Voodoo Child ganz neu – Coverversionen aufregend zerlegt

Teréz Montcalm ist wie die ähnlich im Grenzbereich  zwischen Jazz, Soul, Pop und Irgendwas vagabundierende Holly Cole Francokanadierin. Und eine Könnerin im Interpretieren und Zerlegen fremder Musik.

Seit Rickie Lee Jones, deren Coverversionen bekannter und unbekannter Songs für mich wegen der Ausdrucksstärke immer die Messlatte bleiben, habe ich keine Sängerin mehr gehört, die sich mit so viel Gestaltungswillen und so viel sängerischem Charme über Musik Anderer hermacht. Wie Montcalm nicht nur „Sweet Dreams“ der Eurythmics, sondern auch „Voodoo Child“ von Hendrix oder bei dem z.B. bei James Taylor furchtbar glatt und fast belanglos klingenden Standard „How Sweet it is“ ihre Stücke zerlegt, zerknurrt, raunt, winselt und doch immer eine schlüssige Interpretation abliefert – das ist wirklich einzigartig. Holly Cole, eine andere Francokanadierin im selben Fach, hat sich Weiterlesen

Levon Helm is dead

Levon Helm (by billboard.com)

About two weeks ago Levon Helm died. Levon was the man with that unique moving voice and the fat rock-bassdrum. He reached stardom with the band, could be heard singing 3 to 4 voice and nailing this whole hippie-company together in the legendary „The Last Waltz“ film by Martin Scorcese. Just a few solo-albums showed his gift of bringing a song across to the hearts of the listener. Even better he did in his solo album „Dirt Farmer“, where he discovered the old songs of his Arkansas home. He recorded this album after recovering from throat cancer. His studio burnt down. He had quite a load to bear in his later days.

And every time i hear this man sing, it moves me back and forth. Straight from the heart, like in his guest apearance in the great album „The Neighborhood“ by Los Lobos, where he sang „Little John Of God“. You can’t do better.

 

 

Patty Griffin – Living with Ghosts (1996)

„Leben mit Geistern“ ist das mittlerweile 15 Jahre alte Debütalbum der amerikanischen Sängerin Patty Griffin. Gänsehaut: Eigenwillig, akustisch, unsingbar gesungen und zutiefst beeindruckend.

Patty Griffin ist die eigenwillige Liedermacherin mit der ganz besonderen Altstimme. Sie überzeugte mit ihrem Demo zu diesem Erstling einen findigen A&R Manager, der ihr sofort einen Plattenvertrag bei A&M verschaffte und das Album unverändert auf den Markt brachte – nur Stimme und Gesang, Gitarre und eigene Begleitung. Heraus kommt ein eigenwilliges, sehr ausdrucksstarkes Album mit viel Substanz. Griffin hat eine erwachsene, nicht wirklich schön klingende Altstimme und zieht beim Singen alle Register, was ihre Interpretationen einerseits sehr ausdrucksvoll macht und andererseits weit von jedem Schönklang und Hitparadengesang entfernt ist. Sie raunt, flüstert, kreischt – das klingt etwas nach den wilderen Interpretationen von Rickie Lee Jones oder Tori Amos.

Die ausnahmslos selbst geschriebenen Songs sind aufregend im besten Sinne. „Let Him Fly“ wurde mit großem Erfolg von den Dixie Chicks gecovert und ist ein unglaublich interessanter Trennungs-Song (und großes Drama). „You Never Get What You Want“ oder „Poor Man’s House“ befassen sich mit ebenso ernsten Themen. Es wird selten heiter, nie kitschig und auch die Texte, erst recht die einschneidenden Interpretationen von Patty Griffin erreichen die tiefsten Tiefen des musikalischen Ausdrucks. Hitparadentauglich ist dieses Album natürlich nicht, Country ist es auch nicht und passt in keine Schublade. Und gerade deshalb wird man es (wer solche schwerblütigen Interpretationen hören mag) wie etwa „Blood On The Tracks“ von Bob Dylan vermutlich noch in 20 Jahren hören.

