Mavis Staples und Ry Cooder – hier fehlt der Groove

Spiritualität und melancholischer Gospel – Civil Rights und Kirche,

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[Rating: 4]
Wenn Gesang etwas mit Seele und Herz zu tun hat, dann ist die fast 70jährige Mavis Staples der Beweis: Traditionals wie die wunderbar kraft- und hoffnungsvoll interpretierten „We Shall Not Be Moved“ oder „Eyes On The Prize“ atmet sie förmlich aus und legt eine Kraft in ihren Gesang, die bei modernen Sängerinnen nur selten zu finden ist. Mit ihrer tiefen, manchmal richtig raunenden und röhrenden Stimme und unterstützt von großartigen Chören (Ladysmith Black Mambazo und Freedom Singers) interpretiert sie traditionelles Liedgut mit einer emotionalen Tiefe, dass dem Zuhörer buchstäblich die Tränen kommen. Sie erinnert in ihren kurzen eigenen Zeilen daran, was die Bürgerrechtsbewegung erreicht hat (und was nicht) – „In My Eyes“.

War das 2004 erschienene Album „Have A Little Faith“ von Staples eine Art Comeback und Meilenstein mit seinen luftigen Arrangements und seinem rockigen Soul-Feeling, so werden diesmal noch erdigere Töne angeschlagen.

Die von Ry Cooder mit Drummer Jim Keltner und seinem Sohn Joachim produzierte Begleitung wird jedoch der Tiefe und Phrasierungskunst von Staples nicht immer gerecht. Drums und Percussion holpern (an Jim Keltner liegt das erfahrungsgemäß nicht), die viel zur Begleitung verwendete Slidegitarre von Cooder ist zu laut, schneidend, mittig und passt nicht immer zum jeweiligen Song. Und einer der Höhepunkte des Albums „Jesus On The Mainline“ gerät trotz der fantastischen Interpretation der Sänger teilweise völlig aus den Fugen. Das Schlagwerk holpert und die Gitarre wirkt gegenüber dem lockeren und freien Rhythmus der Sänger statisch und deplaziert. Das hat Ry Cooder auf seinem Frühwerk „Paradise And Lunch“ und vor allem auf seinem nicht als CD erhältlichen Live-Album von 1988 mit Willie Greene und Co. wesentlich intensiver und vor allem groovender hinbekommen. So wird leider die Intensität und Tiefe von Mavis Staples durch eine etwas holprige Produktion geschmälert. Trotzdem: Ein weiteres Ausnahmealbum der großartig singenden „Bürgerrechts-Oma“!