Dixie Chicks – Wide Open Spaces (1998)

Bahnbrechendes Country-Pop Album – Frauentrio mit viel Power, 12. Mai 2007
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[rating:5]
Die Dixie Chicks musizierten schon 10 Jahre zusammen, als sie mit diesem Album 1998 zum Weltruhm kamen. Was war geschehen? Leadsängerin Natalie Maines mit ihrer unglaublich glatten, metallischen und druckvollen Stimme war zur Band gestoßen und veredelte die Interpretationen der Schwestern Martie Seidel und Emily Erwin (tolle Instrumentalistinnen an Fidel, Banjo und allen Saiteninstrumenten) zu echten Perlen.

Und weil die Songauswahl und die Bandchemie passten, erleben wir hier großartige Interpretationen guter (fremder-) Songs. Filigrane Gitarrenarbeit, toller Satzgesang, eingängige Hooklines und eine großartige Leadsängerin – so wird eine Band auch mit fremdem Material berühmt. Denn das Album enthält nicht einen eigenen Song der cleveren Chicks!

Ein absolut zeitloses Album, das mit Songs wie „There’s Your Trouble“ auch Pop und selbst Jazzfreunde begeistert.

Carmel – Lektionen in Groove mit Sängerin

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[Rating:3.5]

Carmel, das Bandprojekt um die gleichnamige Sängerin mit der extrem metallischen Stimme ist seit 1982 zusammen. Und fällt damals wie heute völlig aus dem Zeitgeist. Nur fetter Bass, verspielte Trommeln und Gesang mit wechselnden Begleitmusikern. Kaum Synthesizer und jedes Stück ist eine Lektion in Groove, weil Trommler und Bassist die meisten Stücke mit geschrieben oder adaptiert haben.

Das verspielt südamerikanische „It’s All In The Game“, der krachende Tanzbodenknaller „More More“ und auch eine nett gemachte Adaption eines Grooves von Herbie Hancock klingen interessant und und sind (weil die Grooves der Band absolut lehrbuchmäßig aufgebaut sind, teilweise sogar verkappte Standardtänze wie Rumba, Cha Cha) angenehm zu hören und gut tanzbar.

Die Compilation gibt einen guten Überblick über die Schaffenszeit von 1982 – 1989 und glänzt durch illustre Mitmusiker (Johnny Hallyday in dem wunderbaren Franko-Pop „Je Oublierai..“ oder Stevie Nieve mit toller Orgel ), die auch gebührenden Raum bekommen.

Da stört es kaum, dass die sehr helle Stimme von Carmel, die so gut zu dem basslastigen Sound der Band passt, auf die Dauer manchmal nervt.

Grace Jones kann singen

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[Rating:4.5]

Grace Jones ist leider als Sängerin nicht so populär wie sonst. Auf diesem Album zeigt sie zum Beispiel mit einer exzellenten Coverversion von „Demolition Man“ von Sting oder auch mit dem rasanten „Pull Up To The Bumper“, was ein singendes Model so auf die Beine stellen kann, wenn die Begleitung und die Produktion stimmen. Shakespeare und Dunbar sorgen für tolle Grooves und der Gesang dieser Autodidaktin ist immer markant, entspannt und sehr kraftvoll. Was man bei modernen Pop-Produktionen von Starlets wie Katie Melua oder Amy Winehouse leider meistens nicht behaupten kann.

Es gibt viele unbrauchbare Compilations von Grace Jones. Dieses und das noch ausgefeiltere und unterkühltere Album „Island Life“ decken aber alles ab. Mehr Grace Jones braucht es nicht. Und mit weniger hätte man eine wirklich interessante Sängerin und gute Produktionen der 80er versäumt.

Rolling Stones – Exile On Main Street (1972)

Groovende Band mit Experimenten – das beste experimentelle Album der Stones, 29. April 2007
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[rating:5]
Diese Album liefert die selben fetten Grooves wie „Sticky Fingers“ und spielt genau so mit den Stilarten der amerikanischen Musiktradition. Es ist insgesamt experimenteller („Casino Boogie“, „Ventilator Blues“) und hat zu meiner persönlichen Freude wesentlich mehr akustisch begleitete Titel. „Torn And Frayed“, „Sweet Black Angel“ und „Sweet Virginia“ sind zwar nicht geeignet für einen Sänger wie Mick Jagger, der sich eher bei erdigen Rock-Nummern wohl fühlt. Aber diese fast folkloristischen Ausflüge in die Gefilde von Grateful Dead gefallen heute noch und sind gelungen und zeitlos.

Und mit „Happy“ hat das Album auch noch einen zeitlosen Top-10 Hit – was will man mehr?

Joan Armatrading – Into The Blues (2007)

The Thrill is gone – trotzdem ein gutes Album im Alleingang, 29. April 2007
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[rating:3]

Joan Armatrading war im Verlauf Ihrer nun 30 Jahre andauernden Plattenkarriere immer gut beraten, wenn Sie sich einem umsichtigen Produzenten anvertraute, der auch die Sessionmusiker auswählte. So entstanden tolle bis überdurchschnittliche Alben wie „JA“, „Show Some Emotion“ oder auch „Me Myself I“.

Hier spielt sie fast allein ein komplettes Blues Album ein. Alle Instrumente mit Ausnahme der Drums sind von JA selbst eingespielt. Da staunt man zwar über die instrumentale Vielseitigkeit dieser Vollblutmusikerin und auch den guten Sound. Aber leider sind gerade die „echten“ Bluestitel melodisch abgegriffen und sehr formelhaft. Da klingt die Sologitarre teilweise wie aus einer Sammlung von Blues-Standards abgekupfert. Leider liegt die Messlatte in dieser Musikrichtung recht hoch. Und wird glatt verfehlt.

Besser sind die „nicht-bluesigen“ Songs wie „Secular Songs“ gelungen oder auch das fazinierend von Mandolinen begleitete „Baby Blue Eyes“. Aber auch dort nerven die bis zu vierstimmigen Chöre (dafür eignet sich die tiefe Altstimme von JA einfach nicht).

Trotz der unbestreitbaren Faszination dieser großen Sängerin: Das erst 2005 entstandene Album „Souls Alike“ von Bonnie Raitt zeigt, wie es besser ginge.

Joan Armatrading – Me Myself I (1980)

Cleveres und kommerziell erfolgreichstes Rock-Album von Joan Armatrading, 29. April 2007
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[rating:4]
Joan Armatrading war mit ihren frühen Alben wie „Show Some Emotion“ die Meisterin der leisen Töne und aufwändig arrangierten Folksongs. Mit Rockmusikern aus dem Umfeld der E-Street Band und dem überragenden Bassisten Marcus Miller spielte sie hier nach zwei Jahren Plattenpause ihr kommerziell erfolgreichstes Album ein.

Geblieben sind die bekenntnishaften Lyrics wie im Titelsong oder dem clever aufgebauten „All The Way From America“. Jedoch bekommt das Album durch die gekonnt eingesetzten Rockgitarren und die treibenden Bässe eine für diese Künstlerin neue Qualität. Man höre nur „Ma-Me-O-Beach“, wo Marcus Miller mit seinem maschinenhaft genauen E-Bass den Song wie einen Hund durch alle Höfe treibt. Breitwandgitarren und clevere Reggae-Einsprengsel sorgen für Radiotauglichkeit. Da stören auch die wenigen schwächeren Songs am Ende des Albums nicht.

Tracy Chapman – Lakonische Aufnahmen mit großem Sound

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[rating:5]

Ein überragendes Debütalbum: Lakonische Songs, deren Texte ganz beiläufig über häusliche Gewalt („Behind The Walls“) und Armut erzählen, dabei aber niemals platt werden. Erzählt von einer warmen, brüchigen Stimme, die für mich so afroamerikanisch klingt wie sonst vielleicht nur Joan Armatrading, deren Alben Tracy Chapman mit Sicherheit gehört hat.

Und eine faszinierend durchsichtige, dynamisch ausgewogene und klanglich überragende Produktion von David Kershenbaum, bei der man jedes Flüstern hört, obwohl es teilweise mit Drums und Gitarren „richtig zur Sache“ geht. Ein zeitloses Album, dessen Texte und Songs wohl auch in 20 Jahren noch interessant und dessen Musik und Produktion über jeden Zweifel erhaben sind.

Rolling Stones – Sticky Fingers

Yes – The Stones can rock: Eines der besten Gitarren-Rock Alben, 29. April 2007
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[rating:5]

Ich bin kein Stones-Fan und werde auch keiner mehr. Aber mit diesem Album und dem ebenfalls fantastischen „Exile On Main Street“ setzten die ehemals britischen Blues-Rocker Maßstäbe:

Mit „Sway“, „Brown Sugar“ und „Can’t You Hear Me Knocking“ wird die Sparte Blues-Rock bedient, dass es eine Freude ist. Krachende Riffs, pumpender Bass und ein energischer Sänger lassen keinen Zweifel aufkommen, in welche Richtung dieses Album marschiert. Keith Richards bedient die Rhythmusgitarre so vorbildlich, dass bestimmt 10 Jahre lang alle Gitarristen dieser Welt versuchten, solche Grooves aufzubauen.

Auch die Sparte „traditioneller Blues“ wird angemessen bedient: „Sister Morphine“ bleibt ein vorbildlicher Song mit feiner Instrumentierung und „You Gotta Move“ ist ein gelungener Zwitter zwischen Hymne und Slow-Blues. Und mit „Dead Flowers“ wird sogar die Sparte Country-Rock auf hohem Niveau bedient.

