Modernes Album einer altmodischen Blues-Lady,

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[Rating:4]

Wer wie Bonnie Raitt mit Little Feat, John Lee Hooker und allen anderen lebenden Blues Größen dreißig Jahre lang gute Platten eingespielt hat, muss niemandem mehr etwas beweisen. Und mit dieser charakteristischen, unterkühlten Stimme und einem absolut bedienten, authentischen (Slide-)gitarrenspiel schon gar nicht.

Der Opener kommt so treibend und entspannt, wie sich das Eric Clapton wohl seit Jahren wünscht. „God Was On The Water That Day“ ist ganz funkig mit subtilem Effekteinsatz und zwingendem Songaufbau. Mit „Love On One Condition“ geht es dann Richtung St. Louis. Wilde Triolen, Honkytonk und Bläser schütteln uns durch den Song – Dr. John lässt grüßen. Überhaupt gehört Raitt zu den seltenen Künstlern, die auch Pausen lassen. Da gibt es Unisono-Passagen, effektvolle Pausen, Strophen ohne Gitarre, komplizierte Bridges und alles, was der gute Musiker eben so kann und macht. Und die für meinen europäischen Geschmack doch manchmal etwas konventionellen 12-Takt Blues- und Rocknummern von Raitt glänzen auf diesem Album durch Abwesenheit.

So geht das dann Schlag auf Schlag – ein wirklich rundes Album. Selbst die etwas schmalzigen, auf Radio-Airplay schielenden „So Close“ und „I Don’t Want Anything Change“ wissen durch geschmackvolles Arrangement, schönen Gesang und abgeklärten Gänsehautfaktor zu überzeugen. Noch etwas mehr Mut zu Härte und Experiment, dies wären glatte 5 Punkte. Es ist mir ein Rätsel, warum Raitt mit so guten Alben nicht bekannter ist.