John Hiatt – Slow Turning (1988)

Erlesene Mischung aus Rock, Country und überirdischem Songwriting,

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[Rating:4.5]

John Hiatt hat jahrelang davon gelebt, dass Andere seine Songs verwendeten. Dann kam sein Ausnahmealbum „Bring The Family“. Und kurz danach diese ebenfalls sehr gelungene Mischung aus bösartigen kleinen Rocknummern wie „Tennessee Plates“, gemeinen akustischen Balladen wie „Trudy and Dave“ und überragend gefühligen Torch-Songs wie „Feels Like Rain“.

Noch etwas leichtfüßiger als „Bring The Family“, weniger Blues und eher mit etwas Country-Einschlag ist dies ein weiteres herausragendes Album Hiatts. Und die Gitarrenarbeit von Bandmitglied Sonny Landreth reißt einen wirklich vom Hocker.

John Hiatt lässt mich mit seinen Alben seit Jahren nicht los. Einen so vielseitigen und spannenden Singer/Songwriter gibt es wirklich nicht oft.

Nick Lowe – At My Age (2007)

Der britische Punkrocker macht amerikanischen Countryrock,

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[rating:3.5]

Nick Lowe ist britisch bis in die Sohlen. Er kokettiert mit seinem Alter von knapp 60 Jahren und liefert ein komplettes Album mit entspannten Liebesliedern ab, die alle nach akustischem Country-Rock klingen und sich fast ausnahmslos um Frauen und Liebe drehen. Langweilig? Altbacken? Keineswegs!

Als erfahrener Produzent und legendärer Bassist weiß Lowe ganz genau, wie diese Mixtur aus traditioneller amerikanischer Musik und abgegrasten Themen durch Ironie, etwas Punk-Attitüde und handwerklich hervorragende Musik am Kochen gehalten werden kann. Und schafft das so gut und gegen jeden Zeitgeist, dass wir dieses Album immer wieder hören. Wie der wesentlich jüngere Richard Hawley schafft sich Lowe mit sehr britischer Zurückhaltung eine eigene kleine Musikinsel und grinst von dort auf den Rest der mühsam sich abstrampelnden Zeitgeistmusiker. Speziell. Gut!

Jennifer Warnes – Hunter (1993)

Traumhafte Stimme, großartiger Sound und bunt gemischtes Songmaterial,
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[Rating:4.5]

Jennifer Warnes ist eine dieser ganz großen Sängerinnen, die mit ihrer Stimme fast Alles können: Säuseln, raunen, schluchzen aber auch strahlend laut und hoch druckvoll singen. Sie wurde berühmt durch ihre Arbeiten für Hollywood-Filme („Up Where We Belong“ mit Joe Cocker verkaufte Platin und brachte den Oscar) und veröffentlichte im Verlaufe ihrer 40jährigen Karriere relativ wenige eigene Alben.

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John Hiatt – Crossing Muddy Waters

Akustischer Hiatt – klassische Folk-Dramen zur Mandoline,

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[Rating:3]

John Hiatt legt hier ein rein akustisches Album vor, bei dem die Mandoline und viele akustische Gitarren das bestimmende Begleitinstrument sind. Das passt sehr gut zu der rauen tiefen Stimme von Hiatt und den kratzigen garstigen kleinen Songs, die sich meist um enttäuschte Liebe drehen. Wohl inspiriert durch die hellen, manchmal fast folkloristisch anmutenden Begleitinstrumente verkneift sich Hiatt auch beim Singen die hohen Töne und klingt daher sehr entspannt und relaxt, wie etwa später auf seinem Album „Master Of Disaster“.

Zwar erreicht das Album nicht die Größe und Wucht von „Slow Turning“ oder „Bring On The Family“ – doch die Qualität des Songwriting und die fast archaische musikalische Präsentation überzeugen. Ein entspanntes Album eines großartigen Songwriters, das man immer wieder hören wird.

Paul Butterfield Blues Band (1965)

Meilenstein des „Großstadtblues“ und virtuose Vorlage für jede Bluesband,
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[Rating:5]

Die Paul Butterfield Blues Band aus Chicago spielte mit diesem Album vor 42 Jahren (!) einen Meilenstein des Blues-Rock ein und lieferte damit eine Vorlage für unzählige spätere Bands von den Blues Brothers über Clapton, Yardbirds bis hin zu zahllosen Kneipenmuckern, welche die genialen Riffs von Mike Bloomfield an der Gitarre und die harte, präzise Rhythmusarbeit zum Teil 1:1 heute noch kopieren.

Der moderne, klare Sound von Telecaster und Mundharmonika, die sparsamen und treibenden Drums, der beseelte Gesang von Paul Butterfield und über allem eine Mundharmonika vor dem Herren – eine so exzellente Band hört man immer wieder gern. Eine gelungene Zusammenstellung von Eigenkompositionen von Butterfield/Bloomfield und bekannte Titel wie „Mojo Working“ u.a. von bekannten Blues Interpreten wird so treibend und mit so viel Virtuosität eingespielt, dass es trotz des historischen, etwas höhenarmen Sounds die helle Freude ist. Ein Muss für jede Sammlung. Und klingt besser als 90 % der späteren Bands in diesem Bereich.

Annett Louisan – Boheme (2005)

Ausgefuchstes Album einer samtigen Kindchenstimme mit tollen Texten,

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[Rating:3]

Die Sängerin mit der Stimme wie aus der schwülen Werbung für einen Weichspüler: Samtig, kindlich und dabei immer kontrolliert. Leider fehlen Annett Louisan die kernigen Töne, welche für raue Songs oder Chanson zwingend notwendig sind. Dennoch: Sie kann toll singen, klingt nie bemüht oder peinlich (gute Intonation und Zwerchfellstütze machen’s möglich) und hat einen großen Wiedererkennungswert.

Bemerkenswert die gute Produktion: Nur wenige, sehr abwechslungsreich eingespielte Gitarren und Percussion untermalen überwiegend im 3/4 Takt den Gesang und Texte, deren Genauigkeit und Zynismus von selbst textenden Sängerinnen in deutscher Sprache regelmäßig verfehlt werden. Das hört man immer wieder und dank der Texte auch immer mit einem kleinen Schmunzeln.

David Lindley & El Rayo-X – Live (1983)

Mr. Dave ohne Plattenvertrag und mit tollen Live-Sets,
[amtap amazon:ASIN=B00004RGMM]
[Rating:4.5]

Wer wie David Lindley genial auf allen Saiteninstrumenten spielt und mit El Rayo-X eine wirklich gute Band hat, verkauft noch lange nicht viele Alben. Nachdem die herausragenden ersten beiden Alben sich nicht genug verkauften, verloren Meister und Band ihren Plattenvertrag und tourten durch diverse californische Clubs. Die zum Teil auf Compact-Cassette aufgenommenen (!) Gigs sind das Material für diese CD, die zunächst in einem kleinen Berliner Label erschien und mittlerweile nur noch als Import-CD erhältlich ist. Schade:

Druckvolle, überschäumend lustige Live-Darbietungen aus den beiden ersten Alben der Band und obskure Nummern wie „Wooly Bully“ machen beim Hören Spaß und gute Laune. Vor allem William „Smitty“ Smith mit seinem skurril dünnen Plastikorgel-Sound und die souveräne Rhythmusgruppe um Ian Wallace und Jorge Calderon machen mächtig Druck und Mr. Dave selbst sorgt für erlesenste Saitenarbeit. Mit dem ganz gut restaurierten, aber etwas dünnen Klangbild kommt das noch impulsiver rüber als auf den Studio-Alben und macht mächtig Spaß. Und für Freunde der Lap-Steel, Hawai- oder Sonstwie-Gitarren ohnehin ein Muss…

Jeff Beck – die Nachtigall mit dem Marshall Turm

Jeff Beck - die Nachtigall mit dem Marshall Turm

Eben war ich in der Zitadelle Spandau und habe Jeff Beck mit seiner kleinen Band gesehen und gehört. Im Vorprogramm spielte der Blues-Man Buddy Guy mit seiner Band.

Jeff Beck ist unglaublich. Es war das musikalisch beeindruckendste Konzert für mich seit vielleicht einem Jahr und Alexander Schlippenbach.

Und der eher hausbackene Routinier Eric Clapton, den ich vor einigen Jahren in der Waldbühne hören durfte, ist im Vergleich dazu der gute Mucker von der Tanzband im Gasthaus Zenner.

Fleetwood Mac's Gitarrist macht Akustik-Pop

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[Rating:4.5]

Wer das reduzierte, immer klar strukturierte Gitarrenspiel und die erlesene Kompositionen von Lindsey Buckingham von Fleetwood Mac nicht genau beobachtet hat, ist hier überrascht: Akustische Gitarren, absolut virtuos und ausdrucksvoll gespielt, übereinander geschichtet zu kleinen Pop-Sinfonien in der britischen Tradition von Terry Hall, Al Steward und Paul McCartney. Hier zeigt sich, dass Buckingham das melodische abwechslungsreiche und feinsinnige Gegengewicht zu der gut geölten Rhythmusmaschine Mick Fleetwood/John McVie bei Fleetwood Mac war.

Das klingt, als wäre Brian Wilson mit der Elite der britischen Pop-Musiker unterwegs gewesen, um das ultimative Pop-Gitarrenalbum einzuspielen. Einfach überragend. Ich liebe britischen Pop auf diesem Niveau. Mehr davon!