Amerikanischer und urwüchsiger haben die Stones wohl nie geklungen. Und zeitloser auch nicht.

Rickie Lee Jones – Naked Songs (1995)

Eindringlich, akustisch, direkt unter die Haut, 25. April 2007
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[rating:4]

Wie großartig die Songs von Rickie Lee Jones sind, zeigt sich so richtig erst bei diesen ungeschminkten, meist nur mit einer Ovation-Gitarre begleiteten, scheinbar locker dahin gesungenen Live-Songs. Was im Studio von Spitzenmusikern und einer tollen Produktion manchmal verdeckt wird: Die Songs haben Stimmung, Stil und sind jeder auf seine Art unverwechselbar.

RLJ singt so ausdrucksvoll, flüsternd und abgezockt wie immer. Was manchmal fragmentarisch, fast amateurhaft klingt, ist in Wirklichkeit genaues Kalkül einer sehr ausdrucksvollen Musikerin. Weinerlich, schreiend, rotzig, locker – da wird die volle Bandbreite stilistischer Möglichkeiten ausgeschöpft und in Verbindung mit dieser Ansammlung guter Songs entsteht eine „Best Of“ der anderen Art. – Einfach beeindruckend!

The Nylons – 4 On The Floor (1991)

Wilder Acapella-Ritt in Live – gelungen und livehaftig, 20. April 2007
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[rating:3.5]

Bei dem hier mitgeschnittenen Live-Konzert Anfang der 90er hatten die vier Gesangswunder aus Canada ihre ersten Erfolge schon hinter sich. Und waren als Gruppe nach 10 Jahren (!) so weit eingesungen, dass sich auch für das Publikum ein solcher Auftritt lohnt. Die Audienz ist hörbar begeistert und geht gut mit – ein richtiges Live-Konzert.
Ganz entspannt, mit recht witzigen Moderationen („itŽs so lonely at the top“) und einem sehr breit gefächerten Repertoire zeigen die 4 Alles. In Good Old Acapella und dem rasanten Heavenly Bodies , den beiden markantesten Uptempo Nummern, bekommen wir die gesamte technische und sängerische Bandbreite dieser außergewöhnlichen Band serviert. In dem bekannt Sam Cooke Klassiker Chain Gang steigert sich die Band in eine wahre Rhythmus-Orgie hinein. Klassische 1 Bass – 3 Voices Stimmführung, wobei der Bass (!) den Ton angibt – perfekter und mitreißender hat noch niemand diesen oft gecoverten Song gebracht.
Diese Aufnahmen reißen jung und alt mit und werden mit großer Perfektion vorgetragen. Rasante rhythmische Uptempo Nummern wie das großartige Good Old Acapella wechseln ab mit für diese Band eher ungewohnten Balladen.
Die sehr klassisch gehaltene Version des bekannten Dream der Everly-Brothers etwa ist hier gut gelungen. Dieses Stück ist ja unendlich oft gesungen worden und trotz seiner harmonischen Schlichtheit eine ganz große Herausforderung an jede Acapella Group. Ganz auffällig bei diesem Stück: Die enormen technischen Möglichkeiten der Bandmitglieder werden nur sehr dezent ausgeschöpft und ordnen sich voll dem künstlerischen Ziel unter. Und doch ist die fast unauffällige, aber atemberaubend livehaftige und perfekt gesungene harmonische Wendung am Ende des Stückes mit einem wilden Glissando des Basses der perfekte Abschluss für diesen Song. Die ganze Banalität des Originals verschwindet und weicht einem fast mystischen Hoffnungsschimmer. Der Sänger träumt hier nicht nur mal so beiläufig zwischen Eisdiele und Autotrip vor sich hin wie im Original der EVERLY BROTHERS. Hier wird der Song -wie bei den Persuasions, die Ähnliches mit anderen Mitteln erreichen- ernsthaft und bekommt eine hymnische Qualität.
Gut gefällt mir auch das oft gecoverte One Fine Day – es wird meist als superlangsame Ballade angegangen. Die vier reizenden Herren hier nehmen das Stück in rasendem Tempo und geben der Sache mit dem hoffentlich zurückkehrenden Liebhaber damit eine ganz neue, drangvoll optimistische Seite.
Die Scheibe ist auch für Neulinge im Acapella gut geeignet wegen der großen stilistischen Vielfalt und der perfekten gesanglichen Darbietung.

Persuasions – Good News (1988)

Solider Gospel und Rhythm-Blues mit tollen Stimmen und Feeling, 17. April 2007
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[rating:3]

Es gibt Alben der Persuasions, deren Songs mehr hergeben („Frankly Acapella“ zum Beispiel mit Zappa Songs). Aber auf diesem Album waren die vier Herren stimmlich absolut top und auf der Höhe.

„Cupid“, der bekannte Song von Sam Cooke wird hier zu einem sehnsüchtig atmenden Gospel, „Dream“ – diese bei den Everly Brothers in Schmalz ertrinkende Schnulze bekommt durch die Stimmen der Herren eine raue Schale und gewinnt dadurch. „Soothe Me“ bring die Hörer in eine Südstaaten Gospel-Kirche und „Let The Good Times Roll“ klingt fast so locker und rockig wie die großartige Live-Einspielung der Brüder Jonny und Edgar Winter. Selbst das etwas zusammengeklaut wirkende Broadway-Medly mit „Swanee River“ bringt erstaunliches: Wie die Stimme des Leadsängers dort in den tiefsten Bass abtaucht, so dass bei einer etwas besseren Stereoanlage die Wände wackeln, das hat große Klasse.

Kurz gesagt: Bekannte Songs, gekonnt gebracht.

Persuasions – Frankly Acapella

Zappa mit Herz und Gospel-Feeling, 17. April 2007
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[rating:4]

Die Persuasions (eine seit mehr als 40 Jahren bestehende Acapella Gruppe) haben auch für und mit Frank Zappa gearbeitet. Sie singen wie immer schlicht, rockig und mit viel Herz. Die Songs gewinnen dadurch: Keine versponnenen Gitarrensoli, keine wilden Synthesizer. So klingt Zappa frisch wie in seiner ersten Zeit mit den Mothers Of Invention.

Und wie gut die Songs sind, zeigt schon allein das bewegende, kernige „Anyway The Wind Blows“ und vor allem auch die von Zappa 1971 auf seinem grandiosen Live Album „At The Filmore“ veredelte Nummer der Turtles „Tears Begin To Fall“.

Und wenn es bei Zappa anzüglich wird „Harder Than Your Husband“, dann kommt das bei den Persuasions witzig, kumpelhaft und ist keine Sekunde bemüht. So geerdet, respektvoll und rockig darf Zappa aus dem Grab schmunzeln über diese 4 singenden Fans. Da stören auch die kleinen Spielereien, wie der „Mystery Track“ am Ende des Albums nicht.

Joni Mitchell – Wild Things Run Fast (1982)

Eine elegante Pop-Jazz Platte, 12. März 2007
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[rating:4]

Joni Mitchell wird hier gefällig und liefert mit diesem etwas überproduzierten Album und illustren Gastmusikern wie Wayne Shorter (tolles Sopransaxophon!), Steve Lukather, Larry Carlton und Vinnie Colaiuta wunderbar glatte, eingängige Popsongs im Jazzsound ab.

Die Titel sind radiotauglich, wie „Be Cool“ mit rasantem Jazzbesen, schwerem Bass und quiekigem Sopransax oder „Chinese Café“ mit melancholischen Keyboardflächen. Elegant auch der von schweren Gitarren getragene Titelsong. Am skurrilsten und auch recht gelungen erscheint mir der berühmte Leiber/Stoller Song „You’re So Square“, eine echte Rock’n Roll Nummer, die durch die überragenden technischen Möglichkeiten der beteiligten Musiker ganz viel Witz und einen teuflischen (Jazz-)groove bekommt.

Es fehlen die absoluten Highlights, vor allem bei den Lyrics. Trotzdem das beste Album von Mitchell seit „Hejira“.

Nils Landgren Funk Unit – Funky Abba

Gepflegter Tanz-Funk ohne große Inspiration – Abba als Vorlage, 11. März 2007
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[rating:2.5]
Mit Abba hat diese Sammlung von Funk-Stücken wenig zu tun. Die Songs der berühmten und geschätzten Pop-Band wurden nur als Vorlage benutzt, um Harmonien und Themen dann durch den Funk-Wolf zu drehen. Bis auf den wunderbaren Bonus Track, wo Abba-Keyboarder Benny Andersson ein wunderbar altmodisches Stück mit Flügel, eleganten Blockakkorden und viel Stil spielt. Wie gut der Keyboarder von Abba ist, kann man da mal wirklich hören. Und ahnen, was Abba alles weggelassen haben, um ihre Musik auf Hitparadentauglichkeit zu trimmen.

Die Musik groovt (wie bei Nils Landgren nicht anders zu erwarten) gut. Der Sound lehnt sich erstaunlich dicht an den Großmeister des 70er Funk Johnny Guitar Watson an. Das geht von den dezenten WahWah-Effekten über die entspannten, weniger fetzigen als präzisen Bläsersätze bis hin zu dem langsam und grollend marschierenden E-Bass. Erfreulich handgemacht. Die wenigen Synthies fallen kaum auf. Das seltsame unpassende Rappen (welches wohl für modernen Sound sorgen soll) ist weder gut in die Musik integriert, noch passt das zur Vorlage (zu schnell gerappt zum langsamen Groove). Die CD hat wenig Langzeitwert. Ist aber dafür perfekt geeignet als gehobene Beschallung für die nächste Tanzparty.