Joni Mitchell's Blue in Gold

Ein guter Freund hat mir das Album von Joni Mitchell „Blue“ (1971) geschenkt. Aber die ultimative, die Gold-CD – direkt abgenommen vom Masterband, das der damalige Toningenieur1 schon als gelungene Aufnahme aus der frühen Transistor-Ära bezeichnete. Recht hatte er.

Wie großartig die Musik ist, wusste ich schon immer und habe das schon mal bei Amazon.de beschrieben. Aber was für ein perfekter Sound. Ich habe dieses Album zig mal gehört, von der griechischen Strandtaverne (vom Cassettenrekorder) über Vinyl (mit und ohne Hifi) bis hin zur „normalen“ CD von meiner Anlage. Es hörte sich immer gut, ausgewogen und musikalisch an, selbst die teilweise fledermausartig hohen Gesänge Joni’s. Warm klingende (!) Stahlsaiten, der harte Anschlag des Dulcimer, harmonische Bässe, das dumpfe Plockern der Percussions – „All I Want“, der Opener ist musikalisch und aufnahmetechnisch kaum zu übertreffen. Und die nicht wenigen Menschen, welche Mitchell’s Stimme gerade auf diesem Album unangenehm finden, sollen sich einfach von einem guten Freund diese Pressung schenken lassen oder das alte Vinyl aus dem Schrank holen. Gute Freunde muss man haben 🙂

[rating:5] DR = 11

Und wer sich fragen sollte, was ein Dulcimer ist, sieht das hier: Carey ist der dritte Titel von diesem Ausnahmealbum.


  1. Steve Hoffman 

Good Morning, Trio (Emmylou Harris, Linda Ronstadt, Dolly Parton)

Das Projekt Trio der drei großen Damen des Country war ebenso außergewöhnlich wie einmalig. Drei doch sehr unterschiedliche Künstlerinnen tun sich zu einem akustisch begleiteten Gesangstrio zusammen, bei dem jede Künstlerin Songmaterial und Lead-Stimme beisteuert. Das ganz begleitet von den besten akustischen Musikern der damaligen Zeit. Durch die wirklich sehr unterschiedlichen Stimmen der Drei und auch das sehr breit gefächerte Songmaterial entstand daraus mit dem Album Trio
[amazonjs asin=B000002LAC] eins der besten Country-Alben aller Zeiten. Zeitlos, modern und mit Interpretationen, die jede für sich so gekonnt, einfühlsam und angemessen daher kommen wie ein kleine schöne Perlen.

Das Nachfolgealbum Trio II war dann nicht mehr ganz so überragend in meinen Augen, obwohl die Damen weiterhin nichts von Ihren überragenden Fähigkeiten eingebüßt hatten.

Sehr schön zu sehen auf diesem uralten Video – die immer wieder überragende Linda Ronstadt singt die Wolken herunter und wird dabei begleitet von einer sehr reserviert-vollbusigen Dolly Parton, einer geradzu ergriffen sich zurückhaltenden Emmylou Harris und im Hintergrund schwingt Sam Bush die Mandoline zusammen mit einigen dezenten Herren, die gekonnt die Saiteninstrumente bedienen.

Ist doch ergreifend, oder?

Rickie Lee Jones – Naked Songs (1995)

Eindringlich, akustisch, direkt unter die Haut, 25. April 2007
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[rating:4]

Wie großartig die Songs von Rickie Lee Jones sind, zeigt sich so richtig erst bei diesen ungeschminkten, meist nur mit einer Ovation-Gitarre begleiteten, scheinbar locker dahin gesungenen Live-Songs. Was im Studio von Spitzenmusikern und einer tollen Produktion manchmal verdeckt wird: Die Songs haben Stimmung, Stil und sind jeder auf seine Art unverwechselbar.

RLJ singt so ausdrucksvoll, flüsternd und abgezockt wie immer. Was manchmal fragmentarisch, fast amateurhaft klingt, ist in Wirklichkeit genaues Kalkül einer sehr ausdrucksvollen Musikerin. Weinerlich, schreiend, rotzig, locker – da wird die volle Bandbreite stilistischer Möglichkeiten ausgeschöpft und in Verbindung mit dieser Ansammlung guter Songs entsteht eine „Best Of“ der anderen Art. – Einfach beeindruckend!