Jazz und Midlife-Crisis

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[rating:5]

Joni Mitchell verlässt hier die experimentelle Phase ihres früheren Albums „Hissing Of The Summer Lawns“.  Und wendet sich entschieden und gekonnt dem Jazz sowie ernsten Themen einer Mittdreißigerin zu: Vergangene Jugend, im Bürgerlichen gestrandete Freunde, Einsamkeit auf Reisen.

Sind die Lyrics schon teilweise hypnotisch und genau wie etwa die Beschreibung der „Sharon“, so ist es die Musik erst recht. Ich kenne kein Album einer Singer/Songwriterin, welches so stimmig instrumentiert, so homogen und abwechslungsreich zugleich ist. Der Sound wird bestimmt von den schnell geschlagenen, offenen Jazzakkorden von Mitchell, zu denen die Musiker singenden Bass und fließenden Rythmusteppich gekonnt beisteuern. Selbst eine langsame Bar-Jazz Nummer wie „Blue Motel Room“ bekommt durch den gedeckten, mittigen Sound und den feinen Jazzbesen des Drummers unverwechselbare Klasse. Neil Young steuert einige klagende, verhauchte Harmonica-Töne bei.

Durch den prägenden, mittigen Gitarrensound von Mitchell, dem sich alle anderen Musiker geschmackvoll unterordnen, bekommen auch die schwächeren Songs des Albums eine Eindringlichkeit und einen Glanz, der eine wirklich gelungene Produktion auszeichnet. Mitchell rettet hier die lyrischen Bilder und die markanten Songstrukturen ihrer frühen (Folk-)Alben gekonnt hinüber in den Jazz und schafft ein völlig zeitloses Album.