Bruce Springsteen & friends – We Shall Overcome (2006)

Folk Oldies vom Rocker – fantastische Musik vom Boss und spannendes Making Of, 11. März 2007
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Ein CD und DVD Set mit Songs vom Folk-Forscher Pete Seeger. Dem Protestbarden und Folk-Vater der 60er Jahre, der Musiker wie Bob Dylan, Woody Guthrie, Joan Baez und die gesamte Folkszene Amerikas bis heute inspiriert und motiviert. Aufgenommen mit der Ehefrau Springsteens, der renommierten Countrysängerin Patti Scialfa und Musikern einer Tanzkapelle aus dem erweiterten Freundeskreis der Familie. Das Studio wurde in Wohnzimmer und Küche verlegt. Die Blechbläser kamen in den Flur (weil sie sonst zu laut sind). Es wurde wenige Male geprobt und danach mit Einzählen direkt aufgenommen. Die Kamera war dabei und dieses Set lohnt sich vor allem auch wegen der hautnahen Dokumentation der Entstehung des Albums. Ich habe selten Musiker so entspannt und konzentriert zugleich bei der Arbeit gesehen wie hier.

Die Songs haben Substanz. Der Boss ist gut drauf. Rein akustisch werden zum Teil extrem bekannte Folk-Standards durch eine ganz normale Band und einen zauberhaft dominanten Bruce Springsteen zu wirklichen Perlen veredelt.

Entstanden ist dieses Album fast spontan, ohne große Proben und „first take“. Die Einsätze werden von Springsteen einfach angesagt; da merkt man die Jahrzehnte Erfahrung als Bandleader.

Pay Me My Money Down ist einer meiner Top-Ten dieses Jahres, tief empfundener Gospel mit weißem Schweiß. Überhaupt bemerkt man sehr eindrucksvoll, wie wichtig die irische Musik als Wurzel der modernen amerikanischen Musik ist. Da sind richtige Tanz-Kracher dabei, wie „Oh, Mary Don’t You Weep“. Bei solchem Folk bleibt keiner sitzen.

Das ganze Album ungeheuer rund und stimmig. Durch das „Brett“ (Musikerausdruck für sehr harten Gitarrenanschlag) von Springsteen bekommen die Songs mehr Dynamik und Rock-Feeling im Vergleich zu einer verspielten Folk-Interpretation.

Toll die DVD-Beilage mit dem Making Of. Denn die gibt einen guten Einblick darin, wie lebendige echte Musik entsteht: „Das muss sich jetzt anhören wie viel Bier und noch mehr Whiskey“.

Ich bin kein Springsteen Kenner. Aber der Mann weiß, was er will und bekommt es von seinen Musikern. Toll. Bewegend.

The Allman Brothers – One Way Out Live At The Beacon (2004)

Wahnsinnig gutes Ensemblespiel einer geschrumpften Band, 10. März 2007
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[rating:4]

Die Allman Brothers Band lebt – und wie! Ja, es ist tatsächlich wie ein Wunder, wenn eine wirklich gute Band nach Ihrer „großen Zeit“ vor 35 Jahren noch musiziert. Duane Allman, der stilbildende Gitarrist und der ebenfalls überragend gute Bassist der Originalbesetzung sind tot. Beide können nicht vollständig ersetzt werden. Das in heutigen Ohren doch recht zeitgeistige Gegniedel des früheren Gitarristen Richard „Dicky“ Betts werde ich jedenfalls nicht vermissen. Statt dessem übernimmt Greg Allman, ein charismatischer Sänger und origineller Keyboard mit seinen auch neuen Kompositionen das Ruder und steuert mit einer einer ansonsten komplett erneuerte Band in dieses Jahrtausend.

Und die Band marschiert wie ein geschmeidiges Uhrwerk. Mit den Brüdern Trucks (Derek mit seinen erst 28 Jahren an der bedienten Slidegitarre und Butch, der an den Drums für einen unglaublich geschmeidigen und komplexen Rhythmus sorgt) wurde bestmöglicher Ersatz für die alten Bandmitglieder gefunden.

2 Drummer ergänzen sich mit einem auch sehr gediegenen Bassisten zu einer unglaublich kompakten Rhythmusmaschine. Eine Band, die mitten im 4/4 Rocksong auf locker geshuffelten 3/4 mit Swing-Feeling „umsteigt“, wie hier zu hören ist – das ist einfach toll. Das Repertoire ist großartig. Die Hits der Band wie „Whipping Post“ haben bis heute nichts an Originalität und Klasse verloren. Und auch die neueren Kompositionen von Greg Allman überzeugen.

Im Vergleich zu modernen Blues-Epigonen wie Eric Clapton mit ihrem oft statischen Feeling ist dies einfach die Champions-League. Das singt und groovt wie die Hölle von Alabama und wird nicht eine Sekunde langweilig. Durch die im Vergleich zu den Alben der 70er verbesserten Instrumente (die Drums und Becken hören sich abwechslungsreicher an, die Bässe druckvoller und die Gitarren zerren nicht so bemüht wie vor 35 Jahren) bekommt der Sound noch eine Verbesserung mit.

Da stört es wenig, dass Duane Allman einfach noch ausdrucksvoller und „heißer“ gespielt hat. Und dass die 8-Minuten Soli der Band auch heute manchmal etwas lang werden.

Roku/Pinnacle Soundbridge – Wireless Lan Music Player

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[rating:4]

Die Soundbridge wurde hier zum Abhören einer umfangereichen Musiksammlung (überwiegend MP3 und FLAC) in guter Qualität angeschafft. Ich war zunächst angenehm überrascht, dass dieses Gerät so schwer und wertig gebaut ist. Das gewöhnungsbedürftige „Trommeldesign“ lässt sich überall verwenden. Die Anschlüsse sind gut erreichbar. Gerade in engen Räumen und im Bücherregal sehr angenehm.

Die Integration in das heimische WLAN verlief problemlos (Linksys-Router) mit DDWRT. Die Sicherheit ist im Auslieferzustand allerdings zu gering, da nur WEP-Verschlüsselung aktiviert ist. Also am besten zunächst per Kabel anbinden, die MAC-Adresse notieren, auf der Herstellerseite genau diese MAC für Updates auf Beta-Firmware freischalten und dann innerhalb von 30 Minuten ein Firmware-Update am Gerät durchführen. Das brachte mein Gerät von 2.5.172 auf 2.7.xx und ermöglichte dann auch WLAN mit WPA2-Verschlüsselung.

Als Streaming-Server verwende ich zur Zeit noch den Slimserver des Konkurrenzherstellers Slimdevices, weil sich dieser auf unserem heimischen Linux-Server viel leichter installieren lässt als der von Roku und Pinnacle gepriesene firefly-Server. Der Slimserver findet die Sammlung problemlos. Die Titel lassen sich dann über den Client normal durchsuchen, scrollen und auch nach Anfangsbuchstaben für meine Begriffe sehr schnell auffinden.

Nachteil ist erwartungsgemäß das Benutzerinterface. Das kleine (zum Glück sehr helle-) Display kann nur 2 Zeilen darstellen. Dadurch muss bei einer Sammlung mit mehr als 10.000 Titeln wie bei mir ziemlich lange gescrollt werden. An das Zusammenstellen von Playlists mit der sehr spartanischen Fernbedienung ist überhaupt nicht zu denken. Das würde in eine Tasten-Orgie ausarten.

Diese Beschränkungen werden mit dem Verzicht auf PC und Bildschirm nebst Tastatur erkauft. Da ich überwiegend komplette CD’s abspiele, die sich recht leicht auffinden lassen, stört das aber nicht weiter.

Trotzdem: In der jetzigen Kombination ist ein „Wunschprogramm“ auf der Soundbridge seeehr mühselig: Playlist am PC erstellen. Abspeichern. In die Soundbridge laden. Abspielen.

Der Sound ist (betrieben über Digitalausgang an einem alten AKAI-Verstärker mit guten D/A Wandlern) sehr gut. Es fehlt jedoch verglichen mit der originalen CD das allerletzte Quentchen Räumlichkeit und Auflösung. Das hört man aber nur mit einer sehr guten Anlage bei konzentriertem Hören.

Im Vergleich zur Squeezebox (die vermutlich noch etwas bessere Wandler hat) erfreut der wesentlich geringere Preis. Im Vergleich zu meiner bisherigen Lösung (kleiner PC mit 15 Zoll Flatscreen und Fernbedienung) ist es zwar weniger komfortabel.

Aber dafür

+ startet die Soundbridge sehr schnell
+ es gibt keinen Kabelsalat, keine Tastatur und Maus im Wohnzimmer
+ selbst für hochwertigen Musikgenuss reichen die kleine Trommel und eine Endstufe
+ der Stromverbrauch ist auch erheblich geringer

Nachteilig ist zu vermerken, dass dieses Gerät leider eine „Schnüffelfunktion“ hat. Mit der älteren Firmware wurden Daten an den Hersteller übermittelt. Mit der neuen Firmware kann man das (hoffentlich wirklich!) abschalten. Die Datenschnüffelei der amerikanischen Hersteller missfällt mir sehr. Aus dem selben Grund habe ich auch schon vor Jahren das von Roku/Pinnacle bevorzugte Programm „Musicmatch“ abgeschafft. Und werde ein solches Gerät mit eingebauter „Hintertür“ als closed source mit Sicherheit nicht noch einmal kaufen.

