Dominik Graf schreibt über Homicide

Ein renommierter deutscher Fernsehregisseur schreibt über eine amerikanische Krimiserie

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Die Serie Homicide – The Complete Series [DVD]  ist für einen Serienführer von nicht viel mehr als 100 Seiten Umfang ein hartes Thema.  Die  zwischen 1993 und 1998 im Auftrag des amerikanischen Senders NBC  in sieben Staffeln abgedrehte Serie hatte immerhin mehr als 120 Episoden und  stand mehrfach vor dem Aus. Der deutsche Regisseur und Cineast Dominik Graf hatte daher genug damit zu tun, den Gang  der Serie und deren wesentliche Inhalte knapp zu beschreiben. Er listet die in späteren Staffeln häufiger wechselnden Darsteller auf, beschränkt sich ansonsten auf die abrissartige Darstellung der einzelnen Staffeln und beschreibt stichpunktartig diejenigen Episoden, welche ihm (und mir) bemerkenswert erscheinen. Immerhin haben bei einzelnen  Episoden so renommierte Regisseure wie Steve Buscemi und Kathryn Bigelow (beides Oscar-Preisträger) Regie geführt. Und die Darsteller überbieten sich immer wieder in grandiosen Schauspielerleistungen (die Serie hat viele Emmys – den amerikanischen Fernseh-Oscar) gewonnen.

Die Fülle des Stoffes und die Art der Darstellung erzeugen eine gewisse Atemlosigkeit.  Graf beschränkt sich zumeist darauf, Highlights der Inszenierung und besonders gute Leistungen der Schauspieler zu würdigen. Er tut dies sehr detailfreudig und liebevoll, wenn der etwa die darstellerischen Leistungen von Ned Beatty und Melissa Leo würdigt oder die inquisitorischen Züge des schwarzen Detective Frank Pembelton (eine tragende Firgur von der 1-6 Staffel) beschreibt.

Anders als bei der profunden und sehr analytischen Darstellung des Filmwissenschaftlers Daniel Eschkötter  zur „Schwesterserie“ The Wire in derselben Reihe gelingt es Dominik Graf jedoch nicht, die unglaubliche Fülle des Stoffes von mehr als 120 Episoden zu bündeln und thematisch zuordnen. Zwar verortet er Homicide  problemlos als Krimiserie über Menschen, wo die  Aufklärung von Verbrechen nur Begleitung und Rahmenhandlung für allgemeine menschliche Probleme und Konflikte ist. Es fehlt jedoch der Serie ebenso wie der Darstellung der rote Faden, was aber vermutlich auch an den schwierigen Produktionsbedingungen dieser Serie und ihrer sehr episodischen Erzählweise liegt.

In jedem Fall machte die Darstellung Lust auf die Serie und bietet einen guten Überblick. Was mir manchmal fehlt, ist die Distanz des Autors, der oft den Standpunkt des Fans ein nimmt und etwas wahllos  Bezüge zu Musik und Filmen herstellt, die ihm wie diese Serie einfach gut gefallen.