Gefälliger Soul-Rock von der schwärzesten weißen Stimme Englands

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[rating:3]

Steve Winwood war bereits mit 15 Jahren ein Star (Spencer Davis Group, Blind Faith, Traffic) und hatte damals wie heute eine ausdrucksvolle, „schwarze“ Stimme – wie geschaffen für Soul und Blues. Außerdem spielt er sehr gut Keyboards und war lange Zeit auch ein gefragter Session-Musiker. Nach Jahren mit formidablen britischen Blues-Rock Formationen zog er sich Ende der 70er auf seinen Landsitz zurück und machte die ersten „Homerecording-Alben“ der Musikgeschichte. Und verkaufte Millionen Alben mit seinen anspruchsvollen, vielschichtigen Popsongs.

Danach kam zwei Jahre nichts. Und dann dieses schwer rockende, sehr gleichmäßig die Sparte „Soul-Rock“ bedienende Album. Eingespielt mit den Memphis-Horns und wenigen Gastmusikern. Geprägt durch die ultraschwarze Stimme von Winwood und dessen unverwechselbare Keyboards. Aber zu gleichförmig um wirklich Top zu sein. Der Titeltrack, zur Recht als Höhepunkt des „blue-eyed Soul“ bezeichnet, verkaufte sich wiederum millonenfach. Doch heute überzeugen mehr die langsameren Titel wie „Don’t You Know What the Night Can Do?“ und der „Shining Song“.

Handwerklich guter Soul-Pop mit großartigen Keyboards (der Mann kann das wirklich!) ohne große Höhepunkte. Aber immer noch besser und zeitloser als die etwa zur selben Zeit entstandenen Alben von Phil Collins.

Neil Diamond – 12 Songs (2005)

Nur für Fans, total überschätztes Album eines musikalischen Langeweilers,

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[Rating:2]

Die Liner Notes, die Credits, die Kritiken – alles ließ mich an ein wirklich gutes Album glauben. Und dann das:

Jeder, aber auch wirklich jeder Song beginnt mit einem quasi dahin gesprochenen kurzen Satz, danach wird dieses Thema (um nicht zu sagen: diese musikalische Schlichtheit) über 3 – 5 Minuten und in einem Tonumfang von maximal einer Quinte leicht variiert, wobei immer die kurzen „Statements“ im Sprachstil einer Presseerklärung überwiegen. Dazu leises Gitarrengeschrummel, die zum teil illustren Begleitmusiker müssen sich erheblich unterfordert gefühlt haben. Die Themen der Songs? Nicht meine Welt. Man muss wohl ein echter Fan sein, um Sänger und Werk zu mögen.

Und spätestens beim Lesen der Liner-Notes musste ich in schallendes Gelächter ausbrechen: 3 Seiten Huldigung an den Produzenten. Und warum Herr Diamond nur für diese Platte Gitarre spielen neu erlernen musste. Hat leider nichts genützt – ein klassischer Hype.

Violent Femmes – Violent Femmes (1983)

schnell, frech akustisch, PUNK
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Drei Musiker, eine auf Wanderklampfe getrimmte E-Gitarre und eine Musik, die ich als „High-Speed-Folk-Punk“ beschreiben möchte. Unglaublich direkt, rotzig, schöne Melodien, harsche Texte und die Musik geht richtig ab. Im Zeitalter der Design-Alben, die für eine bestimmte Zielgruppe („Akademikerhausfrau“) oder Stimmung („Rotwein am Kamin“) gefertigt werden, ist diese kleine Perle aus den 80ern richtig erfrischend.

Wer sich an „Low-Fi“ und dem punkigen Ansatz nicht stört, findet hier ein Album aus einem Guss, welches auch in einem Zug gehört werden möchte.

Verwirrend vielfältig aus dem Schweizer Kursaal

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[rating:4.5]

Bei diesem Album stimmt Alles: Songmaterial, Sound, Musiker und Produktion. Wie bei einem guten Live-Album eine der Sternstunden, die es in einem Musikerleben nicht oft gibt.

Stephan Eicher singt in vielen Sprachen, verarbeitet viele musikalische Eindrücke und lässt in seine Songs die gesamte Bandbreite der Rockmusik und viele europäische Musikstile einfließen. Wahrscheinlich ist er der einzige wirklich europäische Rockmusiker. Er hat das aus seinem späteren Werk „Taxi Europa“ auch lang und breit betont.

Die vielfältigen Songs machen dieses Album bereits hörenswert. Aber mich beeindruckt am meisten das fantastische Zusammenspiel der Musiker, die live in einem Kursaal mit viel Raum aufgenommen wurden. Daraus ergibt sich ein weiter, warmer Sound, der perfekt durchhörbar bleibt und den romantischen Songs erst das Sahnehäubchen aufsetzt.

Es gibt für meinen Geschmack zu wenige Alben, die „live+onetake“ eingespielt sind (Joe Jacksons „Body And Soul“, Lou Reed’s „New York“ sind andere Beispiele). Und für diese Musik ist der Sound einfach perfekt.