Rickie Lee Jones – Girl At Her Volcano (1983)

Kurz, Kürzer, am Schönsten, 5. März 2007
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[rating:4]

Als ich dieses Album erwarb (als Vinyl im abgespeckten 10“ Format) und hörte, war ich schockiert. So schmerzhaft, zerrissen, klagend und verstummend klang RLJ niemals wieder.

Die Kürze des Albums, das wuchtige „Lush Life“, „Walk Away René“ mit dramatischer Klavierbegleitung. Und dann hymnisch, gospelig „Under The Boardwalk“, die wohl mit Abstand beste Aufnahme dieses abgenudelten Klassikers. Einschließlich Mandoline und wildem Satzgesang.

Es ging der Künstlerin vermutlich nicht gut damals. Aber die Wucht und Tiefe dieser Musik, die feinen Streicher arrangiert von Nick de Caro, die großartige Gitarrenarbeit von Dean Parks und vor allem der leider als Interpret völlig unbekannte Michael Ruff (keyboards und wunderbarer Gesang) sorgen für ein auch heute noch gültiges und gutes Album.

Jazz und Midlife-Crisis

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[rating:5]

Joni Mitchell verlässt hier die experimentelle Phase ihres früheren Albums „Hissing Of The Summer Lawns“.  Und wendet sich entschieden und gekonnt dem Jazz sowie ernsten Themen einer Mittdreißigerin zu: Vergangene Jugend, im Bürgerlichen gestrandete Freunde, Einsamkeit auf Reisen.

Sind die Lyrics schon teilweise hypnotisch und genau wie etwa die Beschreibung der „Sharon“, so ist es die Musik erst recht. Ich kenne kein Album einer Singer/Songwriterin, welches so stimmig instrumentiert, so homogen und abwechslungsreich zugleich ist. Der Sound wird bestimmt von den schnell geschlagenen, offenen Jazzakkorden von Mitchell, zu denen die Musiker singenden Bass und fließenden Rythmusteppich gekonnt beisteuern. Selbst eine langsame Bar-Jazz Nummer wie „Blue Motel Room“ bekommt durch den gedeckten, mittigen Sound und den feinen Jazzbesen des Drummers unverwechselbare Klasse. Neil Young steuert einige klagende, verhauchte Harmonica-Töne bei.

Durch den prägenden, mittigen Gitarrensound von Mitchell, dem sich alle anderen Musiker geschmackvoll unterordnen, bekommen auch die schwächeren Songs des Albums eine Eindringlichkeit und einen Glanz, der eine wirklich gelungene Produktion auszeichnet. Mitchell rettet hier die lyrischen Bilder und die markanten Songstrukturen ihrer frühen (Folk-)Alben gekonnt hinüber in den Jazz und schafft ein völlig zeitloses Album.

Pat Metheny haut live seine eigene "Best-Of" raus

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[rating:4]

Pat Metheny haut hier mit zwei famosen jungen Musikern als Live-Trio ein Art Retrospektive seines eigenen Werkes raus und wagt sich auch an anspruchsvolle Fremdkompositionen. Energetisch, experimentierfreudig und wirklich livehaftig kommen Stücke aus seinen tollen Frühwerken „Bright Size Life“ und „American Garage“ ebenso wie spätere Stücke.

Und Alles klingt wie neu: Durch das grollende, abwechslungsreiche Spiel von Grenadier am akustischen Bass und spannende, fiese kleine Rhythmusattacken des Drummers bekommen die Stücke Form und Farbe. Ein wunderbares Beispiel für konzertanten Jazz im Trio. Und auch für Pop-Freunde gut hörbar.

Anspieltipp: „James“ – wie dieser schlagerhaft schöne Standard durch die Live-Mangel gedreht wird, das hat Klasse.

Grateful Dead – The Very Best Of

Liebevolle „Best Of“ – gelungenes Remastering

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Es ist nicht jede/r ein „Dead Head“. Und die weniger harten Fans dieser zauberhaften Band finden hier eine schöne Zusammenstellung des umfangreichen Gesamtwerks. Anspieltip: „Franklin’s Tower“ – einen heftigeren Groove wird auch der jüngere Musikhörer kaum so schnell wieder finden.

Hervorzuheben ist der durchsichtige und differenzierte Sound des Albums; das Remastering wurde offenbar sehr professionell gemacht. Druckvolle und durchhörbare Bässe, sauber gestaffelte Gitarren und schön räumlich gestaffeltes Schlagwerk zeigen sehr schön, wie fließend und homogen diese Band musizierte. Und dass Grateful Dead schon vor 30 Jahren mit aufwändiger Bühnentechnik guten Sound machten, hört man hier sehr deutlich. Und wer dann auf den Geschmack gekommen ist, dem empfehle ich „Working Man’s Dead“, die wohl beste Country Platte einer Rockband überhaupt.

Emmylou Harris – (Live) At The Ryman

Magisch – das wohl beste Live-Album im female Country,
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[rating:5]
Bis die Dixie Chicks das ultimative Live-Album einspielen, trägt diese Aufnahme bei mir die Krone in der Sparte „Female Country – Live“. At The Ryman – das ist der „echte“ Titel dieses Ausnahmealbums. Benannt nach dem Ort des Geschehens, 1991 in einer kleinen, holzgetäfelten Halle, in der früher die legendäre „Grand Ole Opry“ untergebracht war. Ein rein akustisches Set mit einer sorgfältig zusammen gestellten Band aus Musikern, die wegen der sehr schwierigen mehrstimmigen Vocals vor allem auch gut singen können müssen. Mit einem fachkundigen, begeisterten Publikum und einer glänzend aufgelegten, heiteren Emmylou Harris.

Es beginnt mit dem fetzigen „Guitar Town“, einem Country Hit von Steve Earle. Es folgt „Cattle Call“, ein zutiefst traditioneller Cowboy Song, der durch gekonnten Satzgesang geadelt wird. Mit „Guess Things Happen That Way“ begibt sich die Band auf moderne Country Gleise, rührt Acapella mit „Hard Times“ auch Steine zu Tränen. Und gleitet dann mühelos und mit perfektem Swing und Satzgesang durch eine breite Auswahl überwiegend traditioneller Country-Songs, aus denen vor allem „Lodi“ von John Fogerty heraus sticht – lakonischer, trauriger und schmissiger haben das auch CCR nicht gespielt.

Großartige Live-Atmosphäre, gekonnte Interpretation, abwechslungsreiche Songauswahl, ein aufmerksames Publikum und ein toller, durchsichtiger Sound machen dieses Album zeitlos und gut.

Norah Jones langweilte mich

Risikoarme Musik für Stimmungshörer – angenehm und nicht weiter interessant,

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[Rating:2]

Ganz chauvinistisch gefragt: Kann eine schöne Frau langweilen? Mit diesem Album allerdings.

Es beginnt mit einem langsamen Walzer – Gitarre mit Cello und Gesang, mittleres Tempo (Wish I Could). Die schlichten Harmonien erinnern an Leonard Cohen. Das Tempo bleibt gleichmäßig und langsam, die Melodien schlicht bis zur Beliebigkeit. Es ist selten, dass ich mich durch ein Album zappe. Hier war es anders nicht auszuhalten.

Das reißt jedenfalls mich ebenso wenig vom Hocker wie das zaghafte zweite Album von Jones. Hier wird Musikdesign betrieben. Gleichmäßige Dynamik und sehr gleichförmige Tempi lassen einen Song wie den anderen erscheinen. Den letzten spannenden und ansprechenden Song der Künstlerin hörte ich auf ihrem letzten Album („Creepin‘ In“ – eine nette Up-Tempo-Nummer mit der glänzend aufgelegten Dolly Parton).

Dieses Album ist sehr gut geeignet für Menschen, die bei Musik nicht gern Überraschungen erleben. Und hat einen sehr angenehmen, ausgewogenen Sound. Ideal zum Autofahren oder als Musik zum Entspannen. Mehr aber auch nicht. Wahrscheinlich verhindert eine einflussreiche Plattenfirma nach dem überragenden kommerziellen Erfolg des Debütalbums hier mit Erfolg künstlerische Eigenständigkeit.

Es ist erstaunlich. Zusammen mit anderen Künstlern ist Mrs. Jones eine selbstsichere, souveräne und wegen ihrer schönen Stimme faszinierende Interpretin. Mit Bonnie Raitt live, mit Herbie Hancock im Studio oder auch mit Dolly Parton auf ihrem zweiten Album „Feels Like Home“ wirkt sie wie befreit vom Druck, die brave sanfte Traumverkäuferin der Plattenfirma sein zu müssen und liefert wirklich feine Musik ab.

Volkhochschulkurs in Jazz mit Spaßfaktor

[amtap amazon:ASIN=B000002KIQ]
[Rating:3.5]

Ry Cooder tut hier, was er immer tat: Vergessene Volksmusik entdecken. Und landet beim Jazz von Jelly Roll Morton und Bix Beiderbecke sowie hawaianischen Hochzeitsmärschen. Mit ungewöhnlicher Instrumentierung (Tuba, Klarinetten, Vibraphon und viel Gebläse), elegantem Acoutic-Guitar Spiel und einem perfekten Gesangsquartett für die Vocalparts (man höre nur „Nobody“) entsteht hier eine musikalisch andere Welt – Jazz mit vielen Synkopen, seltsamen Arrangements und witzigen Texten („Shine“). Ein fast schon erzieherischer Ansatz. Bis auf den völlig unbekannten Gitarristen Spence, dessen wilde Synkopen Cooder als Gitarristen sehr beeinflusst haben, sind alle Komponisten der Titel verstorben. Aus den Liner-Notes Cooders erfahren wir viele Details zu Komponisten und Werk. Das ist liebevoll gemacht fast wie eine Fan- oder Klassikedition.

