Starfish and Coffee – Sign O' The Times (Prince, 1987)

Das Portal Allmusic.com featured heute das wunderbare Album Sign O‘ The Times von Prince als „Album Of The Day“ – Yessss!

In „Starfish And Coffee“, einer vertrackten kleinen Ballade, die im wesentlichen mit einem kleinen Roland-Sampler der Einsteigerklasse eingespielt wurde (leicht zu erkennen am schrillen Telefonklingeln) heißt es dort:

First came Kevin, then came Lucy, third in line was me.
All of us were ordinary, compared to Cynthia Rose.
She always stood  at the back of the line
A smile beneath her nose
Her favorite number was 20 and every single day
If u asked her what she had 4 breakfast
This is what shed say
Starfish and coffee
Maple syrup and jam
Butterscotch clouds, a tangerine
And a side order of ham
If u set your mind free, baby
Maybe youd understand
Starfish and coffee
Maple syrup and jam

Jawoll. Das musste doch mal gesagt werden. Bei mir hilft immer eine gute Marmelade. Zweiundzwanzig Jahre ist dieses Album alt. Aber die Reihe in der Schule gibt es immer noch.

Brian Wilson – Live (Tempodrom)

Brian Wilson tritt vor einem nur zu 1/4 gefüllten Tempodrom auf. Eine riesige Band – 10 Musiker, drei bis vier Gitarren, alle bis auf den Drummer und den Bassisten müssen singen. Musiker und der Mann am Mischpult haben sofort meinen Respekt: Sechstimmiger Gesang, zwei Stunden lang und ohne Noten. Wir reden hier nicht von Tralllala – Brian Wilson schreibt richtig schwierige, eng geführte, himmlisch schöne Gesangssätze. So schwer, dass seine Musik lange Zeit als live unspielbar galt.The Brian Wilson Band (Taylor Mills) Und so verwirrend schön, weil jede Stimme „stark“ geführt ist.  Der Sänger und der Hörer möchten ständig von einer einer Stimme auf die andere – springen, weil jede Stimme harmonisch und melodisch stark klingt und trägt.

Mit schwierigen Satzgesängen oder mit zwei 12-seitigen Gretsch-Gitarren (die natürlich pausenlos verstimmt sind) hat diese Band kein Problem. Nicht umsonst bezeichnet Paul McCartney diese- als die derzeit beste Tour-Band der Welt. Jeff Foskett bringt vom rechten Bühnenrand mit einer sehr straighten Gitarre und einer strahlend schönen Tenorstimme die Band immer wieder unter Kontrolle. Daneben singt mit Taylor Mills eine Frau, die (wie wir bei einer minimalen Solopassage hören können) mit einer wunderbar druckvollen, glatten Stimme „Sex in the voice“ singt wie sonst vielleicht nur Sheryl Crow. Links am Bühnenrand ackern zwei Heldentenöre um die Wette (Darian Sahanaja und Scott Bennett), während der Meister selbst zufrieden in der Mitte thront und seinen leisen, fast britischen Humor bei den Ansagen aufblitzen lässt. Bei mehreren Titeln (und den ganz hohen Solostimmen) lässt er Foskett und Sahanaja die erste Stimme, schließt die Augen und hört manchmal nur zu. Das dies eine überragend gute Band sein würde, war mir schon nach dem wunderbaren Album Live At The Roxy (2002) von Wilson klar.

