Über alex

Überzeugter Nerd mit Anpassungsschwächen aus Berlin.

Wahre Worte: Popsternchen

Heute in der TAZ (von Arno Frank):

Vielleicht zeugt es ja wirklich von ökojakobinischem Furor, ausgerechnet dem Popstar vorzuhalten, er versuche im falschen das richtige Leben zu leben. Eine soziologisch geschulte Musikkritik lebt davon, jedem halbnackten nordschwedischen Popsternchen eine gesamtgesellschaftliche Relevanz anzudichten. Wenn ein echter Popstar tatsächlich gesllschaftlich aktiv wird, macht er sich dagegen zur Zielscheibe von Hohn und Spott.

Mariah Carey (Quelle: MTV.TV)Die Rede war von Sting, Bono und Bob Geldof.

Frau Mariah Carey hat damit nichts zu tun. Sie ist weder Popsternchen, noch nordschwedisch. Nur halbnackt.

Veröffentlicht unter Musik

Oscar Peterson macht Spaß

Immer noch Swingtime, aber heute im Trio mit Spaß:

 

Oscar Peterson war sicherlich einer der fingerfertigsten und technisch brilliantesten Jazzpianisten aller Zeiten. Viele Noten und immer an der richtigen Stelle. Er hat unglaublich viel aufgenommen und hier ist eins seiner besten Alben:

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You run your mouth (and i run my business)

…. brother. Herzlicher als in diesem uralten Swing-Titel können Brüder kaum miteinander umgehen. Joe Jackson hat auf seinem immer wieder schönen Album

[amazonjs asin=B00000HY5I] mit einer kernigen Band und vielen Bläsern den Swing der 40er Jahre wieder auferstehen lassen. Wer Swing für eine langweilige Sache hält, wird hier eines Besseren belehrt:

Wilder Swing-Punk und sehr unterhaltsam: Rasende, komplizierte Bläsersätze (mit auch exotischen Bläsern wie Bassklarinette, Tuba, French Horn), witziger Text, schnelles Tempo und damit ganz im Stil der 40er Jahre, wenn es denn damals Punker gegeben hätte.

Fast jeder Song hat Ohrwurmqualitäten. Es handelt sich um Standards, wie etwas das viel gespielte „Tuxedo Junction“, aber die Interpretation ist außergewöhnlich. Die Bläser spielen in rasendem Tempo um die Wette, teilweise nur noch von der sehr präzisen Rhythmusgruppe um Graham Maby zusammen gehalten. Und dadurch kommt nie die gepflegte Langeweile auf wie bei vielen genretypischen Aufnahmen aus dem Swingbereich. Robby Williams und alle Möchtegern-Crooner drehen sich im Grabe um, wenn sie JJ schmalzen, scatten und croonen hören. Toll sowohl für Pop, als auch für Jazz-Freunde. Und ein aufmunternder Partykracher sowieso.

Verkäufergerede bei Youtube

Es gibt Dinge, die wollte/sollte die Welt nicht sehen. Und dazu gehört zweifellos auch das kürzlich bei Youtube aufgetauchte Video, in dem Projektentwickler Reinhard Müller -unterbrochen von zahllosen Ähs und Hmmms- der Welt erklärt, warum das Gasag-Gelände am Schöneberger Gasometer so verkehrsgünstig und toll ist:

„Wir sind Leute, die aber auch sehr intensiv an das Wirtschaftliche denken. Wir wollen hier ein Stadtquartier errichten, welches selbstverständlich möglichst wenig CO2 ausst-, verbraucht, produziert. Wir wollen aber auch bitteschön kein Subventionsquartier hier draus machen. Und ich habe immer mal auch Freunden, Geschäftspartnern gesagt, eigentlich ist es das logischste und einfachste Projekt, was ich überhaupt gemacht habe. Sie haben mich ja so angekündigt als Visionär. Ich fühl mich überhaupt nicht als Visionär. Ich finde, daß das absolut logisch ist, daß man einfach nur eins und eins zusammenzählen kann, und dann kommt man automatisch zu diesem Projekt.“

Da wundert sich die Öffentlichkeit – wenn es schon für den Status eine Visionärs ausreicht, Verkehrsverbindungen zu kennen…

In meinen Ohren (und mit diesem flackernden Blick) klingt das wie das verzweifelte Verkaufssprech eines Grundstückseigentümers, bei dem keiner kommt. Früher gab es bei Big Brother eine Teilnehmerin, die hatte den Spitznamen Slw (Sabrina labert wieder). Das fiel mir sofort beim Betrachten dieses sinnleeren Videos ein. Sehen Sie selbst:

<edit:>Das Video wurde bei YouTube inzwischen gelöscht. War wohl zu und zu peinlich.</edit>

Lars Oberg (SPD) – Showman oder Performer

Performer ist mein neues Lieblingswort. Und der Schöneberger MdA Lars Oberg (SPD) verkündet gerade auf seiner persönlichen Homepage,

Politik ist nur Show – NICHT in Schöneberg

und meint damit vermutlich, dass er keine Show macht, sondern „harte Arbeit“ und „… daran arbeitet, die Lebensbedingungen in Schöneberg und Berlin zu verbessern“. So nämlich geht der Text weiter nach dem grünen (!) Bild.

Hompage Lars Oberg (SPD)

Wovon man im Bezirk wenig mitbekommt. Schon oft habe ich von politisch aktiven Bekannten und Freunden aus der Nachbarschaft gehört:

Was tut der Oberg eigentlich, außer sich selbst darzustellen?

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Risikotyp „Chance“ für den „Performer“

„Ich hätte da eine interessante Kapitalanlage vom Risikotyp Chance für Sie“, sagte der Anlageberater am anderen Ende der Telefonleitung. Er ist ein ehmaliger Mitarbeiter einer großen deutschen Bank und vertreibt bereits seit mehreren Jahren die Produkte einer anderen deutschen Großbank. Das Gespräch endete etwas abrupt.

Auch die Einschätzung war scheinbar falsch. Wie die Hamburger Sparkasse ihre Mitarbeiter dazu schult, Kunden umzuhauen, kann man in dieser Präsentation lesen, die beim NDR veröffentlicht ist.

Das so ungeschickt eingeleitete Kundengespräch endete abrupt. Und noch heute fragt sich die Angesprochene, wie der freundliche Mann zu so einer groben Fehleinschätzung der Kundenpersönlichkeit kommen konnte. Oder war nur die Provision für diesen Risikotyp höher?

Zappa: Listening Sessions

Am Dienstag, dem 02.11.2010 ab 21.00 Uhr veranstaltet die Jansen Bar mal wieder eine ihrer Zappa Listening Sessions. Thema diesmal: Zappa in New York (1981).

Wie ich bestätigen kann, war das eine gute Zeit für den Meister und seine Band. Der Eintritt ist frei.

Spendenaufruf Kiezinsel

Kiezinsel (Quelle: TAEKS)

Achtung, wir können bis zu 1000 Euro für den Kiezgarten bekommen, wenn ihr alle mithelft Stiftungstaler von der VEOLIA Stiftung zu sammeln und im Kiezgarten oder im TÄKS Büro abgebt.

Der Kiezgarten hat im Jahr 2008 über die VEOLIA Stiftung eine Projektförderung als Projekt BAFF (was soviel bedeutet, wie Beratung, Aktivitäten und Förderung von Familien) über 3000 Euro für die Instandsetzung unseres Gartenhauses bekommen. Verwendet wurde das Geld für den Fußboden und für den Ofen.  3000 Euro reichten natürlich nicht für die gesamte Instandsetzung, deshalb kamen noch die Spendengelder vom Sommerfest 2008 und weitere Eigenmittel des Trägers hinzu. Weiterlesen

Ry Cooder lebt ohne Auto

Ry Cooder (from: http://www.rycooderstuff.co.uk/)

Ry Cooder ist vielleicht -abgesehen von Eddie van Halen- der einflussreichste amerikanische Gitarrist der letzten 40 Jahre. Einflussreich, weil er das Blues-Revival mit seinen zahllosen Versionen uralter Titel des amerikanischen Songbooks einleitete. Einflussreich, weil er als Sessiongitarrist viele großartige Produktionen (unter anderem der Rolling Stones) prägte. Weil er im Film „Crossroads“ für einen glaubwürdigen Soundtrack sorgte, der direkt aus dem Delta zu kommen schien. Weil er mit „Little Village“ die beste „Supergroup“ der 80er formte. Und mit „Buena Vista Social Club“ die Welt wieder mal darauf aufmerksam machte, dass es außerhalb der internationalen Hitparaden auch noch andere Musikstile und Musiker gibt, welche die Seele zum Schwingen bringen. Weiterlesen

Norah Jones & Bonnie Raitt – Tennessee Waltz

Norah Jones ist eigen: Multiple Grammy-Gewinnerin, Millionen verkaufte Platten und <hmmm….> ihre eigenen Alben für mich immer etwas sehr kommerziell. Aber ich habe Jones noch nie schlecht auf der Bühne oder in einem Duett gehört. Ob mit der Dirty Dozen Brass Band (Medicated Magic – Ruler Of My Heart), mit Bonnie Raitt auf deren Live-Album (I Don’t Want Anything Change) oder nur mit ihrer eigenen Band: Jones ist immer bei sich, ziemlich sexy und sehr eigen.