Paradise And Lunch – 30 Jahre alt und richtig perfekt

Überragendes Frühwerk des Musikforschers und Gitarristen Ry Cooder,

[amtap amazon:ASIN=B000002KC4]
[Rating:5]

Ein Meilensteinalbum des großen Ry Cooder: Die Auswahl der (fremden-) Songs ist wie immer exotisch und sehr abwechslungsreich. Zwei überragend perfekt und lebendig eingespielte Traditionals (der Eisenbahn-Song „Tamp Em Up Solid“ und das gospelig-vertrackte „Jesus On The Mainline“) wechseln sich ab mit virtuosen und seelenvoll interpretierten Coverversionen, wie dem verspielten Reggae „It’s All Over Now“ von Womack/Womack.

Instrumental und musikalisch absolut brilliant: Fette Bässe (Produzent Russ Titelman spielte einen sehr groovigen E-Bass ein) auch von Bläsern (Tuba kommt gut bei Tänzen!), treibende Drums von Jim Keltner und Milt Holland und eine abwechslungsreiche, energische und im Gegensatz zu heutigen Produktionen Cooders ultra-präzise Gitarre.

Ein perfekt ausgewogenes und sehr transparentes Klangbild (Tonmeister Lee Herschberg) stellt jedes Instrument gleichwertig in den Raum. Und wie die gut aufgelegten Sänger um Bobby King und Russ Titelman den Songs Gospel- und Soul-Feeling mit auf den Weg geben – das ist eine Produktion, die auch heute noch frisch und absolut modern klingt.

Mein persönliches Highlight neben dem Opener „Tamp Em Up Solid“ ist übrigens das Cover „Ditty Wah Ditty“ am Schluss. Wie Ry Cooder hier allein mit mit dem eleganten Pianisten Earl Hines und seinen perlenden, präzisen Pianofiguren ein lustiges Nonsense-Lied zum Grooven bringt, das ist in dieser Besetzung wohl einmalig. Tolle und abwechslungsreiche Musik mit einem Sahnesound – was will man mehr?

Überragendes "Ausprobieralbum" der Van Halens,

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[Rating:4.5]
Ich bin unter die ganz harten Partyrocker gegangen und höre Van Halen. Das wäre noch keine Meldung. Die Meldung ist: Schön ist es mit dieser Band und ihren lauten Gitarren. Kein Wunder: Zwei Brüder mit klassischer Musikausbildung, einer davon möglicherweise der abwechslungsreichste und interessanteste Rockgitarrist der Welt (zusammen mit Jeff Beck) und dann noch ein Musikstil, der über alle Genres hinweg geht, wirklich nichts auslässt und damit meinen eigenen musikalischen Vorlieben sehr entgegenkommt. Zutiefst bürgerlich wegen der technischen Schwierigkeiten und irrwitzigen Vielfalt, anspruchsvoll und immer etwas rüpelhaft – da fühle ich mich doch gleich angesprochen. Aber zum Thema:

Auf den ersten Blick ist dieses Album ein Chaos: Ganze 31 Minuten kurz, nur 5 eigene Stücke der Band und ein breiter Mix von Musikstilen: Vaudeville, Stadion-Rock, sogar Bar-Jazz wird geboten.

Die Band zeigt ihre Stärken gleich im Opener, „Where Have All The Good Times Gone“, einem Ray Davies Cover: Kompakter Sound, brutal präzise Rhythmusarbeit, witziger Gesang im „Punk-Unisono“ Stil und eine Gitarre vor dem Herren. Nach einer Speed-Rock Nummer „Hang ‚em High“, einem brillianten, musikalisch wie technisch beeindruckenden Solo „Cathedral“ Van Halen’s, an dem Johann Sebastian Bach seine Freude gehabt hätte, kommt dann ein weiteres Highlight: „Secrets“ ist ein Song mit pulsierenden Bässen, treibenden Drums und leisen feinen Power-Akkorden und klingt wie „Police“ auf Hochglanz. Nach „Intruder“, einer genialischen Feedback-/Geräusch-Orgie kommt dann mit direkter Überleitung „Pretty Woman“ von Roy Orbison in der Version, die wir immer hören wollten: Ganz kompakt, mit großartigen rhythmischen Verschiebungen. Bei „Dancin In The Street“ wird (anders als in der sehr konventionellen Version von Jagger und Bowie) der gesamte Song von einem durch Delay wiederholten Gitarrenfigur zusammen gehalten – interessant.

Mit „Little Guitars“, eingeleitet durch ein etwas bemüht virtuoses Solo auf der Konzertgitarre, werden New-Wave Anleihen durch den Hardrock-Wolf gedreht. „Big Bad Bill..“, ist reiner Vaudeville-Jazz – ein packender Song von Bix Beiderbecke, entdeckt wahrscheinlich von dem kurz vorher erschienenen Album „Jazz“ des großen Ry Cooder. Da beschränkt sich Eddie Van Halen ganz darauf, eine absolut bediente Rhythmusgitarre zu schlagen, so präzise und groovend wie ein 60jähriger Zigeunerjazzer. Und nicht ein einziges Gitarrensolo hier! Eine kleine Referenz an Cooder, dessen Gitarrenarbeit und Soli auf dem Original einfach überragend sind. David Lee Roth zeigt hier bereits, dass Vaudeville-Jazz sein Fach ist. „Happy Bug“ ist ein VHtypischen Kracher. Klingt wie Allman-Brothers auf Speed. Und das Album schließt mit einer witzigen, gelungenen kleinen Acapella-Nummer im Barbershop-Stil. Van Halen ist eben auch eine absolut amerikanische Band und da gehört Barbershop auch mal dazu.

Van Halen wollten mit diesem Album ganz offensichtlich Experimente wagen Richtung Pop und Jazz und leiten damit über zu dem überragenden Album „1984“. Gelungen! Wenn musikalisches Ausprobieren so gekonnt und interessant daher kommt, bin ich gerne dabei.

Mavis Staples und Ry Cooder – hier fehlt der Groove

Spiritualität und melancholischer Gospel – Civil Rights und Kirche,

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[Rating: 4]
Wenn Gesang etwas mit Seele und Herz zu tun hat, dann ist die fast 70jährige Mavis Staples der Beweis: Traditionals wie die wunderbar kraft- und hoffnungsvoll interpretierten „We Shall Not Be Moved“ oder „Eyes On The Prize“ atmet sie förmlich aus und legt eine Kraft in ihren Gesang, die bei modernen Sängerinnen nur selten zu finden ist. Mit ihrer tiefen, manchmal richtig raunenden und röhrenden Stimme und unterstützt von großartigen Chören (Ladysmith Black Mambazo und Freedom Singers) interpretiert sie traditionelles Liedgut mit einer emotionalen Tiefe, dass dem Zuhörer buchstäblich die Tränen kommen. Sie erinnert in ihren kurzen eigenen Zeilen daran, was die Bürgerrechtsbewegung erreicht hat (und was nicht) – „In My Eyes“.

War das 2004 erschienene Album „Have A Little Faith“ von Staples eine Art Comeback und Meilenstein mit seinen luftigen Arrangements und seinem rockigen Soul-Feeling, so werden diesmal noch erdigere Töne angeschlagen.

Die von Ry Cooder mit Drummer Jim Keltner und seinem Sohn Joachim produzierte Begleitung wird jedoch der Tiefe und Phrasierungskunst von Staples nicht immer gerecht. Drums und Percussion holpern (an Jim Keltner liegt das erfahrungsgemäß nicht), die viel zur Begleitung verwendete Slidegitarre von Cooder ist zu laut, schneidend, mittig und passt nicht immer zum jeweiligen Song. Und einer der Höhepunkte des Albums „Jesus On The Mainline“ gerät trotz der fantastischen Interpretation der Sänger teilweise völlig aus den Fugen. Das Schlagwerk holpert und die Gitarre wirkt gegenüber dem lockeren und freien Rhythmus der Sänger statisch und deplaziert. Das hat Ry Cooder auf seinem Frühwerk „Paradise And Lunch“ und vor allem auf seinem nicht als CD erhältlichen Live-Album von 1988 mit Willie Greene und Co. wesentlich intensiver und vor allem groovender hinbekommen. So wird leider die Intensität und Tiefe von Mavis Staples durch eine etwas holprige Produktion geschmälert. Trotzdem: Ein weiteres Ausnahmealbum der großartig singenden „Bürgerrechts-Oma“!

Mavis Staples ist eine Überraschung

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[Rating:4]

Mavis Staples hat diese extrem tiefe Altstimme, fast wie ein männlicher Bariton. Sie singt von Glaube, Hoffnung, Respekt und kann nie leugnen, dass die Staples Singers ihre Wurzeln in der Bürgerrechtsbewegung hatten. Ihre Stimme ist nicht gewaltig wie die von Aretha Franklin, sondern lebt von Ausdruck und Phrasierung. Ein bewegendes Erlebnis, diese fast 70jährige Sängerin zu hören.

Noch besser an diesem Album sind die Grooves: Fette, schwere Rhythmen, die direkt aus der Soundkiste alter Soulplatten von Stax und Motown zu kommen scheinen. Feine akustische Gitarren, grollender Bass, altmodisch funkig kracht das Fender-Rhodes und selbst Hammond-Orgel, Mundharmonika und sparsame Percussions lassen der Musik viel Raum zum Atmen und das Ganze geht richtig ab. Ein feiner, transparenter Sound krönt die wohl beste R & B Produktion der letzten Jahre.

Supertramp gefällt mir erst heute

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[Rating:4]

In den 80er mochte ich Supertramp nie, weil jeder diese Musik hörte (und ich Blues mehr mochte). Heute zeigt dieser Sampler, dass dies eine sehr professionelle Band war, die durch guten Gesang, die charakteristischen Stakkato-Figuren des Keyboarders und vor allem einen tollen, durchsichtigen, luftigen Sound auffällt.

