Rolling Stones – Exile On Main Street (1972)

Groovende Band mit Experimenten – das beste experimentelle Album der Stones, 29. April 2007
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[rating:5]
Diese Album liefert die selben fetten Grooves wie „Sticky Fingers“ und spielt genau so mit den Stilarten der amerikanischen Musiktradition. Es ist insgesamt experimenteller („Casino Boogie“, „Ventilator Blues“) und hat zu meiner persönlichen Freude wesentlich mehr akustisch begleitete Titel. „Torn And Frayed“, „Sweet Black Angel“ und „Sweet Virginia“ sind zwar nicht geeignet für einen Sänger wie Mick Jagger, der sich eher bei erdigen Rock-Nummern wohl fühlt. Aber diese fast folkloristischen Ausflüge in die Gefilde von Grateful Dead gefallen heute noch und sind gelungen und zeitlos.

Und mit „Happy“ hat das Album auch noch einen zeitlosen Top-10 Hit – was will man mehr?

Joan Armatrading – Into The Blues (2007)

The Thrill is gone – trotzdem ein gutes Album im Alleingang, 29. April 2007
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[rating:3]

Joan Armatrading war im Verlauf Ihrer nun 30 Jahre andauernden Plattenkarriere immer gut beraten, wenn Sie sich einem umsichtigen Produzenten anvertraute, der auch die Sessionmusiker auswählte. So entstanden tolle bis überdurchschnittliche Alben wie „JA“, „Show Some Emotion“ oder auch „Me Myself I“.

Hier spielt sie fast allein ein komplettes Blues Album ein. Alle Instrumente mit Ausnahme der Drums sind von JA selbst eingespielt. Da staunt man zwar über die instrumentale Vielseitigkeit dieser Vollblutmusikerin und auch den guten Sound. Aber leider sind gerade die „echten“ Bluestitel melodisch abgegriffen und sehr formelhaft. Da klingt die Sologitarre teilweise wie aus einer Sammlung von Blues-Standards abgekupfert. Leider liegt die Messlatte in dieser Musikrichtung recht hoch. Und wird glatt verfehlt.

Besser sind die „nicht-bluesigen“ Songs wie „Secular Songs“ gelungen oder auch das fazinierend von Mandolinen begleitete „Baby Blue Eyes“. Aber auch dort nerven die bis zu vierstimmigen Chöre (dafür eignet sich die tiefe Altstimme von JA einfach nicht).

Trotz der unbestreitbaren Faszination dieser großen Sängerin: Das erst 2005 entstandene Album „Souls Alike“ von Bonnie Raitt zeigt, wie es besser ginge.

Joan Armatrading – Me Myself I (1980)

Cleveres und kommerziell erfolgreichstes Rock-Album von Joan Armatrading, 29. April 2007
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[rating:4]
Joan Armatrading war mit ihren frühen Alben wie „Show Some Emotion“ die Meisterin der leisen Töne und aufwändig arrangierten Folksongs. Mit Rockmusikern aus dem Umfeld der E-Street Band und dem überragenden Bassisten Marcus Miller spielte sie hier nach zwei Jahren Plattenpause ihr kommerziell erfolgreichstes Album ein.

Geblieben sind die bekenntnishaften Lyrics wie im Titelsong oder dem clever aufgebauten „All The Way From America“. Jedoch bekommt das Album durch die gekonnt eingesetzten Rockgitarren und die treibenden Bässe eine für diese Künstlerin neue Qualität. Man höre nur „Ma-Me-O-Beach“, wo Marcus Miller mit seinem maschinenhaft genauen E-Bass den Song wie einen Hund durch alle Höfe treibt. Breitwandgitarren und clevere Reggae-Einsprengsel sorgen für Radiotauglichkeit. Da stören auch die wenigen schwächeren Songs am Ende des Albums nicht.

Tracy Chapman – Lakonische Aufnahmen mit großem Sound

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[rating:5]

Ein überragendes Debütalbum: Lakonische Songs, deren Texte ganz beiläufig über häusliche Gewalt („Behind The Walls“) und Armut erzählen, dabei aber niemals platt werden. Erzählt von einer warmen, brüchigen Stimme, die für mich so afroamerikanisch klingt wie sonst vielleicht nur Joan Armatrading, deren Alben Tracy Chapman mit Sicherheit gehört hat.

