Doris Day singt nicht ganz jugendfrei

Doris Day ist den meisten Deutschen nur bekannt aus einer Vielzahl zum Teil obskurer und teilweise sehr zeitgeistiger Filme und Komödien der 50er und 60er Jahre. Mit und ohne Rock Hudson. Mit und ohne Alfred Hitchcock, mit dem Sie (in Ihrem ersten filmischen Auslandseinsatz) den berühmten Film „Der Mann der zu viel wusste (1957)“ drehte. Dort sang sie ihren ganz großen Hit „Que sera, sera“ und dieser wurde zu ihrem musikalischen Markenzeichen. Mit dieser wie betoniert sitzenden Blondfrisur, dem freundlichen Gesicht und diesem clean look ist sie gleichermaßen Ikone der 50er Jahre und Inbegriff der sauberen amerikanischen Hausfrau – patent, freundlich und sauber. Doris Day ist aber auch die ausgefuchste Sängerin mit der nicht mehr jugendfreien Sahnestimme – technisch perfekt, in allen Stimmlagen zu Hause, ausdrucksvoll und nur scheinbar naiv macht sie aus dem banalsten Broadway-Schlager eine stimmliche Verführung des Hörers – scheinbar naiv, bezaubernd sexy und technisch unauffällig brillant. Eine Jazz- und Popsängerin, von deren schöner Stimme und brillanter Interpretation der Hörer heute noch verzaubert sein kann.

Was kaum jemand weiß: Die Filmkarriere war (nach einer kurzen, durch Autounfall im Teenageralter vorzeitig beendeten Tanzkarriere) bereits die zweite Karriere der DD. Zuvor war sie, die 1924 Geborene, bereits die berühmteste und am meisten verkaufte amerikanische Sängerin der Nachkriegszeit. Und eine technisch wie künstlerisch beeindruckende Sängerin, die vor allem mit Jazzcombos und Big-Bands seit ihrem ersten Hit Weiterlesen

Das alte Westberlin

tumblr.westberlinSchlangen vor dem Schlussverkauf der 50er Jahre, Woolworth mit Brandwand an der Müllerstraße, die Mauer. Auf diesem Fotoblog gibt es viel zu entdecken aus dem alten Westberlin.

Auch die alte kleine Eislaufbahn im Europa-Center (ein sehr sozialer Ort) kommt zu Ehren. Der Blick auf „Holst am Zoo“ (die Bierschwemme des damaligen Hertha-Präsidenten) noch ganz ohne Otto Rehagel.

Das wäre direkt eine Ausstellung wert.

Meerjungfrau im Rathaus Schöneberg

Die kleine Meerjungfrau – mal anders als Andersen. Eine szenische Aufführung mit Birgit Hägele und der Meerjungfrau am
Samstag, 10.03.2012 um 20.00 Uhr
Rathaus Schöneberg, Goldener Saal
Nur die Meerhexe kennt die Wahrheit über die kleine Meerjungfrau. Sie weiß, warum die Meerjungfrau ihr wahres Wesen verleugnet. Es geht nicht um den Prinzen, denn diesmal bekommt die Meerjungfrau den Prinz. Er passt nicht zu ihr. Aber sie will es sich nicht eingestehen. Sie veranstaltet die absurdesten Dinge, um ihr Bild vom Traumprinzen weiter aufrecht zu erhalten. Komisch-tragisch. Kommt ja nicht nur im Märchen vor! Aber wer ist es, der am Ende stirbt?
Erzählung:       Birgit Hägele
Gesang:          Birgit Hägele, Anna-Maria Paschos
Beginn:           20 Uhr

Joan Armatrading und die Top-Mucker

Für Whats Inside gab die neue Plattenfirma von Joan Armatrading richtig viel Geld aus. Die Elite der Sessionmusiker (Darryl Jones, Tony Levin , Manu Katche, Alex Acuna <dr, perc>), das Kronos Quartett im genialischen „Shapes And Sizes“, Keyboarder wie Greg Phillinganes und Benmont Tench, Monster-Stimmen wie Terry Evans und Willie Green jr. für die dichten Background-Vocals – hier fehlt nichts zu einem auch aufnahmetechnisch gelungenen Hörerlebnis. Arrangements und Instrumentierung sind (einschließlich der häufiger zu hörenden Streicher) abwechslungsreich und gelungen. Joan Armatrading lässt ihr interessantes Gitarrenspiel immer wieder aufblitzen.

Und doch wirkt das Album etwas beliebig. Alle denkbaren Stile werden abgegrast. Und wer länger zuhört, hat den Effekt eines überproduzierten Erstlingsalbums. Viel reingepackt und es fehlt die große Linie. Manchmal auch zu spektakulär aufgenommen – überall close-mike und starke Kompression, die Rutscher auf der Gitarre sind lauter als die Akkorde. Trotzdem: Wegen der fantastischen Musiker und der interessanten Arrangements mit einer großen Frontfrau ein lohnendes Album.

Dynamic Range: 9 (viel zu wenig für so gute Musiker)

Anspieltipps: Merchant of Love, Shapes and Sizes, Recommend my love (wenn Willie Greene Jr. mit seiner Stimme die Wände zum Wackeln bringt), Can’t Stop Loving You (Memphis Horns sind immer nett), Shape Of A Pony (der fette Bass von Tony Levin und entspanntes Trommeln von Manu Katche zum Kinderlied)

[Rating:3.5]