Supertramp gefällt mir erst heute

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[Rating:4]

In den 80er mochte ich Supertramp nie, weil jeder diese Musik hörte (und ich Blues mehr mochte). Heute zeigt dieser Sampler, dass dies eine sehr professionelle Band war, die durch guten Gesang, die charakteristischen Stakkato-Figuren des Keyboarders und vor allem einen tollen, durchsichtigen, luftigen Sound auffällt.

Aus einer Zeit, als die meisten Pop-Produktionen mit Kompressor zusammengematscht und auf Radio getrimmt wurden (Beispiel: „Let’s Dance“ von David Bowie), haben wir hier eine Klangperle: Interessante Hallräume, verspielte Echoeffekte, krachendes E-Piano, nette Hintergrundgeräusche („School“), donnernde Drums und einen Sänger, dem man von den Lippen lesen kann. Und die Lieder haben durchaus Substanz. Vergleichbar mit Abba sind die Hooklines unglaublich eingängig, jeder Song hat sein Gesicht und die Texte sind auch nicht schlecht. Der Song „Hide In Your Shell“ zum Beispiel ist ein absolut klassischer, toller Pop-Song vergleichbar mit „Yesterday“.

Da stört es mich persönlich kein bisschen, dass dies vielleicht nicht der oberamtliche und repräsentative Überblick über das Gesamtwerk der Band ist.

Van Halen – Diver Down (1982)

Überragendes „Ausprobieralbum“ der Van Halens, 17. Juni 2007
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[rating:3.5]

Auf den ersten Blick ist dieses Album ein Chaos: Ganze 31 Minuten kurz, nur 5 eigene Stücke der Band und ein breiter Mix von Musikstilen: Vaudeville, Stadion-Rock, sogar Bar-Jazz wird geboten.

Die Band zeigt ihre Stärken gleich im Opener, „Where Have All The Good Times Gone“, einem Ray Davies Cover: Kompakter Sound, brutal präzise Rhythmusarbeit, witziger Gesang im „Punk-Unisono“ Stil und eine Gitarre vor dem Herren. Nach einer Speed-Rock Nummer „Hang ‚em High“, einem brillianten, musikalisch wie technisch beeindruckenden Solo „Cathedral“ Van Halen’s, an dem Johann Sebastian Bach seine Freude gehabt hätte, kommt dann ein weiteres Highlight: „Secrets“ ist ein Song mit pulsierenden Bässen, treibenden Drums und leisen feinen Power-Akkorden und klingt wie „Police“ auf Hochglanz. Nach „Intruder“, einer genialischen Feedback-/Geräusch-Orgie kommt dann mit direkter Überleitung „Pretty Woman“ von Roy Orbison in der Version, die wir immer hören wollten: Ganz kompakt, mit großartigen rhythmischen Verschiebungen. Bei „Dancin In The Street“ wird (anders als in der sehr konventionellen Version von Jagger und Bowie) der gesamte Song von einem durch Delay wiederholten Gitarrenfigur zusammen gehalten – interessant.

Mit „Little Guitars“, eingeleitet durch ein etwas bemüht virtuoses Solo auf der Konzertgitarre, werden New-Wave Anleihen durch den Hardrock-Wolf gedreht. „Big Bad Bill..“, ist reiner Vaudeville-Jazz – ein packender Song von Bix Beiderbecke, entdeckt wahrscheinlich von dem kurz vorher erschienenen Album „Jazz“ des großen Ry Cooder. Da beschränkt sich Eddie Van Halen ganz darauf, eine absolut bediente Rhythmusgitarre zu schlagen, so präzise und groovend wie ein 60jähriger Zigeunerjazzer. Und nicht ein einziges Gitarrensolo hier! Eine kleine Referenz an Cooder, dessen Gitarrenarbeit und Soli auf dem Original einfach überragend sind. David Lee Roth zeigt hier bereits, dass Vaudeville-Jazz sein Fach ist. „Happy Bug“ ist ein VHtypischen Kracher. Klingt wie Allman-Brothers auf Speed. Und das Album schließt mit einer witzigen, gelungenen kleinen Acapella-Nummer im Barbershop-Stil. Van Halen ist eben auch eine absolut amerikanische Band und da gehört Barbershop auch mal dazu.

Van Halen wollten mit diesem Album ganz offensichtlich Experimente wagen Richtung Pop und Jazz und leiten damit über zu dem überragenden Album „1984“. Gelungen! Wenn musikalisches Ausprobieren so gekonnt und interessant daher kommt, bin ich gerne dabei.

George Michael verabschiedet das 20. Jahrhundert

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[Rating:4]

George Michael ist jenseits der Skandale und der schnellen Hits ein ganz hervorragender Sänger, was er hier gut zeigen kann: Schwierige bis schwierigste Arrangements von Songs, die zum Teil sehr bekannt sind. Und der Sänger phrasiert mit der ihm eigenen Glätte, aber immer druckvoll und sehr gekonnt. Auch ist jedes Detail des Textes zu verstehen; eine gekonnteArtikulation ist eben auch hilfreich für den Hörer. Da können sich 95 % aller männlichen und weiblichen Pop-Sternchen eine Scheibe abschneiden. Ich denke da zum Beispiel an den völlig verunglückten Swing-Versuch von Robbie Williams….

Eine wirklich gediegene Auswahl der Songs, Unbekanntes und große, abgenudelte Hits werden gekonnt gemischt. Jede Interpretation bekommt einen eigenen Touch und hört sich ungewohnt, interessant und stimmig an.

Und vor allem: Geniale Orchesterarragements und ein unglaublich transparenter, durchhörbarer und fetter Orchestersound – dieses Album ist eine audiophile Perle, Phil Ramone dem Produzenten sei Dank dafür. Warum nicht 5 Sternchen? Ganz einfach: Kein eigener Song dabei. Dies ist ein y2k (Jahr 2000) Album. Und besser, geschmackvoller und interessanter geht das kaum zu machen.

Wes Montgomery – der Gitarrist mit dem schnellen, knappen Spiel

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Wes Montgomery war vielleicht der erste moderne und „funky“ spielende E-Gitarrist. Er spielt ziemlich schnell, stoppt die Noten, sorgt für viel Groove und hat mit seinem excellenten Timing jeden gespielten Song in eine andere Liga gehoben.

Im Gegensatz zu den späteren Krach- und Effektorgien der Gitarristen ist dies „E-Gitarre pur“: Reine Melodien, wenige scharfe Akkorde und niemals Gedudel. Ein gelungener Sampler auch mit bekannten Songs und Standards, der beim Hören auch Nicht-Gitarristen Spaß macht.