Dem Popfreund wird es nicht gefallen. Und doch ist dies eine der ersten „Pop-Jazz“ Platten, technisch perfekt gemacht mit hohem Repertoirewert. Versuchen Sie mal, gute Aufnahmen von Bix Beiderbecke zu bekommen. Und die erlesene Songauswahl wie etwa das lustige und aufwändig arrangierte „Big Bad Bill“ sorgen für Langzeitwert. Und dieses Album hat Gesangsparts vom anderen Stern. Sänger Bobby King und sein Vocalquartett sorgen für Gänsehaut mit ihren warmen, weichen und enorm druckvoll gesungenen Parts

Verschollene Coverversionen frisch auf den Tisch,

[amtap amazon:ASIN=B000002KKG]

Musik: [Rating:5] Sound [Rating:3]

Ry Cooder lebt von und mit der Gitarre. Aber sein eigentlicher Job lässt sich besser als „Musikforscher“ beschreiben. Wie er auf diesem Album völlig obskure Coverversionen (wie beispielsweise „Little Sister“, eine im Original völlig lahme Nummer von Elvis) mit flexiblen, eleganten Gitarrenparts (überragend: Sideman David Lindley), funkigem Bass (Tim Drummond) und elegantem Schlagzeug (Jim „BleibLocker“ Keltner) anreichert, das hat Klasse.

Das verzweifelte, oberauthentische „I Can’t Win“ mit grandiosem Satzgesang, das gospelhafte, vertrackt synkopierte „Trouble, You Can’t Fool Me“ ebenso wie das düster-treibende „Down In Hollywood“ (mit Chaka Khan als Backgroundsängerin) – jeder Song hat schon nach zwei Takten eine eigene Stimmung, Stil, perfekte Interpretation und Klasse. Jeder Song garantiert besser als das Original. Mit solchen Alben empfiehlt sich der Sessionmusiker für Top-Jobs.

Absolut ergreifend und versteckt ganz in der Mitte das rein instrumentale, ruhige und sanft schunkelnde „I Think It’s Going To Work Out Fine“: Besser kann ein einfaches kleines Volkslied nicht interpretiert werden.

Ein Ausnahmealbum mit extremem Langzeitwert wegen der ungewöhnlichen, abwechslungsreichen Songauswahl und der perfekten Interpretation.

Einziges Manko: Dies war angeblich das erste Digitalalbum bei einer Major-Plattenfirma überhaupt. Und das hört man leider (dünne Höhe, manchmal leichte Verzerrungen, farblose Mitten). Aber egal – Sound und Interpretation sind immer noch über fast jeden Zweifel erhaben.

Modernes Album einer altmodischen Blues-Lady,

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[Rating:4]

Wer wie Bonnie Raitt mit Little Feat, John Lee Hooker und allen anderen lebenden Blues Größen dreißig Jahre lang gute Platten eingespielt hat, muss niemandem mehr etwas beweisen. Und mit dieser charakteristischen, unterkühlten Stimme und einem absolut bedienten, authentischen (Slide-)gitarrenspiel schon gar nicht.

Der Opener kommt so treibend und entspannt, wie sich das Eric Clapton wohl seit Jahren wünscht. „God Was On The Water That Day“ ist ganz funkig mit subtilem Effekteinsatz und zwingendem Songaufbau. Mit „Love On One Condition“ geht es dann Richtung St. Louis. Wilde Triolen, Honkytonk und Bläser schütteln uns durch den Song – Dr. John lässt grüßen. Überhaupt gehört Raitt zu den seltenen Künstlern, die auch Pausen lassen. Da gibt es Unisono-Passagen, effektvolle Pausen, Strophen ohne Gitarre, komplizierte Bridges und alles, was der gute Musiker eben so kann und macht. Und die für meinen europäischen Geschmack doch manchmal etwas konventionellen 12-Takt Blues- und Rocknummern von Raitt glänzen auf diesem Album durch Abwesenheit.

So geht das dann Schlag auf Schlag – ein wirklich rundes Album. Selbst die etwas schmalzigen, auf Radio-Airplay schielenden „So Close“ und „I Don’t Want Anything Change“ wissen durch geschmackvolles Arrangement, schönen Gesang und abgeklärten Gänsehautfaktor zu überzeugen. Noch etwas mehr Mut zu Härte und Experiment, dies wären glatte 5 Punkte. Es ist mir ein Rätsel, warum Raitt mit so guten Alben nicht bekannter ist.

Wilder Ritt durch Pop und Acapella – Produzenten-Meisterstück

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[rating:5]

Dieses Album brachte mich zum Acapella. Mit 10 sehr eigenen, extrem kunstvollen, überproduzierten und fantastisch künstlichen Stücken nur mit der eigenen Stimme und ganz vielen Effekten singt und arrangiert sich der Meisterproduzent durch die gesamte Bandbreite von Rock, Pop und Soul. Und schafft es dabei, jedes einzelne Stück authentisch, originell und kunstvoll zu bringen.

„Johnee Jingo“ beschwört Afrika und schwarze Musik, „Pretending To Care“ schmachtet sich durch die klassische Power-Pop Ballade. Der Kracher „Hodja“ (ein echter Top-10 Hit) klingt kräftiger und gospeliger als 95 % der schwarzen R&B-Nummern der 80er Jahre. In „Something To Fall Back On“ macht Rundgren mit komplexen 4-6stimmigen Chorsätzen Donald Fagen Konkurrenz. Er rührt in „Honest Work“ mit einer schlichten Ballade im Stil der klassischen Folksongs zu Tränen. Und lässt zuletzt noch mit „Mighty Love“, einer klassischen Beach-Boys Nummer mit viel Gospel-Feeling die Pop-Perlen funkeln.

Total überproduziert, mit aberwitzigen Arrangements, einem sicheren Gefühl für die verschiedenen musikalischen Stilarten ist dies wie etwa das fast gleichzeitig entstandene „Back On The Block“ von Quincy Jones eine echt tolle Produzentenplatte – manchmal anstrengend, immer interessant, abwechslungsreich sowieso und absolut stilsicher. Da stört es wirklich wenig, dass Todd Rundgren mit Sicherheit nicht die tollste Stimme der Welt hat.

Julia Hülsmann lässt es krachen

Julia Hülsmann lässt es krachen – tolle Randy Newman Cover,
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Wir kennen das Julia Hülsmann Trio als zurückhaltend, fast ernst mit anderen Sängern wie Rebecca Backen und Roger Cicero. Aber hier lassen Sie es so richtig krachen:Wohl inspiriert durch die fantastisch druckvolle und rauhe Stimme der Sängerin Anna Lauvergnac schwingen sich vor allem auch die ständigen Begleiter von Julia Hülsmann, der bodenständig, oft grollend spielende Kontrabassist Marc Muellbauer und immer verspielt und fordernd Heinrich Köbberling (dr) zu Rhythmusattacken und funkigen Passagen auf. Da werden Randy Newman’s Songs – im Original oft elegisch und getragen – zu bösartig rockigen (Let’s Burn Down The Cornfield), ironisch verspielten (Mama Told Me Not To Come) oder vertrackt zappelnden- (You Can Leave Your Hat On, Baltimore) Kabinettstückchen aus der Ecke „Fusion meets Modern Jazz + Rock Singer“.

Beeindruckend auch die kompositorische Leistung von Julia Hülsmann: Wie sie das (politisch unkorrekte-) „Short People“ als Instrumental kurzerhand in ein 8-Minuten Feuerwerk aus kleinteiligen Rhythmen zerlegt, das ist überragend. Überragend auch das unglaublich bediente, funkige Spiel der Bandleader am Fender-Rhodes. Herbie Hancock und Donald Fagen lassen grüßen; das ist wohl die rockigste Platte dieser anspruchsvollen Jazzmusiker überhaupt.

Nur die letzten drei Songs fallen leider deutlich ab. Ansonsten bringen diese Interpretationen (ähnlich wie Holly Cole’s Album „Temptation“, aber wesentlich anspruchsvoller) Randy Newmann und seine einmaligen Kompositionen sicher in’s 21. Jahrhundert. Geht ab wie die Luzie und überzeugt auch den anspruchsvollsten Jazzfreund!

Carmel – The Drum is everything (

Stilbildendes Jazz-Pop Album mit kleinen Schwächen, 9. Januar 2007
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[rating:3]

Carmel war ein Bandprojekt um die Sängerin Carmel Mc Court und die exzellenten Musiker Gerry Darby (dr) und James Paris (upright bass). Mit diesem erstmals 1984 veröffentlichten Album brachten diese Drei, begleitet von dem exzellenten Organisten Peter Saunders auf zum teil recht brachiale Weise („I Thought I Was Going Mad“) Pop, Punk, Lounge-Jazz und Bebop zusammen:

Treibender Kontrabass, nervöse, zappelige Drums, fette Hammond-Orgel und ein sehr transparentes Klangbild. Damit war die Gruppe Vorreiter und Inspiration für viele andere Musiker aus diesem Genre, etwa das Holly Cole Trio.

Die Musik geht „gut ab“, ist teilweise tanzbar mit einem echten Hit („More, More, More“) und interessant zu hören wegen der Virtuosität der Musiker. Nur die etwas schrille, teilweise regelrecht blechern aufgenommene Stimme der Sängerin nervt etwas.