Weiß nicht, warum: Die Stimme? Dieses gemütlich schunkelnde Wurlitzer-Piano? Oder einfach nur der fehlende Schmusefaktor der eigenen Alben. Selbst mit Dolly Parton und dem Titel „Creepin‘ In“ wurde es toll. Genug geredet, mit Bonnie Rait (in Atlantic City) war es ganz gut:

Man könnte auch sagen: Jones lohnt live immer.

Steve Earle – Sidetracks (2002)

Ein Flickenteppich mit vielen Perlen ist diese Sammlung 6 eigener und 7 fremder Songs, auf der Earle Material verwertet, welches sich in zehn Jahren Arbeit angesammelt hatte:

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Da haben wir krachenden Irish Folk wie bei „Dominick St.“ – so swingend und akustisch wie direkt von der grünen Insel. Es kommt Filmmusik wie das kernige Stück „Time Has Come Today“ mit einem Gastauftritt von Sheryl Crow, nicht verwendete Versionen anderer Alben (wie die beklemmende Ballade „Ellis Unit One“, wo Earle in Begleitung der Freshfield Four so beklemmend vom Gefängnis singt, als säße er immer noch drin) – das Stück war „über“ vom großartigen Album „I Feel Alright“ und Coverversionen vom Feinsten. Ob krachender Rock wie bei „Breed“ von Nirvana oder in „Time Has Come Today“; ob exzentrischer Akustik-Rock wie bei „Creepy Jackalope Eye“ – Earle findet immer den richtigen Stil, die richtige musikalische Sprache für jedes Material. Kein Wunder, wenn seine Produktionen etwa für Lucinda William für deren Grammy Winner „Car Wheels On A Gravel Road“ (1998) so rund und stilsicher sind.

Wie Earle beispielsweise „Willin“, die Truckerhymne des großen Lowell George erdet und sich knurrend aneignet und damit auch vom leichten Schmalz der Originalversion befreit. Oder „Johnny Too Bad“, ein unglaublich schwerer Reggae, der klingt, als wäre halb Texas im jamaikanischen Roots-Reggae versackt. Oder „My Uncle“ von den Flying Burrito Brothers in einer Live-Version – da werden die Kriegsdienstverweigerer im Bluegrass-Stil besungen. Zuletzt wringt Earle aus „My Back Pages“ von Bob Dylan jedes Stückchen Text aus dieser moralischen Ballade und eignet sie sich buchstäblich an – obwohl praktisch im Original-Arrangement immer auf seine Art.

Immer auf seine Art – ein gelungenes Album mit Sidetracks, die bei anderen Künstler selten im Verlauf einer ganzen Plattekarriere zusammen kommen. Eine der lohnensten Sammlungen von „B-Sides“, die ich kenne.

EUREF wertlos?

Websiteworth: EUREF.DE

Wenn ich dieser Quelle glauben darf, dann ist die Webseite der EUREF-Leute praktisch nichts wert. Einen Wert von $3.94 (das entspricht 2,92047 EUR) errechnet das Tool für die Projektseite der Gasometerveränderer. 

Wenige Besucher und – was in den Augen des Webmasters noch viel schlimmer ist: Kaum ein Besucher kommt über die Startseite hinaus. Kein Wunder bei der abschreckenden Grafik!

 

Hörfeature: Die Rote Insel

Nach einem recht mißglückten Versuch des Tagesspiegels, aktuelle Stimmungen und das Lebensgefühl der Roten Insel einzufangen gibt es jetzt auch etwas zu hören:

Die Autorin Birgit Hägele hat im Sommer 2010 mit einem Aufnahmgerät und viel Zeit die Rote Insel durchstreift und hat mit Anwohnern, Nachbarn und natürlich auch der BI-Gasometer gesprochen. Das Hör-Feature ist an diversen Stellen im Kiez anzuhören, unter anderem auch in dem Getränkeladen Leuthener/Leberstraße und vor allem auch zu drei besonderen Terminen in der Jansen Bar (Gotenstraße 71).

Näheres im Flyer, den ihr hier downloaden könnt.

Hodja Partytime

Es passt: Dieses Wochenende dreht es sich auf der Hochzeit eines Freundes und auch sonst. Todd Rundgren machte Anfang der 80er diesen Gospel-Pop auf seinem Album Acapella. Und sang (auf der Platte im ersten Durchgang, live im zweiten-) buchstäblich an seine eigene Grenze. Hodja!

Gasometer-Geschichte

Es ist vollbracht: Mit Hilfe von DrD haben wir soeben einen langen Artikel über den Schöneberger Gasometer auf den Weg gebracht. Die ganze lange Geschichte über die Entstehung, Entwicklung und spätere Verunstaltung des Gasometers durch unappetitliche Lichtwerbung, eingesägte Löcher und unterlassene Instandhaltung.

Mit vielen, zum Teil sensationellen Bildern auch von den rostigen Seiten unseres größten Industriedenkmals dieser Art in Deutschland. Und mit dem durchaus begründeten Vorwurf, dass der immerhin mit einer Mitarbeiterin der unteren Denkmalbehörde verheiratete Bezirksstadtrat für Bauen und Denkmalschutz Bernd Krömer (CDU) sich bisher nicht für das Schöneberger Wahrzeichen eingesetzt hat.

Das macht Spaß und ist spannend zu lesen.

Verlängerte Atomlaufzeiten

Wie einer dpa-Meldung zu entnehmen ist, beschließt Kanzlerin Merkel diesen Sonntag mit dem Kabinett über eine Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke. Vorangegangen ist ein unglaubliches Trommeln der Atom-Lobby und des BDI, die unter anderem in einem schlichtweg peinlichen offenen Brief zusammen mit Oliver Bierhoff (Deutscher Fußballbund und anerkannter Experte im Bereich der Energiepolitik) darauf hingewiesen haben, wie wichtig weiter glühende Atom-Meiler für die Gewinne der deutschen Wirtschaft sind.

Aber wen stört denn Peinlichkeit? Dieses Jahrzehnt wird neue Regeln für politischen Lobbyismus erfinden müssen. Und nicht nur Greepeace muss darüber nachdenken, wie das Volk der schamlosen Einflussnahme von Merz, Koch-Merin und Ackermann und ähnlichen Lobbyisten ebenso erfolgreiche Lobbyarbeit entgegensetzen kann.

Da passt der „Spruch des Tages“ der Freie Welt Blogzeitschrift wie die Faust auf’s Auge:

„In der Politik geht es nicht darum recht zu haben, sondern recht zu behalten.“
– Konrad Adenauer-

Reinhard Müller denkt in die Zukunft

Heute stellte Projektentwickler Reinhard Müller dem Ausschuss für Kultur des Bezirks Tempelhof-Schöneberg seine Visionen rund um den Gasometer vor. Aus nicht bekannten Gründen fand die planmäßige Sitzung des Ausschusses im Gebäude der Alten Schmiede auf dem Gasometergelände statt.

Bemerkenswert waren einige Äußerungen von Projektentwickler Müller. Zu dem unendlichen Thema der immer wieder verschobenen Energie-Universität gab sich Müller weiter geheimnisvoll:

Es stimmt nicht, dass die Energie-Universität nicht kommt, wie die Bürgerinitiative immer behauptet. Noch in diesem Jahr werde ich dazu eine Ankündigung machen.

Ist doch erfreulich: Der Großmeister der Ankündigungen und Versprechungen kündigt an, eine Ankündigung zu machen. Das hört sich für mich an wie ein heißer Wind im Pappkarton. Ist es vermutlich auch – wir werden sehen.

Noch schriller wurde es, als Müller auf Nachfrage aus dem Ausschuss auf das Verhältnis seiner ambitionierten Luftnummern zur benachbarten Roten Insel meinte:

Ich fühle mich nicht als Nachbar der Roten Insel. Ich orientiere mich in größeren Zusammenhängen.

Bald darauf verlor Müller völlig die Contenance und schnautzte einen Bezirksverordneten der Grünen an, der nach den Kosten der Sanierung des Bodens der Nordspitze fragte.