Aus einer Zeit, als die meisten Pop-Produktionen mit Kompressor zusammengematscht und auf Radio getrimmt wurden (Beispiel: „Let’s Dance“ von David Bowie), haben wir hier eine Klangperle: Interessante Hallräume, verspielte Echoeffekte, krachendes E-Piano, nette Hintergrundgeräusche („School“), donnernde Drums und einen Sänger, dem man von den Lippen lesen kann. Und die Lieder haben durchaus Substanz. Vergleichbar mit Abba sind die Hooklines unglaublich eingängig, jeder Song hat sein Gesicht und die Texte sind auch nicht schlecht. Der Song „Hide In Your Shell“ zum Beispiel ist ein absolut klassischer, toller Pop-Song vergleichbar mit „Yesterday“.

Da stört es mich persönlich kein bisschen, dass dies vielleicht nicht der oberamtliche und repräsentative Überblick über das Gesamtwerk der Band ist.

Van Halen – Diver Down (1982)

Überragendes „Ausprobieralbum“ der Van Halens, 17. Juni 2007
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[rating:3.5]

Auf den ersten Blick ist dieses Album ein Chaos: Ganze 31 Minuten kurz, nur 5 eigene Stücke der Band und ein breiter Mix von Musikstilen: Vaudeville, Stadion-Rock, sogar Bar-Jazz wird geboten.

Die Band zeigt ihre Stärken gleich im Opener, „Where Have All The Good Times Gone“, einem Ray Davies Cover: Kompakter Sound, brutal präzise Rhythmusarbeit, witziger Gesang im „Punk-Unisono“ Stil und eine Gitarre vor dem Herren. Nach einer Speed-Rock Nummer „Hang ‚em High“, einem brillianten, musikalisch wie technisch beeindruckenden Solo „Cathedral“ Van Halen’s, an dem Johann Sebastian Bach seine Freude gehabt hätte, kommt dann ein weiteres Highlight: „Secrets“ ist ein Song mit pulsierenden Bässen, treibenden Drums und leisen feinen Power-Akkorden und klingt wie „Police“ auf Hochglanz. Nach „Intruder“, einer genialischen Feedback-/Geräusch-Orgie kommt dann mit direkter Überleitung „Pretty Woman“ von Roy Orbison in der Version, die wir immer hören wollten: Ganz kompakt, mit großartigen rhythmischen Verschiebungen. Bei „Dancin In The Street“ wird (anders als in der sehr konventionellen Version von Jagger und Bowie) der gesamte Song von einem durch Delay wiederholten Gitarrenfigur zusammen gehalten – interessant.

Mit „Little Guitars“, eingeleitet durch ein etwas bemüht virtuoses Solo auf der Konzertgitarre, werden New-Wave Anleihen durch den Hardrock-Wolf gedreht. „Big Bad Bill..“, ist reiner Vaudeville-Jazz – ein packender Song von Bix Beiderbecke, entdeckt wahrscheinlich von dem kurz vorher erschienenen Album „Jazz“ des großen Ry Cooder. Da beschränkt sich Eddie Van Halen ganz darauf, eine absolut bediente Rhythmusgitarre zu schlagen, so präzise und groovend wie ein 60jähriger Zigeunerjazzer. Und nicht ein einziges Gitarrensolo hier! Eine kleine Referenz an Cooder, dessen Gitarrenarbeit und Soli auf dem Original einfach überragend sind. David Lee Roth zeigt hier bereits, dass Vaudeville-Jazz sein Fach ist. „Happy Bug“ ist ein VHtypischen Kracher. Klingt wie Allman-Brothers auf Speed. Und das Album schließt mit einer witzigen, gelungenen kleinen Acapella-Nummer im Barbershop-Stil. Van Halen ist eben auch eine absolut amerikanische Band und da gehört Barbershop auch mal dazu.

Van Halen wollten mit diesem Album ganz offensichtlich Experimente wagen Richtung Pop und Jazz und leiten damit über zu dem überragenden Album „1984“. Gelungen! Wenn musikalisches Ausprobieren so gekonnt und interessant daher kommt, bin ich gerne dabei.

George Michael verabschiedet das 20. Jahrhundert

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[Rating:4]

George Michael ist jenseits der Skandale und der schnellen Hits ein ganz hervorragender Sänger, was er hier gut zeigen kann: Schwierige bis schwierigste Arrangements von Songs, die zum Teil sehr bekannt sind. Und der Sänger phrasiert mit der ihm eigenen Glätte, aber immer druckvoll und sehr gekonnt. Auch ist jedes Detail des Textes zu verstehen; eine gekonnteArtikulation ist eben auch hilfreich für den Hörer. Da können sich 95 % aller männlichen und weiblichen Pop-Sternchen eine Scheibe abschneiden. Ich denke da zum Beispiel an den völlig verunglückten Swing-Versuch von Robbie Williams….

Eine wirklich gediegene Auswahl der Songs, Unbekanntes und große, abgenudelte Hits werden gekonnt gemischt. Jede Interpretation bekommt einen eigenen Touch und hört sich ungewohnt, interessant und stimmig an.

Und vor allem: Geniale Orchesterarragements und ein unglaublich transparenter, durchhörbarer und fetter Orchestersound – dieses Album ist eine audiophile Perle, Phil Ramone dem Produzenten sei Dank dafür. Warum nicht 5 Sternchen? Ganz einfach: Kein eigener Song dabei. Dies ist ein y2k (Jahr 2000) Album. Und besser, geschmackvoller und interessanter geht das kaum zu machen.

Wes Montgomery – der Gitarrist mit dem schnellen, knappen Spiel

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Wes Montgomery war vielleicht der erste moderne und „funky“ spielende E-Gitarrist. Er spielt ziemlich schnell, stoppt die Noten, sorgt für viel Groove und hat mit seinem excellenten Timing jeden gespielten Song in eine andere Liga gehoben.

Im Gegensatz zu den späteren Krach- und Effektorgien der Gitarristen ist dies „E-Gitarre pur“: Reine Melodien, wenige scharfe Akkorde und niemals Gedudel. Ein gelungener Sampler auch mit bekannten Songs und Standards, der beim Hören auch Nicht-Gitarristen Spaß macht.

Dirty Dozen Brass Band – Funeral For A Friend (2004)

Wenn katholische Franzosen und Afroamerikaner Musik machen ,

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[Rating:5]
… kommt so ein wunderbares Album heraus. Die Dirty Dozen Brass Band aus New Orleans spielt hier 2004 mit wechselnden Sousaphonisten ein Album nur mit Standards, Kirchenmusik und Gospel ein. Das wohl interessanteste und schönste Album dieser außergewöhnlichen Band.

Das Album verzaubert, es reißt den Hörer mit und rührt zu Tränen.

Das klingt, als wäre der katholische Kirchenchor mit Afro-Beats infiziert. Synkopisch, oft traurig, immer mitreißend und mit dem fantastischen Sound von 6 – 8 Blechbläsern geht es hier durch die amerikanische Musik „New-Orleans Style“. Da zuckt der Bass, da tremolieren die Bläser, da bleibt kein Auge trocken. Und dank einer hervorragenden Produktion testen pumpende Bässe des Sousaphons und messerscharfe Bläser auch jedes Gehör und jede Stereoanlage bis zum Anschlag. Ein wunderbares Album! Rezension bei Amazon.

Joan Armatrading – What's Inside (1995)

Joan Armatrading und die Top-Studiomucker – ein exzellentes Album ohne Risiko, 17. Mai 2007
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[rating:3]

Wenn Tony Levin (dessen Bass wie ein sanftes Donnergrollen klingt) und Darryl Jones (ja, der von Miles Davis und den Stones) zum Bass greifen, Greg Phillinganes (u.a. Donald Fagen, Michael Jackson) die Tasten drückt und die Meisterin selbst sich auf Gesang und athmosphärische Gitarren beschränkt, dann wird das ein gutes Album.

Wenn Terry Evans, Willie Greene und Co. die wirklich schwärzesten schwarzen Stimmen geschmackvolle Background-Stimmen bringen, hat das Klasse.

Und wenn das Kronos Quartett in einem aberwitzigen Streicherarrangement einen wirklich guten Song „Shapes And Sizes“ durch den Wolf dreht, dann wird das richtig interessant. Ein richtiges Album für Musiker – perfekt gemacht, sehr geschmackvoll, bis auf die matschigen Drums ein toller Sound.

Allein was fehlt, das ist ein energischer Move. Ein ungewöhnlicher Song, ein wenig Direktheit. So wirkt das Ganze wie eine teure Produktion einer guten Künstlerin bei Ihrer neuen Plattenfirma. So war es wohl auch. Risikolos. Etwas flach. Gediegen.

Ein Album für Dauerjugendliche – sinnfrei, textarm, computerlastig

[amtap amazon:ASIN=B0001VJ75C]
[Rating:1,5]

1 1/2 Seiten Danksagungen auf einem CD-Cover lassen mich Schlimmes ahnen (etwa wie „Schwester, Du bist meine Bester“ und „Mama, toll dass Du mich auf die Erde gebracht hast“). Und leider werden alle schlimmen Erwartungen erfüllt:

Ein dünnes Stimmchen, mit Tonnen elektronischer Effekte aufgemotzt singt zu extrem monotonen Computerbeats absolut sinnfreie Texte, die sich anhören wie aus dem Poesiealbum einer 14jährigen. Da ist selbst Yvonne Catterfeld interessanter und besser produziert. Dagegen ist die auf ein vergleichbares Publikum schielende Produktion von Annett Louisan „Boheme“ professionell, interessant und gut gesungen.