Gefälliger Soul-Rock von der schwärzesten weißen Stimme Englands

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[rating:3]

Steve Winwood war bereits mit 15 Jahren ein Star (Spencer Davis Group, Blind Faith, Traffic) und hatte damals wie heute eine ausdrucksvolle, „schwarze“ Stimme – wie geschaffen für Soul und Blues. Außerdem spielt er sehr gut Keyboards und war lange Zeit auch ein gefragter Session-Musiker. Nach Jahren mit formidablen britischen Blues-Rock Formationen zog er sich Ende der 70er auf seinen Landsitz zurück und machte die ersten „Homerecording-Alben“ der Musikgeschichte. Und verkaufte Millionen Alben mit seinen anspruchsvollen, vielschichtigen Popsongs.

Danach kam zwei Jahre nichts. Und dann dieses schwer rockende, sehr gleichmäßig die Sparte „Soul-Rock“ bedienende Album. Eingespielt mit den Memphis-Horns und wenigen Gastmusikern. Geprägt durch die ultraschwarze Stimme von Winwood und dessen unverwechselbare Keyboards. Aber zu gleichförmig um wirklich Top zu sein. Der Titeltrack, zur Recht als Höhepunkt des „blue-eyed Soul“ bezeichnet, verkaufte sich wiederum millonenfach. Doch heute überzeugen mehr die langsameren Titel wie „Don’t You Know What the Night Can Do?“ und der „Shining Song“.

Handwerklich guter Soul-Pop mit großartigen Keyboards (der Mann kann das wirklich!) ohne große Höhepunkte. Aber immer noch besser und zeitloser als die etwa zur selben Zeit entstandenen Alben von Phil Collins.

Neil Diamond – 12 Songs (2005)

Nur für Fans, total überschätztes Album eines musikalischen Langeweilers,

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[Rating:2]

Die Liner Notes, die Credits, die Kritiken – alles ließ mich an ein wirklich gutes Album glauben. Und dann das:

Jeder, aber auch wirklich jeder Song beginnt mit einem quasi dahin gesprochenen kurzen Satz, danach wird dieses Thema (um nicht zu sagen: diese musikalische Schlichtheit) über 3 – 5 Minuten und in einem Tonumfang von maximal einer Quinte leicht variiert, wobei immer die kurzen „Statements“ im Sprachstil einer Presseerklärung überwiegen. Dazu leises Gitarrengeschrummel, die zum teil illustren Begleitmusiker müssen sich erheblich unterfordert gefühlt haben. Die Themen der Songs? Nicht meine Welt. Man muss wohl ein echter Fan sein, um Sänger und Werk zu mögen.

Und spätestens beim Lesen der Liner-Notes musste ich in schallendes Gelächter ausbrechen: 3 Seiten Huldigung an den Produzenten. Und warum Herr Diamond nur für diese Platte Gitarre spielen neu erlernen musste. Hat leider nichts genützt – ein klassischer Hype.

Verwirrend vielfältig aus dem Schweizer Kursaal

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[rating:4.5]

Bei diesem Album stimmt Alles: Songmaterial, Sound, Musiker und Produktion. Wie bei einem guten Live-Album eine der Sternstunden, die es in einem Musikerleben nicht oft gibt.

Stephan Eicher singt in vielen Sprachen, verarbeitet viele musikalische Eindrücke und lässt in seine Songs die gesamte Bandbreite der Rockmusik und viele europäische Musikstile einfließen. Wahrscheinlich ist er der einzige wirklich europäische Rockmusiker. Er hat das aus seinem späteren Werk „Taxi Europa“ auch lang und breit betont.

Die vielfältigen Songs machen dieses Album bereits hörenswert. Aber mich beeindruckt am meisten das fantastische Zusammenspiel der Musiker, die live in einem Kursaal mit viel Raum aufgenommen wurden. Daraus ergibt sich ein weiter, warmer Sound, der perfekt durchhörbar bleibt und den romantischen Songs erst das Sahnehäubchen aufsetzt.

Es gibt für meinen Geschmack zu wenige Alben, die „live+onetake“ eingespielt sind (Joe Jacksons „Body And Soul“, Lou Reed’s „New York“ sind andere Beispiele). Und für diese Musik ist der Sound einfach perfekt.

Joni Mitchell – Blue

Sehr persönliche Songs einer ganz großen Künstlerin am Anfang ihrer Karriere, 26. November 2006
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[rating:5]
Dieses Album beschäftigt und polarisiert. Es ist mit seinen sehr persönlichen Songs, stillen, teilweise schmerzvollen Texten, viel Klavier und der zugegeben gewöhnungsbedürftigen (damals noch-) drei Oktaven umfassenden Stimme von Joni Mitchell viel näher am Chanson als wohl jedes andere Album dieser Zeit. Und wesentlich sperriger zu hören als die späteren Alben, welche mehr im Jazzrock verhaftet und stilistisch einheitlicher waren.

Und doch beeindruckt diese Bandbreite an Stimmungen und Stilen auch heute noch. Das Songwriting ist über jeden Zweifel erhaben. Wer die nur zum Klavier vorgetragenen Chansons wie das bitterböse „California“ nicht mag, sollte sich einfach das zarte „Little Green“ oder die Folk-Kracher „All I Want“, „Carey“ und „Flight Tonight“ anhören. Das sind echte Hit-Songs mit faszinierendem Rhythmus und Allem, was dazu gehört. Nur die Texte spielen da eine Liga höher.

Toller Sound übrigens: Ganz transparent aufgenommen, die Saiteninstrumente flirren förmlich, die akustischen Drums in Carey reißen einen vom Hocker und beim Gesang ist jedes Stückchen Stimmband der Sängerin körperlich zu spüren.

Und wem dieses Album gefällt, der versucht danach vielleicht das zauberhaft zarte „Ladies Of The Canyon“ und danach dann „Hejira“ als Einstieg in die moderneren Produktionen dieser enorm wandlungsfähigen Künstlerin. Ohne die vielen unterschiedlichen Songs von Joni wäre jedenfalls meine musikalische Welt wesentlich ärmer.

Little Feat – Waiting For Columbus (Deluxe Edition) – 1978

Lust auf das beste Live-Album einer Rockband in Top Edition?, 24. November 2006
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[rating:5]

Auch als nicht neutraler Fan dieser Band: Es ist schon immer das anspruchsvollste, musikalisch abwechslungsreichste, vielseitigste, packendste und schönste Live-Album einer Rockband gewesen. Der Abschluss einer Entwicklung, die 1971 mit Der Allman Brothers Band (Live At The Fillmore East) begann. Und auf diesem Nivau wird es das nie wieder geben. Weil keine Band der Welt heutzutage genug Speed und ähnliche Drogen nimmt, um wochenlang zu üben und zu jammen, bis 6 Musiker „laufen“ wie eine gut geölte Nähmaschine.

Diese Edition ist jeden Euro wert: Schon das Booklet verrät interessante Details zur Entstehung des Albums. Zum Beispiel wurden zwar einige Gesangsspuren ausgetauscht wegen Tuningproblemen. Aber Drums (der Trommler Richard Heyward wird endlich einmal angemessen gewürdigt) und Keyboards (der Tastenzauberer Bill Payne) sind Original und ohne Overdubs. Und das bei diesem Niveau und Schwierigkeitsgrad…

Ich erfahre Neues über die Entstehung dieses Ausnahmealbums (Proben, Abmischung, die verwendeten Instrumente). Und freue mich an der überarbeiteten Abmischung und dem fetten, durchsichtigen Sound (mehr Details, feinere Bässe und wirklich schneidende Höhen von Lowell George’s Slidegitarre).

Und dann die zusätzlichen Songs. Wunderbar. „One Love Stand“ oder „A Day At The Dog Races“, den wohl experimentellsten und schnellsten Rocksong aller Zeiten in einer Live-Version – großartig. Und als Zugabe für alle Zweifler dann noch „Red streamliner“ vom Studioalbum Hoy Hoy.

Das ist wie 10 Pakete zu Weihnachten. Das Album sollte in keiner Sammlung fehlen. Und Du wirst es in zwanzig Jahren noch mit Freude hören.

Lust auf das beste Live-Album einer Rockband in Top Edition?

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[Rating:5]

Ich rede hier im Wesentlichen von der gut remasterten Neuausgabe dieses Live-Albums aus dem Jahre 1979. Warner Brothers hat über 20 Jahre gebraucht, um das musikalisch und technisch beste Live-Album einer Rockband in einer angemessenen, ungekürzten Ausgabe auf CD heraus zu bringen. So ist sind hier nicht die faszinierend abwechslungsreichen Songs, die packende Live-Athmosphäre und die technisch anspruchvolle musikalische Präsentation zu würdigen. Sondern wirklich nur der Umstand, dass dieser Schatz der Rockgeschichte endlich in einer brauchbaren Form zugänglich gemacht wird. Weiterlesen

Faszinierender Beatles-Remix mit Hängern

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[rating=3]

Es beginnt mit einer schon lange fälligen ACapella-Version von Because. Und setzt sich dann fort quer durch das komplette Werk dieser komplettesten Pop-Band aller Zeiten. Von den Masterbändern genommen, alles Unwichtige und Störende weggelassen, die starke Substanz der Songs herausgebuddelt, moderne Klangqualität eingestellt – absolut faszinierendes Klangerlebnis.