Nicht genug: Offenbar immer noch stark erregt stürmte Müller dann nach seinem Beitrag zur Sitzung auf Frau K., eine langjährige BI-Unterstützerin, zu und erteilte ihr sichtlich erregt Hausverbot. Wozu und warum – das müsste man den Landlord Müller wohl auch mal fragen. Hatte er doch früher stets erklärt, die gated area Gasometer-Gelände sei auch nichts anderes als das Sony-Center am Potsdamer Platz. Da haben die Leute von der Roten Insel bisher noch kein Hausverbot.

Eine Teilnehmerin der Veranstaltung gab ihren Eindruck so wieder:

Der ist ja völlig unvorbereitet und blubbert nur so rum.

Richie Hayward is gone

Richie Hayward (2008), Quelle: WikipediaRichard „Richie“ Hayward, der langjährige Drummer von Little Feat und gefragte Session-Drummer, starb Mitte August an den Folgen von Leberkrebs. Hayward verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in Canada, wo er kurz vor seinem Tod geheiratet hatte. Er wurde 64 Jahre alt und hatte keine Krankenversicherung.

Richard war und bleibt in meiner Erinnerung als der beste, der markanteste Rock-Drummer bis heute (der beste- nur deshalb, weil Jim Keltner auch sehr engagiert ist im Jazz und Country). Sein unverwechselbares und dynamisches Spiel mit einem felsenfesten, sehr „laid back“ wirkenden Grundrhythmus und einem enorm treibenden, vorwärts drängenden, machmal fast nervös wirkenden Groove und Feeling ist unverwechselbar, einmalig und wurde von einem Rezensenten mal beschrieben:

Animating these visions was Richie Hayward’s inventively propulsive, behind-the-beat drumming, thrusting the music forward while leaning slightly backward – the rhythmic representation of an R. Crumb chararcter in motion.
Bud Scoppa in liner notes for the album
Waiting For Columbus (reissue 2002)

Richard spielte, wie man diesem bewegenden Artikel einer kanadischen Zeitung entnehmen kann, noch kurz vor seinem Tod.

Sein enorm kraftvolles, dynamisches Spiel wird erkennbar in den diversen Videos auf Youtube, die sein Solospiel demonstrieren.

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The Roches – Nurds (1979)

Drei wunderbar singende Nervensägen
Mit ihrem zweiten Album [amazonjs asin=B000002KLO] Nurds reihen sich die drei singenden Schwestern 1979 in den Zeitgeist der feministisch, manchmal auch schräg singenden Gruppen dieser Zeit ein. Wilde Wechsel zwischen betörendem Schön-Gesang und schrägen Dissonanzen und die humorvollen, manchmal bitteren Texte lassen durchweg Spaß und Freude beim Hören aufkommen. Da geht es um die „Nurds“ ebenso wie um „Boat People“ und die „Feminine Position“ – immer mit einem leichten Grinsen und sehr kunstvoll gesungen.
Da die Drei exzellente Harmonie-Sängerinnen sind und interessante Stimmen haben, das Album sehr abwechslungsreich ist machen diese Songs auch heute noch viel Freude.

Das Album ist übrigens auch gut aufgenommen. Ein DR = 14 spricht für sich und den vorsichtigen Umgang mit Kompression.

[rating:4]

Abschied

Zwei Jugendliche wurden von einem Zug getötet, alle Verbindungen nach Hamburg sind verspätet oder fallen aus, der Koffer ist zu groß und alle sind traurig.

Dafür kommen die neuen Freunde aus der neuen Schule in dem fremden Land zum Bahnhof. Und das linke Mädchen fährt zurück nach Georgien.
Abschied am Zug

Sentiment und Slide

Sommer, Sonne, Slide – da ist der Ry Cooder nicht weit. Und diesen wunderbaren Endlos-Rumba habe ich bei Youtube gefunden. Wenn Willie Green & Co. singen und der Meister die Slide schwingt – da kommt die Gänsehaut geschlichen. Es ist eine Sünde, dass diese Aufnahmen aus den 80ern nicht komplett erhältlich sind. Es waren (ich habe Cooder & Co. selbst live gehört) Sternstunden der Live-Musik. Die Setlist und Besetzung habe ich angehängt.

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JJ Cale – To Tulsa and back (DVD)

Dicht dran an JJ on the road – das Leben, die Straße und der Rest

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Dieser Dokumentarfilm folgt dem mittlerweile 65jährigen Gitarristen und Sänger JJ Cale auf einer Tour von Tulsa, Oklahoma durch die USA und zurück. Konzertmitschnitte, Aufnahmen aus dem Tourbus auf den langen Fahrten durch die zum Teil wunderbaren Landschaften der USA, lange Interviews mit Cale, den Bandmitgliedern und Eric Clapton vermitteln einen recht vollständigen Überblick über den musikalischen Werdegang, die Ups and Downs in Cales Karriere und zeigen auch, warum Cale so wichtig ist für die Entwicklung von Rock, Country und den benachbarten Musikstilen.

Hier erfährt man viel über Musik und Mensch: Wenn Cale in seiner fast ausgestorben wirkenden Heimatstadt Tulsa am Eisenbahnknoten steht und erzählt, wie er sein erstes Geld als Gitarrist einer Tanzkapelle im größten Ballroom der in den 50ern boomenden Stadt verdiente. Und dass vor allem Jazz und Swing seine musikalischen Anregungen sind. Wenn Eric Clapton entspannt zugibt, wie ein vorgeführter Sechstklässler mit JJ und seiner Band beim Crossroads-Festival 20 Minuten auf der Bühne einen Song gejammt zu haben, den er erst nach der ersten Gesangsstrophe als „After Midnight“ erkannte. Und wenn man Clapton diese ratlose Verwirrung über den sehr experimentierfreudigen Musikstil von Cale’s Band auch im Konzermitschnitt deutlich ansieht. Wenn die Bandmitglieder (die zum Teil seit dreißig Jahren mit Cale regelmäßig zusammen spielen) und sogar der Busfahrer voller Liebe und Respekt über ihren JJ sprechen, der nie die Ruhe verliert und immer sehr entspannt und positiv mit seinen Mitmenschen und Kollegen umgeht. Wenn der Toningenieur berichtet, wie der technisch recht versierte Cale schon seit Jahrzehnten seine Aufnahmen selbst mischt und dabei mit seinem legendären Rhythmusgefühl und vielen kleinen Instrumentalparts einen einmalig dichten, treibenden (und selten kopierten) Sound erreicht.

Ein wirklich brillianter Sound und viele Konzertmitschnitte, die gekonnt übergeblendet werden – man merkt hier, das die fantastisch eingespielte Band ihr Repertoire exakt im gleichen Groove und Tempo spielt. Die Überblendungen sind mit geschlossenen Augen praktisch nicht zu merken. Beeindruckende „Solo-Auftritte“ von Cale, der selbst begleitet kleine, wunderschön schlichte Instrumentals ebenso faszinierend bringt wie heftig groovende Up-Tempo Nummern. Und auch das Geheimnis des „laid-back“ Musikstils von Cale wird etwas gelüftet: Bei den teilweise wild improvisierten Konzertmitschnitten wird deutlich, dass diese Band aus älteren Herrschaften mit der Attitüde einer swingenden Jazzband spielt – das Rhythmusgefühl liegt vor dem Schlag, das Schlagzeug swingt und Improvisation ist erwünscht. Nur die Harmonien, die Gitarrenriffs und der stoische Bass haben ihre Wurzeln im Country, Blues und Rock. Eine sehr attraktive Mischung von Musikstilen, entspannt serviert – das durch alle Altersschichten gemischte, stets begeistert mitgehende Publikum dankt es.

Lowell George – Thanks I'll Eat It Here (1977)

Der große Bär mit dem einen Album für die Insel
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Lowell George, der vielseitig begabte und interessierte Sänger mit der schönen weichen Stimme und dem guten Geschmack für alle skurrilen Spielarten der amerikanischen Musik hat hier sein Album für die Insel gezimmert. Kurz vor seinem viel zu frühen Tod schnürte er einen bunten Strauß interessanter und zum Teil sogar abseitiger Songs: „Easy Money“ von Rickie Lee Jones (die Lowell mit entdeckt hatte) in einer treibenden Version mit Bläsern – weniger versponnen und verrucht als Jones auf ihrem Debütalbum. Mexikanische Klänge im romantischen „Cheek to Cheek“, eine raffinierte Version von „Can’t Stand The Rain“ – trickreiche Percussions und viel weniger abgehobelt klingt das als bei Tina Turner und Cassandra Wilson. Vaudeville in „Himmler’s Ring“ – warum nicht? Die Andrews Sisters und die Swing-Ära lassen grüßen. So vielseitig klingt George, ohne sich jemals anzubiedern. Feiner Bläsersatz hier auch.