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Culture Club – Feinster, naiver Pop

Heute hatte Allmusic das wunderbare Album Kissing to be clever der britischen Band Culture Club als Album of The Day. Als 1983 der wunderbare Konzermitschnitt aus dem Hammersmith Odeon „A Kiss Across The Ocean“ heraus kam, von dem heute nur noch über Youtube einzelne Ausschnitte erhältlich sind

da war ich fasziniert:
Ein ausgelassenes, heiteres und pausenlos kreischendes Publikum und eine recht farbenfrohe Band feiern die Pop-Weihnacht. So elegante,geschmeidige Popsongs. Ein Frontman, der so weiblich und androgyn erscheint wie sein großes Vorbild David Bowie (aber wesentlich besser singen kann). Das war nicht meine Welt damals, aber diese heiteren, verspielten Fans und eine richtig gute Pop-Band berühren mich auch heute noch. Und allein die Kompositionen auch: Der federnde Bass und die fröhlich pfeifende Harmonika in „Karma Chameleon“, der superelegant auf Pop getrimmte R&B von „I’ll Tumble 4 Ya“ – das hat mehr Stil als viele hundert andere Pop-Songs dieser Zeit.

Lyle Lovett – Road To Ensenada (1996)

Swing, Walzer, Country – Groove und brilliante Songs

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Lyle Lovett ist der einzige mir bekannte swingende Texaner. Auf diesem Album lässt er den Schwermut und den Zynismus beiseite und widmet sich mal ernst (Who Loves You Better – diese Frage musste ein Mann ja mal stellen) und mal entspannt und heiter („Don’t Touch My Hat“, „That’s Right (You’re Not From Texas“) den kleinen und großen Themen des Lebens. War bereits auf seinem grandiosen Album Pontiac schwerster Swing die Grundlage, so taucht dieses Stilelement hier noch häufiger und in faszinierenden Variationen auf: Der brutal schnelle Groove von „Thats Right“

ist neben einigen ähnlichen Werken von Brian Setzer und Joe Jackson wohl der verdammt schnellste und treibenste Swing im Pop überhaupt. Und der konzentriert gleichmäßige, langsam treibende Groove von „Her First Mistake“ treibt auch einen Opa mit Krücken 6:28 Minuten lang voran. Bessere Rhythmusarbeit (Russ Kunkel und Lee Sklar besorgen das) gibt es selten. Und das sind alles keine Jazz-Musiker! Vielleicht mag ich die herzhaften Grooves dieses Album deswegen so sehr.

Der lakonische Humor (diesmal ganz entspannt bei „That’s Right“, wo es wirklich nur um Texas geht), aber auch die zauberhaften kleinen Beobachtungen (der elegante Walzer von „Christmas Morning“) – hier ist Lovett ganz entspannt und ganz bei sich. Seine Band liefert dazu feinste Musik in überragender Klangqualität – wie immer bei Lovett auch 5 Sterne für den Sound und die Produktion.

Lyle Lovett – Pontiac (1987)

Meisterwerk zwischen den Stühlen

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Lyle Lovett veröffentlichte mit Pontiac 1987 erst sein zweites Album und bestätigte damit endgültig, dass er zu den ganz großen Songwritern gehört. Der bissige Witz (M-O-N-E-Y), die zarte Romantik ohne jede Sentimentalität (If I Had A Boat), auch einmal harte Worte über die Frau zu ganz schwerem Swing (She’s No Lady) – jedes Lied findet sofort seine Stimmung, ist unverwechselbar und musikalisch feinste Arbeit.

Verblüffend auch die musikalische Vielfalt. Es beginnt mit klassischem Modern-Country und wandert danach durch Gospel und Swing: Große Ballade (der Opener und I Loved You Yesterday), vertrackter Gospel (Money), schwerstmöglicher, geradezu waffenscheinpflichtiger Swing mit wunderbaren Bläsern (She’s No Lady, She’s Hot To Go). Kein einziger Füller, kein schwacher Song dabei.

Das Album sitzt entspannt zwischen den Stühlen. Fast unnötig zu erwähnen die sehr hochwertige Produktion mit einem feinen Sound – Lovett macht das immer so. Viele halten dieses für das beste Album von Lovett. Das ist nicht ganz falsch, tut jedoch den übrigen Werken Unrecht – von den ersten 6 Alben Lovetts ist jedes unbedingt hörenswert und gelungen.