„I Am The Walrus“ endlich mal nur mit Samples und Gesang – eine Wonne. Den Twist der frühen Jahre nur mit Schlagzeug und Teenykreischen als Begleitung, so war es damals wohl. „Baby You Can Drive My Car“ ohne die etwas altbackenen Gitarren mit eingemixten anderen Songs. Und so geht das immer weiter. Eine klang- und mixtechnische Überraschung folgt auf die nächste-. Und es wird nie langweilig. Endlich bekommt das vielfach unterschätzte Schlagzeug von Ringo Starr kommt im Klangbild nach vorn.

Ob man das tolle Intro von „Blackbird“ in eine 1:1 Version von „Yesterday“ überblenden muss – eher nicht! Einige der Zusammenschnitte erscheinen auch überflüssig: „Strawberry Fields“ als Annex verliert gegenüber dem Original .

Ansonsten bekommt den Songs der Remix ganz gut: Die große Substanz lässt viele Entdeckungen zu. Und der Sound ist einfach viel moderner als auf einigen der alten Scheiben. Obwohl: Die rauen knalligen Sounds von Rubber Soul wird auch George Martin nie wieder erreichen.

Trotzdem bekommt ein Sampler bei mir nie 5 Punkte und richtig spannend wird dieses Album nur für diejenigen, welche die Originale kennen.

Aztec Camera – High Land, Hard Rain

Rasanter Gitarrenpop mit viel Melancholie, 13. November 2006
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[rating:5]

Roddy Frame, der Mastermind und Singer Songwriter präsentiert hier mit seiner Band melancholischen Folk-Pop mit teilweise sehr extravaganten Gitarrenparts.

Schon der rasante Opener „Oblivious“ zeigt, wo es langgeht: Vertrackte Rhythmen und Harmonieren zu sehr eingängigen und poppigen Melodien, die mit fast traurigem Gesang kombiniert werden.

Roddy Frame ist ein ganz origineller Gitarrist. Ohne große Soundspielereien, dafür aber mit viel Druck und reich an Abwechslungen spielt er wie eine Mischung aus Joe Pass und Stevie Ray Vaughan. Und die Songs haben wirklich große Klasse: „Walk Out To Winter“ überzeugt mit einer bestechenden Hookline und rasantem Zusammenspiel der Band. Ähnlich kommt das melancholische „We Could Send Letters“ daher. In „Release“ driftet Frame sehr gekonnt in feinste Melancholie zur gepflegten Gitarrenbegleitung ab, um bald danach mit dem hymnischen „Back On Board“ das Album drei Songs vor Ende abzuschließen.

Ein Album mit sehr viel Langzeitwert durch die rauen und vertrackten Songs, welche leider nicht alle das ganz hohe Niveau der genannten- haben.

JJ Cale & Eric Clapton – Road To Escondido (2006)

Ups and Downs, sehr Mainstream und zu wenig JJ Cale – langweilig,

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[Rating:2.5]

Kann eine solche Kombination von Coolness und Routine gut gehen? Nur selten, leider. Zwar hat JJ die meisten Songs beisteuert, einige wichtige Gesangsparts übernommen und die Auswahl der Musiker seinem eigenen Musikstil perfekt angepasst. Solide Handwerker mit Gespür für den federnden Backbeat wie Albert Lee sorgen für einen lockeren und präzisen Background, vor dem sich die beiden Gitarreros austoben dürfen. Das Album leidet aber unter deplazierten Gitarrensoli von Clapton, die dem gesamten Sound nicht angemessen sind und viel Gesang von Clapton, der zum Stil von JJ Cale ebenfalls nicht recht passen will.

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Kammermusik und Jazz mit tollem Gesang,

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[Rating:4]

Julia Hülsmann komponiert unglaublich raffiniert und spielt so überlegt und zurückhaltend Klavier, dass es manchmal an Klassik erinnert. Die linke Hand fast nicht zu hören, die Rechte arbeitet sich durch faszinierende Variationen und Auflösungen der musikalischen Themen. Nur das entspannte und konzentrierte Spiel ihrer langjährigen Begleiter an b und dr sorgen dafür, dass diese zum Teil musikalisch sehr anspruchsvollen Stücke nicht in reine Kammermusik abgleiten.

So aber wird es spannender Jazz, teilweise sogar richtig groovy. Vor allem am E-Piano verliert das Spiel von Julia Hülsmann die fast körperlose Leichtigkeit und Zurückhaltung und wird kraftvoll und dynamisch. Da bekommt das kleine Trio dann die Wucht und den Drive einer „großen“ Band.

Cicero mit seiner geschulten und glatten Stimme gibt den Crooner überhaupt. Was ihm hier an technischen und musikalischen Schwierigkeiten zugemutet wird, ist schon fast mörderisch. Jedoch bleibt seine Interpretation immer entspannt und bringt die sehr vertrackten Melodien locker zur Geltung – ein ideales Zusammenspiel.

Ein Album mit hohem Langzeitwert für Liebhaber anspruchsvoller Jazzmusik. Und hört sich einfach schön an.

The Nylons – One Size Fit's All

Rasender Acapella-Pop auf höchstem Niveau, 2. November 2006
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Dies ist mit Verlaub das vermutlich beste A-Capella Pop-Album aller Zeiten.

Die vier singenden Kanadier singen sich nur mit Begleitung einer Drumbox durch eine Auswahl überwiegend eigener Songs in einer Perfektion, mit einem Tempo und so viel Sangeslust – bisher unerreicht auch in den zahlreichen späteren Alben dieser heute noch aktiven Band.

Wo andere Gruppen dieser Art mit 5, 6 und neuerdings bis zu 10 Stimmen antreten, macht es diese Band mit 4 – ein Gewinn für die Arrangements. Jede Stimme bleibt klar erkennbar, keine schwammigen Akkorde und äußerste rhythmische Präzision. Die Songs überwiegend up-tempo: Heavenly Bodies und Up The Ladder mit rasanten Tempowechseln, wilden Falsettstimmen und viel Schwung. Prince Of Darkness überzeugt mit einer sehr schnellen und intim wirkenden Stimmführung in höchstem Tempo. Aber auch ganz klassisch mit „Romance“ und dem rasend schnellen, witzigen „Bumble Boogie“ zeigen die vier Herren, was mit Acapella alles geht. Und bleiben dabei immer musikalisch – hier wird niemals stimmliche Effekthascherei betrieben, wie dies leider bei vielen Alben dieser Art der Fall ist.

Wer Acaplla mag, muss dieses Album besitzen.

Rasanter Acapella Pop mit Stil und Perfektion

[amazonjs asin=B000000NEF]

[rating:5]

Dies ist mit Verlaub das vermutlich beste A-Capella Pop-Album aller Zeiten.  Die vier singenden Kanadier singen sich nur mit Begleitung einer Drumbox durch eine Auswahl überwiegend eigener Songs in einer Perfektion, mit einem Tempo und so viel Sangeslust – bisher unerreicht auch in den zahlreichen späteren Alben dieser heute noch aktiven Band.

Wo andere Gruppen dieser Art mit 5, 6 und neuerdings bis zu 10 Stimmen antreten, macht es diese Band mit 4 – ein Gewinn für die Arrangements. Jede Stimme bleibt klar erkennbar, keine schwammigen Akkorde und äußerste rhythmische Präzision. Die Songs sind überwiegend up-tempo: Heavenly Bodies und Up The Ladder mit rasanten Tempowechseln, wilden Falsettstimmen und viel Schwung. Prince Of Darkness überzeugt mit einer sehr schnellen und intim wirkenden Stimmführung in höchstem Tempo. Aber auch ganz klassisch mit „Romance“ und dem rasend schnellen, witzigen „Bumble Boogie“ zeigen die vier Herren, was mit Acapella alles geht. Und bleiben dabei immer musikalisch – hier wird niemals stimmliche Effekthascherei betrieben, wie dies leider bei vielen Alben dieser Art der Fall ist.

Wer Acaplla mag, muss dieses Album besitzen.

Julia Jentsch als pubertäre Widerständlerin

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[rating:4]

Julia Jentsch zittert, albert und pubertiert schon in der ersten Szene in einem Maße, dass es beängstigend echt und präsent wirkt. Und geht genau so unter.

Die Geschwister Scholl waren für mich schon in der Schule tragische Figuren – pubertärer, letztlich unprofessioneller Widerstand, heldenhaft bewegt, bewegend und letztlich nutzlos.

Diese Spannung und Gegensätze fängt der Film wunderbar ein. Eine bessere Darstellung der Sophie Scholl ist einfach nicht denkbar.

Joe Jackson – Jumpin Jive (1981)

Swing mit Punk gemixt – tolle Bläser, witzige Songs, 31. Oktober 2006
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[rating:4]

„You Run Your Mouth And I Run My Business, Brother“ ein Song über sich hassende Brüder, zeigt ganz gut, wo es hier lang geht: Rasende, komplizierte Bläsersätze (mit auch exotischen Bläsern wie Bassklarinette, Tuba, French Horn), witziger Text, schnelles Tempo und damit ganz im Stil der 40er Jahre, wenn es damals Punker gegeben hätte.

Fast jeder Song hat Ohrwurmqualitäten. Die Bläser spielen in rasendem Tempo um die Wette, teilweise nur noch von der sehr präzisen Rhythmusgruppe um Graham Maby zusammen gehalten. Und dadurch kommt nie die gepflegte Langeweile auf wie bei vielen genretypischen Aufnahmen aus dem Swingbereich. Robby Williams und alle Möchtegern-Crooner drehen sich im Grabe um, wenn sie JJ schmalzen, scatten und croonen hören. Toll sowohl für Pop, als auch für Jazz-Freunde. Und für 10 EUR ein absolutes Muss!