Und romantisch klingt Lowell bis zum Anschlag in seinen Balladen; „2 Million Things“ und „Find A River“ sind wunderschöne Torch-Songs, unsentimental und gefühlvoll. Nicht zu (s)toppen – der ultimative Crooner des Rock schwingt hier das Zepter. Und was bei seiner Band Little Feat manchmal doch zu sehr nach Jazz-Rock klang, wird hier auf einmal natürliche, originelle Musik. Vergleiche nur die „Two Trains“ von George mit den zahlreichen Einspielungen der Feats. Hier klingt die Musik, dort ist es nur ein vertrackter Song gespielt von einer guten Band. Ebenso der witzige Opener „What Do You Want The Girl To Do“ – nicht nur muss diese Frage einfach gestellt werden. Es ist auch ein Song, dessen wilde Synkopen und trickreichen Harmonien überhaupt nicht auffallen, weil George die ganze Musik locker zusammen hält. Dieses fantastische Album schließt mit einem gefühlvollen Duett. Hammermäßige Musik, feinste Drums von Jeff Porcaro und ein exzellenter Sound runden dieses Album ab.

Was soll ich sagen – viel zu früh ging er dahin und hat uns nur ein Album für die Insel hinterlassen, dessen Perlen auch in 10 Jahren noch glänzen werden.

Honest Work (Todd Rundgren, Acapella 1985)

Ein Weihnachtslied der anderen Art. Todd Rundgren brachte mit Acapella (1985) ein bizarres, faszinierendes Album heraus. Acapella – nur mit der eigenen Stimme und Tonnen elektronischer Effekte. Brilliante Arrangements, Songs wie ein Kaleidoskop von Pop und Gospel, abwechslungsreich, rau und direkt wie kein anderes Album dieser Art. Was soll ich sagen, lest den Review oder hört Euch das Album an, auf dem auch solche Perlen wie „Pretending To Care“ enthalten sind.

Und ganz am Ende dieses Albums kommt mit „Honest Work“ ein kleines Lied über (keine) Arbeit und Hoffnungslosigkeit – dreistimmig, einfach und anrührend. Dieses war mein Weihnachtslied 2009 – live unter dem Weihnachtsbaum. Hier ausnahmsweise mal in zwei Versionen. Die erste ist authentisch – der Meister selbst live bei der Tour nach Erscheinen des Albums:

Die zweite Version ist die Studiofassung mit dem Plattencover:

Listen to the words.

Holly Cole – Baby It's Cold Outside (2001)

Chanson, Jazz, Kunst und trotzdem Weihnachtslieder

Jede/r Musiker/in träumt von einem Weihnachtshit, der sich millionenfach verkauft und mindestens 10 Jahre lang im Dezember in der ganzen Welt gespielt wird. Tantiemen ohne Ende, eine Art Weihnachtsgeld für aufführende Künstler. Doch meist geht es total daneben – ob Cover oder eigene Komposition. So bemüht und kitschig wie bei Diana Krall wird es meist,

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langweilig – unoriginell, sentimental und das grüne Kleid auf dem Cover reißt es nicht im Mindesten raus.

Anders dagegen Holly Cole. Nicht nur kommt das Grün auf dem Cover wesentlich frischer. Auch die Zutaten sind origineller gemixt.

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Holly Cole kann gut singen. Und hat auch ein ganz feines Gespür für die Interpretation fremder Songs, die sie im Grenzbereich zwischen Jazz, Pop und Chanson zu ihren Eigenen macht. Sie zeigt das hier an Weihnachtsliedern, von denen jedenfalls ich vorher kein einziges kannte.

Es ist abwechslungsreich geworden: Einige unkitschige Orchesterwerke (feine Arrangements des langjährigen Pianisten Aaron Davis) und eine ganz überlegte, dem jeweiligen Song angemessene Interpretation sorgen für musikalisches Wohlbehagen mit Weihnachts-Appeal.

Herausragend das atemlos, fiebrige Sleigh Ride nur begleitet von dem langjährigen Bassisten David Piltch. Rührender Country im Jazz-Gewand in Merle Haggard’s „If We Can Make It Through December“ und großes Duett im Titelsong. Für anspruchsvolle Musikhörer das ein tolles Weihnachts-Album. Und immer ein gutes Geschenk – wenn schon Weihnachten, dann auf diese Art „tongue in cheek“ und abwechslungsreich.

Good Morning, Trio (Emmylou Harris, Linda Ronstadt, Dolly Parton)

Das Projekt Trio der drei großen Damen des Country war ebenso außergewöhnlich wie einmalig. Drei doch sehr unterschiedliche Künstlerinnen tun sich zu einem akustisch begleiteten Gesangstrio zusammen, bei dem jede Künstlerin Songmaterial und Lead-Stimme beisteuert. Das ganz begleitet von den besten akustischen Musikern der damaligen Zeit. Durch die wirklich sehr unterschiedlichen Stimmen der Drei und auch das sehr breit gefächerte Songmaterial entstand daraus mit dem Album Trio
[amazonjs asin=B000002LAC] eins der besten Country-Alben aller Zeiten. Zeitlos, modern und mit Interpretationen, die jede für sich so gekonnt, einfühlsam und angemessen daher kommen wie ein kleine schöne Perlen.

Das Nachfolgealbum Trio II war dann nicht mehr ganz so überragend in meinen Augen, obwohl die Damen weiterhin nichts von Ihren überragenden Fähigkeiten eingebüßt hatten.

Sehr schön zu sehen auf diesem uralten Video – die immer wieder überragende Linda Ronstadt singt die Wolken herunter und wird dabei begleitet von einer sehr reserviert-vollbusigen Dolly Parton, einer geradzu ergriffen sich zurückhaltenden Emmylou Harris und im Hintergrund schwingt Sam Bush die Mandoline zusammen mit einigen dezenten Herren, die gekonnt die Saiteninstrumente bedienen.

Ist doch ergreifend, oder?

Lyle Lovett – Natural Forces (2009)

Covers, Kunkel und wenig Eigenes. Das neue Album von Lyle Lovett

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Lyle Lovett hat zu diesem Album nur etwa die Hälfte der 11 Songs selbst oder als Co-Autor beigesteuert. Seine eigenen Stücke wie der Titel-Track oder die musikalisch krachende und textlich witzige Nummer „Pantry“ oder auch der vertrackt-moderne Swing von Farmer Brown mit seinen vielen Tempo- und Rhythmuswechseln gefallen mir etwas besser als die Coverversionen von Townes van Zandt, Elskes und Ball, die doch mehr im Modern-Country stehen und mir im Text oft viel zu pathetisch daher kommen.

Was dieses Album gut macht, ist vor allem die Musik: Mitreißend, abwechslungsreich und gekonnt bauen der langjährige Drummer Lovetts Russ Kunkel und Victor Krauss (Bruder von Bluegrass-Star Alison Krauss) mit seinem abgrundtiefen, rollenden und orgelnden Kontrabass auch die kompliziertesten Grooves auf. Einsätze und Tempowechsel wie von einem anderen Stern – treibend, filigran und abwechslungsreich. Pianist Matt Rollings markiert mit seinen typischen Stakkato-Figuren und seiner rollenden Begleitung das Gerüst, auf dem sich Lovett mit seiner minimalistisch-gekonnten Akustikgitarre, Dean Parks sehr geschmackvolle E-Gitarrensounds sowie Stuart Duncan mit seiner ausdrucksvollen Geige tummeln. Duncans Violinspiel ist so tragend und melodiös, dass Sam Bush -selbst ein Superstar mit der Geige- auf diesem Album ausschließlich Mandoline spielt. Und das kommt gut, denn Bush ist mit seinem präzisen Spiel und seinem Rock-Feeling auf der Mandoline eine echte Bereicherung für jede akustische Band. Dies ist eine der besten vorwiegend akustischen Bands derzeit.

Und der Sound dieses Albums ist eine absolute Perle – wie macht Lovett das bloß? Jedes seiner Alben klingt besser als das andere: Durchsichtig das Klangbild, fein ziseliert die Saiteninstrumente, grollend der Bass. Und das Schlagzeug von Russ Kunkel klingt, als würde es im heimischen Wohnzimmer stehen. Das hört man die Becken schwingen und der sanfte Punch der Bassdrum bewegt hörbar ein Trommelfell und nicht einen Sampler. So macht überwiegend akustische Musik richtig Spaß. Und vielleicht gibt es das nächste Mal ja wieder ein paar mehr der lakonischen Songs von Lovett selbst.

