Moondance – Van Morrison erobert Swing, Soul und den Rest

Van Morrison hat im Laufe seiner jetzt über 40 Jahre andauernden Karriere mehr als 40 offizielle Alben veröffentlicht, doch dies ist eines der überragenden und stilbildenden Alben von den vielen Guten. Mit großer Band (Bläser, Klavier, Gitarren und Frauenchor) gleitet Morrison entspannt und immer sehr eigenwillig durch sein eigenes Musikuniversum, das irgendwo zwischen Soul, keltischem Folk, Blues, Jazz und Swing angesiedelt. Bereits der Opener „And It Stoned Me“ – so eindringlich und gleichzeitig entspannt arrangiert, komponiert und singt niemand außer Van. Wie er den Überschwang der Gefühle beschreibt, ohne sentimental zu werden, das ist einmalig. Der Titelsong „Moondance“ mit seiner unnachahmlichen, sich endlos nach oben windenden Strophe zu einem verqueren Swing-Rhythmus – dieser Titel ist so eingängig, so verspielt und so sexy, wie das eben nur geht. Und das kesse Gemecker von Morrison, wenn er wie eine Ziege scattet – einfach nur originell und musikalisch.

Danach klagt Morrison über die „Crazy Love“ – ein klassischer Titel von Paul Anka, aber so sanft gesungen, mit so zart-schmelzenden Frauenstimmen im Chor. Und so geht das weiter über immerhin 10 Eigenkompositionen (mit Ausnahme der „Crazy Love“) – abwechslungsreiche Bläser, wunderbare Arrangements, phantasievolle Chöre. Dieses Album ist auch eine große Fundgrube in Sachen Arrangement und Komposition. Und wenn der Sänger „Into The Mystic“ anstimmt, mit einem wunderbar schaukelnden Rhythmus, zarten Gitarrenlinien zur Begleitung und einem zutiefst emotionalen, ausdrucksvollen Gesang – da muss man sich die Ohren zuhalten, um nicht bezaubert zu sein. Ein Album, wie es das nur selten gibt. Und jetzt wünsche ich mir noch ein gelungenes Remastering – die analoge Mehrspuraufnahme von 1970 hat leider nicht viel Räumlichkeit und nicht die Weite, welche es für diese großartigen Arrangements bräuchte. Aber das hat der unerbittliche Bandleader und Soundtüftler Morrison auf seinen späteren Alben und bei seinen Live-Aufnahmen nachgeholt.

[rating:5]