Steve Earle – Sidetracks (2002)

Ein Flickenteppich mit vielen Perlen ist diese Sammlung 6 eigener und 7 fremder Songs, auf der Earle Material verwertet, welches sich in zehn Jahren Arbeit angesammelt hatte:

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Da haben wir krachenden Irish Folk wie bei „Dominick St.“ – so swingend und akustisch wie direkt von der grünen Insel. Es kommt Filmmusik wie das kernige Stück „Time Has Come Today“ mit einem Gastauftritt von Sheryl Crow, nicht verwendete Versionen anderer Alben (wie die beklemmende Ballade „Ellis Unit One“, wo Earle in Begleitung der Freshfield Four so beklemmend vom Gefängnis singt, als säße er immer noch drin) – das Stück war „über“ vom großartigen Album „I Feel Alright“ und Coverversionen vom Feinsten. Ob krachender Rock wie bei „Breed“ von Nirvana oder in „Time Has Come Today“; ob exzentrischer Akustik-Rock wie bei „Creepy Jackalope Eye“ – Earle findet immer den richtigen Stil, die richtige musikalische Sprache für jedes Material. Kein Wunder, wenn seine Produktionen etwa für Lucinda William für deren Grammy Winner „Car Wheels On A Gravel Road“ (1998) so rund und stilsicher sind.

Wie Earle beispielsweise „Willin“, die Truckerhymne des großen Lowell George erdet und sich knurrend aneignet und damit auch vom leichten Schmalz der Originalversion befreit. Oder „Johnny Too Bad“, ein unglaublich schwerer Reggae, der klingt, als wäre halb Texas im jamaikanischen Roots-Reggae versackt. Oder „My Uncle“ von den Flying Burrito Brothers in einer Live-Version – da werden die Kriegsdienstverweigerer im Bluegrass-Stil besungen. Zuletzt wringt Earle aus „My Back Pages“ von Bob Dylan jedes Stückchen Text aus dieser moralischen Ballade und eignet sie sich buchstäblich an – obwohl praktisch im Original-Arrangement immer auf seine Art.

Immer auf seine Art – ein gelungenes Album mit Sidetracks, die bei anderen Künstler selten im Verlauf einer ganzen Plattekarriere zusammen kommen. Eine der lohnensten Sammlungen von „B-Sides“, die ich kenne.