Georgien ist nicht ganz weit

Für ein Jahr haben wir jetzt ein weiteres Familienmitglied: Mari, die durch Vermittlung von YFU aus Tiflis (Georgien) zu uns gekommen ist und hier die 11. Klasse am Steglitzer Gymnasium besucht. Wir alle wussten wenig über Georgien, ein kleines Land zwischen dem Schwarzen Meer und dem Kaukasus. Grund genug, um ein öffentliches Konzert georgischer Künstler am Gendarmenmarkt zu besuchen.

Ein sehr stimmgewaltiger Chor trägt Folklore vor, die sich anhört wie eine Mischung aus Kirchenmusik und Folklore – gleich bleibende Grundtöne stützen Harmonien, die sich oft nur wenig bewegen. Schwer zu beschreiben, hört es Euch an:

Wahlkampf, Hymne und Afghanistan

WinThisRecordWährend die halbe Welt rätselt, ob deutsche Militärs jeden Freischärler in Afghanistan 14 Tage vor dem Kampfeinsatz schriftlich über die bevorstehende Gewaltanwendung informieren und vor dem Einsatz alle Zivilisten von uniformierten Hostessen bitten lassen sollen, das Kampfgebiet zu verlassen. Während die andere Hälfte darüber rätselt, ob die Bundeswehr überhaupt nach Afghanistan muss oder besser nicht. Während eine konturlose Parteienlandschaft versucht, aus solchen Meldungen Munition für den Wahlkampf zu beziehen. Während all dies passiert höre ich das wunderbare Album Win This Record von David Lindley und seiner damaligen Band „El Rayo X“:

Better Talk To The Lawyer ist seit Jahrzehnten meine kleine persönliche Hymne. Und weil darin nicht nur das Lob auf Anwälte gesungen, sondern (auch das kam schon 1982 vor in Amerika) nach Afghanistan einberufen wird, ist das irgendwie aktuell. Rock on, folks.

David Lindley & El Rayo X – Win This Record (1982)

Talk To The Lawyer – Afghanistan, CIA und all der Rest.

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Dieses 1982 erschienene zweite Soloalbum von David Lindley mit seiner eigenen Band „El-Rayo-X“ ist insgesamt schneller, härter und kommerzieller angelegt als das musikalisch alles überragende Erstwerk „El-Rayo-X“. Die Band hatte nach dem relativ großen Erfolg des Erstlings ausgedehnte Touren absolviert. Dadurch wurde das Zusammenspiel dichter und komplexer.

Der Satzgesang der Band ist komplex und soundfüllend wie selten auf einer Rockplatte. Drummer Ian Wallace knallt eine Rythmusarbeit hin, dass sich die Drumcomputer der 80er anhören wie Spielzeugboxen. Und so spielt sich eine grandios aufgelegte Band durch ein buntes Programm aus Klassikern wie Etta James „Something Got A Hold On Me“, dem heftig groovenden „Brother John“ der Neville Brothers. Man besingt mit „Talk To The Lawyer“ (meinem Lieblingssong des Albums und eine Eigenkomposition) die zweifelhaften Freuden eines Staates mit CIA, Einberufungsbefehlen nach Afghanistan und ohne Anwalt. „Twist And Shout“ – bekannt von Jerry Lee Lewis bis zu den Beatles wird mit peitschendem Rhythmus und aufgedrehtem Gesang so lange durch den Wolf gedreht, bis hier der Partykracher so richtig raus kommt.

Nicht eine Sekunde schlechte Laune; aufgedreht, fröhlich und auf überragend hohem musikalischen Niveau geht es durch die Hinterhöfe der Rockmusik. Die Slide-Gitarre von Lindley singt und jubiliert besser denn je. Und warum dieses Album ebenso wenig wie der Erstling der Band nie in die Charts kam? Weil damals leider die ganze Welt David Bowie, Tina Turner, Queen und ähnliche Stadionrocker hören wollte. – Schade! Ein auch heute noch absolut zeitgemäßes Album. Am Strand, im Auto, beim Joggen – mit dieser Band macht das Leben Spaß und die Musik wird keine Sekunde langweilig oder altbacken.

Starproduzent Greg Landanyi sorgte für einen dichten, angenehmen und durchhörbaren Sound. Bei den Stimmen hört man mit einer guten Anlage oder Kopfhörer buchtstäblich jede der bis zu 6 singenden Lippen. Ein Top-Album und im Wahlkampf 2009 in Deutschland ist meine persönliche Hymne „Better Talk To The Lawyer“ aktueller denn je.

[rating:5]

Jeff Beck & Jan Hammer Group – Live (1977)

Komponist trifft Gitarrist – Live ist besser
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Dieses Album ist ein Glücksfall im improvisierten Jazzrock. Spontan, treibend, musikalisch einfallsreich und für die Freunde des Gitarrenkünstlers Jeff Beck eine Demonstration dessen, was ein guter ausdrucksvoller Gitarrist einer technisch anspruchsvollen aber etwas glatten Band mitgeben kann.

Jeff Beck wollte touren, um sein neues Album „Wired“ vorzustellen. Er suchte sich dafür Jan Hammer und seine Band aus. Die waren bereits damals (bevor Hammer mit dem Miami Vice Titelsong berühmt und reich wurde) bekannt und kommerziell recht erfolgreich. Hammer hat als Keyboarder einen sehr kompromisslosen Stil und Sound. Sehr gutes Timing, präzise Pattern und dazu einen interessanten, manchmal richtig brutalen, fiesen „Keyboard über Gitarrenverstärker gespielt“ Sound. Gut zu hören ist das auf dem Opener „Freeway Jam“ des Albums, wo Beck und Hammer sich gegenseitig mit ihren Instrumenten ausgiebig anhupen, bevor es dann abgeht über die Autobahn. Wäre da nicht die exakte Stereoverteilung dieses Albums – Gitarre und Keyboard wären weder zu unterscheiden, noch als solche zu erkennen.

Jan Hammers Alben dieser Zeit leiden oft an einer für Jazzrock manchmal typischen Glätte – technisch perfekt und anspruchsvoll, aber leider musikalisch eher uninteressant. Dieses manchmal etwas eintönige Jazz-Rock Einerlei bricht Jeff Beck hier mit seinen verspielten, virtuosen und die Band oft sehr fordernden Einwürfen und Improvisationen komplett auf. Er zieht das Tempo an um sofort wieder in lyrische Passagen abzugleiten. Die gesamte Band stoppt auf den Schlag, wenn Beck einen seiner unnachahmlichen Kreischtöne aus der Gitarre holt. Und die fantastisch strukturierte Rhytmusarbeit vor allem auch des brillianten Bassisten Fernando Saunders, der sich oft gemeinsam mit Beck zu längeren Unisono-Passagen aufschwingt, fängt diesen wilden Improvisator immer wieder ein und erdet dessen geräuschhafte Feedback-Spielereien und seine wilden Melodiebögen. Die Songs sind mit einer Ausnahme von Hammer, was jedoch nicht schadet. Beck war damals auf diese Art von Musik abonniert und konnte das einfach. Und Hammer ist wirklich kein schlechter Komponist: „She’s A Woman“ oder der rasende, wilde „Full Moon Boogie“, wo die Band vor lauter Lust an der schnellen Improvisation zuletzt unisono den Refrain mitsingt – diese Stücke sind nicht nur abwechslungsreich und anspruchsvoll, sondern eben auch die perfekte Grundlage für Improvisationen guter Musiker. Darum macht dieses Album auch so viel Spaß.

Vorsicht: Bei der originalen CD ist der Sound dieser Aufnahme etwas höhenarm und wenig hifidel. Was aber zum mittigen Sound von Hammer und Beck ganz gut passt. Nur Bass und Schlagzeug würde man sich etwas deutlicher und detailreicher wünschen. Diesen Wunsch erfüllt eine Neuauflage der CD, die 2008 erschienen ist und remastered wurde. Die swingenden Becken des Drummers, die pulsierenden Bässe von Fernando Saunders – hier hört man, wie jazzig diese Band auch klingen konnte. Unbedingt darauf achten – die Neuauflage der CD lohnt sich wirklich. Eines der wirklich guten Live-Alben im (Jazz-)Rock ist dies aber auch so.

Meine Bewertung: [rating:4]

Jeff Beck Group – Truth (1968)

Kunst mit Können – Rau, laut und zart
Das großartige Erstlingsalbum von Jeff Beck, Truth (1968) ist mit einem Remastering wieder als CD im Handel. Als Vinyl ist dies einer der Schätze meiner Plattensammlung und darf jetzt also noch einmal gekauft werden.
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Jeff Beck macht schon sein musikalisches Leben lang (und auch noch heute mit über 60 Jahren) Experimente im Grenzbereich von Hard-Rock, Metal, Jazz, Elektronik und Blues. Dieses Debütalbum aus dem Jahre 1968 ist zwar heute manchmal anstrengend zu hören, weil recht experimentell. Nimmt aber Heavy Metal und Hard Rock (was es damals eigentlich ja noch nicht gab) souverän vorweg. Und bleibt dadurch spannend für immer.

