Michael Ruff macht Lullabies

Michael Ruff – Lovesongs & Lullabies (1999)

Michael Ruff ist vor allem als Arrangeur und Songwriter bekannt. Von Lionel Richie über Rickie Lee Jones bis hin zu Bonnie Raitt haben sich unzählige Stars seiner gekonnten Arrangements bedient und ihn als vielseitigen Keyboarder, Sänger und Gitarristen verpflichtet. Hier bindet Ruff -dem Titel des Albums entsprechend- einen bunten Strauß von Balladen und Liebesliedern, die mit einer Ausnahme (das zauberhaft und zart interpretierte „Marie“ von Randy Newman) von ihm selbst geschrieben sind.

Das Songwriting und die Arrangements sind sehr ausgefeilt: Raffinierte Modulationen, geschickt eingesetzte Tempowechsel, teilweise sehr dezent und gekonnt arrangierte Streicher. Wie clever und detailfreudig Ruff hier zu Werke geht, erschloss sich mir erst Weiterlesen

Songs nur für Erwachsene

Patty Griffin – Children Running Through (2007)

Wer ein Album von Patty Griffin hört, kann sich auf was gefasst machen. Das klingt durchaus mal schneidend und scheppernd, da wird mal ein ganzes Lied die Begleitung auf der Gitarre geschrummelt („Getting Ready“), dass es klingt wie angesäuselte Jugendgruppe am Lagerfeuer. Und doch beeindruckt mich diese Sängerin immer wieder Weiterlesen

Weltlicher Gospel ohne Kirchenschmus

Patty Griffin – Downtown Church (2010)

Eindrucksvoll: Patty Griffin versucht sich an (neben zwei eigenen Kompositionen) Gospel – man könnte auch sagen, dies ist ein Album mit spiritueller Musik ohne Kirche. Bereits im Opener „House Of Gold“ (Hank Williams) beeindruckt Griffin mit schwerem und atmenden Gesang zu einem tiefen, aber nicht unbedingt kirchlichen Text:

„People steal, they cheat and lie
For wealth and what it will buy
Don’t they know on the judgement day
That their gold and silver will melt away“

Wahre Worte, eindrucksvoll gesungen. Selbst ein Traditional wie „Wade in the water“ gelingt – es klingt immer intensiv und einmalig originell. Patty Griffins Stimme ist dunkler geworden über die Jahre, weniger schneidend und es fehlen meist die grellen Töne, welche auf ihren frühen Alben Gänsehaut und manchmal auch Entsetzen hervorriefen. „I smell a rat“ von Leiber/Stoller rockt Griffin so rotzig und gnadenlos, wie sie anschließend in „Waiting for my child“ nur zu einer leisen Orgel wie die Soul-Croonerin persönlich schmachtet. Viele Höhepunkte, eindrucksvolle Interpretationen und ein großartiger Sound. Das Album erinnert mich mit den enormen stimmlichen Möglichkeiten der Sängerin und der introspektiven Songauswahl an das großartige Album [amazonjs asin=“B000O75HHA“ locale=“DE“ tmpl=“Small“ title=“We’ll Never Turn Back“] der großen Mavis Staples.

Das Album wurde in einer (Holz-?)kirche in Nashville aufgenommen und klingt mit seiner spärlichen Instrumentierung und seiner machtvollen Frontfrau eindrucksvoll gut. Wer Soul, Country, Gospel und guten Gesang mag, ist hier allemal richtig. Eines der reifsten Alben der begabten Frau Griffin. Durch die konsequente Songauswahl und die entschlossenen Interpretationen merkt man kaum, dass es ein Coveralbum ist.