Als Pop zu fad, als Musik zu langweilig, als Gesang zu dünn und als Text – na lassen wir das. Gut, dass die Lyrics absolut unlesbar in Mikroschrift beige auf verwaschen weinrotem Untergrund angebracht sind.

Regy Clasen – So Nah (2000)

Ein Album für Dauerjugendliche – sinnfrei, textarm, computerlastig, 16. Mai 2007
[amazonjs asin=B0001VJ75C]
[rating:2]

1 1/2 Seiten Danksagungen auf einem CD-Cover lassen mich Schlimmes ahnen (etwa wie „Schwester, Du bist meine Bester“ und „Mama, toll dass Du mich auf die Erde gebracht hast“). Und leider werden alle schlimmen Erwartungen erfüllt:

Ein dünnes Stimmchen, mit Tonnen elektronischer Effekte aufgemotzt singt zu extrem monotonen Computerbeats absolut sinnfreie Texte, die sich anhören wie aus dem Poesiealbum einer 14jährigen. Da ist selbst Yvonne Catterfeld interessanter und besser produziert. Dagegen ist die auf ein vergleichbares Publikum schielende Produktion von Annett Louisan „Boheme“ professionell, interessant und gut gesungen.

Als Pop zu fad, als Musik zu langweilig, als Gesang zu dünn und als Text – na lassen wir das. Gut, dass die Lyrics absolut unlesbar in Mikroschrift beige auf verwaschen weinrotem Untergrund angebracht sind.

Emmylou Harris – Elite Hotel (1972)

Eine unglaubliche Sängerin mit einem unglaublichen Album, 14.05.2007
[amtap amazon:ASIN=B00013BN52]
[Rating:5]

Emmylou Harris nahm sich mit diesem Album Großes vor: Songs der Beatles (das absolut ergreifende und in Zeitlupe gesungene „Here, There“) ebenso wie Country Standards und -kracher („Amarillo“, „Together Again“ und „Jambalaya“).

Die Gratwanderung ging auf: Zeitlos gültige Interpretationen von bekannten Songs. Mit einer Stimme, die alle Register zieht. Glockenhell, verrucht, lasziv, verträumt oder romantisch. „The Voice of Country“ könnte Telefonbücher singen und hat hier sogar noch gutes Material. Und eine musikalisch traumhaft gelungene Einspielung außerdem, mit einem kleinen Trick: Jeder Song hat das falsche Tempo. Die Kracher einen Tick zu schnell, die Schnulzen einen Tick zu langsam. Das erhöht die Eindringlichkeit und macht diese Einspielungen traum- und vorbildhaft.

1975 im Lastwagen vor dem eigenen Haus entstanden ist dies (auch mit dem soundtechnisch gelungenen Remastering) ein Album fürs Leben.

Amy Winehouse – Frank (2004)

Interessante Sängerin poppig gemacht mit grauenhaftem Sound,

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[Rating:3]

Amy Winehouse klingt nach Booze und mag wohl auch harte Getränke. Eine interessante Stimme von geringem Umfang (die Sängerin wechselt bei fast jeder Phrase in die Kopfstimme, um die hohen Töne zu „kriegen“). Ein sehr abwechslungsreiche Mixtur aus Lounge-Jazz und R&B mit knalligen Bässen, verschobenen Akzenten und viel Gezappel aus der Percussion-Ecke. Nette, zum Teil akustische Gitarren. Interessant auch die sehr egozentrischen Texte und die jazzigen Licks der Begleitmusiker.

Warum ist das keine überragende Platte in meinen Augen? Zwei Gründe:

1. Vielleicht auf Grund der fehlenden körperlichen Fitness der Sängerin ist der Gesang unelastisch, die Phrasen bewegen immer in denselben dynamischen Abstufungen und verlaufen (wenn wir uns einmal die Töne wegdenken) fast immer völlig identisch – „schubidubi dibidi haaaah“. Das in Verbindung mit dem geringen Stimmumfang der Sängerin führt im Vergleich zur lässigen und elastischen Phrasierung von Madeleine Peroux, zur entspannten Zwerchfellakrobatik von Holly Cole oder zum athletischen Gesang von Malia zu einer schnellen Ermüdung des Zuhörers. Klingt zum Schluss alles gleich.

2. Soundtechnisch eine absolut gehörzerstörende, grauenhafte Produktion: Wie man auf einer etwas besseren Stereoanlage hört, werden hier aufgeblasene Synthiebässe verwendet, um Fülle auf schlechten Anlagen vorzutäuschen. Die Obertöne sind stark mit Harmonizer angereichert und klingen dadurch unnatürlich und schmerzhaft schrill. Das schneidet und zischt ohne Ende. Das alles nur, damit die Sache auch im Autoradio „kommt“. Das dies auch besser geht, kann auf jedem Album der genannten Künstlerinnen erhört werden. Der Produzent und der Tonmeister bekommen 0 Sterne für so einen grauenhaften Schrott.

Ein leider nur durchschnittliches Album mit wenig Langzeitwert, das soundtechnisch nur im Autoradio (vielleicht) ohne Gehörschaden zu genießen ist.

Dixie Chicks – Fly (1999)

Raffiniertes Nachfolgealbum der cleveren Chicks, 12. Mai 2007
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[rating:4.5]

Mit ihrem Vorgängeralbum „Wide Open Spaces“ räumten die Dixie Chicks auf dem Gebiet des traditionellen Country ab. Und produzierten hier nur ein Jahr danach ein fantastisches Folgewerk, mit dem Popfreunde und Anhänger des Alternative Country ebenso Freude haben. Die Zutaten (solide und filigrane Saiteninstrumente, viel Satzgesang, tolle Leadsängerin) blieben gleich.

Aber bei der Songauswahl haben wir mit dem zutiefst ironischen „Cowboy Take Me Away“ von Bandmitglied Martie Seidel einen echten Megahit. In „Goodbye Earl“ wird grimmig witzig der prügelnde Ehemann verabschiedet (Frauenpower lässt grüßen). In dieselbe Kerbe schlägt das witzige „Let Him Fly“ am Ende. Und mit „Some Days You Gotta Dance“ enthält das Album einen der schärfsten Gitarrenkracher (etwa 10 verschiedene Gitarren bauen ganz filigran einen unglaublichen Groove auf) aller Zeiten. Dass dieses Lied auch noch einen witzigen (leicht männerfeinlichen-) Text hat, vergrößert nur den Spaß. Ein rundum gelungenes Album für alle Alters- und Gesellschaftsschichten. Und musikalisch überaus spannend und interessant, obwohl (wie man beim Mitspielen merkt) das gesamte Album in ganzen drei Tonarten gehalten ist.

Dixie Chicks – Wide Open Spaces (1998)

Bahnbrechendes Country-Pop Album – Frauentrio mit viel Power, 12. Mai 2007
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[rating:5]
Die Dixie Chicks musizierten schon 10 Jahre zusammen, als sie mit diesem Album 1998 zum Weltruhm kamen. Was war geschehen? Leadsängerin Natalie Maines mit ihrer unglaublich glatten, metallischen und druckvollen Stimme war zur Band gestoßen und veredelte die Interpretationen der Schwestern Martie Seidel und Emily Erwin (tolle Instrumentalistinnen an Fidel, Banjo und allen Saiteninstrumenten) zu echten Perlen.

Und weil die Songauswahl und die Bandchemie passten, erleben wir hier großartige Interpretationen guter (fremder-) Songs. Filigrane Gitarrenarbeit, toller Satzgesang, eingängige Hooklines und eine großartige Leadsängerin – so wird eine Band auch mit fremdem Material berühmt. Denn das Album enthält nicht einen eigenen Song der cleveren Chicks!

Ein absolut zeitloses Album, das mit Songs wie „There’s Your Trouble“ auch Pop und selbst Jazzfreunde begeistert.

Carmel – Lektionen in Groove mit Sängerin

[amtap amazon:ASIN=B000046QAG]
[Rating:3.5]

Carmel, das Bandprojekt um die gleichnamige Sängerin mit der extrem metallischen Stimme ist seit 1982 zusammen. Und fällt damals wie heute völlig aus dem Zeitgeist. Nur fetter Bass, verspielte Trommeln und Gesang mit wechselnden Begleitmusikern. Kaum Synthesizer und jedes Stück ist eine Lektion in Groove, weil Trommler und Bassist die meisten Stücke mit geschrieben oder adaptiert haben.

Das verspielt südamerikanische „It’s All In The Game“, der krachende Tanzbodenknaller „More More“ und auch eine nett gemachte Adaption eines Grooves von Herbie Hancock klingen interessant und und sind (weil die Grooves der Band absolut lehrbuchmäßig aufgebaut sind, teilweise sogar verkappte Standardtänze wie Rumba, Cha Cha) angenehm zu hören und gut tanzbar.

Die Compilation gibt einen guten Überblick über die Schaffenszeit von 1982 – 1989 und glänzt durch illustre Mitmusiker (Johnny Hallyday in dem wunderbaren Franko-Pop „Je Oublierai..“ oder Stevie Nieve mit toller Orgel ), die auch gebührenden Raum bekommen.

Da stört es kaum, dass die sehr helle Stimme von Carmel, die so gut zu dem basslastigen Sound der Band passt, auf die Dauer manchmal nervt.

