Diana Krall – Blond, kommerziell und hier ganz nachdenklich

Dianna Krall macht Pop mit Jazz-Outfit oder umgekehrt.  Die meisten mir bekannten Musiker (vor allem Frauen) hassen sie wegen der klischeehaften Vermarktung ihrer Tonträger – Schlitz im Kleid und tiefer Ausschnitt auf das Sofa geräkelt mit Weichzeichner. Das wäre so ein typisches Krall-Cover. Dabei ist dies (nach Meinung vieler Kenner des Gesamtwerks) ein besonders nachdenkliches und wenig kommerzielles Album der Künstlerin.

[amazonjs asin=B0001N1RU8]

[rating:3]

Aber zur Musik. Krall hat ihre Lektionen gelernt und nicht umsonst jahrelang Unterricht bei großartigen Musikern und Musikpädagogen genommen. Ihr Klavierspiel ist enorm funky, sparsam und immer geschmackvoll. Gut zu hören beispielsweise auf dem Joni Mitchell Cover , wo das Original an Stimmung, Spannung und Stils fast noch übertroffen wird. Ihr Gesang ist mit einer stark timbrierten Altstimme (was viele Menschen angenehm und erotisch finden) nicht platt oder kurzatmig, wie bei vielen weniger geschulten Sängerinnen aus demselben Fach, sondern immer kontrolliert, etwas spröde und klingt sehr konzertant. Handwerklich bessere Musik als diese – wird man in diesem Genre kaum finden.

Und trotzdem: Alles wirkt irgendwie schaumgebremst. Ich habe beim Hören Assoziationen von Bar-Jazz, Auftragsmusik, Hintergrundmusik – es fehlt mir die Spannung, die Dynamik und manchmal auch das etwas weniger Kommerzielle. Für Hörer, die <richtigen> Jazz nicht gewöhnt sind, ist dies jedoch ein hervorragender Einstieg. Und auf dem Cover zeigt die Künstlerin uns zum Glück auch nicht das ganze Programm.