Jeanne Moreau ist nicht mehr „Viva Maria!“

Jeanne Moreau (Quelle: imdb.com)

Ich bin traurig. Die resolute Dame aus Frankreich, die mir immer wieder filmisch über den Weg lief und mein Bild der selbstbewussten, etwas distanzierten und trotzdem empathischen Französin im Film prägte, lange bevor ihr dann andere Damen wie Catherine Deneuve, Fanny Ardant oder Isabelle Huppert folgten. Für mich als Schauspielerin und Frau der Gegenentwurf zu ihrer bekannteren Zeitgenossin Brigitte Bardot, die mit Schmollmündchen und unsäglichen Filmen wie „Und ewig lockt das Weib“ nicht lange brauchte, um erst bekannt und danach vergessen zu werden.

Meine früheste (und lebhafteste-) Erinnerung ist ihre Rolle der weiblichen Che Guevara aus Irland in „Viva Maria!“ von Louis Malle, einer wirklich derben Revolutionskomödie. Heute undenkbar: Mit strahlendem Lächeln, Brust und Bein und wehendem Langhaar zerstört und bombt Moreau hier gegen die Diktatur und ist dabei ganz Dame. Mitte der 60er wurde hier ein Kult geschaffen, den amerikanische Darstellerinnen 40 Jahre (!) später mit „Bandidas“ nur noch kopieren konnten. Dann kamen für mich die anderen, „ernsten“ Filme mit ihr, allen voran „Jules und Jim“, und „Fahrstuhl zum Schafott“ – auch wenn das aus heutiger Sicht für manche altmodische und bemühte Filme sind. Die Leichtigkeit der Inszenierung und Kamera Truffeauts in seiner filmischen Dreiecksbeziehung, die düstere und von „cooler“ Musik (Miles Davis) getragene Inszenierung von Louis Malle – immer mittendrin diese große, etwas ungelenk wirkende Frau mit den suppentellergroßen Augen und dem Schalk im Mundwinkel – Moreau verkörperte auch in ihren dunklen Rollen für mich die moderne Frau, bevor mein Verstand überhaupt begriff, was das ist. Ein langes, erfülltes Leben hat sie gehabt, respektiert auch von späteren Generationen. Fast 90 ist sie geworden. Ein volles Leben.