Und eine faszinierend durchsichtige, dynamisch ausgewogene und klanglich überragende Produktion von David Kershenbaum, bei der man jedes Flüstern hört, obwohl es teilweise mit Drums und Gitarren „richtig zur Sache“ geht. Ein zeitloses Album, dessen Texte und Songs wohl auch in 20 Jahren noch interessant und dessen Musik und Produktion über jeden Zweifel erhaben sind.

Rolling Stones – Sticky Fingers

Yes – The Stones can rock: Eines der besten Gitarren-Rock Alben, 29. April 2007
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[rating:5]

Ich bin kein Stones-Fan und werde auch keiner mehr. Aber mit diesem Album und dem ebenfalls fantastischen „Exile On Main Street“ setzten die ehemals britischen Blues-Rocker Maßstäbe:

Mit „Sway“, „Brown Sugar“ und „Can’t You Hear Me Knocking“ wird die Sparte Blues-Rock bedient, dass es eine Freude ist. Krachende Riffs, pumpender Bass und ein energischer Sänger lassen keinen Zweifel aufkommen, in welche Richtung dieses Album marschiert. Keith Richards bedient die Rhythmusgitarre so vorbildlich, dass bestimmt 10 Jahre lang alle Gitarristen dieser Welt versuchten, solche Grooves aufzubauen.

Auch die Sparte „traditioneller Blues“ wird angemessen bedient: „Sister Morphine“ bleibt ein vorbildlicher Song mit feiner Instrumentierung und „You Gotta Move“ ist ein gelungener Zwitter zwischen Hymne und Slow-Blues. Und mit „Dead Flowers“ wird sogar die Sparte Country-Rock auf hohem Niveau bedient.

Amerikanischer und urwüchsiger haben die Stones wohl nie geklungen. Und zeitloser auch nicht.

Rickie Lee Jones – Naked Songs (1995)

Eindringlich, akustisch, direkt unter die Haut, 25. April 2007
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[rating:4]

Wie großartig die Songs von Rickie Lee Jones sind, zeigt sich so richtig erst bei diesen ungeschminkten, meist nur mit einer Ovation-Gitarre begleiteten, scheinbar locker dahin gesungenen Live-Songs. Was im Studio von Spitzenmusikern und einer tollen Produktion manchmal verdeckt wird: Die Songs haben Stimmung, Stil und sind jeder auf seine Art unverwechselbar.

RLJ singt so ausdrucksvoll, flüsternd und abgezockt wie immer. Was manchmal fragmentarisch, fast amateurhaft klingt, ist in Wirklichkeit genaues Kalkül einer sehr ausdrucksvollen Musikerin. Weinerlich, schreiend, rotzig, locker – da wird die volle Bandbreite stilistischer Möglichkeiten ausgeschöpft und in Verbindung mit dieser Ansammlung guter Songs entsteht eine „Best Of“ der anderen Art. – Einfach beeindruckend!

The Nylons – 4 On The Floor (1991)

Wilder Acapella-Ritt in Live – gelungen und livehaftig, 20. April 2007
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[rating:3.5]