Grace Jones kann singen

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[Rating:4.5]

Grace Jones ist leider als Sängerin nicht so populär wie sonst. Auf diesem Album zeigt sie zum Beispiel mit einer exzellenten Coverversion von „Demolition Man“ von Sting oder auch mit dem rasanten „Pull Up To The Bumper“, was ein singendes Model so auf die Beine stellen kann, wenn die Begleitung und die Produktion stimmen. Shakespeare und Dunbar sorgen für tolle Grooves und der Gesang dieser Autodidaktin ist immer markant, entspannt und sehr kraftvoll. Was man bei modernen Pop-Produktionen von Starlets wie Katie Melua oder Amy Winehouse leider meistens nicht behaupten kann.

Es gibt viele unbrauchbare Compilations von Grace Jones. Dieses und das noch ausgefeiltere und unterkühltere Album „Island Life“ decken aber alles ab. Mehr Grace Jones braucht es nicht. Und mit weniger hätte man eine wirklich interessante Sängerin und gute Produktionen der 80er versäumt.

Rolling Stones – Exile On Main Street (1972)

Groovende Band mit Experimenten – das beste experimentelle Album der Stones, 29. April 2007
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[rating:5]
Diese Album liefert die selben fetten Grooves wie „Sticky Fingers“ und spielt genau so mit den Stilarten der amerikanischen Musiktradition. Es ist insgesamt experimenteller („Casino Boogie“, „Ventilator Blues“) und hat zu meiner persönlichen Freude wesentlich mehr akustisch begleitete Titel. „Torn And Frayed“, „Sweet Black Angel“ und „Sweet Virginia“ sind zwar nicht geeignet für einen Sänger wie Mick Jagger, der sich eher bei erdigen Rock-Nummern wohl fühlt. Aber diese fast folkloristischen Ausflüge in die Gefilde von Grateful Dead gefallen heute noch und sind gelungen und zeitlos.

Und mit „Happy“ hat das Album auch noch einen zeitlosen Top-10 Hit – was will man mehr?

Joan Armatrading – Into The Blues (2007)

The Thrill is gone – trotzdem ein gutes Album im Alleingang, 29. April 2007
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[rating:3]

Joan Armatrading war im Verlauf Ihrer nun 30 Jahre andauernden Plattenkarriere immer gut beraten, wenn Sie sich einem umsichtigen Produzenten anvertraute, der auch die Sessionmusiker auswählte. So entstanden tolle bis überdurchschnittliche Alben wie „JA“, „Show Some Emotion“ oder auch „Me Myself I“.

Hier spielt sie fast allein ein komplettes Blues Album ein. Alle Instrumente mit Ausnahme der Drums sind von JA selbst eingespielt. Da staunt man zwar über die instrumentale Vielseitigkeit dieser Vollblutmusikerin und auch den guten Sound. Aber leider sind gerade die „echten“ Bluestitel melodisch abgegriffen und sehr formelhaft. Da klingt die Sologitarre teilweise wie aus einer Sammlung von Blues-Standards abgekupfert. Leider liegt die Messlatte in dieser Musikrichtung recht hoch. Und wird glatt verfehlt.

Besser sind die „nicht-bluesigen“ Songs wie „Secular Songs“ gelungen oder auch das fazinierend von Mandolinen begleitete „Baby Blue Eyes“. Aber auch dort nerven die bis zu vierstimmigen Chöre (dafür eignet sich die tiefe Altstimme von JA einfach nicht).

Trotz der unbestreitbaren Faszination dieser großen Sängerin: Das erst 2005 entstandene Album „Souls Alike“ von Bonnie Raitt zeigt, wie es besser ginge.

Joan Armatrading – Me Myself I (1980)

Cleveres und kommerziell erfolgreichstes Rock-Album von Joan Armatrading, 29. April 2007
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[rating:4]
Joan Armatrading war mit ihren frühen Alben wie „Show Some Emotion“ die Meisterin der leisen Töne und aufwändig arrangierten Folksongs. Mit Rockmusikern aus dem Umfeld der E-Street Band und dem überragenden Bassisten Marcus Miller spielte sie hier nach zwei Jahren Plattenpause ihr kommerziell erfolgreichstes Album ein.

Geblieben sind die bekenntnishaften Lyrics wie im Titelsong oder dem clever aufgebauten „All The Way From America“. Jedoch bekommt das Album durch die gekonnt eingesetzten Rockgitarren und die treibenden Bässe eine für diese Künstlerin neue Qualität. Man höre nur „Ma-Me-O-Beach“, wo Marcus Miller mit seinem maschinenhaft genauen E-Bass den Song wie einen Hund durch alle Höfe treibt. Breitwandgitarren und clevere Reggae-Einsprengsel sorgen für Radiotauglichkeit. Da stören auch die wenigen schwächeren Songs am Ende des Albums nicht.

Tracy Chapman – Lakonische Aufnahmen mit großem Sound

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[rating:5]

Ein überragendes Debütalbum: Lakonische Songs, deren Texte ganz beiläufig über häusliche Gewalt („Behind The Walls“) und Armut erzählen, dabei aber niemals platt werden. Erzählt von einer warmen, brüchigen Stimme, die für mich so afroamerikanisch klingt wie sonst vielleicht nur Joan Armatrading, deren Alben Tracy Chapman mit Sicherheit gehört hat.

Und eine faszinierend durchsichtige, dynamisch ausgewogene und klanglich überragende Produktion von David Kershenbaum, bei der man jedes Flüstern hört, obwohl es teilweise mit Drums und Gitarren „richtig zur Sache“ geht. Ein zeitloses Album, dessen Texte und Songs wohl auch in 20 Jahren noch interessant und dessen Musik und Produktion über jeden Zweifel erhaben sind.

Rolling Stones – Sticky Fingers

Yes – The Stones can rock: Eines der besten Gitarren-Rock Alben, 29. April 2007
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[rating:5]

Ich bin kein Stones-Fan und werde auch keiner mehr. Aber mit diesem Album und dem ebenfalls fantastischen „Exile On Main Street“ setzten die ehemals britischen Blues-Rocker Maßstäbe:

Mit „Sway“, „Brown Sugar“ und „Can’t You Hear Me Knocking“ wird die Sparte Blues-Rock bedient, dass es eine Freude ist. Krachende Riffs, pumpender Bass und ein energischer Sänger lassen keinen Zweifel aufkommen, in welche Richtung dieses Album marschiert. Keith Richards bedient die Rhythmusgitarre so vorbildlich, dass bestimmt 10 Jahre lang alle Gitarristen dieser Welt versuchten, solche Grooves aufzubauen.

Auch die Sparte „traditioneller Blues“ wird angemessen bedient: „Sister Morphine“ bleibt ein vorbildlicher Song mit feiner Instrumentierung und „You Gotta Move“ ist ein gelungener Zwitter zwischen Hymne und Slow-Blues. Und mit „Dead Flowers“ wird sogar die Sparte Country-Rock auf hohem Niveau bedient.

Amerikanischer und urwüchsiger haben die Stones wohl nie geklungen. Und zeitloser auch nicht.

Rickie Lee Jones – Naked Songs (1995)

Eindringlich, akustisch, direkt unter die Haut, 25. April 2007
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[rating:4]

Wie großartig die Songs von Rickie Lee Jones sind, zeigt sich so richtig erst bei diesen ungeschminkten, meist nur mit einer Ovation-Gitarre begleiteten, scheinbar locker dahin gesungenen Live-Songs. Was im Studio von Spitzenmusikern und einer tollen Produktion manchmal verdeckt wird: Die Songs haben Stimmung, Stil und sind jeder auf seine Art unverwechselbar.

RLJ singt so ausdrucksvoll, flüsternd und abgezockt wie immer. Was manchmal fragmentarisch, fast amateurhaft klingt, ist in Wirklichkeit genaues Kalkül einer sehr ausdrucksvollen Musikerin. Weinerlich, schreiend, rotzig, locker – da wird die volle Bandbreite stilistischer Möglichkeiten ausgeschöpft und in Verbindung mit dieser Ansammlung guter Songs entsteht eine „Best Of“ der anderen Art. – Einfach beeindruckend!

The Nylons – 4 On The Floor (1991)

Wilder Acapella-Ritt in Live – gelungen und livehaftig, 20. April 2007
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[rating:3.5]

Bei dem hier mitgeschnittenen Live-Konzert Anfang der 90er hatten die vier Gesangswunder aus Canada ihre ersten Erfolge schon hinter sich. Und waren als Gruppe nach 10 Jahren (!) so weit eingesungen, dass sich auch für das Publikum ein solcher Auftritt lohnt. Die Audienz ist hörbar begeistert und geht gut mit – ein richtiges Live-Konzert.
Ganz entspannt, mit recht witzigen Moderationen („itŽs so lonely at the top“) und einem sehr breit gefächerten Repertoire zeigen die 4 Alles. In Good Old Acapella und dem rasanten Heavenly Bodies , den beiden markantesten Uptempo Nummern, bekommen wir die gesamte technische und sängerische Bandbreite dieser außergewöhnlichen Band serviert. In dem bekannt Sam Cooke Klassiker Chain Gang steigert sich die Band in eine wahre Rhythmus-Orgie hinein. Klassische 1 Bass – 3 Voices Stimmführung, wobei der Bass (!) den Ton angibt – perfekter und mitreißender hat noch niemand diesen oft gecoverten Song gebracht.
Diese Aufnahmen reißen jung und alt mit und werden mit großer Perfektion vorgetragen. Rasante rhythmische Uptempo Nummern wie das großartige Good Old Acapella wechseln ab mit für diese Band eher ungewohnten Balladen.
Die sehr klassisch gehaltene Version des bekannten Dream der Everly-Brothers etwa ist hier gut gelungen. Dieses Stück ist ja unendlich oft gesungen worden und trotz seiner harmonischen Schlichtheit eine ganz große Herausforderung an jede Acapella Group. Ganz auffällig bei diesem Stück: Die enormen technischen Möglichkeiten der Bandmitglieder werden nur sehr dezent ausgeschöpft und ordnen sich voll dem künstlerischen Ziel unter. Und doch ist die fast unauffällige, aber atemberaubend livehaftige und perfekt gesungene harmonische Wendung am Ende des Stückes mit einem wilden Glissando des Basses der perfekte Abschluss für diesen Song. Die ganze Banalität des Originals verschwindet und weicht einem fast mystischen Hoffnungsschimmer. Der Sänger träumt hier nicht nur mal so beiläufig zwischen Eisdiele und Autotrip vor sich hin wie im Original der EVERLY BROTHERS. Hier wird der Song -wie bei den Persuasions, die Ähnliches mit anderen Mitteln erreichen- ernsthaft und bekommt eine hymnische Qualität.
Gut gefällt mir auch das oft gecoverte One Fine Day – es wird meist als superlangsame Ballade angegangen. Die vier reizenden Herren hier nehmen das Stück in rasendem Tempo und geben der Sache mit dem hoffentlich zurückkehrenden Liebhaber damit eine ganz neue, drangvoll optimistische Seite.
Die Scheibe ist auch für Neulinge im Acapella gut geeignet wegen der großen stilistischen Vielfalt und der perfekten gesanglichen Darbietung.

