Birdland“ so gekonnt, dass sich die oft lustlos abgenudelten Themen dieses wunderbaren Titels sich ganz langsam in das Gehör der Zuhörer winden. Es bleibt dabei immer entspannt und virtuos und … kurzweilig.

Weltmusik und Crossover im besten Sinne – große Musik!

[rating:4] DR = 10

Can't Make You Love Me

„I can’t make you love me“ von Bonnie Raitt ist -wer langsamste Balladen mag- ein Song für die Ewigkeit. Und im Original bereits überirdisch. Umso mehr überrascht mich Bon Iver mit dieser Version – offiziell gut geheißen von Bonnie herself:

Und weil ich gestern den Film „Leonard Cohen – I’m Your Man“ ausschalten musste, weil ein Haufen minder talentierter Menschen mit und ohne Bart sich durch das Werk von Lennie quälten (und mich gleich mit) ist diese Coverversion der Trost.

Was eine interessante Stimme. Wie er die Obertöne des Klaviers einfach mitklingen lässt. Wieviel Zeit er sich nimmt. Großartig, Honey!

Brustbild und Außendarstellung

Mein Politikstil ist ein anderer

unter dieser Überschrift berichtet die TAZ in einer Ausgabe vom August 2011 über eine wenig bekannte Berliner Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales.

Schlagzeile

Carola Bluhm (Linke) hat nicht nur ein in dieser Stadt wichtiges Ressort, einen riesigen Etat und an der Schnittstelle zwischen dem Prekariat und der Leistungsverwaltung jede Menge Konflikte und Probleme zu meistern. Sie hat vielmehr diesen Job auch seit 2009 -soweit mir bekannt- untadelig und völlig unauffällig, jedenfalls aber extrem skandalarm bewältigt. So auch der Tenor der Berichterstattung in der TAZ.

Und doch läuft etwas sehr seltsam mit diesem Bericht. Nämlich in der bildlichen Darstellung. Frau Bluhm hat -auch dies für eine selbstbewusste und engagierte Spitzenbeamtin in diesem Ressort sympathisch und nachvollziehbar- an der Wand ihres Büros schwarzweiße Fotografien von Frauenbrüsten. Unterschiedliche, bekleidete, jugendfreie Frauenbrüste, die in meinen Augen künstlerisch anspruchsvoll sind und interessante Botschaften transportieren. Die Fragen aufwerfen. Zum Denken anregen. Mehr kann eine Bürodekoration und Kunst eigentlich nicht leisten. Und wo ist das Problem? Die untadelige Senatorin wird vor ihren Bildern von schräg unten fotografiert. Und heraus kommt dieses Bild.

Carola Bluhm (Linke) in ihrem Büro - Quelle: TAZ

Carola Bluhm (Linke) in ihrem Büro – Quelle: TAZ

Die Senatorin führt offensichtlich viele Gespräche vor diesen drei Bildern. Und einer kleinen Statue, die auf dem Bild der TAZ nicht zu sehen ist. Der Fotograf der Senatsverwaltung hate jedenfalls eine andere Perspektive gewählt, wie auch einem alten Bürobild (zwischenzeitlich vom Server der Senatsverwaltung verschwunden) zu sehen war.

Das Pressebild der TAZ ist als Fotografie interessant, ehrlich und authentisch. Aber ist das frauenfeindlich? Hätte der/die Fotografin eine andere Perspektive wählen müssen? Muss sich die Senatorin Gedanken machen über ihre Außendarstellung? Oder kommt sie einfach authentisch rüber?

Wer war eigentlich Annette Fugmann-Heesing?

Mein Flugblatt des Tages kommt ausnahmsweise nicht von der BI-Gasometer (deren Erinnerungen an die Untaten der SPD-Politiker rund um den Schöneberger Gasometer auch lesenswert sind).
Sondern vom Berliner Wassertisch, der mit einem Flugblatt daran erinnert, was die im Wahlkreis 1 Tempelhof-Schöneberg kandidierende Annette Fugmann-Heesing bereits hinter sich hat:

  • Lotto-Affäre in Hessen 1993 (es ging um verdeckte und hochpreisige Versorgung abgehalfterter Parteifreunde, wie der Spiegel damals schrieb)
  • 1996-2001 in Berlin Privatisierung der Berliner Wasserbetriebe (mit den bekannten Folgen für die Wasserpreise in Berlin – Gewinngarantie für Veolia inklusive).
  • Als verantwortliche Senatorin setzte sie den Verkauf der Bewag (Strom), der Gasag (Gas) und der Wohnungsbaugesellschaft Gehag durch
  • 1999 Doppelmandat bei der Ausschreibung des Flughafens BBI Schönefeld
  • 2001 Bankenskandal (Sonderfonds für verdiente Politiker und Monster-Immobilienpleite), wobei Frau Fugmann-Heesing als Aufsichtsrätin nichts gewuss haben will. Wobei das Flugblatt die seltsame Rolle von Frank Zimmermann (SPD Direktkandidat im Wahlkreis Tempelhof Süd) verschweigt, der von 1996-1997 als Pressesprecher der Finanzsenatorin Fugmann-Heesing deren enger Mitarbeiter war. Und dafür später (warum wohl?) den Untersuchungsausschuss in der Bankenaffäre leitete.

Eine Politikerin mit dieser Vergangenheit ist vorsichtig ausgedrückt problematisch. Vertrauenerweckend jedoch nicht.
Das Flugblatt kann man hier lesen. Und wer im Wahlkreis 1 Tempelhof-Schöneberg, also im Schöneberger Norden wählen muss, sollte sich gut überlegen, wo das Kreuzchen mit der Erststimme hinkommt.

Euro-Krise ist nur Zocker-Krise

Grafik: Tagesschau.de

Die Euro-Krise ist in Wirklichkeit eine Zocker-Krise. Die Banken und ihre Kunden haben Angst um Anleihen in Griechenland und anderswo. Es wird eine Krise herbeigeschrieben und nach staatlichen Garantien für private (!) Investments gerufen. Dabei sind die Zahlen ganz einfach (gefunden in BrandEins Ausgabe 6/2011)

Staatsschulden Griechenlands im Jahr 2010 in Prozent des Bruttoinlandsprodukts 140
Staatsschulden Japans im Jahr 2010 in Prozent des Bruttoinlandsprodukts 218
Anteil griechischer Staatsanleihen, die von ausländischen Investoren gehalten werden, in Prozent 79
Anteil japanischer Staatsanleihen, die von ausländischen Investoren gehalten werden, in Prozent 6

Ist doch klar, dass Banken und deren zum Risiko verführte Anleger die Sozialisierung von Forderungsausfällen befürworten. Meine Altersgenossen und nicht nur die haben aber schon die deutsche Einheit finanziert – jetzt auch noch die Zockereien von Ackermann und dessen Kunden? Wen außer dem Finanzmarkt interessiert eigentlich eine Finanzmarktkrise?

Bestmögliche Begleitung trifft Langsamkeit

Dies ist mit Sicherheit ein schönes Stück Musik schon wegen der grandiosen Begleitung. Als Folksongs begeistern mich die Interpretationen von Gillian Welch

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jedoch nicht.

Hoch gelobt in der Presse reißt mich bei diesem Album eigentlich nur das perfekte Zusammenspiel von akustischer Gitarrenbegleitung und Gesang vom Hocker. David Rawlings begleitet so unaufgeregt, seine Tempi sind so fließend und seine Übergänge so Weiterlesen

Alienpartei dabei

GreenAlien

Rechtzeitig vor den Berliner Abgeordnetenhauswahlen stellt sich an der Julius-Leber Brücke in Berlin Schöneberg ein Kandidat der Alienpartei vor. Während Cem Özdemir (Grüne) dem Vernehmen nach nur zu einem Kurzbesuch von wenigen Minuten Dauer an diesem Ort einfliegen wird, ist dieser Kandidat schon wesentlich länger präsent. In leuchtenden Grüntönen wirbt er/sie/es Tag und Nacht für das einzige politische Ziel der Aliens: Verbot der Außenwerbung im Stadtbild und sofortige Entfernung der Leuchtwerbung am Schöneberger Gasometer.

Ernst zu nehmende Parteienforscher sagen den „UGA“ (unabhängige Green Aliens) Wahlergebnisse im zweistelligen Bereich voraus. Über mögliche Koalitionsoptionen wollen die aufstrebenden Politiker derzeit noch nicht reden. Wie viel man mit unklaren Koalitionsaussagen und „ich will Bürgermeister werden“ Parolen beim Wähler falsch machen kann, sei derzeit in Berlin bei anderen Parteien oft genug zu bewundern, sagte die Spitzenkandidatin der Aliens.

Veröffentlicht unter Kunst