Bei dem hier mitgeschnittenen Live-Konzert Anfang der 90er hatten die vier Gesangswunder aus Canada ihre ersten Erfolge schon hinter sich. Und waren als Gruppe nach 10 Jahren (!) so weit eingesungen, dass sich auch für das Publikum ein solcher Auftritt lohnt. Die Audienz ist hörbar begeistert und geht gut mit – ein richtiges Live-Konzert.
Ganz entspannt, mit recht witzigen Moderationen („itŽs so lonely at the top“) und einem sehr breit gefächerten Repertoire zeigen die 4 Alles. In Good Old Acapella und dem rasanten Heavenly Bodies , den beiden markantesten Uptempo Nummern, bekommen wir die gesamte technische und sängerische Bandbreite dieser außergewöhnlichen Band serviert. In dem bekannt Sam Cooke Klassiker Chain Gang steigert sich die Band in eine wahre Rhythmus-Orgie hinein. Klassische 1 Bass – 3 Voices Stimmführung, wobei der Bass (!) den Ton angibt – perfekter und mitreißender hat noch niemand diesen oft gecoverten Song gebracht.
Diese Aufnahmen reißen jung und alt mit und werden mit großer Perfektion vorgetragen. Rasante rhythmische Uptempo Nummern wie das großartige Good Old Acapella wechseln ab mit für diese Band eher ungewohnten Balladen.
Die sehr klassisch gehaltene Version des bekannten Dream der Everly-Brothers etwa ist hier gut gelungen. Dieses Stück ist ja unendlich oft gesungen worden und trotz seiner harmonischen Schlichtheit eine ganz große Herausforderung an jede Acapella Group. Ganz auffällig bei diesem Stück: Die enormen technischen Möglichkeiten der Bandmitglieder werden nur sehr dezent ausgeschöpft und ordnen sich voll dem künstlerischen Ziel unter. Und doch ist die fast unauffällige, aber atemberaubend livehaftige und perfekt gesungene harmonische Wendung am Ende des Stückes mit einem wilden Glissando des Basses der perfekte Abschluss für diesen Song. Die ganze Banalität des Originals verschwindet und weicht einem fast mystischen Hoffnungsschimmer. Der Sänger träumt hier nicht nur mal so beiläufig zwischen Eisdiele und Autotrip vor sich hin wie im Original der EVERLY BROTHERS. Hier wird der Song -wie bei den Persuasions, die Ähnliches mit anderen Mitteln erreichen- ernsthaft und bekommt eine hymnische Qualität.
Gut gefällt mir auch das oft gecoverte One Fine Day – es wird meist als superlangsame Ballade angegangen. Die vier reizenden Herren hier nehmen das Stück in rasendem Tempo und geben der Sache mit dem hoffentlich zurückkehrenden Liebhaber damit eine ganz neue, drangvoll optimistische Seite.
Die Scheibe ist auch für Neulinge im Acapella gut geeignet wegen der großen stilistischen Vielfalt und der perfekten gesanglichen Darbietung.

Persuasions – Good News (1988)

Solider Gospel und Rhythm-Blues mit tollen Stimmen und Feeling, 17. April 2007
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[rating:3]

Es gibt Alben der Persuasions, deren Songs mehr hergeben („Frankly Acapella“ zum Beispiel mit Zappa Songs). Aber auf diesem Album waren die vier Herren stimmlich absolut top und auf der Höhe.

„Cupid“, der bekannte Song von Sam Cooke wird hier zu einem sehnsüchtig atmenden Gospel, „Dream“ – diese bei den Everly Brothers in Schmalz ertrinkende Schnulze bekommt durch die Stimmen der Herren eine raue Schale und gewinnt dadurch. „Soothe Me“ bring die Hörer in eine Südstaaten Gospel-Kirche und „Let The Good Times Roll“ klingt fast so locker und rockig wie die großartige Live-Einspielung der Brüder Jonny und Edgar Winter. Selbst das etwas zusammengeklaut wirkende Broadway-Medly mit „Swanee River“ bringt erstaunliches: Wie die Stimme des Leadsängers dort in den tiefsten Bass abtaucht, so dass bei einer etwas besseren Stereoanlage die Wände wackeln, das hat große Klasse.

Kurz gesagt: Bekannte Songs, gekonnt gebracht.

Persuasions – Frankly Acapella

Zappa mit Herz und Gospel-Feeling, 17. April 2007
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[rating:4]

Die Persuasions (eine seit mehr als 40 Jahren bestehende Acapella Gruppe) haben auch für und mit Frank Zappa gearbeitet. Sie singen wie immer schlicht, rockig und mit viel Herz. Die Songs gewinnen dadurch: Keine versponnenen Gitarrensoli, keine wilden Synthesizer. So klingt Zappa frisch wie in seiner ersten Zeit mit den Mothers Of Invention.

Und wie gut die Songs sind, zeigt schon allein das bewegende, kernige „Anyway The Wind Blows“ und vor allem auch die von Zappa 1971 auf seinem grandiosen Live Album „At The Filmore“ veredelte Nummer der Turtles „Tears Begin To Fall“.

Und wenn es bei Zappa anzüglich wird „Harder Than Your Husband“, dann kommt das bei den Persuasions witzig, kumpelhaft und ist keine Sekunde bemüht. So geerdet, respektvoll und rockig darf Zappa aus dem Grab schmunzeln über diese 4 singenden Fans. Da stören auch die kleinen Spielereien, wie der „Mystery Track“ am Ende des Albums nicht.