Persuasions – Good News (1988)

Solider Gospel und Rhythm-Blues mit tollen Stimmen und Feeling, 17. April 2007
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[rating:3]

Es gibt Alben der Persuasions, deren Songs mehr hergeben („Frankly Acapella“ zum Beispiel mit Zappa Songs). Aber auf diesem Album waren die vier Herren stimmlich absolut top und auf der Höhe.

„Cupid“, der bekannte Song von Sam Cooke wird hier zu einem sehnsüchtig atmenden Gospel, „Dream“ – diese bei den Everly Brothers in Schmalz ertrinkende Schnulze bekommt durch die Stimmen der Herren eine raue Schale und gewinnt dadurch. „Soothe Me“ bring die Hörer in eine Südstaaten Gospel-Kirche und „Let The Good Times Roll“ klingt fast so locker und rockig wie die großartige Live-Einspielung der Brüder Jonny und Edgar Winter. Selbst das etwas zusammengeklaut wirkende Broadway-Medly mit „Swanee River“ bringt erstaunliches: Wie die Stimme des Leadsängers dort in den tiefsten Bass abtaucht, so dass bei einer etwas besseren Stereoanlage die Wände wackeln, das hat große Klasse.

Kurz gesagt: Bekannte Songs, gekonnt gebracht.

Persuasions – Frankly Acapella

Zappa mit Herz und Gospel-Feeling, 17. April 2007
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[rating:4]

Die Persuasions (eine seit mehr als 40 Jahren bestehende Acapella Gruppe) haben auch für und mit Frank Zappa gearbeitet. Sie singen wie immer schlicht, rockig und mit viel Herz. Die Songs gewinnen dadurch: Keine versponnenen Gitarrensoli, keine wilden Synthesizer. So klingt Zappa frisch wie in seiner ersten Zeit mit den Mothers Of Invention.

Und wie gut die Songs sind, zeigt schon allein das bewegende, kernige „Anyway The Wind Blows“ und vor allem auch die von Zappa 1971 auf seinem grandiosen Live Album „At The Filmore“ veredelte Nummer der Turtles „Tears Begin To Fall“.

Und wenn es bei Zappa anzüglich wird „Harder Than Your Husband“, dann kommt das bei den Persuasions witzig, kumpelhaft und ist keine Sekunde bemüht. So geerdet, respektvoll und rockig darf Zappa aus dem Grab schmunzeln über diese 4 singenden Fans. Da stören auch die kleinen Spielereien, wie der „Mystery Track“ am Ende des Albums nicht.

Joni Mitchell – Wild Things Run Fast (1982)

Eine elegante Pop-Jazz Platte, 12. März 2007
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[rating:4]

Joni Mitchell wird hier gefällig und liefert mit diesem etwas überproduzierten Album und illustren Gastmusikern wie Wayne Shorter (tolles Sopransaxophon!), Steve Lukather, Larry Carlton und Vinnie Colaiuta wunderbar glatte, eingängige Popsongs im Jazzsound ab.

Die Titel sind radiotauglich, wie „Be Cool“ mit rasantem Jazzbesen, schwerem Bass und quiekigem Sopransax oder „Chinese Café“ mit melancholischen Keyboardflächen. Elegant auch der von schweren Gitarren getragene Titelsong. Am skurrilsten und auch recht gelungen erscheint mir der berühmte Leiber/Stoller Song „You’re So Square“, eine echte Rock’n Roll Nummer, die durch die überragenden technischen Möglichkeiten der beteiligten Musiker ganz viel Witz und einen teuflischen (Jazz-)groove bekommt.

Es fehlen die absoluten Highlights, vor allem bei den Lyrics. Trotzdem das beste Album von Mitchell seit „Hejira“.

Nils Landgren Funk Unit – Funky Abba

Gepflegter Tanz-Funk ohne große Inspiration – Abba als Vorlage, 11. März 2007
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[rating:2.5]
Mit Abba hat diese Sammlung von Funk-Stücken wenig zu tun. Die Songs der berühmten und geschätzten Pop-Band wurden nur als Vorlage benutzt, um Harmonien und Themen dann durch den Funk-Wolf zu drehen. Bis auf den wunderbaren Bonus Track, wo Abba-Keyboarder Benny Andersson ein wunderbar altmodisches Stück mit Flügel, eleganten Blockakkorden und viel Stil spielt. Wie gut der Keyboarder von Abba ist, kann man da mal wirklich hören. Und ahnen, was Abba alles weggelassen haben, um ihre Musik auf Hitparadentauglichkeit zu trimmen.

Die Musik groovt (wie bei Nils Landgren nicht anders zu erwarten) gut. Der Sound lehnt sich erstaunlich dicht an den Großmeister des 70er Funk Johnny Guitar Watson an. Das geht von den dezenten WahWah-Effekten über die entspannten, weniger fetzigen als präzisen Bläsersätze bis hin zu dem langsam und grollend marschierenden E-Bass. Erfreulich handgemacht. Die wenigen Synthies fallen kaum auf. Das seltsame unpassende Rappen (welches wohl für modernen Sound sorgen soll) ist weder gut in die Musik integriert, noch passt das zur Vorlage (zu schnell gerappt zum langsamen Groove). Die CD hat wenig Langzeitwert. Ist aber dafür perfekt geeignet als gehobene Beschallung für die nächste Tanzparty.

Bruce Springsteen & friends – We Shall Overcome (2006)

Folk Oldies vom Rocker – fantastische Musik vom Boss und spannendes Making Of, 11. März 2007
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Ein CD und DVD Set mit Songs vom Folk-Forscher Pete Seeger. Dem Protestbarden und Folk-Vater der 60er Jahre, der Musiker wie Bob Dylan, Woody Guthrie, Joan Baez und die gesamte Folkszene Amerikas bis heute inspiriert und motiviert. Aufgenommen mit der Ehefrau Springsteens, der renommierten Countrysängerin Patti Scialfa und Musikern einer Tanzkapelle aus dem erweiterten Freundeskreis der Familie. Das Studio wurde in Wohnzimmer und Küche verlegt. Die Blechbläser kamen in den Flur (weil sie sonst zu laut sind). Es wurde wenige Male geprobt und danach mit Einzählen direkt aufgenommen. Die Kamera war dabei und dieses Set lohnt sich vor allem auch wegen der hautnahen Dokumentation der Entstehung des Albums. Ich habe selten Musiker so entspannt und konzentriert zugleich bei der Arbeit gesehen wie hier.

Die Songs haben Substanz. Der Boss ist gut drauf. Rein akustisch werden zum Teil extrem bekannte Folk-Standards durch eine ganz normale Band und einen zauberhaft dominanten Bruce Springsteen zu wirklichen Perlen veredelt.

Entstanden ist dieses Album fast spontan, ohne große Proben und „first take“. Die Einsätze werden von Springsteen einfach angesagt; da merkt man die Jahrzehnte Erfahrung als Bandleader.

Pay Me My Money Down ist einer meiner Top-Ten dieses Jahres, tief empfundener Gospel mit weißem Schweiß. Überhaupt bemerkt man sehr eindrucksvoll, wie wichtig die irische Musik als Wurzel der modernen amerikanischen Musik ist. Da sind richtige Tanz-Kracher dabei, wie „Oh, Mary Don’t You Weep“. Bei solchem Folk bleibt keiner sitzen.

Das ganze Album ungeheuer rund und stimmig. Durch das „Brett“ (Musikerausdruck für sehr harten Gitarrenanschlag) von Springsteen bekommen die Songs mehr Dynamik und Rock-Feeling im Vergleich zu einer verspielten Folk-Interpretation.

Toll die DVD-Beilage mit dem Making Of. Denn die gibt einen guten Einblick darin, wie lebendige echte Musik entsteht: „Das muss sich jetzt anhören wie viel Bier und noch mehr Whiskey“.

Ich bin kein Springsteen Kenner. Aber der Mann weiß, was er will und bekommt es von seinen Musikern. Toll. Bewegend.