Rod Steward, der später auf belanglose Schlager umschwenkte, gibt hier die energische Rock-Röhre. Eine ganz harte, präzise Rhythmusgruppe (Ron Wood bass, Micky Waller drums) prügelt die Songs zusammen, als ob sie die Band Living Colour vorweg nehmen wollen. Und das zarte Greensleeves (Folk) kommt ebenso anrührend rüber wie der von einer ultra-tiefen Orgel effektvoll in Szene gesetzte Standard „O’l Man River“ wo Rod Steward eindrucksvoll zeigt, was er singen kann, wenn man ihm sagt, was er singen soll. Jeff Beck hatte vor 40 Jahren vielleicht noch nicht die Virtuosität und den tonnenschweren Ausdruck wie heute mit 60 Lebensjahren etwa auf seinem großartigen Live-Set Jeff Beck – Performing This Week…: Live At Ronnie Scoots. Aber die Härte und Zartheit dieses Album, die Ernsthaftigkeit und der schöne Gesang von Rod Steward sorgen für Gänsehaut.

Ein beeindruckendes Album. Ein Meilenstein, wo keiner der Songs nach fast 40 Jahren langweilig oder überholt wirkt. Man muss allerdings den Klang eines voll aufgedrehten Gitarrenverstärkers vertragen.

[rating:5]

Und wer dadurch auf den Geschmack gekommen ist, hört sich in das spätere Werk von Jeff Beck ein. Ich sage nur: Es lohnt sich. (Fast) ohne Ausnahme.

Jeff Beck again – Musik ohne Worte

Na klar bin ich ein Fan von Jeff Beck. Ein Gitarrist, der in einem Konzert drei Sätze Saiten verschleißt, um diese vielen wunderbaren Modulationen aus seiner Gitarre herauszukitzeln. Der praktisch keine Effektgeräte verwendet. Der so ausdrucksvoll spielt, dass es die reine Musik wird. – Und sicherlich auch dem klassisch geschulten Hörer gefällt. Schaut nur selbst, was dieser Ausnahmemusiker mit dem wunderbaren „Goodbye Pork Pie Hat“ von Charlie Mingus und seinem eigenen „Brush The Blues“ anstellt. Und achtet mal auf das Gesicht der Bassistin, als der Tempowechsel kommt – so schön kann Musik sein. Ohne Worte.

Jeff Beck Band (2007): Jeff Beck (g), Vinnie Colaiuta (dr), Tal Wilkenfeld (b). Zu sehen auf der großartigen DVD

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Starfish and Coffee – Sign O' The Times (Prince, 1987)

Das Portal Allmusic.com featured heute das wunderbare Album Sign O‘ The Times von Prince als „Album Of The Day“ – Yessss!

In „Starfish And Coffee“, einer vertrackten kleinen Ballade, die im wesentlichen mit einem kleinen Roland-Sampler der Einsteigerklasse eingespielt wurde (leicht zu erkennen am schrillen Telefonklingeln) heißt es dort:

First came Kevin, then came Lucy, third in line was me.
All of us were ordinary, compared to Cynthia Rose.
She always stood  at the back of the line
A smile beneath her nose
Her favorite number was 20 and every single day
If u asked her what she had 4 breakfast
This is what shed say
Starfish and coffee
Maple syrup and jam
Butterscotch clouds, a tangerine
And a side order of ham
If u set your mind free, baby
Maybe youd understand
Starfish and coffee
Maple syrup and jam

Jawoll. Das musste doch mal gesagt werden. Bei mir hilft immer eine gute Marmelade. Zweiundzwanzig Jahre ist dieses Album alt. Aber die Reihe in der Schule gibt es immer noch.

Brian Wilson – Live (Tempodrom)

Brian Wilson tritt vor einem nur zu 1/4 gefüllten Tempodrom auf. Eine riesige Band – 10 Musiker, drei bis vier Gitarren, alle bis auf den Drummer und den Bassisten müssen singen. Musiker und der Mann am Mischpult haben sofort meinen Respekt: Sechstimmiger Gesang, zwei Stunden lang und ohne Noten. Wir reden hier nicht von Tralllala – Brian Wilson schreibt richtig schwierige, eng geführte, himmlisch schöne Gesangssätze. So schwer, dass seine Musik lange Zeit als live unspielbar galt.The Brian Wilson Band (Taylor Mills) Und so verwirrend schön, weil jede Stimme „stark“ geführt ist.  Der Sänger und der Hörer möchten ständig von einer einer Stimme auf die andere – springen, weil jede Stimme harmonisch und melodisch stark klingt und trägt.

Mit schwierigen Satzgesängen oder mit zwei 12-seitigen Gretsch-Gitarren (die natürlich pausenlos verstimmt sind) hat diese Band kein Problem. Nicht umsonst bezeichnet Paul McCartney diese- als die derzeit beste Tour-Band der Welt. Jeff Foskett bringt vom rechten Bühnenrand mit einer sehr straighten Gitarre und einer strahlend schönen Tenorstimme die Band immer wieder unter Kontrolle. Daneben singt mit Taylor Mills eine Frau, die (wie wir bei einer minimalen Solopassage hören können) mit einer wunderbar druckvollen, glatten Stimme „Sex in the voice“ singt wie sonst vielleicht nur Sheryl Crow. Links am Bühnenrand ackern zwei Heldentenöre um die Wette (Darian Sahanaja und Scott Bennett), während der Meister selbst zufrieden in der Mitte thront und seinen leisen, fast britischen Humor bei den Ansagen aufblitzen lässt. Bei mehreren Titeln (und den ganz hohen Solostimmen) lässt er Foskett und Sahanaja die erste Stimme, schließt die Augen und hört manchmal nur zu. Das dies eine überragend gute Band sein würde, war mir schon nach dem wunderbaren Album Live At The Roxy (2002) von Wilson klar.

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Culture Club – Feinster, naiver Pop

Heute hatte Allmusic das wunderbare Album Kissing to be clever der britischen Band Culture Club als Album of The Day. Als 1983 der wunderbare Konzermitschnitt aus dem Hammersmith Odeon „A Kiss Across The Ocean“ heraus kam, von dem heute nur noch über Youtube einzelne Ausschnitte erhältlich sind

da war ich fasziniert:
Ein ausgelassenes, heiteres und pausenlos kreischendes Publikum und eine recht farbenfrohe Band feiern die Pop-Weihnacht. So elegante,geschmeidige Popsongs. Ein Frontman, der so weiblich und androgyn erscheint wie sein großes Vorbild David Bowie (aber wesentlich besser singen kann). Das war nicht meine Welt damals, aber diese heiteren, verspielten Fans und eine richtig gute Pop-Band berühren mich auch heute noch. Und allein die Kompositionen auch: Der federnde Bass und die fröhlich pfeifende Harmonika in „Karma Chameleon“, der superelegant auf Pop getrimmte R&B von „I’ll Tumble 4 Ya“ – das hat mehr Stil als viele hundert andere Pop-Songs dieser Zeit.

Lyle Lovett – Road To Ensenada (1996)

Swing, Walzer, Country – Groove und brilliante Songs

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Lyle Lovett ist der einzige mir bekannte swingende Texaner. Auf diesem Album lässt er den Schwermut und den Zynismus beiseite und widmet sich mal ernst (Who Loves You Better – diese Frage musste ein Mann ja mal stellen) und mal entspannt und heiter („Don’t Touch My Hat“, „That’s Right (You’re Not From Texas“) den kleinen und großen Themen des Lebens. War bereits auf seinem grandiosen Album Pontiac schwerster Swing die Grundlage, so taucht dieses Stilelement hier noch häufiger und in faszinierenden Variationen auf: Der brutal schnelle Groove von „Thats Right“

ist neben einigen ähnlichen Werken von Brian Setzer und Joe Jackson wohl der verdammt schnellste und treibenste Swing im Pop überhaupt. Und der konzentriert gleichmäßige, langsam treibende Groove von „Her First Mistake“ treibt auch einen Opa mit Krücken 6:28 Minuten lang voran. Bessere Rhythmusarbeit (Russ Kunkel und Lee Sklar besorgen das) gibt es selten. Und das sind alles keine Jazz-Musiker! Vielleicht mag ich die herzhaften Grooves dieses Album deswegen so sehr.