Joe Jackson – Look Sharp (1979)

Punk mit zynischen Texten – Joe Jackson startet durch, 31. Oktober 2006
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[rating:5]
Dieses Album war der Durchbruch für Joe Jackson, der später mit seinen Stilwandlungen Fans und Gegner verwirrte. Dies hier ist Punkrock – rau, rotzige, ultrapräzise Gitarren, ein wuchtiger Bass und einige wenige Klavierpassagen, die an melodischem Einfallsreichtum an Mozart erinnern.

Grandiose, schmutzige kleine Songs über verblödete Omas, die in ihren Wohnugnen versauern (Sunday Papers), schüchterne Männer am Fenster (Is She Really Going Out With Him), verblödete Paare (Happy Loving Couples) und alles, was das Leben so bietet. Viel Wortwitz, durch die rohe und direkte Art ein Album mit extremem Langzeitwert und übrigens auch toll zum Englisch lernen. Vergleichbar eigentlich nur mit Elvis Costello’s Erstling „My Aim Is True“ – ein einzigartiges Album.

Wunderbarer Jazz-Chanson, toller Sound,

Madeleine Peyroux – Dreamland (1996)

Ein großartiges Debüt-Album der damals noch ganz jungen Madeleine Peyroux: Gradlinige Arrangements (Marc Ribot sorgt für einfühlsame, abwechslungsreiche Gitarrenbegleitung) und ein wunderbarer, müheloser und sehr sauber phrasierender Gesang. So locker, gekonnt und dennoch sexy, dass Assoziationen an die junge Ella Fitzgerald und Bessie Smith wach werden. Eine ganz charakteristische Stimme, die immer selbstverständlich klingt, selbst bei so schwierigen Titeln wie dem „La Vie En Rose“ von Edith Piaf.

Der Stil der Musik ist Bar-Jazz, aber ohne die zum Teil verkrampften Ausflüge in den Pop, die viele neue Produktionen mit jüngeren Sängerinnen versuchen. Ein rundum gelungenes Album mit tollem transparentem Sound der überwiegend akustischen Instrumente.

Geradezu greifbare Gitarren, verhauchtes Akkordeon. Toll. 5 Punkte auch für den Tonmeister.

Working Week – Working Nights (1985)

Brillianter Bläser-Pop aus den 80ern, 25. Oktober 2006
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[rating:4.5]
Wenn zwei talentierte und ausgebuffte Bläser mit Jazz-Hintergrund mit einer ausdrucksvollen Sängerin mit Soul-Hintergrund ein gediegenes Pop-Album machen, hört sich das genau so an. Eine Scheibe, die keinerlei Staub angesetzt hat und wohl in 20 Jahren noch modern ist: Feinste Bläsersätze, die selbst auf meinem Vinyl gut und durchsichtig rüber kommen. Rollender Bass und eine Sängerin, die unsentimental, mit viel Druck und leicht metallischer Altstimme den Songs jeden Kitsch nimmt.

Inner City Blues ist zwar ein Standard, aber selten so gut arrangiert wie hier. Sweet Nothing windet sich mit unisono gespielten Passagen und fließendem Tempo in jeden Gehörgang – da verblassen Sade und ähnliche Retortenbands aus den 80ern wohl für immer. Ethno Einflüsse werden perfekt in ein modernes Popgewand umgesetzt.

Habe dieses zauberhafte Album gerade auf Viny wieder entdeckt und kann es nur jedem empfehlen, der Bläser und Gesang mag.

Peter Finger – Blue Moon

Flinker Finger ohne musikalischen Plan , 15. Oktober 2006

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[rating:2]

Peter Finger ist sicherlich ein brillianter Gitarrist. Und lässt das auch -vor allem bei den schnelleren Songs- jede Sekunde des Stücks spüren. Aber die ausnahmslos eigenen Stücke (Songs wäre das falsche Wort) lassen musikalische Struktur und Spannung vermissen.

Da werden rasende Läufe abgefeuert, raffinierte Rhythmen gegeneinander gesetzt – alles, was das Gitarristenherz vielleicht begehrt. Aber spätestens bei den langsameren Stücken (wie dem hoffnungsvollen „Sinn ohne Worte“) gerät die Interpretation daneben: Jede, aber auch wirklich jede langsame Note wird zu einem jammernden Vibrato verquält. Die dynamischen Bögen wirken planlos und beliebig. Und die Substanz der Stücke rettet das Ganze nicht. Hier fehlt ein externer Produzent oder Ratgeber und Kompositionen mit Tiefgang. So ist der musikalische Eindruck zerrissen, unfertig, bemüht virtuos. Die CD beschränkt sich damit leider (wie schon beim Kauf befürchtet) auf die Demonstration technischen Könnens.

Als musikalischen Gegenentwurf (musikalischer, wenn auch weniger virtuos) empfehle ich Pat Metheney’s „One Quiet Night“.

Diana Krall – Blond, kommerziell und hier ganz nachdenklich

Dianna Krall macht Pop mit Jazz-Outfit oder umgekehrt.  Die meisten mir bekannten Musiker (vor allem Frauen) hassen sie wegen der klischeehaften Vermarktung ihrer Tonträger – Schlitz im Kleid und tiefer Ausschnitt auf das Sofa geräkelt mit Weichzeichner. Das wäre so ein typisches Krall-Cover. Dabei ist dies (nach Meinung vieler Kenner des Gesamtwerks) ein besonders nachdenkliches und wenig kommerzielles Album der Künstlerin.

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[rating:3]

Aber zur Musik. Krall hat ihre Lektionen gelernt und nicht umsonst jahrelang Unterricht bei großartigen Musikern und Musikpädagogen genommen. Ihr Klavierspiel ist enorm funky, sparsam und immer geschmackvoll. Gut zu hören beispielsweise auf dem Joni Mitchell Cover , wo das Original an Stimmung, Spannung und Stils fast noch übertroffen wird. Ihr Gesang ist mit einer stark timbrierten Altstimme (was viele Menschen angenehm und erotisch finden) nicht platt oder kurzatmig, wie bei vielen weniger geschulten Sängerinnen aus demselben Fach, sondern immer kontrolliert, etwas spröde und klingt sehr konzertant. Handwerklich bessere Musik als diese – wird man in diesem Genre kaum finden.

Und trotzdem: Alles wirkt irgendwie schaumgebremst. Ich habe beim Hören Assoziationen von Bar-Jazz, Auftragsmusik, Hintergrundmusik – es fehlt mir die Spannung, die Dynamik und manchmal auch das etwas weniger Kommerzielle. Für Hörer, die <richtigen> Jazz nicht gewöhnt sind, ist dies jedoch ein hervorragender Einstieg. Und auf dem Cover zeigt die Künstlerin uns zum Glück auch nicht das ganze Programm.

Herwig Mitteregger – Die besten Songs 1983 – 1993

Top Pop – Sahne Texte nah am Schlager , 11. Oktober 2006
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[rating:4]

Herwig Mitteregger ist ja eigentlich Österreicher. Daher vielleicht diese lakonischen, knappen, treffenden Texte, die nahe an der Alltagssprache sind und trotzdem Bilder erzeugen, die einfach einmalig sind.

Er ist auch 10 Jahre Profimusiker gewesen, als seine Solokarriere begann. Das führt zu einem Produktionsniveau, welches im Sound modern und im Arrangement unglaublich sicher und geschmackvoll ist. Seine knalligen elektronischen Drums und die nuschelige Stimme halten diese breite Palette von Liebesliedern, Beobachtungen, Kurzdramen, Chansons und Schlagern zusammen. Im Gegensatz zu ähnlichen Produktionen: Nicht so bemüht wie Manfred Maurenbrecher, nicht so kitschig und verquast wie Grönemeyer, nicht so belanglos und beliebig wie Danzer, Ambros und Co.

Für mich mit Abstand die besten deutschen PopNahAmSchlager-Songs eines deutschen Solokünstlers. Herr Mitteregger hätte als Schlagerproduzent ein Vermögen verdienen können – gut, dass er Rocker geblieben ist.

Spliff – 85555, Sagenhaft gewitzter Deutschrock und Top-Produktion

Kaum eine CD einer deutschen Band umfasst so eine Bandbreite an interessanten, witzigen und spannenden Songs. Auch jenseits von Zeitgeist (davon hat dieses Album reichlich): Die Songs haben Hit-Qualitäten ohne Ende. Die Texte sind schlicht genial („ich kenne ein Land, wo alte Männer regiern, da kann man nicht bleiben, weil da darf nichts passiern“) und niemals gleiten die Songs in dumme Gefühligkeit a’la Grönemeyer oder platten Schlager ab.

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[rating:5]

Allein für das Songwriting gibt es bei mir schon 5 Punkte.  Aber: Die Band hat einen unverwechselbaren, auch heute noch modernen Sound. Tolle Keyboards (Georg Heil) mit unverwechselbaren Sounds, Bernd Potschka spielt eine unglaublich kühle und schwere Rockgitarre, Manne Präker sorgt für kleine Verschiebungen im Bass und Herwig Mitteregger, der wohl die meisten Texte zu verantworten hat, hält mit knalligen Drums das Ganze zusammen.  Und dann noch: Eine Sahne-Produktion. Toller Sound. Dichte Hallräume, erlesene Studioeffekte, da merkt man die 15 Jahre Band- und Produzentenerfahrung, welche die Musiker später mit großem Erfolg auch anderen Interpreten angedeihen ließen. Für mich eines der besten deutschen Rock-Alben (mit Hang zum Poop) – auch heute noch.