The Allman Brothers – One Way Out Live At The Beacon (2004)

Wahnsinnig gutes Ensemblespiel einer geschrumpften Band, 10. März 2007
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[rating:4]

Die Allman Brothers Band lebt – und wie! Ja, es ist tatsächlich wie ein Wunder, wenn eine wirklich gute Band nach Ihrer „großen Zeit“ vor 35 Jahren noch musiziert. Duane Allman, der stilbildende Gitarrist und der ebenfalls überragend gute Bassist der Originalbesetzung sind tot. Beide können nicht vollständig ersetzt werden. Das in heutigen Ohren doch recht zeitgeistige Gegniedel des früheren Gitarristen Richard „Dicky“ Betts werde ich jedenfalls nicht vermissen. Statt dessem übernimmt Greg Allman, ein charismatischer Sänger und origineller Keyboard mit seinen auch neuen Kompositionen das Ruder und steuert mit einer einer ansonsten komplett erneuerte Band in dieses Jahrtausend.

Und die Band marschiert wie ein geschmeidiges Uhrwerk. Mit den Brüdern Trucks (Derek mit seinen erst 28 Jahren an der bedienten Slidegitarre und Butch, der an den Drums für einen unglaublich geschmeidigen und komplexen Rhythmus sorgt) wurde bestmöglicher Ersatz für die alten Bandmitglieder gefunden.

2 Drummer ergänzen sich mit einem auch sehr gediegenen Bassisten zu einer unglaublich kompakten Rhythmusmaschine. Eine Band, die mitten im 4/4 Rocksong auf locker geshuffelten 3/4 mit Swing-Feeling „umsteigt“, wie hier zu hören ist – das ist einfach toll. Das Repertoire ist großartig. Die Hits der Band wie „Whipping Post“ haben bis heute nichts an Originalität und Klasse verloren. Und auch die neueren Kompositionen von Greg Allman überzeugen.

Im Vergleich zu modernen Blues-Epigonen wie Eric Clapton mit ihrem oft statischen Feeling ist dies einfach die Champions-League. Das singt und groovt wie die Hölle von Alabama und wird nicht eine Sekunde langweilig. Durch die im Vergleich zu den Alben der 70er verbesserten Instrumente (die Drums und Becken hören sich abwechslungsreicher an, die Bässe druckvoller und die Gitarren zerren nicht so bemüht wie vor 35 Jahren) bekommt der Sound noch eine Verbesserung mit.

Da stört es wenig, dass Duane Allman einfach noch ausdrucksvoller und „heißer“ gespielt hat. Und dass die 8-Minuten Soli der Band auch heute manchmal etwas lang werden.

Rickie Lee Jones – Girl At Her Volcano (1983)

Kurz, Kürzer, am Schönsten, 5. März 2007
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[rating:4]

Als ich dieses Album erwarb (als Vinyl im abgespeckten 10“ Format) und hörte, war ich schockiert. So schmerzhaft, zerrissen, klagend und verstummend klang RLJ niemals wieder.

Die Kürze des Albums, das wuchtige „Lush Life“, „Walk Away René“ mit dramatischer Klavierbegleitung. Und dann hymnisch, gospelig „Under The Boardwalk“, die wohl mit Abstand beste Aufnahme dieses abgenudelten Klassikers. Einschließlich Mandoline und wildem Satzgesang.

Es ging der Künstlerin vermutlich nicht gut damals. Aber die Wucht und Tiefe dieser Musik, die feinen Streicher arrangiert von Nick de Caro, die großartige Gitarrenarbeit von Dean Parks und vor allem der leider als Interpret völlig unbekannte Michael Ruff (keyboards und wunderbarer Gesang) sorgen für ein auch heute noch gültiges und gutes Album.

Jazz und Midlife-Crisis

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[rating:5]

Joni Mitchell verlässt hier die experimentelle Phase ihres früheren Albums „Hissing Of The Summer Lawns“.  Und wendet sich entschieden und gekonnt dem Jazz sowie ernsten Themen einer Mittdreißigerin zu: Vergangene Jugend, im Bürgerlichen gestrandete Freunde, Einsamkeit auf Reisen.

Sind die Lyrics schon teilweise hypnotisch und genau wie etwa die Beschreibung der „Sharon“, so ist es die Musik erst recht. Ich kenne kein Album einer Singer/Songwriterin, welches so stimmig instrumentiert, so homogen und abwechslungsreich zugleich ist. Der Sound wird bestimmt von den schnell geschlagenen, offenen Jazzakkorden von Mitchell, zu denen die Musiker singenden Bass und fließenden Rythmusteppich gekonnt beisteuern. Selbst eine langsame Bar-Jazz Nummer wie „Blue Motel Room“ bekommt durch den gedeckten, mittigen Sound und den feinen Jazzbesen des Drummers unverwechselbare Klasse. Neil Young steuert einige klagende, verhauchte Harmonica-Töne bei.

Durch den prägenden, mittigen Gitarrensound von Mitchell, dem sich alle anderen Musiker geschmackvoll unterordnen, bekommen auch die schwächeren Songs des Albums eine Eindringlichkeit und einen Glanz, der eine wirklich gelungene Produktion auszeichnet. Mitchell rettet hier die lyrischen Bilder und die markanten Songstrukturen ihrer frühen (Folk-)Alben gekonnt hinüber in den Jazz und schafft ein völlig zeitloses Album.

Bemühter Jazzrock von Joni Mitchell mit wenigen Highlights

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[Rating:2.5]

Mit diesem Album und dem kurz davor entstandenen „The Hissing Of The Summer Lawns“ verabschiedeten sich die meisten Fans aus dem Lager der Folkies von der bis dahin überragend souveränen Songwriterin Joni Mitchell. Dies war das vierte Album nach den überragenden „Court And Spark“ sowie „Hejira“ und dem ambitionierten „Hissing Of..“ mit energischen Schritten zum Jazz-Rock und das letzte Album der Künstlerin, welches GOLD bekam. Nicht ganz zu unrecht aus heutiger Sicht:

Die lyrische Dichte und der Witz früherer Songs werden ersetzt durch schier endlose, wortreiche Tiraden über relativ beliebige Themen. Dazu einen wuchtigen, vom Bassisten Jaco Pastorius und den offenen Gitarrenakkorden Mitchell’s dominierten Lounge-Jazz. Zwar leisteten die Studio-Profis Alex Acuna und Don Alias (dr) ganze Arbeit und sorgten für einen sehr flüssigen, eleganten Rhythmusteppich. Der Ausnahmebassist Jaco Pastorius trägt mit seinem „fetten“ und stark in den Vordergrund gemischten Fretless-Bass den Sound auf eine abwechslungsreiche und elegante Weise (wie etwa mit den perkussiven tiefen Schlägen auf dem Titelsong). Doch die Beliebigkeit der melodischen Themen und Texte klingt, als wolle Mitchell Sound, Konzept und Stil ihrer überragenden Vorgängeralben im neuen Genre auf niedrigem Niveau kopieren.

Trotzdem ragen einige Songs wirklich heraus: Der Titelsong besticht durch die elegante und wuchtige Begleitung von Pastorius. Mit „Dreamland“ bringt Mitchell zu einem unglaublich dichten, schweren Samba-Beat schöne Assoziationen zu Ferien, Winter und Abreise zu Gehör. Mit den bündigen, satt arrangierten „Off Night Backstreet“ sowie „Otis And Marlena“ beweist sie Gespür für echte Pop-Jazz Hits, bleibt aber insgesamt zaghaft und unentschlossen.

Und wenn in dem schlicht überflüssigen, sich über mehr als 16 Minuten erstreckenden „Paprika Pleins“ Belanglosigkeiten ausgebreitet oder in „The Silky Veils Of Ardour“ fast kreischend gesungene Esoterik verbreitet wird, dann sind dies eben Tiefpunkte im Gesamtwerk einer überragenden Künstlerin.

Erst mit dem anspruchsvollen Jazz-Album „Mingus“ von 1979 und dem eleganten und glatten Jazz-Rock von „Wild Things“ (1982) fand Joni Mitchell wieder zu einer geschlossenen Darstellung von Lyrik und Musik zurück.

Pat Metheny haut live seine eigene "Best-Of" raus

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[rating:4]

Pat Metheny haut hier mit zwei famosen jungen Musikern als Live-Trio ein Art Retrospektive seines eigenen Werkes raus und wagt sich auch an anspruchsvolle Fremdkompositionen. Energetisch, experimentierfreudig und wirklich livehaftig kommen Stücke aus seinen tollen Frühwerken „Bright Size Life“ und „American Garage“ ebenso wie spätere Stücke.

Und Alles klingt wie neu: Durch das grollende, abwechslungsreiche Spiel von Grenadier am akustischen Bass und spannende, fiese kleine Rhythmusattacken des Drummers bekommen die Stücke Form und Farbe. Ein wunderbares Beispiel für konzertanten Jazz im Trio. Und auch für Pop-Freunde gut hörbar.

Anspieltipp: „James“ – wie dieser schlagerhaft schöne Standard durch die Live-Mangel gedreht wird, das hat Klasse.

Grateful Dead – The Very Best Of

Liebevolle „Best Of“ – gelungenes Remastering

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Es ist nicht jede/r ein „Dead Head“. Und die weniger harten Fans dieser zauberhaften Band finden hier eine schöne Zusammenstellung des umfangreichen Gesamtwerks. Anspieltip: „Franklin’s Tower“ – einen heftigeren Groove wird auch der jüngere Musikhörer kaum so schnell wieder finden.

Hervorzuheben ist der durchsichtige und differenzierte Sound des Albums; das Remastering wurde offenbar sehr professionell gemacht. Druckvolle und durchhörbare Bässe, sauber gestaffelte Gitarren und schön räumlich gestaffeltes Schlagwerk zeigen sehr schön, wie fließend und homogen diese Band musizierte. Und dass Grateful Dead schon vor 30 Jahren mit aufwändiger Bühnentechnik guten Sound machten, hört man hier sehr deutlich. Und wer dann auf den Geschmack gekommen ist, dem empfehle ich „Working Man’s Dead“, die wohl beste Country Platte einer Rockband überhaupt.