Der lakonische Humor (diesmal ganz entspannt bei „That’s Right“, wo es wirklich nur um Texas geht), aber auch die zauberhaften kleinen Beobachtungen (der elegante Walzer von „Christmas Morning“) – hier ist Lovett ganz entspannt und ganz bei sich. Seine Band liefert dazu feinste Musik in überragender Klangqualität – wie immer bei Lovett auch 5 Sterne für den Sound und die Produktion.

Lyle Lovett – Pontiac (1987)

Meisterwerk zwischen den Stühlen

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Lyle Lovett veröffentlichte mit Pontiac 1987 erst sein zweites Album und bestätigte damit endgültig, dass er zu den ganz großen Songwritern gehört. Der bissige Witz (M-O-N-E-Y), die zarte Romantik ohne jede Sentimentalität (If I Had A Boat), auch einmal harte Worte über die Frau zu ganz schwerem Swing (She’s No Lady) – jedes Lied findet sofort seine Stimmung, ist unverwechselbar und musikalisch feinste Arbeit.

Verblüffend auch die musikalische Vielfalt. Es beginnt mit klassischem Modern-Country und wandert danach durch Gospel und Swing: Große Ballade (der Opener und I Loved You Yesterday), vertrackter Gospel (Money), schwerstmöglicher, geradezu waffenscheinpflichtiger Swing mit wunderbaren Bläsern (She’s No Lady, She’s Hot To Go). Kein einziger Füller, kein schwacher Song dabei.

Das Album sitzt entspannt zwischen den Stühlen. Fast unnötig zu erwähnen die sehr hochwertige Produktion mit einem feinen Sound – Lovett macht das immer so. Viele halten dieses für das beste Album von Lovett. Das ist nicht ganz falsch, tut jedoch den übrigen Werken Unrecht – von den ersten 6 Alben Lovetts ist jedes unbedingt hörenswert und gelungen.

Albert Lee – Road Runner (2007)

Brit-Pop, Nashville und Rock mit 60+

Albert Lee hat in den 50 Jahren seiner Karriere mit der halben Welt gespielt und Platten aufgenommen. Das reicht von Chris Farlowe über Eric Clapton direkt nach Nashville und zu Emmylou Harris, in deren legendärer Hot Band Lee neben seinen zahllosen Studiojobs er jahrelang wirkte. Bei einem so berühmten und viel beschäftigten Gitarristen würde man sofort denken: „Dies ist wieder so ein Virtuosenalbum..“ – aber nicht hier:

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Lee schlägt die Brücke von seinen Wurzeln im Britischen Pop und Blues zum modernen Country so gekonnt, so lässig und so entspannt, dass der Hörer keine Sekunde überhaupt merkt, dass hier mit Lee und der Legende Buddy Emmons an der Steel Guitar zwei Virtuosen unterwegs sind. Die technischen Fähigkeiten der Musiker ordnen sich vollständig unter die Musik. So lange Du nicht versuchst, etwas von diesem Album nachzuspielen, bekommt man nur die Musik mit:

Wunderbare, entspannte Rhythmen, Klangwände aus vielen Gitarren, die sich in überraschenden Harmoniewechseln zu dem von Brian Wilson, Paul McCartney und J.S. Bach gehüteten Olymp des Pop aufschwingen. Das Songmaterial reicht von den 60ern bis heute. Und ordnet sich musikalisch ein zwischen den Everly Brothers, Clapton, Paul McCartney und Emmylou Harris eigenen Werken. Kein Wunder: Lee hat mit diesen Musikern (bis auf den Beatle) viel gearbeitet. Sogar Songwriter John Hiatt ist vertreten. Und doch klingt es immer nur nach guter Musik. Lee ist nicht der größte Sänger vor dem Herren. Aber seine Musik landet so gekonnt zwischen Brit-Blues, Pop, alternative Country und Nashville  – es ist die reine Freude. Und dass Sound und Produktion über jeden Zweifel erhaben sind, versteht sich bei DEM Künstler von selbst. Gut gefallen haben mir die unauffälligen, aber immer songdienlichen Vocal-Supports: Jon Randall mit seiner wunderschönen Stimme, Mark S. Cohen und Bekka Bramlet geben den Songs Farben mit, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Ein sehr rundes, entspanntes und musikalisch praktisch perfektes Album – altersweise und doch frisch.

The last acoustic Waltz – Emmylou und die Nashville Rambler nehmen Abschied

Momentan höre ich fast nur Live-Musik und da ist der Live-Mitschnitt auf DVD dieses Konzerts der großen Emmylou Harris und ihrer damaligen Band aus dem Jahr 1995

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gerade richtig. Nach ihrem großartigen Live-Album [amazonjs asin=B000002LQF] ging Harris mit ihrer Live-Band vier Jahre lang ständig auf Tournee und erarbeitete sich in dieser Zeit ein riesiges Repertoire; die Set-List für dieses Konzert umfasst mehr als 40 Titel und dies ist -wie Harris mehrfach grinsend und glaubhaft versichert- nur ein kleiner Ausschnitt aus dem wechselnden Programm der Band. Nie zuvor hatte ich Gelegenheit, ein so langes Live-Konzert als Mitschnitt zu sehen. Und selten sah ich so gute Musiker:

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Men in Black mit guter Musik – Lyle Lovett & Band und Russ Kunkel

Lyle LovettAls Lyle Lovett im schwarzen Anzug mit Cowboystiefeln die Bühne betritt, wird es sofort still. Der Mann mit dem schiefen Gesicht singt eine seiner lakonischen Balladen, bevor vier weitere Männer in schwarzen Anzügen die Bühne betreten. „Here I Am“, ein ausgefallen arrangierter Wechsel von gesprochenen Strophen und wuchtigem Swing im Refrain eröffnet das Konzert mit der Band.

Natürlich geht Lovett nicht mit seiner Large Band auf Tournee, die fast zwanzig Musiker hätten auch nicht in den Tourbus gepasst. Aber er bringt mit Russ Kunkel (dr) einen der sparsamsten und geschmackvollsten Drummer der amerikanischen Musikszene mit. Und mit Victor Krauss am elektrischen Upright-Bass einen ebenso druckvollen wie unauffälligen Bassisten. Kunkel hat in den bisherigen 40 Jahren seiner Laufbahn für Jackson Browne, Joni Mitchell und die gesamte Folk-Rock Szene Amerikas den Besen bedient, meist zusammen mit dem Bassisten Leland Sklar. Er bringt ein gigantisches Drumset auf die Bühne und ein riesiges Buch mit Leadsheets, in dem er während des gesamten Konzerts ständig liest. Er muss bereits über 60 Jahre alt sein, ein großer schwerer Mann, der seine Sticks und Besen bedient, wie ein Chirurg sein Besteck. Und doch: Kunkels typische Akzente auf den Toms, seine knochentrockenen Patscher auf die Snare – das hat richtig Kraft und lässt alles weg, was von den anderen Musikern zu füllen ist. Einen so guten Sound (und solche diskrete Präzision) habe ich von einem Drummer live noch nie gehört zuvor. Nicht umsonst ist der Mann eine Legende.

Und er hält die Band zusammen. Was man besonders deutlich hört, als er im letzten Teil der Zugabe mal einen „Aussetzer“ hat – sofort gerät für Bruchteile einer Sekunde alles aus dem Ruder. Ein fragender Blick von Lovett, eine demonstrativ gesenkte Schulter von Kunkel – nachts um 22.00 Uhr darf man mit 60 + auch mal müde sein. Das harmonische Fundament liefert der Bass; Victor Krauss (der Bruder der bekannten Sängerin und Geigerin Alison Krauss) hat damit überhaupt kein Problem. Mit seinem wuchtigen Upright-Bass gibt er den Orgelpunkt ebenso locker wie den superschnellen Lauf an seinem Instrument. Durch das lange Sustain und den fetten Sound ist damit das Thema „Begleitung“ in dieser Band eigentlich schon erledigt – Bass und Drums können das fast schon allein.

Müssen sie aber nicht: John Hagen am elektrisch abgenommenen Cello spielt in dieser Band (wie soll man das beschreiben?) die elektrische Gitarre: Rau mit krachenden Doppelgriffen und wilden Obertönen füllt er die Mitten im Sound, denn Lovett selbst bevorzugt einen sparsamen und sehr höhenreichen Sound mit seiner akustischen Gitarre.  Lovett lässt auch nie eine Sekunde Zweifel aufkommen, wer hier der Bandleader ist. Seine sparsame, doch sehr ausdrucksvolle Gitarrenarbeit gibt das Tempo vor und begleitet oft über längere Strecken auch solo den Gesang; da hat der zweite Gitarrist wenig zu tun und beschränkt sich auf einige genretypisch sehr flinkfingrige Soli. Schwer verständlich allerdings die sehr ausführlichen Monologe Lovetts zwischen den Titeln – einen Texaner mit seinem nuscheligen Akzent zu verstehen, der von Tourerlebnissen plaudert und sich (offenbar nach dem Besuch eines Bäckers in Stuttgart) als „Brotschen-Fan“, nämlich Freund gebackener Weißbrote bezeichnet – das ist eine echte Herausforderung für mein Englisch.

