Van Halen siegt im Loudness-War

Das neue Album der wieder mit Sänger David Lee Roth vereinten Hardrocker von Van Halen ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie man Musik durch schlechte Aufnahme und Mixdown völlig kaputt machen kann.

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Die Band rackert sich ab. Die Musik (was man hören kann) ist wirklich inspiriert. Wir hören einen unglaublich interessanten Sänger, einen völlig ausgefuchsten Gitarristen, einen ziemlich wilden Drummer und mit Wolfgang VH (der Sohn des Edward) einen dynamischen, vitalen Bassisten. Aber leider hören wir nichts. Nichts. Das gesamte Album ist zusammengematscht und komprimiert in einem Maße, dass man es auf einem 5 cm kleinen Kofferradio-Lautsprecher problemlos hören kann. Es ist unglaublich: Matsch ohne Ende mit sagenhafter Kompression – Alles ist gleich laut (Gitarre und Gesang lauter, der Rest ziemlich viel leiser).Das zielt auf Menschen, die leider keine Stereoanlage, sondern nur ein schlechtes Autoradio besitzen.

Die Fakten: Das Album hat einen Dynamikumfang (DR = Dynamic Range) von 5! Das ist praktisch keine Dynamik – eben alle Töne möglichst gleich laut. Zum Vegleich: Ein interessant klingendes- oder sogar audiophiles Album hat DR-Werte von 12 bis 16. Ein normales Album der 80er (die große Zeit der VH) wie das von mir geschätzte Album Diver Down (1982) hat einen DR von 12 – und hört sich nicht nur deshalb gut an. Was sich der Drummer dachte, als er seine Becken bearbeitete (und er tut das extrem fantasievoll). Was der Bassist tut, wenn Vater wieder mal zu einem großen Solo abhebt. All das geht leider in einem grauenhaften Matsch unter. Die Gitarre des Meisters, sein sicherlich großartiger Röhrenamp, seine stupende Technik – alles Matsch. Es klingt wie ein gottverdammter Transistor-FUZZ aus China für 17,80 EUR im Einzelhandel. Das kommt davon, wenn man Gehörkranke und Scheintote bei Aufnahmen an die Regler lässt. Wir sollten die Toningenieure dieser Aufnahme zwingen, das grauenhaft klingende Produkt ihrer Arbeit täglich eine Stunde 14 Tage lang zu hören. Der niedrigste von mir gemessene DR aller Zeiten vernichtet ein eigentlich gutes Album. Musik für Menschen ohne Ohren. Ich habe noch nie ein gutes Album mit einem DR von weniger als 10 gehört. Aber DR = 5 ist wirklich zum Weglaufen.

Fazit: Gute Musik kann mit DR 5 auch so zum Kotzen klingen!

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