Emmylou Harris – (Live) At The Ryman

Magisch – das wohl beste Live-Album im female Country,
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[rating:5]
Bis die Dixie Chicks das ultimative Live-Album einspielen, trägt diese Aufnahme bei mir die Krone in der Sparte „Female Country – Live“. At The Ryman – das ist der „echte“ Titel dieses Ausnahmealbums. Benannt nach dem Ort des Geschehens, 1991 in einer kleinen, holzgetäfelten Halle, in der früher die legendäre „Grand Ole Opry“ untergebracht war. Ein rein akustisches Set mit einer sorgfältig zusammen gestellten Band aus Musikern, die wegen der sehr schwierigen mehrstimmigen Vocals vor allem auch gut singen können müssen. Mit einem fachkundigen, begeisterten Publikum und einer glänzend aufgelegten, heiteren Emmylou Harris.

Es beginnt mit dem fetzigen „Guitar Town“, einem Country Hit von Steve Earle. Es folgt „Cattle Call“, ein zutiefst traditioneller Cowboy Song, der durch gekonnten Satzgesang geadelt wird. Mit „Guess Things Happen That Way“ begibt sich die Band auf moderne Country Gleise, rührt Acapella mit „Hard Times“ auch Steine zu Tränen. Und gleitet dann mühelos und mit perfektem Swing und Satzgesang durch eine breite Auswahl überwiegend traditioneller Country-Songs, aus denen vor allem „Lodi“ von John Fogerty heraus sticht – lakonischer, trauriger und schmissiger haben das auch CCR nicht gespielt.

Großartige Live-Atmosphäre, gekonnte Interpretation, abwechslungsreiche Songauswahl, ein aufmerksames Publikum und ein toller, durchsichtiger Sound machen dieses Album zeitlos und gut.

Norah Jones langweilte mich

Risikoarme Musik für Stimmungshörer – angenehm und nicht weiter interessant,

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[Rating:2]

Ganz chauvinistisch gefragt: Kann eine schöne Frau langweilen? Mit diesem Album allerdings.

Es beginnt mit einem langsamen Walzer – Gitarre mit Cello und Gesang, mittleres Tempo (Wish I Could). Die schlichten Harmonien erinnern an Leonard Cohen. Das Tempo bleibt gleichmäßig und langsam, die Melodien schlicht bis zur Beliebigkeit. Es ist selten, dass ich mich durch ein Album zappe. Hier war es anders nicht auszuhalten.

Das reißt jedenfalls mich ebenso wenig vom Hocker wie das zaghafte zweite Album von Jones. Hier wird Musikdesign betrieben. Gleichmäßige Dynamik und sehr gleichförmige Tempi lassen einen Song wie den anderen erscheinen. Den letzten spannenden und ansprechenden Song der Künstlerin hörte ich auf ihrem letzten Album („Creepin‘ In“ – eine nette Up-Tempo-Nummer mit der glänzend aufgelegten Dolly Parton).

Dieses Album ist sehr gut geeignet für Menschen, die bei Musik nicht gern Überraschungen erleben. Und hat einen sehr angenehmen, ausgewogenen Sound. Ideal zum Autofahren oder als Musik zum Entspannen. Mehr aber auch nicht. Wahrscheinlich verhindert eine einflussreiche Plattenfirma nach dem überragenden kommerziellen Erfolg des Debütalbums hier mit Erfolg künstlerische Eigenständigkeit.

Es ist erstaunlich. Zusammen mit anderen Künstlern ist Mrs. Jones eine selbstsichere, souveräne und wegen ihrer schönen Stimme faszinierende Interpretin. Mit Bonnie Raitt live, mit Herbie Hancock im Studio oder auch mit Dolly Parton auf ihrem zweiten Album „Feels Like Home“ wirkt sie wie befreit vom Druck, die brave sanfte Traumverkäuferin der Plattenfirma sein zu müssen und liefert wirklich feine Musik ab.

Volkhochschulkurs in Jazz mit Spaßfaktor

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[Rating:3.5]

Ry Cooder tut hier, was er immer tat: Vergessene Volksmusik entdecken. Und landet beim Jazz von Jelly Roll Morton und Bix Beiderbecke sowie hawaianischen Hochzeitsmärschen. Mit ungewöhnlicher Instrumentierung (Tuba, Klarinetten, Vibraphon und viel Gebläse), elegantem Acoutic-Guitar Spiel und einem perfekten Gesangsquartett für die Vocalparts (man höre nur „Nobody“) entsteht hier eine musikalisch andere Welt – Jazz mit vielen Synkopen, seltsamen Arrangements und witzigen Texten („Shine“). Ein fast schon erzieherischer Ansatz. Bis auf den völlig unbekannten Gitarristen Spence, dessen wilde Synkopen Cooder als Gitarristen sehr beeinflusst haben, sind alle Komponisten der Titel verstorben. Aus den Liner-Notes Cooders erfahren wir viele Details zu Komponisten und Werk. Das ist liebevoll gemacht fast wie eine Fan- oder Klassikedition.

Dem Popfreund wird es nicht gefallen. Und doch ist dies eine der ersten „Pop-Jazz“ Platten, technisch perfekt gemacht mit hohem Repertoirewert. Versuchen Sie mal, gute Aufnahmen von Bix Beiderbecke zu bekommen. Und die erlesene Songauswahl wie etwa das lustige und aufwändig arrangierte „Big Bad Bill“ sorgen für Langzeitwert. Und dieses Album hat Gesangsparts vom anderen Stern. Sänger Bobby King und sein Vocalquartett sorgen für Gänsehaut mit ihren warmen, weichen und enorm druckvoll gesungenen Parts

Verschollene Coverversionen frisch auf den Tisch,

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Musik: [Rating:5] Sound [Rating:3]

Ry Cooder lebt von und mit der Gitarre. Aber sein eigentlicher Job lässt sich besser als „Musikforscher“ beschreiben. Wie er auf diesem Album völlig obskure Coverversionen (wie beispielsweise „Little Sister“, eine im Original völlig lahme Nummer von Elvis) mit flexiblen, eleganten Gitarrenparts (überragend: Sideman David Lindley), funkigem Bass (Tim Drummond) und elegantem Schlagzeug (Jim „BleibLocker“ Keltner) anreichert, das hat Klasse.

Das verzweifelte, oberauthentische „I Can’t Win“ mit grandiosem Satzgesang, das gospelhafte, vertrackt synkopierte „Trouble, You Can’t Fool Me“ ebenso wie das düster-treibende „Down In Hollywood“ (mit Chaka Khan als Backgroundsängerin) – jeder Song hat schon nach zwei Takten eine eigene Stimmung, Stil, perfekte Interpretation und Klasse. Jeder Song garantiert besser als das Original. Mit solchen Alben empfiehlt sich der Sessionmusiker für Top-Jobs.

Absolut ergreifend und versteckt ganz in der Mitte das rein instrumentale, ruhige und sanft schunkelnde „I Think It’s Going To Work Out Fine“: Besser kann ein einfaches kleines Volkslied nicht interpretiert werden.

Ein Ausnahmealbum mit extremem Langzeitwert wegen der ungewöhnlichen, abwechslungsreichen Songauswahl und der perfekten Interpretation.

Einziges Manko: Dies war angeblich das erste Digitalalbum bei einer Major-Plattenfirma überhaupt. Und das hört man leider (dünne Höhe, manchmal leichte Verzerrungen, farblose Mitten). Aber egal – Sound und Interpretation sind immer noch über fast jeden Zweifel erhaben.

Modernes Album einer altmodischen Blues-Lady,

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[Rating:4]

Wer wie Bonnie Raitt mit Little Feat, John Lee Hooker und allen anderen lebenden Blues Größen dreißig Jahre lang gute Platten eingespielt hat, muss niemandem mehr etwas beweisen. Und mit dieser charakteristischen, unterkühlten Stimme und einem absolut bedienten, authentischen (Slide-)gitarrenspiel schon gar nicht.

Der Opener kommt so treibend und entspannt, wie sich das Eric Clapton wohl seit Jahren wünscht. „God Was On The Water That Day“ ist ganz funkig mit subtilem Effekteinsatz und zwingendem Songaufbau. Mit „Love On One Condition“ geht es dann Richtung St. Louis. Wilde Triolen, Honkytonk und Bläser schütteln uns durch den Song – Dr. John lässt grüßen. Überhaupt gehört Raitt zu den seltenen Künstlern, die auch Pausen lassen. Da gibt es Unisono-Passagen, effektvolle Pausen, Strophen ohne Gitarre, komplizierte Bridges und alles, was der gute Musiker eben so kann und macht. Und die für meinen europäischen Geschmack doch manchmal etwas konventionellen 12-Takt Blues- und Rocknummern von Raitt glänzen auf diesem Album durch Abwesenheit.

So geht das dann Schlag auf Schlag – ein wirklich rundes Album. Selbst die etwas schmalzigen, auf Radio-Airplay schielenden „So Close“ und „I Don’t Want Anything Change“ wissen durch geschmackvolles Arrangement, schönen Gesang und abgeklärten Gänsehautfaktor zu überzeugen. Noch etwas mehr Mut zu Härte und Experiment, dies wären glatte 5 Punkte. Es ist mir ein Rätsel, warum Raitt mit so guten Alben nicht bekannter ist.