So konzentriert und gut aufgelegt habe ich lange keine Band mehr erlebt: Trotz der sehr abwechslungsreichen und zum Teil richtig schwierigen Songs spielen sich Lovett und seine Musiker durch fast zwei Stunden Programm und schließen das Konzert mit dem gospelhaften „Church“ und der programmatischen Zeile

it’s time for dinner now let’s go eat

Guten Appetit und kommt mal wieder, Jungs!

Miles Davis + Band: Die Philharmonie kochte

Als Miles Davis und seine neu formierte Band (mit Herbie Hancock, Tony Williams, Ron Carter und Wayne Shorter) 1964 in der Philharmonie auftraten, dampfte wahrscheinlich die Luft. So hitzig, so funky und gleichzeitig so unterkühlt wie auf [amazonjs asin=B0007RO4YE] hörte ich zuvor von keinem anderen Musiker und keiner anderen Band Jazz.

Tony Williams sorgt für einen so drückenden Groove auf dem felsenfesten Fundament des monströs fetten Kontrabass von Ron Carter. Herbie Hancock spielt links funky und rechts komplex – so eine Mischung aus Hot und Cool hat es vor 1964 nicht gegeben. Wenn es eine musikalische Überleitung vom klassischen Cool-Jazz zur modernen Musik und dem Jazzrock gibt, hier ist sie. Und die Philharmonie sorgt für einen wirklich angenehmen, „holzigen“ Sound, bei dem wir jedes Instrument an der richtigen Stelle hören – ein Meilenstein der modernen Musik.

[rating:5]

Vollblutiger Sportwagen

Vollblutiger Sportwagen Keine Schrottprämie, sondern Blutzoll bekommt man auch in der Wirtschaftskrise für einen „vollblutigen Sportwagen“.

Damals hatten Schüler der Birger-Forell Grundschule aufgemalt, was sie über Sportwagen wissen und das war ziemlich martialisch. Viele PS und ganz groß sollte es sein.

Ja, so ist das im Grundschulalter und manchmal auch noch weit danach.

Für Menschen mit Sehbehinderung wie bei mir kommt hier noch die Bildunterschrift.

Der Ferrari 308 GR mit der Karosserie von Bertone ist vor allem ein vollblutiger Sportwagen

Vor vielen Jahren hatte ich meine Kanzlei in einer kleinen schmalen Straße in Friedenau. Und in dem Haus gab es ein Maklerbüro. Der Mitinhaber hatte einen Ferrari, der war vor allem deutlich 20 Centimeter breiter als normale Autos und blockierte die Straße beim Parken komplett.  Der Besitzer des Ferrari war nicht nur Makler, sondern nach meinem Eindruck auch vollblutiger Betrüger. Er ließ sich vom Zahnarzt im Haus (damals ein Klient von mir) die Zähne richten und zahlte nicht. Schade, dass Implantate nicht pfändbar sind.

Aber am spektakulärsten waren immer die Auftritte mit dem Ferrari: Große Geröhre, blockierte Straße und 20 Minuten später der Ärger mit der Umparkerei, wenn die erste Beschwerde kam.

Ferrari pur

Levon Helm groovt zwei Mal auf einem australischen Doppelpack

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Dies ist eine CD mit zwei (!) Alben von Levon Helm. Levon Helm, das ist der Drummer von „The Band“. Der Mann mit der schönen Stimme und der fetten Bassdrum. Der in 2008 mit „Dirt Farmer“ eines der schönsten Americana-Alben heraus brachte, nachdem er an Kehlkopfkrebs fast gestorben wäre.

In den 80ern war Levon Helm ein Superstar. Und konnte die besten Musiker (Dr. John, Paul Butterfield, Donald „Duck“ Dunn) für sein erstes Soloalbum „..& the RCO Allstars“ in’s Studio holen. Das groovt wie die Sau (kein Wunder bei DER Besetzung) und schiebt mit wilden Triolen durch die Südstaaten-Ecke der amerikanischen Musik – Dr. John sorgt für Gesang und wildes Klavier und Paul Butterfield spielt so schön seine Harmonika, dass es zum Heulen ist. Ein gutes, ein fast perfektes Album, aber Helm kommt darin nicht so vor. Und es fehlt etwas die Seele.

Ganz anders dagegen im 2. Album „American Son“ von 1980: Eingespielt mit einer Truppe erlesener Country-Mucker aus Nashville kommt zum (entspannteren-) Groove hier die Seele dazu. Großartige Harmoniegesänge, Levon Helm singt wie der junge Gott (er hat keine wirklich schöne Stimme, zieht aber jeden Zuhörer durch seinen Ausdruck in den Bann). Zwei Mal Georgia („Watermelon Time“ und „Sweet Peach..“) markieren den unglaublich entspannten Groove. Dazwischen mördermäßiger Gesang („Violet Eyes“ und „China Girl“) und kein einziger Füller. Der Groove dieses Albums und der beseelte Gesang lassen einen keine Sekunde los. Wohl das beste Album von Levon Helm neben seinen vielen Studio- und Bandjobs.

Diesen „Doppelpack“ (zwei Alben auf einer CD) gibt es nur in Australien und nur von wenigen Anbietern. Ein absolutes Muss für Freunde entspannter Rock- und Countrymusik mit gutem Gesang. Der Anbieter lieferte bei mir übrigens in weniger als einer Woche, was ich genauso unglaublich finde wie diese beiden Alben.

SPD stabilisiert sich – 24 Stunden ohne Rücktritt

… titelt die TAZ am 08.09.2008 und gönnt uns damit eine der schönsten Schlagzeilen des Jahres. Nur die Schlagzeile hat es leider nicht in das Online-Angebot geschafft.

Und beim Frühstück kommt die Idee: Die SPD macht einfach Regionalkonferenzen a’la Schröder in großen Hallen mit zwei Ausgängen: Rechts geht es zu Klement, Steinmeier, Schröder und der alten Schule – Subventionen und Millionen (für die Energiewirtschaft des Ruhrpotts zum Beispiel). Und links geht es in die ungewisse Zukunft – mit wem auch immer. Das wäre mit Sicherheit ein tragfähiges Modell und für mich bliebe nur noch die spannende Frage, durch welche Tür die von mir hier einmal als „linke Strippenzieher der SPD“ bezeichneten Karrieristen wie Uwe Benneter aus Berlin oder auch Frau Nahles marschieren.

Aber das werde ich nicht erleben. Eher nähert sich diese flügellahme Partei der FDP an und testet bei den nächsten Wahlen einmal die 15 % – Marke von oben.

Lyle Lovett macht kleine Musik ganz groß

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[rating:3.5]

Lyle Lovett versammelt hier im wahrsten Sinne eine „Large Band“ um sich, um ganz „kleine“, einfache Songs mit einer buchstäblich gigantischen Produktion einzuspielen. Und kultiviert seinen Hang zu sehr abwechslungsreichem „Stilbruch“ auf höchstem Niveau. Dass die Songs mit einer Ausnahme neu und von Lovett selbst sind, hört man nicht unbedingt heraus. Klassische Themen der amerikanischen Volksmusik (Heimat, Liebe, das schöne Mädchen) werden erst durch den knappen, präzisen Erzählstil und den sarkastischen Humor Lovett’s modern.

Unglaublich und faszinierend abwechslungsreiche Arrangements unter Einsatz praktisch sämtlicher Instrumente und Sounds, die moderne amerikanische Musik zu bieten hat:

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SME Server weiter verbessert

Die ohnehin schon gelungene Version 7.3 des SBS-Servers SME wurde durch ein internes Update (Service Pack sagt man dazu wohl im MS-Sprech) weiter verbessert. Insbesondere besteht jetzt die Möglichkeit, auch die Erweiterungen („contribs“) direkt und automatisch über den internen YUM-Update-Manager zu aktualisieren.
Außerdem wurde das interne Backup verbessert. Die Sicherungen auf eine direkt an den Server angeschlossene USB-Festplatte oder auf eine lokale Arbeitsstation lassen sich jetzt direkt

  • aufteilen
  • mit differentiellen Ergänzungen versehen
  • komprimieren
  • einzeln oder zusammen ohne Verlassen des Server-Managers rücksichern und
  • mit einem Datum versehen

so dass hierfür keine externen Tools mehr benötigt werden.